Archiv für den Monat: Oktober 2013

REVIEW: THE WORLD ACCORDING TO TOMDISPATCH – LAUFENDE ZUSAMMENFASSUNG

T.Engelhardt (ed), „The World Acording to TomDispatch. America in the New Age of Empire“, London-New York: Verso, 2008 (siehe auch die Webseite tomdisptach.com)

INFORMATION: Dieser Blogeintrag versteht sich als laufende Zusammenfassung aller Review-Beiträge zu Tom Engelhardts Buch. D.h. jedes Mal, wenn ein neuer Beitrag verfasst wurde, wird eine Kurzzusammenfassung des neuen Beitrags dieser kumulierenden Zusammenfassung hinzugefügt. Das Ziel ist es, dass jemand mit wenig Zeit einen Schnelleinstieg finden kann.

ANMERKUNG: Die Reviewbeiträge zu Tom Engelhardts Buch sowie die kumulierende Zusammenfassung hier sollen und können eine eigene Lektüre dieses Buches bzw. der zugehörigen Webseite NICHT ersetzen! Sie sollen dazu anregen, sich seine eigenen Gedanken zu machen, sollen anregen, eigene Recherche folgen zu lassen, wären ein Erfolg, wenn jeder selbst mehr u.a. auf tomdispatch.com stöbert.

TEXT DER KUMULIERENDEN ZUSAMMENFASSUNG (Aktuell von 1-9)

Fassen wir kurz zusammen, was sich bisher ergeben hat: ausgehend von den philosophischen Reflexionen zum Phänomen einer markanten emergenten Komplexität des biologischen Lebens zeigte sich Kommunikation und eine funktionierende Öffentlichkeit als zentrale Bedingungen für das Funktionieren dieser Komplexität. Um dies gesellschaftlich zu ermöglichen wurden Verfassungen in Form moderner Demokratien geschaffen, in denen weitgehende Freiheitsrechte zum Schutze des Individuums verankert wurden (z.B. USA, Deutschland). Begleitet von heftigen Diskussionen wurden in Deutschland unter speziellen Bedingungen (‚Lauschangriff‘) eine Aufhebung solcher Rechte durch Regierungsstellen erlaubt; in den USA gibt es eine lange Geschichte von Ausdeutungen zum vierten Zusatz der Verfassung, die Stand 2013 — zwar nicht dem Wortlaut nach, aber faktisch — einer fast vollständigen Aufhebung dieser Freiheitsrechte gleichkommt. Engelhardt skizziert in der Einleitung zu seinem Buch die Entwicklung in den USA nach 9/11 als dramatische Verstärkung von Geheimdiensten und Militär in einer ‚unipolaren Welt‘. Dies wird begleitet durch eine weitgehende Abschottung der Regierung nach außen. Im ersten Kapitel zeigt Engelhardt anhand konkreter Daten, wie die Ereignisse von 9/11 auf eine medial imprägnierte Öffentlichkeit treffen, die — geprägt von den tiefsitzenden Bildern der Medien der letzten Jahrzehnte — die Ereignisse in einer bevorzugten Weise deuten; in einer Weise, die von der Regierung mitgesteuert wird und für bestimmte Pläne ausgenutzt werden. Engelhardt kann dann anhand einiger Fakten zum neuen Ground-Zero Mahnmal aufzeigen, dass es hier nicht um ein ’normales‘ Denkmal geht, sondern dass das Gedenken an das Ereignis und die Toten von 9/11 für eine bestimmte Politik in einer Weise ‚instrumentalisiert‘, die viele ernste Fragen aufwirft. In dem nachfolgenden Kapitel mit dem Titel ‚The Empire that Fell as it Rose‘ gibt es einen Briefdialog zwischen Tom Engelhardt und Jonathan Schell, in dem Schell anhand der historischen Daten zu dem Schluss kommt, dass die USA sich nach dem zweiten Weltkrieg scheinbar unaufhaltsam in eine imperiale — alles beherrschende — Macht entwickelt haben. Dass die US-amerikanische Regierung sich, gestützt auf ein alle Maßen sprengendes Militär im Verein mit einem Netzwerk von nicht mehr kontrollierbaren Geheimdiensten, in ein imperiales Machtdenken hinein gesteigert haben, das für die Realität weitgehend ‚erblindet‘ ist. In seiner Antwort sagt Engelhardt, dass er die Einschätzung von Schell zwar als Nichthistoriker nicht historisch-wissenschaftlich verifizieren kann, dass aber sein Wissen um die aktuellen Fakten in den USA das Bild von Schell ohne weiteres stützt (es folgt eine Aufzählung von Fakten). So sehr viele sehen, dass der Weg des Imperialismus eigentlich kein brauchbares Konzept für die Zukunft ist, so sehr sind aber selbst die (amerikanischen?) Kritiker von diesem imperialen Denken ‚verseucht‘ (‚brainwashed‘), dass sie sich nicht vorstellen können, wie denn ein nicht-imperiales Modell real funktionieren kann. In dem folgenden Kapitel „No longer the ‚Lone‘ Superpower“ beschreibt dann Chalmers Johnson dass die USA faktisch nicht mehr die einzige Super Macht sind. Mit Blick auf die Vergangenheit stellt er die Frage, ob und wie es den USA gelingt, das neuerliche Erstarken Chinas (und einiger anderer potentieller Konkurrenten wie z.B. Russland, Indien, Brasilien) in einem friedlichen Prozess aufzufangen, oder ob es bei der konkreten Konfrontationen in Asien (speziell China – Japan) schließlich doch wieder zu einem Krieg der Machtinteressen kommt, der vieles zerstört und wenig aufbaut? Nach allen bekannten Fakten drängt sich der Eindruck auf, dass die USA alles dazu tun, dass sich Japan aus seiner Neutralitätsrolle heraus begeben hat und unter Erstarkung von nationalistischen Traditionen die Beziehung zu China eher verschärft denn beruhigt. Die zunehmende Loslösung Taiwans von Japan und USA und eine stärkere Hinwendung zum Festlandchina spricht eine eigene Sprache. Im folgenden Kapitel ‚THE WIDER WAR‘ beschreibt Greg Grandin wie das Pentagon ‚den wilden Westen‘ in Lateinamerika entdeckte. Während unter Clinton Lateinamerika noch äußerst positiv gesehen wurde, erweckte Lateinamerika zur Zeit der Bush-Administration höchsten Argwohn. Nicht nur Rumsfeld sieht in Südamerika ein Aufmarschgebiet von Terroristen, sondern der damalige Chef von ‚Southcom‘, dem US-amerikanischen Militärbezirk für Lateinamerika, General Bantz Craddock listete für Südamerika nahezu alle Schrecklichkeiten auf, die sich ein Geheimdienst vorstellen kann. Verstehen kann man dies nur mit Blick auf den Ideologiewechsel im Pentagon: nach Auffassung der Pentagonstrategen kann sich der internationale Terrorismus mittels jeder bekannten Form von (organisierter) Kriminalität finanzieren, daraus folgern die Pentagonstrategen, dass jede Form von Gesetzeslosigkeit und Unordnung eine potentielle Brutstätte für Unterstützung des Terrorismus sein kann. Dies impliziert dann, dass z.B. funktionierende Diktaturen einen höheren Wert besitzen (da sie ja eine gewisse Ordnung induzieren) als alle Formen von ‚Protesten‘, demokratischen Bewegungen, usw. Damit wird der US-amerikanische Krieg gegen den Terror zu einer Strategie globaler Kontrolle aller Nationen (ausgenommen vielleicht England und Frankreich?)?), aller gesellschaftlichen Bereiche, bis hin in die Niederungen des täglichen Lebens. Im Buch gibt es ferner zwei unterschiedliche Berichte zu Iran. Einer stammt von Behzad Yaghmaian mit dem Titel ‚Will American Bombs Kill My Iranian Dreams?‘, der andere von Noam Chomsky mit dem Titel ‚What If Iran had Invaded Mexico?‘. Der Beitrag von Yaghmaian schildert die Sicht eines Betroffenen, eines Iraners, der aus dem Iran fliehen musste, US-Amerikaner wurde, als Wissenschaftler und Journalist aber immer wieder im Iran war und sich mit dem Iran auseinandersetzte. Noam Chomsky, US-Amerikaner, bekannter Wissenschaftler und politischer Schriftsteller, reflektiert auf das Verhalten der US-Regierung gegenüber dem Irak und auf das zugrundeliegende Denken. In einem kurzen Rückblick mache ich vorher darauf aufmerksam, dass die Beziehung USA – Iran eine Vorgeschichte hat, in der zunächst die USA — vertreten durch konkrete Personen — eine Unterstützerrolle für den Iran gegen die damaligen kolonial-imperialistischen Mächte England und Russland eingenommen hatte. Später wurden dann die USA selbst zu einer kolonial-imperialistischen Macht, die vor nichts zurückschreckte, um ihre Interessen zu vertreten. Yaghmaian schreibt als Iraner, der Amerikaner wurde, aber letztlich natürlich doch verbunden blieb mit seiner Herkunft. Während er einerseits das blutige Hin und Her zwischen der Bevölkerung und den jeweiligen Regimes in Iran erlebte, wird an ihm stückweise die Vielschichtigkeit dr US-amerikanischen Wirklichkeit sichtbar: für viele eine Weltoffenheit einerseits, dann aber auch faschistischen Tendenzen in der Bevölkerung und eine scheinbar skrupellosen Regierung, die vor nichts zurück zu schrecken scheint. Für Noam Chomsky (vgl. SS.71-76) ist die Art und Weise, wie die US-Regierung mit dem Thema Iran umgeht, eine gezielte Propaganda, um den Krieg vom Irak in den Iran zu tragen. Der Kongress kann hier wenig verhindern, da die aktuelle Verfassung der Regierung ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnet, legal kriegsähnliche Aktionen ausführen zu können, ohne den Kongress fragen zu müssen. Einschub: IRAK KRIEG VON 2003 – ANSCHLIEßEND WEIß MAN MEHR. Vor der Besprechung weiterer Artikel von tomdispatch.com direkt zum Irakkrieg von 2003 hatte ich auf den sehr ausführlichen und intensiv recherchierten Artikel in der englischen Wikpedia zum zum Irak Krieg 2003 (und den Folgen) verwiesen. Daraus konnte man entnehmen, dass die Bush-Regierung schon vor 9/11 2001 Pläne zur Invasion im Irak (und weiteren Staaten der Bush-Achse-des-Bösen) besaß. Es war dann das Attentat von 9/11 2011, das (unverhofft?) einen willkommenen Anlass bot, die US-amerikanische Öffentlichkeit für diese verdeckten Pläne zu mobilisieren. Dieser sehr lesenswerte Artikel zeigt sehr klar all die Fragwürdigkeiten dieses Krieges auf und es ist sehr erschreckend zu sehen, wie wenig kritischen Widerstand sowohl das politische amerikanische System als auch die überwiegende Mehrheit der Medien diesem Handeln der Regierung entgegen gesetzt hat. Damit rückt das politische System der USA bedenklich nahe an die manipulierten Parlamente in totalitären Staaten.

