Archiv für den Monat: Januar 2017

(MASCHINELLES) BEWUSSTSEIN – ALLTAGSERKENNEN – ZURÜCK AUF START

(A shorter version in English can be found HERE)

KONTEXT: WELT DER INGENIEURE

  1. Seit letztem Sommer arbeite ich bei einem Buchprojekt mit, bei dem es eigentlich um die Welt der Ingenieure geht: Wie löst ein Ingenieur ein Problem? Sozusagen vom ‚Problem‘ zum ‚fertigen Produkt‘. Zu diesem Thema gibt es viele dicke Bücher und internationale Standards, viele hundert Artikel. Dennoch gibt es hier viele offene Fragen, z.B. auch die nach den Erkenntnisprozessen, die in Ingenieuren ablaufen müssen, damit sie ein Problem in eine funktionierende Lösung transformieren können. Unter welchen Voraussetzungen kann eine Kommunikation zwischen Ingenieuren gelingen? Gibt es eine innere Logik in diesem Prozess? Und was ist mit den intelligenten Programmen und Maschinen, die immer mehr Teil dieses Prozesses sind und sein werden? Was ist eigentlich ‚Künstliche Intelligenz‘? Was kann sie wirklich? Könnte eine Maschine menschlich kommunizieren? Kann eine Maschine ein maschinelles Bewusstsein haben, das eine Kooperation mit Menschen im menschlichen Stil ermöglicht?

MASCHINELLES BEWUSSTEIN

  1. Dies sind einige der Fragen. Die Frage nach einem maschinellen Bewusstsein wurde in diesem Blog bisweilen schon angerissen. Damit zusammenhängend stellt sich – zumindest methodisch – sofort die Frage, was wir denn unter dem Begriff ‚Bewusstsein‘ verstehen können oder sollen? Macht es Sinn, von einem ‚maschinellen Bewusstsein‘ zu sprechen, wenn wir doch gar nicht wissen, was ein ‚Bewusstsein‘ sein soll? Hier stellen sich viele spannende Fragen; einige davon wurden in diesem Blog auch schon diskutiert.

BEWUSSTSEIN UND NEURONALE KORRELATE

  1. Speziell die Frage nach dem menschlichen Bewusstsein hat schon immer Philosophen beschäftigt, später, in der Neuzeit, auch Psychologen, und dann, noch später, seit einigen Jahrzehnten zunehmend die Neurowissenschaften bzw. die Neuropsychologie. Der Begriff der ’neuronalen Korrelate des Bewusstseins‘ ist mittlerweile weit verbreitet. Ganz allgemein werden damit Gehirnaktivitäten gemeint, die mit Bewusstseinsprozessen einhergehen sollen. Die Zahl der Publikationen zu diesem Thema geht in die Hunderte. Dennoch wird man sich schwer tun, in irgendeiner dieser Publikationen eine brauchbare Definition von ‚Bewusstsein‘ zu finden, die unabhängig von neurowissenschaftlichen Tatbeständen ist. Von daher bewegen sich diese Publikationen weitgehend in einem hermeneutischen Zirkel: sie versuchen neuronale Korrelate des Bewusstseins zu definieren, ohne dass sie den Begriff ‚Bewusstsein‘ unabhängig von Gehirnaktivitäten definieren. Vereinfacht wird ein Bündel von Gehirnaktivitäten genommen und erklärt, dass immer dann, wenn diese auftreten, bewusste Aktivitäten vorliegen, ohne dass diese bewussten Aktivitäten in einem selbständigen theoretischen Modell erklärt werden bzw. unabhängig von den neuronalen Aktivitäten gemessen werden.
  2. Die Methodendiskussionen im Kontext der Neurowissenschaften – auch unter Einbeziehung der Neuropsychologie – erscheinen von daher bislang eher unbefriedigend.

