NOTIZ: DIGITALE SKLAVEREI IM ALLTAG – Von Software und Smartphones

1. In einem vorausgehenden Beitrag hatte ich schon mal den Begriff ‚Digitale Sklaverei‘ benutzt, um den Umgang verschiedener Firmen mit ihren ‚Kunden‘ zu charakterisieren. Tatsache ist, dass man als einzelner Konsument heute diesen ’sklavenähnlichen Kundenbeziehungen‘ immer weniger entkommen kann.
2. Obwohl ich es selbst eigentlich wissen müsste, tappe ich doch immer wieder in diese Falle und ärgere mich dann, über verlorenes Geld und – viel schlimmer – über verlorene Zeit und verlorene Daten. So die Tage geschehen.
3. Ein bekannter EDV-Buchversender hatte wieder einmal eine Verkaufs-Email versendet (letztlich eine Spam-Email) in der er zu einem Kampfpreis ein digitales Schreibpad für Computer in Verbindung mit zwei Softwareprogrammen anbot: das eine Programm zur Bild/Fotobearbeitung und das andere eines zur Videobearbeitung.
4. Nun hätte mein Verstand eigentlich ausgereicht, um mir zu sagen, dass es sich bei diesem Preis um nichts ‚Werthaltiges‘ handeln könne. Aber es gibt diese ‚magischen Momente‘ wo man 100x ‚vernünftig‘ weiterklickt und dann aber einmal für einen Moment innehält, und dann der Wunsch nach etwas Interessantem in diesem einen Moment stärker ist als die Vernunft, die sagt, das kann nichts sein. Und so war es dann auch.
5. Das digitale Schreibpad kam ohne wirkliche Erklärung. Von der CD konnte man zwar den Treiber laden und ein PDF-Dokument, aber dieses enthielt nur technische Daten, keinerlei Informationen zur Nutzung. Wäre ja einfach gewesen, diese auf der CD mit zu liefern. Stattdessen wurde man auf eine Webseite mit bunten Bildern geleitet, wo nirgends ein Hinweis auf eine Bedienungsanleitung (Manual, Tutorial, …) zu sehen war. Was nun also? Ja, da gab es noch den Hinweis auf einem Beiblatt, dass man sich bei dem EDV-Buchversender auf seine Webseite einloggen könnte (natürlich nur unter Preisgabe persönlicher Informationen), dort würde man Manuals usw. herunterladen können. Wunderbar, anstatt mir als Kunden das Leben einfach zu machen und mit der CD (oder dem Download) alles zu liefern, was man braucht, wird man gezwungen, zusätzliche Daten von sich preis zu geben, damit man das bekommt, was eigentlich zu einem normalen Produkt gehört….. Der Versender verlangt also eine gewisse Unterwerfung, damit man das tun kann, was jeder normale Kunde in der Vergangenheit auch ohne diese Unterwerfung tun konnte. Ich habe mich nicht eingelogged ….Immerhin hat das digitale Schreibpad minimal funktioniert … allerdings nicht so, wie ich mir das erhofft hatte; also ein ‚Flop‘.
6. Die Installation der Bild-/Fotobearbeitungssoftware verlief anwenderunfreundlich. Minutenlang passierte gar nichts, es gab auch keine Hinweise au laufende Aktivitäten der Software. Schließlich begann ein Installationsprozess der angezeigt wurde. Auch hier gab es keine Anleitung (die man auf der CD leicht hätte unterbringen können). Wieder musste man auf eine Webseite, deren Bezug zum Programm nicht klar war. Auch bei dieser Software musste man sich wieder einloggen (unter Preisgabe persönlicher Daten), damit die Lizensierung abgeschlossen war (obwohl man zuvor schon einen unendlich langen Zahlencode per Hand eingeben musste). Aber auch dann bekam man keine Anleitung zur Verfügung gestellt. Als ich dann irgendwann die Software selbst aktivieren konnte, musste ich feststellen, dass sie anscheinend nicht mehr Funktionen bot als ein andere bekannte Programme zur Bildverarbeitung, die man kostenlos bekommen kann. Wow.
7. Dann gab es noch ein zweites Programm zur Videobearbeitung. Die gleichen Prozeduren, das gleiche Fehlen von Anleitungen. Hier war die Enttäuschung noch größer: hier ging es um Videobearbeitung von ‚mobilen‘ Anwendungen, also Smartphone-Videos, die man auf eine entsprechende Plattform hochladen möchte … wunderbar, ich hatte mein Smartphone seit Juli 2014 abgeschafft….
8. Sowohl beim Fotobearbeitungsprogramm wie auch bei dem Videobearbeitungsprogramm gab es eine Programmfunktion ‚Organizer‘. In beiden Fällen funktionierte diese Option nicht (zumindest nicht innerhalb der 10 Minuten, in denen ich interessiert beobachtete, was jetzt wohl geschehen würde).
9. Der EDV-Buchversender benutzt ca. 50% seines Informationsblattes dazu, um zu erklären, dass und wie man reklamierte Ware zurücksenden kann, mit der ausdrücklichen Bitte, vorher auf jeden Fall anzurufen …..
10. Das jetzt alles wieder einpacken, versandfertig zu machen, zu einer Paketstelle zu gehen … wird nicht geschehen. Es war aber sicher eine weitere Bestärkung, keine Produkte online zu kaufen, zu denen es nicht gute Referenzen gibt oder einen Support vor Ort….
11. Stichwort Smartphone: Ja, anlässlich eines Akkuproblems mit meinem Smartphone und der Botschaft, diesen Akku würde es nicht mehr geben (!), reifte in mir der Gedanke, mich ganz von meinem Smartphone zu verabschieden. Die aktuellen Smartphones sind eine einzige Symphonie von Enteignung des Kunden, von permanenter Übergrifflichkeit, von umfassender unkontrollierter Ausspähung, dass ich mich gefragt habe, wann und wo ich ein Smartphone überhaupt brauche. Telefonieren und sms-en ja, alles andere: nein. Seit Juli lebt es sich unbeschwert, einfach. Emails lese ich dann, wann ich will und nicht über einen internationalen Provider, dessen Umgang mit Kundendaten bekannt ist; alles andere ist auf ein lebbares Maß heruntergedimmt. Wenn ich irgendwo gehe und stehe, verweile ich im Augenblick, betrachte mir die Umgebung, spreche mit Menschen, genieße die Stille (oder den Straßenlärm), keine App, keine Werbung, … und mein neues knuffiges kleines Telefon hat richtige (große) Tasten, die leuchten; es zeigt mir in der Hülle wichtige Zustände von außen an, und es kostet nur einen Bruchteil eines Smartphones.
12. Natürlich ist eine potentielle Überwachung damit nicht vollständig ausgeschaltet. Aber man ist ja schon froh über kleine Fortschritte im Kampf gegen die voranschreitende digitale Sklaverei….

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