Themenlandkarte zu Engelhardt, Kap.8-33
Themenlandkarte zu Engelhardt, Kap.8-33

Fortsetzung folgt

 

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REVIEW: THE WORLD ACCORDING TO TOMDISPATCH – Teil 9

T.Engelhardt (ed), „The World Acording to TomDispatch. America in the New Age of Empire“, London-New York: Verso, 2008 (siehe auch die Webseite tomdisptach.com)

Diesem Text ging voraus: Teil 8.

ZWISCHENERGEBNISSE NACH Teilen 1-8

1) Fassen wir kurz zusammen, was sich bisher ergeben hat: ausgehend von den philosophischen Reflexionen zum Phänomen einer markanten emergenten Komplexität des biologischen Lebens zeigte sich Kommunikation und eine funktionierende Öffentlichkeit als zentrale Bedingungen für das Funktionieren dieser Komplexität. Um dies gesellschaftlich zu ermöglichen wurden Verfassungen in Form moderner Demokratien geschaffen, in denen weitgehende Freiheitsrechte zum Schutze des Individuums verankert wurden (z.B. USA, Deutschland). Begleitet von heftigen Diskussionen wurden in Deutschland unter speziellen Bedingungen (‚Lauschangriff‘) eine Aufhebung solcher Rechte durch Regierungsstellen erlaubt; in den USA gibt es eine lange Geschichte von Ausdeutungen zum vierten Zusatz der Verfassung, die Stand 2013 — zwar nicht dem Wortlaut nach, aber faktisch — einer fast vollständigen Aufhebung dieser Freiheitsrechte gleichkommt. Engelhardt skizziert in der Einleitung zu seinem Buch die Entwicklung in den USA nach 9/11 als dramatische Verstärkung von Geheimdiensten und Militär in einer ‚unipolaren Welt‘. Dies wird begleitet durch eine weitgehende Abschottung der Regierung nach außen. Im ersten Kapitel zeigt Engelhardt anhand konkreter Daten, wie die Ereignisse von 9/11 auf eine medial imprägnierte Öffentlichkeit treffen, die — geprägt von den tiefsitzenden Bildern der Medien der letzten Jahrzehnte — die Ereignisse in einer bevorzugten Weise deuten; in einer Weise, die von der Regierung mitgesteuert wird und für bestimmte Pläne ausgenutzt werden. Engelhardt kann dann anhand einiger Fakten zum neuen Ground-Zero Mahnmal aufzeigen, dass es hier nicht um ein ’normales‘ Denkmal geht, sondern dass das Gedenken an das Ereignis und die Toten von 9/11 für eine bestimmte Politik in einer Weise ‚instrumentalisiert‘, die viele ernste Fragen aufwirft. In dem nachfolgenden Kapitel mit dem Titel ‚The Empire that Fell as it Rose‘ gibt es einen Briefdialog zwischen Tom Engelhardt und Jonathan Schell, in dem Schell anhand der historischen Daten zu dem Schluss kommt, dass die USA sich nach dem zweiten Weltkrieg scheinbar unaufhaltsam in eine imperiale — alles beherrschende — Macht entwickelt haben. Dass die US-amerikanische Regierung sich, gestützt auf ein alle Maßen sprengendes Militär im Verein mit einem Netzwerk von nicht mehr kontrollierbaren Geheimdiensten, in ein imperiales Machtdenken hinein gesteigert haben, das für die Realität weitgehend ‚erblindet‘ ist. In seiner Antwort sagt Engelhardt, dass er die Einschätzung von Schell zwar als Nichthistoriker nicht historisch-wissenschaftlich verifizieren kann, dass aber sein Wissen um die aktuellen Fakten in den USA das Bild von Schell ohne weiteres stützt (es folgt eine Aufzählung von Fakten). So sehr viele sehen, dass der Weg des Imperialismus eigentlich kein brauchbares Konzept für die Zukunft ist, so sehr sind aber selbst die (amerikanischen?) Kritiker von diesem imperialen Denken ‚verseucht‘ (‚brainwashed‘), dass sie sich nicht vorstellen können, wie denn ein nicht-imperiales Modell real funktionieren kann. In dem folgenden Kapitel „No longer the ‚Lone‘ Superpower“ beschreibt dann Chalmers Johnson dass die USA faktisch nicht mehr die einzige Super Macht sind. Mit Blick auf die Vergangenheit stellt er die Frage, ob und wie es den USA gelingt, das neuerliche Erstarken Chinas (und einiger anderer potentieller Konkurrenten wie z.B. Russland, Indien, Brasilien) in einem friedlichen Prozess aufzufangen, oder ob es bei der konkreten Konfrontationen in Asien (speziell China – Japan) schließlich doch wieder zu einem Krieg der Machtinteressen kommt, der vieles zerstört und wenig aufbaut? Nach allen bekannten Fakten drängt sich der Eindruck auf, dass die USA alles dazu tun, dass sich Japan aus seiner Neutralitätsrolle heraus begeben hat und unter Erstarkung von nationalistischen Traditionen die Beziehung zu China eher verschärft denn beruhigt. Die zunehmende Loslösung Taiwans von Japan und USA und eine stärkere Hinwendung zum Festlandchina spricht eine eigene Sprache. Im folgenden Kapitel ‚THE WIDER WAR‘ beschreibt Greg Grandin wie das Pentagon ‚den wilden Westen‘ in Lateinamerika entdeckte. Während unter Clinton Lateinamerika noch äußerst positiv gesehen wurde, erweckte Lateinamerika zur Zeit der Bush-Administration höchsten Argwohn. Nicht nur Rumsfeld sieht in Südamerika ein Aufmarschgebiet von Terroristen, sondern der damalige Chef von ‚Southcom‘, dem US-amerikanischen Militärbezirk für Lateinamerika, General Bantz Craddock listete für Südamerika nahezu alle Schrecklichkeiten auf, die sich ein Geheimdienst vorstellen kann. Verstehen kann man dies nur mit Blick auf den Ideologiewechsel im Pentagon: nach Auffassung der Pentagonstrategen kann sich der internationale Terrorismus mittels jeder bekannten Form von (organisierter) Kriminalität finanzieren, daraus folgern die Pentagonstrategen, dass jede Form von Gesetzeslosigkeit und Unordnung eine potentielle Brutstätte für Unterstützung des Terrorismus sein kann. Dies impliziert dann, dass z.B. funktionierende Diktaturen einen höheren Wert besitzen (da sie ja eine gewisse Ordnung induzieren) als alle Formen von ‚Protesten‘, demokratischen Bewegungen, usw. Damit wird der US-amerikanische Krieg gegen den Terror zu einer Strategie globaler Kontrolle aller Nationen (ausgenommen vielleicht England und Frankreich?)?), aller gesellschaftlichen Bereiche, bis hin in die Niederungen des täglichen Lebens. Im Buch gibt es ferner zwei unterschiedliche Berichte zu Iran. Einer stammt von Behzad Yaghmaian mit dem Titel ‚Will American Bombs Kill My Iranian Dreams?‘, der andere von Noam Chomsky mit dem Titel ‚What If Iran had Invaded Mexico?‘. Der Beitrag von Yaghmaian schildert die Sicht eines Betroffenen, eines Iraners, der aus dem Iran fliehen musste, US-Amerikaner wurde, als Wissenschaftler und Journalist aber immer wieder im Iran war und sich mit dem Iran auseinandersetzte. Noam Chomsky, US-Amerikaner, bekannter Wissenschaftler und politischer Schriftsteller, reflektiert auf das Verhalten der US-Regierung gegenüber dem Irak und auf das zugrundeliegende Denken. In einem kurzen Rückblick mache ich vorher darauf aufmerksam, dass die Beziehung USA – Iran eine Vorgeschichte hat, in der zunächst die USA — vertreten durch konkrete Personen — eine Unterstützerrolle für den Iran gegen die damaligen kolonial-imperialistischen Mächte England und Russland eingenommen hatte. Später wurden dann die USA selbst zu einer kolonial-imperialistischen Macht, die vor nichts zurückschreckte, um ihre Interessen zu vertreten. Yaghmaian schreibt als Iraner, der Amerikaner wurde, aber letztlich natürlich doch verbunden blieb mit seiner Herkunft. Während er einerseits das blutige Hin und Her zwischen der Bevölkerung und den jeweiligen Regimes in Iran erlebte, wird an ihm stückweise die Vielschichtigkeit dr US-amerikanischen Wirklichkeit sichtbar: für viele eine Weltoffenheit einerseits, dann aber auch faschistischen Tendenzen in der Bevölkerung und eine scheinbar skrupellosen Regierung, die vor nichts zurück zu schrecken scheint. Für Noam Chomsky (vgl. SS.71-76) ist die Art und Weise, wie die US-Regierung mit dem Thema Iran umgeht, eine gezielte Propaganda, um den Krieg vom Irak in den Iran zu tragen. Der Kongress kann hier wenig verhindern, da die aktuelle Verfassung der Regierung ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnet, legal kriegsähnliche Aktionen ausführen zu können, ohne den Kongress fragen zu müssen.