MACHINELLES BEWUSSTSEIN – KI

  1. Hier gibt es einen interessanten Nebenkriegsschauplatz, von dem man sich auf den ersten Blick vielleicht kaum Erkenntnisse für die Frage ‚Bewusstsein – Gehirn‘ erhofft. Das Gebiet des maschinellen Bewusstseins, einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz (Anmerkung: der heute oft anzutreffende Begriff der ‚Maschinellen Intelligenz‘ ist – wenn man sich an den veröffentlichten Texten orientiert – nur ein kleiner Teilbereich des weiten Gebietes der ‚Künstlichen Intelligenz‘. Allerdings ist der Sprachgebrauch von ‚Künstlicher Intelligenz‘, ‚Maschineller Intelligenz‘, ‚Computational Intelligence‘, ‚Cognitive Computation‘ usw. zur Zeit nicht sehr einheitlich.) fragt sich sehr speziell, ob und wie man das Phänomen des menschlichen Bewusstseins mittels einer Maschine soweit nachbauen könnte, dass sich alle Eigenschaften des menschlichen Bewusstseins damit reproduzieren lassen. Wie man dieses maschinelle Bewusstsein technisch realisiert ist bei dieser Fragestellung eigentlich offen, faktisch versucht aber die große Mehrheit der hier aktiven Forscher Anleihen bei der Gehirnwissenschaft und der Psychologie zu holen, weil nun mal der Prototyp eines menschlichen Bewusstseins in realen Menschen real vorliegt und es für viele einfacher erscheint, sich hier etwas abzugucken als alles aus dem Nichts neu zu erfinden.
  2. Einen der besten Überblicke, den ich zu diesem Forschungsgebiet kenne, stammt von James A.Reggia aus dem Jahr 2013 mit dem Titel „The rise of machine consciousness: Studying consciousness with computational models“ (erschienen in der Zeitschrift ‚Neural Networks‘ von Elsevier (URL: https://pdfs.semanticscholar.org/8333/603ff38df5fb8277f0ef945b3d4c6ccd672e.pdf ). In einem späteren Artikel aus 2017 hat er die grundlegende methodische Problematik unter dem Titel „Exploring the Computational Explanatory Gap‚ zusammen mit anderen nochmals weiter ausformuliert (in der Zeitschrift ‚Philosophies‘ (URL: doi:10.3390/philosophies2010005 ). Reggia zeigt viele der methodischen Schwachstellen der Rede von den neuronalen Korrelaten des Bewusstseins auf (auch sehr grundlegende Einwände) und kommt letztlich zum Ergebnis, dass die Forschung nicht wirklich weiter kommt, solange sie sich nicht dem Phänomen des ‚Bewusstseins‘ direkt stellt ohne den Umweg über Verhalten (Psychologie) oder Gehirnaktivität (Neurowissenschaft).

WIE DIE FRAGE STELLEN?

  1. Damit stellt sich die Frage, welche Chancen wir denn haben, uns direkt mit dem Bewusstsein zu beschäftigen. Die vielfachen Versuche der Philosophen aus mehr als 2000 Jahren, die der Psychologen seit ca. 150 Jahren bieten eine kaum überschaubare Fülle von Vorgehensweisen, von denen sich aber bislang keine wirklich durchsetzen konnte. Am meisten vielleicht noch (meine subjektive Einschätzungen) die Ansätze einer phänomenologischen Philosophie (Husserl, Heidegger, Merleau-Ponty…), aber so richtig durchsetzen konnten diese sich bislang auch nicht. Seit den 90iger Jahren gab es eine neue Welle von philosophischen Untersuchungen. Den Namen Thomas Metzinger kennen seitdem viele, die Zeitschrift ‚Journal of Consciousness Studies‘ bildete einen starken Impuls, in der Einbeziehung der Gehirnforschung sahen viele eine neue Option. In dem Maße aber, wie sich die Daten der Gehirnforschung mathematisch fassen und in neuartige Experimente umsetzen lassen, wird sichtbar, dass die Gehirnforschung als solche nicht automatisch jene Erkenntnisse liefert, nach denen wir fragen. Was also tun?