AUSBLICK

Themenlandkarte zu Engelhardt, Kap.8-33
Themenlandkarte zu Engelhardt, Kap.8-33

 

Angesichts der Fülle und Anzahl der noch ausstehenden Themen hier eine Art ‚Themenlandschaft‘ der noch ausstehenden Themen. Die Gruppierung der Themen stammt von mir, ebenso die favorisierten Abfolge. Die benutzten deutschen Schlagworte repräsentieren nicht die Titel sondern einige der Hauptthemen in den jeweiligen Beiträgen. Letztlich sind dies alles nur Maßnahmen, um die Fülle der Aspekte ein wenig zu strukturieren. Jedem Interessierten sei empfohlen, die Texte selber zu lesen (übrigens: auch online möglich, auf tomdispatch.com).

IRAK KRIEG VON 2003 – ANSCHLIEßEND WEIß MAN MEHR

Bevor hier jetzt weitere Artikel von tomdispatch.com direkt zum Irakkrieg von 2003 referiert werden, sei direkt verwiesen auf den sehr ausführlichen und intensiv recherchierten Artikel in der englischen Wikpedia zum Irak Krieg 2003 (und den Folgen). Daraus kann man entnehmen, dass die Bush-Regierung schon vor 9/11 2001 Pläne zur Invasion im Irak (und weiteren Staaten der Bush-Achse-des-Bösen) besaß. Es war dann das Attentat von 9/11 2011, dass (unverhofft?) einen willkommenen Anlass bot, die US-amerikanische Öffentlichkeit für diese verdeckten Pläne zu mobilisieren. Die zwei Hauptargumente, die in den Vordergrund geschoben wurden, war die angebliche Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak (und die angebliche Fähigkeit des Iraks, diese vor den Küsten Amerikas abfeuern zu können), sowie die angebliche Verbindung von Saddam Hussein zu jenen Terrorgruppen, die man für den Anschlag in New York verantwortlich machte. Alles, was seitdem bekannt geworden ist, legt den Schluss nahe, dass alle diese Behauptungen nicht nur falsch waren, sondern dass sowohl die Argumente dafür massiv manipuliert worden sind und die Versuche, diese Manipulationen aufzudecken, ebenfalls massiv attackiert wurden. Dass der US-amerikanische Kongress und Senat 2002 diese offensichtlichen Lügen und Manipulationen nicht aufdeckte sondern mit großer Mehrheit billigte, ist sehr erschreckend und rückt das politische amerikanische System in eine Nähe zu manipulierten Parlamenten in totalitären Staaten. Die Analysen zu den amerikanischen Medien zeigen ferner, wie hochgradig unkritisch die überwältigende Mehrheit der Medien in den USA sich zu diesen Fragen verhielt; sie haben praktisch nur die ‚Propaganda‘ der Regierung wiederholt und verstärkt. In dieses Bild passt auch, dass die Zählung der zivilen Toten während des Krieges und während der nachfolgenden amerikanischen Besatzung im Irak offiziell nicht unterstützt wurde. Das propagandistische Bild vom schnellen und sauberen Krieg sollte nicht beschmutzt werden. Spätere unabhängige und sehr ernsthafte Untersuchungen (siehe: Analyse der zivilen Toten) kommen auf erschreckende Zahlen: ca. 60.000 bis April 2007, 654.965 bis Juni 2006, 1.033.000 bis April 2009. Ganz zu schweigen von den hunderttausenden von irakischen Flüchtlingen, deren Elend weder von der Mehrzahl der (meist politisch abhängigen) US-amerikanischen Medien noch vom US-Kongress oder Senat zur Kenntnis genommen wurden. Die Toten vom Ground Zero, so schrecklich sie natürlich sind, verdunkeln den Blick für die ‚anderen Toten‘; es sind ja keine US-Amerikaner. Ein anderer Aspekt ist die ‚Legalität‘ des Vorgehens der Bush-Administration. Dazu gibt es viele Untersuchungen. Zumindest bestehen starke Zweifel an der Legitimität des Vorgehens. Es gab sogar inneramerikanisch einen offiziellen Versuch, zumindest gegenüber Dick Cheney ein Impeachment-Verfahren anzustrengen (vgl. Impeachment gegen Cheney, siehe auch: Kongressmitglied Dennis Kucinich (D-Ohio) hat eine Impeachment-Klage eingereicht). Der erste Antrag wurde schlicht nicht behandelt und der zweite Versuch endete bei der Mehrheit des Kongresses, der dagegen war. Dabei waren es nicht nur die Stimmen der Republikaner, die dagegen waren, sondern führend auch Nancy Pelosi von den Demokraten (die 2013 auch den Versuch von Republikanern und Demokraten blockiert hatte, eine Resolution gegen die Aktivitäten der US-amerikanischen Geheimdienste einzubringen).

Fortsetzung folgt

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MACHT DES AUGENBLICKS; DAS KLEINE UND DAS GANZE

1) Wer kennt das nicht: man ist bei einer Veranstaltung (im Betrieb, Firma, Behörde, Verein,…), einzelne leiten die Veranstaltung; das Ganze ist nicht unbedingt ganz perfekt, aber da man weiß, dass alle permanent unter vielfachem Stress stehen, Zeitlimits haben, sich aber trotzdem bemühen, ihren Job richtig und gut zu machen, dann sieht man über das eine oder andere Detail schon mal weg, wenn die Formulierung nicht genau passt.
2) Dann gibt es — fast unweigerlich ? — die Kollegen oder Kolleginnen, die sich mit einem Sachbeitrag einbringen, bei dem man schon vom ersten Moment an spürt, dass es natürlich nicht nur (wenn überhaupt) um die Sache geht. Der Tonfall hat eine gewisse Schärfe und Gereiztheit, die Gewichtung der Fakten ist auffällig, verbindet sich mit mindestens spitzen Andeutungen, mit Unterstellungen, oder es wird sogar sofort die große Keule ausgepackt, um bestimmte Aussagen oder den ganzen Vortrag nieder zu knüppeln.
3) Natürlich kann es sachlich bedingt Punkte geben, die man kritisieren kann oder sogar muss. Das kann man grundsätzlich immer so machen, dass man die betroffenen Personen nicht verletzt, sie vielleicht sogar aufbaut, um positiv mit den Sachproblemen umzugehen. Doch diejenigen Menschen, die als ‚Krieger‘ auftreten haben ein ganz anderes Problem; sie selbst sind das Problem. Sie stecken im Gefüge einer Psyche, die verformt und verspannt ist, die ihnen selbst keine Chance zur Gelassenheit, Ruhe, Sachlichkeit gibt. Sie sind in gewisser Weise ‚Getriebene‘ ihrer unbewältigten Spannungen und Enttäuschungen, die sie sie zu einem Auftreten ‚treiben‘, das den anderen nur begrenzt wahrnimmt, das sein Heil in einem ‚Niedermetzeln‘, in einer Demütigung der anderen sieht, in der vergeblichen Hoffnung, dadurch die eigenen Probleme gelöst zu bekommen. Sie ernten kurzfristig vielleicht eine momentane Befriedigung, eine ‚Gewalttat‘ gegen andere ausgeführt zu haben, aber diese Befriedigung hält nicht an, ist nicht von Dauer; letztlich verstärkt dieses Verhalten nur ihre innerlichen Verquerungen und Entleerung. Auf Dauer wird es keinesfalls besser, eher schlimmer.
4) Solange es andere gibt, die ’stark‘ genug sind, psychische Störungen aufzufangen und auszugleichen, kann dies alles trotzdem einigermaßen funktionieren. Wenn aber die Verletzungen und Störungen zunehmen, wenn es zum guten Ton wird, sinnlos aufeinander ‚einzudreschen‘, dann verliert das ganze System seinen Zusammenhang, dann werden auf Dauer alle ‚krank‘, verstört, verletzt, leidend, depressiv, ‚outgeburnt‘ …. im Grenzfall haben wir lauter akribische Egomanen vor uns, (das sind keine ‚Autisten‘, da Autisten genetisch bedingte Verhaltensbesonderheiten aufweisen, für die sie nichts können), von denen jeder nur sich selbst sieht, und seine eigenen Werte für die allein seligmachenden hält. Dies ist eine Form von Desintegration, von Entkopplung vom Ganzen, von sozialer Isolation. Das kann nicht funktionieren (dass ein akribischer Egomane mit sich selbst zufrieden ist kann kein Maßstab sein; ein einzelner alleine kann niemals ein Maßstab für das Ganze sein!).
5) In gewisser Weise berührt diese Sachlage sogar das vorausgehende Thema mit der Spezialisierung und Interdisziplinarität. Die Wissensvermehrung bei anhaltenden Kapazitätsgrenzen bei den Menschen führt zwangsweise zu mehr Spezialisierung, sprich Einschränkungen, die nur durch eine parallel verfügbare Interdisziplinarität aufgefangen werden kann. Während das Wort ‚Interdisziplinarität‘ den meisten leicht über die Lippen kommt, ist aber das Gefüge an Inhalten, Verhaltensweisen und Einstellungen, die dazu gehören, vielen — den meisten ? — weniger vertraut. Akribische Egomanen sind mit Sicherheit ungeeignet für Interdisziplinarität. Sie sind geradezu ‚tödlich‘. Wenn wir also auf der einen Seite einen erhöhten gesellschaftlichen Bedarf an Menschen haben, die Interdisziplinarität ‚leben‘ können sollten (Denken, Fühlen, Handeln, Kommunizieren…), auf der anderen Seite aber das Phänomen der akribische Egomanen beobachten, die als Krieger auftreten, dann ist klar, dass es hier eine vielfältige Herausforderung gibt, wie wir uns gemeinsam, immer wieder neu, jeden Tag, zu mehr konstruktiven Miteinander befähigen können. Ein konstruktives Miteinander ist für eine zukunftsorientierte Gesellschaft lebensnotwendig.
6) Damit wird klar, dass jeder ‚Augenblick‘ zu dem Augenblick wird, wo sich Zukunft entscheidet. Was immer in der Vergangenheit war, im aktuellen Jetzt geht es darum, was wir JETZT tun, um das MORGEN so zu gestalten, dass wir alle zusammen menschenwürdig leben können. Welche Fehler jemand auch in der Vergangenheit gemacht haben mag, in jedem Augenblick hat er/sie die Chance, sein Verhalten zu ändern, es neu zu orientieren, sich neu einzubringen.
7) Unabhängig davon gibt es das Denken in Kategorien von ‚Vergeltung‘, ‚Rache‘, ‚Strafe‘ usw. Dieses Denken ist nicht zukunftsorientiert! Strafe hat keinen Sinn ‚in sich‘; der einzige Sinn besteht darin, das Leben, von dem wir alle nur ein kleiner Teil sind, in Würde ‚zukunftsfähig‘ zu machen. Extrem gesprochen: wenn der Mörder von gestern ab jetzt das ‚Richtige‘ tun würde, mit Überzeugung, mit Entschiedenheit, dann wäre dies ein großer Gewinn, es wäre das Maximum.
8) Andererseits sind die Fälle, in denen ein Mensch, der sich gegen andere gewendet hat, der andere Menschen verletzt, gequält, misshandelt, oder getötet hat, dass solch ein Menschen sich radikal wandelt, bisher eher selten und die Gesellschaft versucht sich, vor jenen, die sie bedrohen, zu ’schützen‘. So sehr dies einerseits verständlich ist, es markiert eine gesellschaftliche Schwachstelle; es markiert unsere begrenzte Fähigkeit als Gesellschaft, alle so mitzunehmen, dass niemand den anderen bedrohen, quälen, töten müsste. Die Anzahl der Gefängnisse (und ähnlicher Anstalten) in einem Land sind sicher ein Gradmesser für die Fähigkeit der Gesellschaft dieses Landes, ihr Leben miteinander positiv-konstruktiv zu gestalten.
9) Kurzum, wenn wir die Welt als Ganze verändern wollen, dann müssen wir den aktuellen Augenblick verändern: im JETZT, und nur im JETZT, entscheidet sich das MORGEN. Wer JETZT nicht weiß, was er tun soll oder sich JETZT nicht fähig fühlt, das Richtige zu tun, der ist in dieser Zeitspanne für die ZUKUNFT ‚verloren‘; sein Beitrag findet nicht statt.
10) Was kann ‚ich‘ schon tun, sagen viele. Ich bin so unbedeutend. Wer hört schon auf mich? Einer/ eine von vielen Milliarden.
11) Das stimmt, einer alleine ist scheinbar ’nichts‘ gegenüber den vielen Milliarden. Es gehört aber zur Besonderheit der menschlichen Population, das ‚im Prinzip‘ jeder einzelne Mensch unabhängig vom Kontext, gegen den Kontext einen Entscheidung fällen kann. Bildlich gesprochen, wenn alle Mitarbeiter eines weltweiten Konzerns, von jetzt auf gleich sich weigern würden, ihre Arbeit fortzusetzen, dann wäre dieser Konzern praktisch erledigt. Wenn alle Bewohner eines Landes sich weigern würden, ein bestimmtes Regierungshandeln zu akzeptieren, wäre die Regierung erledigt. usw. Natürlich ist es unter normalen Umständen kaum vorstellbar, dass so viele einzelne Menschen sich in ihrem Verhalten so umfassend ‚koordinieren‘ würden. Doch es ist wichtig, sich klar zu machen, dass der einzelne in der Koordinierung mit den anderen einzelnen sich quasi ‚emergent‘ zu einer ‚Superperson‘ transformieren kann, und diese ‚Superperson‘ kann dann aktuelle Manager, Machthaber usw. außer Kraft setzen (was in der Vergangenheit durch vielfältige Formen von Aufständen und Revolutionen, ja auch Modebewegungen, Zeitströmungen, stattgefunden hat). In Ländern wie Rußland, China, USA, Brasilien, Südafrika, Indien, Deutschland usw. ist dies geschehen und kann es jederzeit wieder geschehen. Um dem vorzubeugen, versuchen alle Regierungen seit jeher, alle Faktoren zu kontrollieren, die die Bildung einer Koordinierung zwischen den einzelnen möglichst nur unter ihrer eigenen Kontrolle erlaubt (Gesetze, Polizei, Militär, Zensur der Presse, Zensur des Internets, Propaganda (auch als Werbung oder als Blockbuster im Kino), Abschottung des Regierungshandelns durch Klassifizierung als ‚Staatsgeheimnis‘,…)). Neben der Anzahl der Gefängnisse wäre daher auch die Anzahl der real freien und unzensierten Medien ein Gradmesser für den Entwicklungszustand einer sich selbst koordinierenden Gesellschaft (und natürlich noch viel mehr…).
12) Bleibt die Frage, woraus oder woher die Menschen die ‚Kraft‘, die ‚Motivation‘ beziehen sollen, sich den ’negativen‘, ‚des-integrativen‘ Strömungen entgegen zu stellen?
13) Im Grunde liegt die Antwort ‚in uns‘: das gesamte Biologische Leben — von dem wir als Menschheit ein kleiner Teil sind — ist ein kontinuierliches ‚Echo‘ auf die Erde, wie sie in einem dramatischen Prozess zu dem geworden ist, was sie heute ist; ein Prozess der beständig weiter gehen wird. Alles was wir sind, was wir denken können, verdanken wir der Vorgabe um uns herum. In dem Maße, wie unsere Denkfähigkeit zunahm, wie unser Verhalten Technik, Wirtschaft, Kultur hervorgebracht hat, haben wir unsere Umgebung zwar ‚mit gestaltet‘, aber ohne die direkte und nachhaltige Korrespondenz zur Umgebung würden wir uns unmittelbar in atomaren Feinstaub auflösen. Bis in die letzten Winkel unserer Zellen existieren wir nur durch eine mittels Energie aufgebaute Energiedifferenz; ohne diese milliardenfachen Energiedifferenzen (im Gehirn) wäre unser ‚Bewusstsein‘ eine reine Nacht und unser Körper Tod. Im Zentrum unseres materiell-energetischen Daseins sind wir durch und durch eingebunden in den Quantrenraum des Universums und damit eingebunden in das Unfassbare, was Einstein Energie nannte. Energie ist alles und nichts; Energie hat keinen Anfang und kein Ende. Sie ist ‚untödbar‘; Energie enthält alle Dynamiken und Gesetze in einem. Energie ist der Ursprung aller Materie.
14) Die Spur des Lebens in diesem Universum zeigt eine unverwechselbare Handschrift und induziert eine eigene Logik, die Logik des Lebens. Wer sie missachtet stirbt von alleine; wer sie befolgt findet sich in der Spur des Lebens wieder und findet eine Erfüllung, die sich aus dem Leben selbst ergibt. Im grundsätzlichen Sinne ist uns der Zugriff darauf entzogen; in einem abgeleiteten Sinne sind wir aktive Teilnehmer und können Einfluss nehmen. Vielleicht verstehen wir es irgendwann besser.

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SPEZIALISIERUNG und INTERDISZIPLINARITÄT – Ein seltsames Paar

Anmerkung: Die folgenden Gedanken wurden angeregt durch ein Gespräch mit einem Kollegen am Mo, 14.Oktober 2013, mittags im Relax,in Frankfurt.

KOMPLEXITÄT UM UNS HERUM

1) Eine entwickelte Gesellschaft ist ein sehr vielschichtiges Gebilde. Ein einzelnes Haus verlangt zu seinem Bau verschiedene Spezialisten; bei großen Bürogebäuden und Wolkenkratzern ist es eine ganze Armada von Spezialisten. Ähnliches gilt für Fahrzeuge, Verkehrsverbindungen, Kanalsysteme, überhaupt Infrastrukturen, für das Management großer Institutionen und Firmen, für die Produktion wissensintensiver Produkte, usw.

MENSCHEN HANDELN MIT WISSEN

2) Doch, wie komplex eine Gesellschaft auch sein mag, die Handlungsknotenpunkte werden bislang noch von Menschen gebildet; Menschen die wahrnehmen, die interpretieren, die planen, die entscheiden, die Ziele formulieren usw. Nennen wir die Gesamtheit der ‚internen Faktoren‘ der handelnden Menschen vereinfachend ihr ‚Wissen‘.

BEGRENZTE KAPAZITÄTEN

3) Obwohl dieses Wissen sich im Laufe des Lebens ‚verändern‘ kann, ist die jeweils ‚aktuelle Verarbeitung‘ sehr begrenzt, endlich. Man kann pro Zeiteinheit nicht beliebig viel an Ereignissen aufnehmen und verarbeiten. Will man dennoch ‚mehr‘ Informationen verarbeiten als der vorhandene Wissensmechanismus (das darunter liegender Gehirn) zulässt, dann kann die Technik des Chunking begrenzt helfen: man führt eine Vielzahl von irgendwie zusammenhängenden Elementen unter einem neuen ‚Namen‘ zusammen. Der Name verbraucht weniger Verarbeitungskapazität, verweist aber auf seine ‚assoziierten Elemente‘.
4) Hierzu wäre sehr, sehr viel im einzelnen zu sagen. Für den aktuellen Zusammenhang ist nur wichtig, dass die Verarbeitungskapazität der Menschen sich im Laufe von Jahrhunderten bislang nur geringfügig — wenn überhaupt — verändert hat. In dem Maße also, in dem sich das ‚Wissen verfeinert‘ und zugleich die Komplexität der erfahrbaren Gesellschaft zunimmt (immer mehr Menschen, immer mehr verschiedene Objekte, immer mehr Abläufe, immer mehr Publikationen, … und das Ganze auch immer schneller) werden die endlichen Verarbeitungskapazitäten der Menschen ‚überlastet‘; er verliert den Überblick bzw. den ‚Zusammenhang‘: es wird immer unklarer, wie die einzelnen Dinge mit den anderen im Zusammenhang stehen.

SPEZIALISIERUNG ALS AUSWEG

5) Will man einem Ideal von ‚Vollständigkeit‘ und ‚Korrektheit‘ (welchem genau? Wie ist es definiert?) genügen, bleibt nur ein Ausweg: ‚Spezialisierung‘ durch Einschränkung auf Teilbereiche. Damit gewinnt man wieder etwas mehr Kontrolle über die Elemente des eingeschränkten Bereiches; andererseits gibt es dann aber auf jeden Fall auch Bereiche, die ‚außen vor‘ bleiben, es sei denn, man vermehrt die Anzahl der Spezialisten. Nehmen wir mal idealisierend an, dass eine menschliche Gesellschaft, in dem Maße, wie sie einschränkt, die Anzahl der Spezialisten vermehrt, so dass kein Bereich außerhalb der Kontrolle verbleibt.
6) Im Grenzfall haben wir dann Spezialisten für einen Bereich A mit Methoden M(A) und einen Bereich B mit Methoden M(B). Per definitionem wissen die Spezialisten von A nichts vom Bereich B und kennen auch nicht die Methoden, und umgekehrt.
7) Aus dem Alltag wissen wir auch, dass wir zunehmend Aufgaben lösen müssen, in denen sich Bereiche A, B, C, … mischen, nicht einfach nur ’nebeneinander‘, sondern in vielfältigsten Wechselwirkungen R1(A,C), R2(B,A), R3(R1(A,C), R2(B,A)) usw. Wenn man jetzt nicht will — und es wäre auch unrealistisch — dass jeder Alles kennenlernt (das war ja vor der Spezialisierung), muss ein Weg gefunden werden, wie die verschiedenen Spezialisten trotz ihrer Spezialisierung irgendwie ‚miteinander‘ kommunizieren und planen können. In einer formalen Theorie zieht man dann eine neue ‚Metaebene‘ ein, in der die Elemente von A und von B jeweils in neuer Form ‚abstrahiert‘ als ‚abstrahierte Elemente‘ vorkommen und man dann auf diese Weise quasi ‚über sich‘ sprechen kann, ohne die Details des anderen Bereiches voll verstehen zu müssen (und verstehen zu können).

INTERDISZIPLINARITÄT IST GEFORDERT

8) Eine solche gemeinsame Metaebene zu M(A) und M(B) gibt es aber nicht automatisch. Sie muss von allen Beteiligten konstruktiv ‚erarbeitet‘ werden. Das moderne Systemsengineering ist ein Beispiel für solch ein Vorgehen. Im Systemsengineering wurden allgemeine Prozessmodelle erarbeitet, in denen es unterschiedliche Rollen für Akteure gibt, bestimmte Interaktionsmuster, die nicht auf die Besonderheiten eines Bereichs eingehen, sondern nur auf die Art und Weise, wie Spezialisten miteinander interagieren sollten, damit sie gemeinsam eine Lösung finden können unter Befolgung allgemeiner Richtlinien.
9) Da wir seid Hilbert, Goedel und Turing wissen, dass es selbst im Bereich der rein formalen Systeme keine völlig abschließbaren Systeme gibt — geschweige denn im Bereich des Biologischen oder des Gesamtphysikalischen –, ist der Bezug auf eine einzelwissenschaftliche Domäne sowieso ein Kompromiss mit der Wirklichkeit, der nur durch gleichzeitige Bejahung des je größeren Ganzen akzeptiert werden kann.

INTERDISZIPLINARITÄT IST KEIN AUTOMATISMUS

10) Die Alltagserfahrung zeigt, dass die Fähigkeit zum interdisziplinären Arbeiten sich NICHT automatisch ergibt. Interdisziplinär zu arbeiten erfordert neben den fachlichen Kenntnissen ein hohes Maß an Selbstreflexion, Empathie und psychologische Balance und muss genauso mühsam gelernt werden wie alle anderen Fähigkeiten auch. Und wie generell das Vorkommen jeder Fähigkeit in einer Gesellschaft einer Normalverteilung (‚Glockenkurve‘) unterliegt, so gibt es auch nur wenige Menschen, die genügend Fähigkeiten besitzen, solche komplexen interdisziplinären Aufgaben wahrnehmen zu können.
11) Es deutet sich an, dass die Zunahme an Spezialisierung nur dann nicht in eine moderne Form von gesellschaftlicher Agonie führt, wenn parallel dazu die Fähigkeit interdisziplinär zu arbeiten verbunden mit der Entwicklung geeigneter interdisziplinärer Methoden im notwendigen Umfang mit entwickelt und ausgebaut wird. Ich habe selbst schon erlebt wie mit summa cum laude Promovierte im Rahmen von Teams und Aufgaben weitgehend versagt haben. Sie waren nicht in der Lage, ihre eigene Position als Teil eines Netzwerkes von Positionen zu erkennen, zu reflektieren und konstruktiv einzubringen; das Ergebnis war Paralyse, Stillstand, emotionaler Stress, Mobbing, Scheitern.

NOCH MEHR KOMPLEXITÄT

12) Die Entwicklung von mehr und leistungsfähigeren interdisziplinären Vorgehensmodellen verbessert einerseits die Problemlösungskapazität einer Gesellschaft, zugleich erhöht sich aber auch unweigerlich die Komplexität. Es stellt sich die Frage, wie weit kommen wir als Menschen mit unseren aktuellen Wissensstrukturen? Vermutung: wenn wir unsere menschlichen Wissensstrukturen (Gehirn, Körper) nicht substantiell ändern können (Genetisch, durch Prothesen, …) dann gibt es sehr bald eine endliche obere Schranke von Prozessen, die wir noch einigermaßen fehlerfrei managen können. Jenseits dieser realen endlichen Grenze erzeugen wir mehr Fehler als Lösungen. Gemessen an der universellen Aufgabe, das ‚Leben‘ auf der Erde über den absehbaren Wärmetod durch die Aufblähung der Sonne hinaus zu bewahren dürfte die aktuelle Leistungsfähigkeit möglicherweise zu gering sein.
13) Kulturtechnisch gibt es ja seit den 40iger Jahren des 20.Jahrhunderts programmierbare (und prinzipiell selbst lernende) Maschinen, die rechnen können (Computer). Angeregt durch die potentiellen Möglichkeiten von Computer bildete sich eine Arbeitshypothese heraus, dass die Computer irgendwann die Menschen ersetzen können und werden (Singularity Hpothese, Transhumanismus)(Dazu gab es auch einen früheren Blogeintrag) . Dies ist eine interessante Arbeitshypothese, doch sind viele wichtige Begriffe in diesen Überlegungen noch nicht hinreichend geklärt.

COMPUTER, TRANSHUMANISMUS

14) Ich persönlich sehe das ‚biologische Leben‘, den ‚Geist in allem‘ sowie die ‚Computer‘ als Produkte des Biologischen Lebens weniger gegenläufig sondern als drei verschiedene Momente einer einzigen Wirklichkeit, die sich emergent entfaltet. So großartig die Leistungen der biologischen Wissenschaften einschließlich Molekularbiologie, Genetik, Biochemie usw. im einzelnen bislang waren, so wenig ist es ihnen bislang gelungen, die Gesamtzusammenhänge als Eigenschaften eines quantenphysikalischen Raumes sichtbar zu machen, der wiederum über sich selbst hinaus weist. Die Summe ist immer mehr als ihre Teile; aber dazu braucht man eine geeignete Sprache, die man mühsam ‚erfinden‘ muss; von alleine ist sie nicht da. Und das schiere ‚einfach nicht darüber Nachdenken‘ — als eine Form von Denkverweigerung — ist kein fruchtbarer Boden für neue Erkenntnisse.

Eine Übersicht über alle bisherigen Blogbeiträge nach Titeln findet sich HIER

65 – ALTWERDEN (2) – POETISCHE VARIATIONEN

1. In einem vorausgehenden Beitrag zum ‚Altwerden‘ ab 65 hatte ich spontan einen Zusammenhang hergestellt zwischen dem individuellen ’sich Verändern‘ (‚Altwerden‘ genannt) und dem universellen Veränderungsprozess, innerhalb dessen das Phänomen des ‚Geistigen‘ nur dem kein ‚Rätsel‘ ist, der keine Fragen stellt (Frage: Warum stellen einige keine Fragen?)
2. Eine Sache ist es, diese Veränderungsprozesse mit ihren besonderen Eigenheiten so zu beschreiben, ‚wie sie sind‘ (immer relativ zu dem Wissen, das man hat und den verfügbaren Beobachtungsmöglichkeiten). Eine andere Sache ist es, mit dem, was einem als gegeben erscheint, ‚herum zu spielen‘, es kreativ zu verändern, und darin, in den bewusst herbeigeführten veränderten Formen eines ‚poetischen Raumes‘ die scheinbare Unüberwindlichkeit des aktuell Gegebenen ansatzhaft, spielerisch zu überwinden, zu transzendieren, Möglichkeiten jenseits des Aktuellen sichtbar zu machen.
3. Das Poetische ist eine Urkraft des menschlichen Geistes seit je her, und wären wir heutige nicht oft so dogmatisch, blickmässig eingeschränkt, wir könnten in den denkerischen Experimenten der modernen Wissenschaften sehr wohl eine Spielart des Poetischen erkennen.
4.

Poetische Variation eines realen Bildes durch 48 verschiedene Künstler, die individuell jeweils nur einen kleinen Ausschnitt gemalt haben, ohne das ganze Bild zu kennen: 'emergente Malerei'?
Poetische Variation eines realen Bildes durch 48 verschiedene Künstler, die individuell jeweils nur einen kleinen Ausschnitt gemalt haben, ohne das ganze Bild zu kennen: ‚emergente Malerei‘?

5. Im Bild der 48 Künstler vom 12.Oktober 2013 ist ein Bild entstanden (handgemalt, 48 verschiedene Personen), die eine poetische Variation haben entstehen lassen zu einem Realen, das jeder nur in einem kleinen Ausschnitt kannte. Es ist anders als das vorgegebene Original, aber es ist etwas Eigenes, Neues, für sich Stehendes, das ein Kopf mit Hut zeigt, ein Gesicht von eigener Ausdruckskraft. Dieses ‚poetisch Neue‘ kann die Betrachter anregen zu Gedanken, die sie vor dem poetischen Ereignis nicht gehabt hätten, nicht hätten haben können. Vielleicht führen die neuen Gedanken nicht weiter, vielleicht aber regen sie zu wenigstens einem weiteren neuen Gedanken an, der irgendwie ‚belebt’…
6. Einen anderen poetischen Zusammenhang spannt die Hintergrundmusik Not Completely Anarchistic vom 6.November 2012 auf. In ihrer radikalen Hinwendung zu einem Experiment mit bestimmten Klängen eröffnet sie einen Hörraum, der für die meisten ‚fremd‘ ist, ‚unangenehm‘, Abwehr erzeugt, für andere ist es erholsam, aufweckend, anregend. Als cagentArtist diese Musik einspielte, wusste er nicht, dass diese Musik ein Jahr später von anderen für ein anderes poetisches Experiment genutzt werden sollte.
7. Am 12.Oktober 2013 führten drei Personen (M.G., M.S., U.K.) ein Stück auf basierend auf dem Plot eines Vierten (A.B.), das mit den Titeln dieses Blogs poetisch frei spielten. Parallel hörte man die Musik des obigen Stücks.
8. Regieanweisung: Wir setzen uns auf umgedrehte Stühle, in bestimmter Kleidung. Unsere Schatten sind an der Wand zu sehen. 15 Sekunden Musik und Visualisierung spielen lassen. Musik sehr leise drehen, Visualisierung weiter laufen lassen. Los geht’s. Langsam, deutlich, laut lesen und dabei Blickkontakt zu den anderen haben.

POETISCHE VARIATIONEN ZU DEN TITELN
PROLOG:
Querfeldein denken.
Mit Unsinn experimentieren.
Lust auf Neues.
Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder!
Die wunderbare Welt des cagent.
Eine philosophische Retroperspektive.

ÄUßERUNGEN
1. Hinter den Phänomenen wie Körper, Gehirn, Bewusstsein steckt der monadische Charakter des Bewusstseins.
Der subjektive Rahmen der objektiven Welt, wie Fitness Materie und Geist schlagen sich in der Denkmaschine von wissenschftlichem und phenomenologischen Denken.
2 wendet sich zu 3. Dazu gehören: die Religion, die Erfahrung, deren Deutung als intelligente Körper, in Emmergenz und Cognition.
3. Hinzu kommt: Hinter den Kulissen sind wir nicht nichts. Hinter den Kulissen der Grammatik des Sinns steckt eine universelle semiotische Maschine, die Gott missbraucht und das Wunder des Lebens im Menschenbild des Wandels betrachtet.
1. Dazu lass ich neulich, dass Leben, Mensch, Gott und Universum Teile von Hoffmanns Erzählungen sind, die als neues Vertonungsexperiment aus Ägypten und Tunesien stammen. Weil es nämlich Sinn gibt, kann sich Wissen akkumulieren und zwar jenseits des Wärmetodes.
2. Heißt das, solange ich an Gott glaube, und weiß was die komplizierten Wissenschaften brauchen: nämlich die Sexualität von gestern, Morgen und übermorgen. Ist das nicht die Wahrheit im Alltag?
3. Die Entmystifizierung dieses Ethikrates, quasi die Metamorphose der Demokratie ist eine Herausforderung und Chance – genau das hat der Bundestag verdient.
1. Gen Mem und Sem: ist das die Emergenz des Geistes? Nimmt die Verantwortung der Menschen dadurch zu? Oder stirbt die Freiheit als Kriterium.
2. Nun ja – Es gibt keine absolute Moral, sondern nur die Vereinigung von Philosophie und Wissenschaft, als phänomenologisches Denken der kartesianischen Meditationen. Hierbei verweist cagent auf die Teile 6,7, und 8 der cartesianischen Meditationen, quasi einer formalen Theorie des Bewusstseins oder bewusstseinsbasierter Agenten.
3. Man nehme nur die aktuelle Diskussionen über das Snowdon Syndrom.
1. Ja, so ist es. Ich bin noch bei der Philosophie der Zukunft und ihren Teilen: Einleitung, Interdisziplinäre Größen und gewordene Realität usw.
2. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Überlegungen zu Hartmanns Metaphysik der Erkenntniss. „Aposteriori, Apriori und Transcendenz“ sind eine philosophische Büttenrede. Quasi gnoseologische, ontologische und teleologische Wahrheiten im Sinne einer Rückkehr der Metaphysik.
3. oder aber der Natur als Offenbarung. Diese Offenbarung, oder wie er sie nennt auch die andere Differenz, ja, steht im Kontext der Philosophie und sagt nichts anderes als Sinn, Sinn, und nochmals Sinn.
1. In einem anderen philosophischen Kontext laut sie IRRTUM. Die Wahrheit ist aber eine Überlebensnotwendigkeit . Sie ist die Weisheit als Strategie. Dieses stößt jedoch, und man sollte dies bedenken, an gewisse Grenzen…
2. …an die Grenzen der Offenbarungsreligionen. Mit Ihrem vollen Programm: Dem paradoxen Mensch.
3. Reden wir nicht drumherum und überwinden wir den Status der Monaden.
1. Wann ist ein Mensch eigentlich authentisch? Diese Wahrheit ist ganz und gar nicht käuflich und folgt der Frage nach dem Ursprung und der Bedeutung des Lebens. In diesem Zusammenhang kommen wir auf den Missbrauch des Propheten und die Unbegreifbarkeit des Menschen.
2. In anderen Worten, man spricht über das Reingeneering von Goethes Faust. In dem viele Phänomene und Erkenntnisse , die Positionen eines physikalischen Reduktionismus in Frage stellen.
3. Im Auge des Betrachters zeigt sich die reduktionistische Seele als Wahrheit versus Kapital. Wie eine Welt ohne Seele und freiem Willen, ein Gott ohne Kirche .
1. Haben wir damit ein Problem? Ein Problem mit den fliegenden Gedanken der beharrenden Realität, der neuen Ethik, dem Reduktionismus? Oder eher starke Argumente von seiten der Nichtergodizität des Universums?
2. An dieser Stelle sehe ich eine Interdependenz mit der kulturellen Autoimmunreaktion, einem gewissen Kontrollwahn, oder der Angst um sich selbst.
3. Ja! Erinnern wir uns an das Beispiel der Hobbits, das Böse, und Wir, dem Avatar. Kulturelle Immunreaktionen sind ein Phänomen des Deontologismus und des Konsequenzialismus. Sie sind der Schlüssel zum Pareto-Optimum. Sie sind Gott und Heiligkeit in personam.
1. Im autokatalytischen Modellierungsversuch sind diese Systemelemente nicht abbildbar. Längere Diskussionen zur Algorithmisierung und Nichtalgorithmisierung offenbaren die kognitiven Grenzen des kreativ evolutionären Geschehens.
2. Die Sichtbarmachung des Geistes in all seinen Facetten würde das Ende des Individuums bedeuten.
3. Wie auch immer: Trotz Reduktionismus, Emergenz, Spiritualität usw. bleibt was bleibt: Nämlich die Frage: Warum wir sind, wer wir sind, und was das bedeutet.
1+2+3 zusammen:
Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so wird euch nichts offenbart.
Regieanweisung: Ton wieder laut drehen.

NACHBEMERKUNG
Wenn jemand die Titelüberschriften nicht kennt oder, er kennt sie, aber versteht sie nicht, dann ist die Menge der Worte aus den Originalüberschriften und die Menge der Worte aus diesem poetischen Spiel kaum unterscheidbar; ihnen fehlt ein greifbar konkreter Sinn, der ihr Auftreten ‚ordnet‘; etwas erscheint als ‚Unordnung‘ wenn wir mit dem Aufscheinenden keinen ‚Sinn‘ verknüpfen können. Für diejenigen, die die Titel kennen und meinen, mit ihnen einen bestimmten ‚Sinn‘ verknüpfen zu können, kann dieses poetische Wortspiel ‚prickelnd‘, ‚anregend‘ wirken, kann zu Schmunzeln und ausgeprägten Lachreaktionen führen. Als cagent saß ich im Publikum und wusste nicht, was kam. Ich brauchte einige Zeit, um zu merken, dass es um ein poetisches Spiel mit den Worten ging und erkannte nicht, dass es Musik von cagentArtist war (bei über 300 Stücken auch nicht ganz einfach).

65 – ALTWERDEN – RÄTSEL DES GEISTES…

1) Die einen sind es noch nicht, andere wollen es nicht wahrhaben, dass sie es sind, einige sind es und wundern sich: sie sind ‚alt‘.
2) Nun muss man ja nichts tun, um ‚alt‘ zu werden; wenn die ‚Umstände‘ stimmen, keine Krankheit, Unfall, Krieg oder Tod einen dahinraffen, dann ist man irgendwann in einem Zustand, den man gemeinhin als ‚alt‘ bezeichnet.
3) Äußerlich kann man es an der Haut erkennen, an den Haaren (vorausgesetzt, Leute ‚tarnen‘ sich nicht bewusst und mit viel medizinischem Aufwand als ‚jung‘), bisweilen an der Haltung, am Gang, an der Häufigkeit des Toilettenbesuches, am Klang der Stimme,…
4) Das Verhalten kann anders werden, ….
5) … das Denken auch ….
6) Wie man es auch dreht und wendet, der eigene Körper ist nicht mehr der von 55, 45, 35, … 15 …. 5 … 1..Jahre(n).
7) … er hat sich verändert, so wie sich alle Dinge ändern. Alles ist in einem großen Fluss.
8) Als die Wissenschaft als Geologie im großen Stil (besonders durch Charles Lyell (1797 – 1875)), zu begreifen begann (im Bereich des Biologischen unterstützt durch die Evolutionstheorie von Charles R.Darwin (1809-1882)), dass die Erde sich in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess befindet, der alle Bereiche umfasst, da wurde das individuelle Altern Teil eines großen Gesamtgeschehens.
9) Dennoch mildert diese Einsicht nicht unbedingt die individuelle Paradoxie, dass der individuelle Geist nach der Zeugung in einem ‚Haufen von Zellen‘ ‚erwacht, sich im Laufe der Monate und Jahre in diesem Zellhaufen genannt ‚Körper‘ mühsam ein ‚Bild‘ von diesem Zellhaufen und seiner möglichen Umgebung formt, ein Bild, das immer weiter wachsen kann, das sich immer mehr verfeinern kann, das die materiell erscheinende Welt mit ihren Veränderungen im Innern des Zellhaufens als ‚inneres Abbild‘ eines ‚Äußeren‘ quasi ‚Wiedererstehen‘ lässt, um sich dann beim Zerfallen dieses Zellhaufens (beim Sterben, beim ‚Tod‘) wieder in ‚Nichts‘ aufzulösen.
10) Welchen ‚Sinn‘ macht dies?
11) Das biologische Leben ist bislang mit Abstand das Komplizierteste, was wir in diesem Universum entdeckt haben. Das ‚Aufscheinen‘ des ‚Geistes‘ durch all diese materiell erscheinenden Prozesse hindurch das weithin immer noch Unfassbare, das sich in jedem biologischen System zeigt; die vielen Milliarden Jahre, bis es soweit kommen konnte, bis ‚Geist‘ sich im gemeinsamen Verstehen und Tun zu Gesellschaft, Kultur, Technik verbinden konnte…
12) Warum baut sich ein ‚Geist‘ in einem Zellhaufen mühsam auf, leuchtet auf in einer gemeinsamen Vision möglichen Lebens, und löst sich dann wieder auf, möglicherweise ’nachwirkend‘ in anderen noch lebenden ‚Geistern‘, oder auch nicht.
13) So schwer es für einen einzelnen ist, dieses Geschehen irgendwie zu begreifen, so schwer tun wir uns zusammen, dieses Gesamtgeschehen angemessen zu deuten: in dem bis heute einzig bekannten realen Universum arbeiten alle Prozesse zusammen, so dass an den Rändern einer unvollendeten Entropie etwas entsteht, aufleuchtet, das wir ‚Leben‘ nennen, ‚Geist‘, das sich die noch vorhandene energetische Ungleichheit zunutze macht, um aufgrund der vorhandenen ‚energetischen Differenz‘ dies in ein biologisches Format ‚transformiert‘, so dass in jeder einzelnen Zelle der verschiedenen Zellhaufen (der menschliche Körper umfasst ca. 100 Billionen (=10^12) Zellen!) eine Energiedifferenz künstlich aufrecht erhalten wird, die die Zelle befähigt, ‚Arbeit‘ zu leisten. Von den 100 Billionen Zellen sind etwa 100 Milliarden (=10^9) dem ‚Gehirn‘ zugeordnet, die speziell für die ‚Konstruktion‘ des ‚inneren Bildes zuständig sind. 100 Milliarden individuelle Energiedifferenzen ermöglichen das, was wir ‚Wahrnehmung‘, ‚Fühlen‘, ‚Erinnern‘, ‚Denken‘, ‚Sprechen‘ usw. nennen.
14) Darf man sich darüber wundern?
15) Ist es nicht fantastisch, wie sich an der entropischen Bruchstelle des bislang einzig bekannten Universums (natürlich kann es möglicherweise noch andere Universen geben; warum auch nicht; es würde nichts Wesentliches an dem ändern, was wir sind und was wir meinen erkannt zu haben) ein Differenzmechanismus wie eine Blume in der Wüste entwickelt hat? In dem auf den ersten Blick so ‚tot‘ erscheinendem Universum ‚entsteht‘ anscheinen aus dem ‚Nichts‘ etwas ‚Lebendes‘, etwas ‚Geistiges‘, das sich seit seiner Entstehung immer mehr ausweitet, immer mehr differenziert, und natürlich immer mehr Energie benötigt, da es ja nur als künstliche Energiedifferenz existiert, die zu ihrem ‚Erhalt‘ Energie benötigt. Rein physikalisch bedeutet dies, dass diese Erscheinung eines auf ‚gemanagter Energiedifferenz‘ basierenden ‚Lebens‘ und ‚Geistes‘ in der Zukunft zwangsläufig enden wird, wenn alle verfügbare freie Energie aufgebraucht ist.
16) Ferner gilt, dass alle Zellhaufen, die ’sterben‘, ihr ‚Material‘ (Atome) wieder an die Erde (ihre Umgebung) ‚zurückgeben‘, und alle neuen Zellhaufen sich aus eben diesen wieder rekrutieren.
17) … In all dem liegen viele Antworten, die wir noch nicht verstehen. Die ‚Verdichtung‘ des Geistes auf der Erde schreitet voran. Unsere Psyche, unsere Lebensformen hinken vielfach noch hinter her. Unser Verstehen klammert sich an alte, vergangene Formen und Muster, wir erzeugen so oft mehr ‚Leid‘ als ‚Glück’…..
18) … trotzdem sollten wir Momente des Überwältigtseins, Momente des Glücks, Momente der Erkenntnis nicht missachten. Sie sind wie Lichter in einer großen Dunkelheit, die uns helfen können, Orientierungen zu finden für etwas, das vermutlich noch niemand wirklich versteht.
19) Formell an einen ‚Gott‘ zu glauben ist einfach. Aus und mit und in einem ‚Gott‘ real zu leben, das ist eine ganz andere Geschichte; das geht nur durch Preisgabe des ganzen Lebens ohne Reserven…..

DIE WAHRHEIT ERSCHEINT IM BETRACHTER – Oder: WARUM WIR NUR GEMEINSAM DAS ZIEL ERREICHEN KÖNNEN

1) In diesem Blog wurde schon oft über die Wahrheit geschrieben, von ganz unterschiedlichen Perspektiven (und es wird eigentlich Zeit, die Inhalte auf der Übersichtsseite auch mal nach Themen zu gruppieren). Dabei wird deutlich, dass es einerseits um etwas sehr Grundsätzliches, Einfaches geht, das zugleich aber doch für viele, letztlich alle, nicht so einfach fassbar ist.
2) Nicht umsonst gab es in der Geschichte der Ideen seit mehr als 2000 Jahren so viele und immer wieder neue Versuche von großen Denkern, Philosophen, aber auch Schriftstellern, Wissenschaftlern, Künstlern, selbst Theologen, dieses viel schillernde Phänomen zu packen.
3) Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke (oder genauer: ‚Es‘ ‚in mir‘ denkt, nämlich mein Gehirn), entdecke ich immer neue Aspekte oder bestimmte, schon bedachte, Aspekte vertiefen sich irgendwie. So geschehen in den letzten Wochen.
4) Während ich noch versuche, das ungeheuer anregende Buch von T.Engelhardt (ed), „The World Acording to TomDispatch. America in the New Age of Empire“, London-New York: Verso, 2008 (siehe auch die Webseite tomdisptach.com) zu verstehen und zu verarbeiten (es ist vor allem eine Zeitfrage, da unser Denken nun mal Zeit braucht und Zeit ist generell knapp und muss immer wieder neu ‚eingeteilt‘ werden), gibt es parallel natürlich den Gedankenprozess im Alltag, der weiter geht. Und hier tauchte der Gedanke nach der ‚Wahrheit‘ immer wieder auf, insbesondere in einigen Gesprächen mit Freunden, wie man sie nur führen kann, wenn man abends zusammen sitzt, sich Zeit nimmt, und redet.
5) Da ich hier keine Zeit habe, große Abhandlungen zu schreiben, sondern nur spontan einige Gedanken notieren kann, hier also einige Gedanken ohne den ganzen Kontext auszubreiten.
6) Der Kerngedanke von ‚Wahrheit‘ ist, dass es tatsächlich etwas gibt, das da ist vorab und unabhängig von unserem eigenen Denken und Wollen.
7) Für uns, die wir als biologische Wesen ‚Wahrnehmen‘ — man beachte dieses deutsche Wort! im Englischen würde man ‚perceive‘ sagen, und das ist etwas ganz anderes! — können, Fühlen, Erinnern und Denken, ist aber all das, was es unabhängig von uns als Einzelwesen gibt, nur ‚gegenwärtig‘ im ‚Medium‘ unseres Körpers, im Medium der elektrochemischen Prozesse der Zellen, die die ungeheure Masse an elektrochemischen Ereignissen ’strukturieren‘, ‚ordnen‘ und uns als als ‚erlebbare‘ ‚Objekte mit Eigenschaften im Raum‘ zugänglich machen. Die 100 Milliarden Gehirnzellen zusammen mit den ca. 14 Billionen Körperzellen organisieren ‚in uns‘ ein ‚Erlebnis von Welt‘, das unser Bewusstheit und Denken primär ermöglicht, gestaltet, prägt.
8) Nun ‚lernen‘ wir im Laufe des Lebens, dass dieses ‚Bild im Innern des Körpers‘ bei jedem Menschen ‚verschieden‘ sein kann. Kinder, junge Leute, Erwachsene, Ältere, Kranke, im Bewusstsein ‚Gestörte’…. haben unterschiedlichste Anschauungen, können die gleiche Situation unterschiedlich wahrnehmen. Veränderungen der elektrochemischen Prozesse im Körper, z.B. durch Wassermangel, durch chemische Substanzen, durch Verletzungen, können das Wahrnehmen, Erinnern, Fühlen, Denken erheblich beeinflussen.
9) Nachdem sich viele tausend Jahre die unterschiedlichsten Denker (prominent z.B. Platon, Aristoteles, Descartes, Hume, Kant, Hegel…..) intensiv Gedanken gemacht hatten über die Grundlagen, die Struktur und den Prozess unseres Denkens (einschließlich der Wahrheitsfrage) war es der empirischen Wissenschaft vergönnt das Rätsel der ‚Struktur‘ unseres Denkens ein wenig mehr aufzuhellen: unser Denken als Eigenschaft unseres biologischen Körpers hat quasi ’sich selbst‘ ergründet, indem es aufgedeckt hat, dass und wie unsere biologischen Körper seit der ersten biologischen Zelle vor ca. 3.8 Milliarden Jahren sich mit der Entwicklung der körperlichen Strukturen ‚mit entwickeln‘ konnte (eine Form von Koevolution). Und natürlich muss man über die erste biologische Zelle noch hinausgehen und auch den Prozess einbeziehen, der überhaupt zur ersten Zelle geführt hat. Man nennt dies die chemische Evolution, die wiederum nur möglich war, weil es eine noch umfassendere kosmologische Evolution gab (und gibt).,
10) Also in der Tatsache und in der Art und Weise unseres Denkens spiegelt sich indirekt ein Prozess wieder, der all unserem Fühlen und Denken voraus liegt und davon gänzlich unabhängig ist. Die Geschichte des menschlichen Denkens erscheint somit als eine Geschichte der schrittweisen Entdeckung dieses Zusammenhanges, dieses Sachverhaltes.
11) Und hier kommt das ‚Problem der Wahrheit‘ ins Spiel: je besser wir lernen, unser Denken zu verstehen (es ist allerdings nicht so, dass Menschen im Alltagsbetrieb lernen, wer sie wirklich sind, da sie normalerweise gezwungen sind, zum wirtschaftlichen Existieren ‚funktionieren‘ zu müssen, d.h. in der Regel ‚Dinge zu tun‘, die wir nicht eigentlich wollen; und wenn man dann mal Zeit hätte, etwas ‚anderes‘ zu tun, als zu ‚funktionieren‘ weiß man dann in der Regel nicht, wie man das anstellt, etwas ‚anderes‘ zu tun, was Erkenntnisse vermittelt…), umso mehr lernen wir, die Abhängigkeit unseres Denkens nicht nur von den Eigenheiten unseres Körpers zu erkennen, sondern auch von der Art unseres Handelns und unserer Kommunikation. Wenn wir Pech haben, reden wir immer nur mit den ‚falschen‘ Leuten, lesen die ‚falschen‘ Bücher, sehen wir die ‚falschen‘ Filme, usw. was zur Folge hat, dass das ‚Bild‘ in unserem Kopf von der Welt heillos ‚falsch‘ ist. Da die ‚Falschheit‘ im Kopf nicht riecht, nicht schmeckt, aus sich heraus nicht weh tut, merkt ein Mensch in der Regel nicht so ohne weiteres, dass der ‚Inhalt seines Kopfes‘ ‚falsch‘ ist.
12) Und hier wird deutlich, dass wir unausweichlich voneinander abhängen: wenn ein Mensch ‚richtig‘ denken will, dann kann er dies nicht isoliert, nicht ohne ein ‚Umfeld‘, welches das ‚richtiges‘ Erkennen ermöglicht und unterstützt. Wenn es keine anderen gibt, die sich um ‚wahre‘ Erkenntnis bemühen (d.h. um ein ‚inneres Bild‘ von der ‚Welt‘ da draußen, wie sie ist unabhängig von meinem Denken und Wollen), die ihre Erkenntnisse aufschreiben, weiter erzählen, sich untereinander austauschen, sich gegenseitig korrigieren und anregen, dann ist man im Augenblick gefangen wie ein Hamster in seinem Käfig; man kann noch so lange rennen, die Welt ändert sich nicht wirklich, der eigene Zustand führt nur zur Erschöpfung, das ‚innere Bild‘ der Welt bleibt unverändert.
13) Denn das ist eine der größten Herausforderungen jeden Weltbildes: nicht der Augenblick, nicht der einzelne Moment, nicht die einzelne Eigenschaft ‚für sich‘ ‚enthüllt‘ die ‚Wahrheit‘, sondern nur die ‚Zusammenhänge‘ und ‚Regelhaftigkeiten‘ vieler einzelner Augenblicke. Ohne ‚Erinnern‘ jener Ereignisse, die ‚wichtige‘ Zusammenhänge enthüllen, kann es keine Erkenntnis von Wahrheit geben (von daher ist es nicht verwunderlich, dass egoistische Machthaber alles daran setzen, ‚Geschichte‘ in ihrem Sinne schreiben oder umschreiben zu lassen, dass überhaupt nur geschrieben werden darf, was ihnen ‚passt‘, dass nur sie selbst ‚deuten‘ dürfen, wie man die Welt zu sehen hat). Und, leicht unterschätzt, um Zusammenhänge sichtbar machen zu können braucht man eine Sprache‘, eine Sprache die ausdrucksstark genug ist, um all jene Aspekte der Wahrnehmung repräsentieren zu können, auf die es ankommt. Ein Teil der modernen ‚Sprache von der Wahrheit‘ ist die moderne Mathematik; ohne deren Erfindung und Entwicklung würden wir weiter im Chaos der Augenblicke verharren.
14) Wenn wir also heute ein bisschen mehr über die Struktur und Entstehung der empirischen Welt (von der wir und unser Denken ein Teil sind), dann nur Dank der empirischen Wissenschaften seit ca. 500 Jahren, in der viele 10000 Männer und Frauen in eigener Verantwortung und oft unter Einsatz ihres Lebens Eigenschaften der Welt ’sichtbar‘ gemacht haben, die uns hervorgebracht hat.
15) Wie zu allen Zeiten versuchen auch heute jene, die in irgendeiner Form Macht haben, diese forschenden Männer und Frauen ‚unter Kontrolle‘ zu bringen, sie für ihre privaten Zwecke zu missbrauchen (die forschenden Männer und Frauen können natürlich auch ihren eigenen Machtgelüsten verfalle…). Es bleibt ein offener Prozess, wieweit wir mit dem Projekt der ‚Wahrheit‘ kommen werden.
16) Auch haben wir gelernt, dass die verschiedenen Gesellschafts- und Wirtschaftsformen dem Projekt der Wahrheit unterschiedlich gut tun (wie auch umgekehrt das Projekt der Wahrheit bestimmte Gesellschafts- und Wirtschaftsformen begünstigt).
17) Wer also überhaupt irgendwie ‚Wahrheit erkennt‘ der weiß, dass er alleine nichts vermag. Entweder wir ALLE ZUSAMMEN arbeiten am Projekt der Wahrheit oder wir werden es als Menschen nicht erreichen. Der aktuelle Zustand der Welt ist vor diesem Hintergrund einerseits erfreulich, dass wir überhaupt Ansätze zu einer wahrheitsfreundlichen Welt vorfinden, aber die Bereiche des ‚Wahrheitsfeindlichen‘ (die nicht rein zufällig auch ‚menschenfeindlich‘ sind) erscheinen doch noch sehr groß, fast erdrückend.
18) Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass die umfassende Wahrheit VOR all unserem Denken und Handeln gegeben war, dass WIR Produkte dieser Wahrheit sind, und dass wir letztlich nur deshalb in der aktuellen biologischen Form existieren, weil wir uns schrittweise der Wahrheit angenähert haben, nicht (!) weil wir dies ‚wollten‘, sondern weil die Wahrheit in allen Strukturen ‚wirkt‘ und den Prozess durch ihre umfassende Vorgabe indirekt ’steuert‘. Darin liegt der einzige Kern von Hoffnung. Und hierzu gäbe es natürlich viel zu sagen (was z.T. schon in vorausgehenden Blogeinträgen geschehen ist).
19) Die innere ‚Logik‘ all dieser Prozesse enthüllt sich z.T. auch in der ‚Spiritualität‘, von der alle Religionen dieser Welt mehr oder weniger leben. Dies bedeutet aber nicht, dass die aktuellen institutionellen Formen dieser Religionen dem entsprechend bzw. es bedeutet nicht automatisch, dass die aktuellen institutionellen Formen der Religionen einen Zugang zu dieser tiefliegenden alles Leben betreffenden Spiritualität unterstützen. Ich bin so frei zu behaupten, dass keine der aktuellen institutionellen Formen der Religionen die Spiritualität unterstützt, die die innere Logik der allumfassenden Wahrheit bildet. Wir sitzen alle im gleichen Boot und die Wahrheit ist für uns alle die gleiche. Wahrheit ist ganz und gar nicht käuflich!!!

Einen Überblick über alle bisherigen Blogeinträge nach Titeln findet sich HIER.