SYSTEMS ENGINEERING

  1. Mehr durch Zufall bin ich vor ca. 18 Jahren mit Menschen zusammen getroffen —  speziell mit einem –, die sich Ingenieure nennen, genauer, ‚Systems Engineers‘. Dies sind Menschen, die ein umfangreiches Training vorwiegend in Technologie, Mathematik und Management genommen haben, meist mindestens 20 – 25 Jahre, bis sie dann Raketen und Flugzeige planen und bauen können, Atomreaktoren mit Extremsicherheitsanforderungen, den Verkehrsfluss in Städten, die Grenzsicherung eines Landes, das Gesundheitssystem eines Landes, und vieles mehr. Systems Engineers sind gewohnt, komplex zu denken, in Prozessen, unter Einbeziehung des Faktors Mensch, und immer sehr konkret, überprüfbar, messbar, mit vielen mathematischen Modellen, unter Einbeziehung von hochentwickelten Softwarewerkzeugen.
  2. An dieser Stelle kann man mal die Frage aufwerfen, wie müsste eine Theorie des menschlichen Bewusstseins aussehen, so dass ein Systems Engineer sie real und praktisch benutzen könnte, um seine komplexen Aufgaben damit besser lösen zu können? Die meisten Publikationen zum Thema Bewusstsein reden in gewisser Weise ‚über‘ das Phänomen, eingebettet in viele spezielle Begriffe, deren Bedeutung nicht so ohne weiteres klar ist, ohne dass sich daraus ableiten lässt, wie man aus diesem Reden ‚über‘ das Bewusstsein zu konkreten Anleitungen und zu konkreten Methoden kommen kann, die geeignet sind, das reale Verhalten von Akteuren mit Bewusstsein sowohl zu beschreiben wie auch – soweit es die internen Freiheitsgrade von Akteuren erlauben – gewisse Prognosen über ihr Verhalten abzugeben. Für Ingenieure besonders wichtig sind brauchbare Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen den Situationsgegebenheiten und den inneren Zuständen des Akteurs. Eine verhaltensorientierte Psychologie kann hier in der Regel von großer Hilfe sein, ersetzt aber keine ‚Theorie des Bewusstseins‘ im engeren Sinne.

ZURÜCK AUF START

  1. Die obigen Überlegungen im Hinterkopf, z.T. schon viele Jahrzehnte, habe ich mich jetzt entschlossen, die Frage nach einer geeigneten Theorie des Bewusstseins, die sich in Ingenieurkontexten praktisch nutzen lässt, nochmals neu anzugehen. Dieses Mal bewusst im Rahmen des methodischen Paradigmas des Systems Engineerings.
  2. Dabei trat die Notwendigkeit auf, die pragmatischen Umschreibungen und Handhabungen des Begriffs ‚Systems Engineering‘ im Modell einer ‚Empirischen Wissenschaft‘ mit einer ‚formalen Theorie‘ zu reformulieren und in diesem Kontext dann die Frage nach dem Bewusstsein empirisch und theoretisch zu verfolgen. Obgleich man davon ausgehen kann, dass die Ergebnisse der empirischen Psychologie, der empirischen Neurowissenschaften und einer empirischen Neuropsychologie wertvolle Korrelationen liefern können, so muss man methodisch festhalten, dass sie dies nur dann können, wenn es unabhängig vom Verhalten und den Gehirnaktivitäten eine brauchbare Theorie des Bewusstseins gibt, die sich korrelieren lässt. Ohne solch eine eigenständige Theorie des Bewusstseins bewegen sich Psychologie und Gehirnwissenschaft in einem hermeneutischen Zirkel, aus dem es keinen Notausgang gibt.
  3. Ein Ziel zu haben ist eines, den Weg zum Ziel zu finden etwas anderes.

START IM ALLTAG

  1. Nach zahllosen Versuchen in den letzten Jahren und den intensiven Diskussionen in der Fachliteratur habe ich mich entschieden, den Start der Untersuchung in den Alltag zu verlegen, in den Kontext jener Abläufe und Handlungen, die wir täglich vornehmen, die wir mehr oder weniger gemeinsam haben, und über die zwar nicht unbedingt theoretisch explizit aber dennoch pragmatisch unausgesprochen eine gewisse Einigkeit besteht.

KÖRPER ALS APRIORI

  1. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass jene Verhaltensweisen, die wir praktizieren, ohne darüber groß zu diskutieren, jene sind, die in der Dynamik und Struktur unseres Körpers, unseres Gehirns und unseres Bewusstsein biologisch angelegt sind, jene Plattform des Wahrnehmens, Fühlens, Erinnerns, Vorstellens, Entscheidens usw. bieten, mit der wir unser alltägliches Leben bestreiten, auch wenn wir über keinerlei theoretische Erkenntnisse verfügen, wie man dies alles genau verstehen kann bzw. sollte (So können Kinder lernen, sich zu bewegen und zu sprechen, ohne theoretische Kenntnisse).
  2. In der formalen Logik gibt es den Grundsatz, dass man nur jene Sachverhalte ‚beweisen‘ kann, die schon in den Voraussetzungen einer Theorie drin stecken. Im Fall unseres Alltagsverhaltens wäre dann das Alltagsverhalten zu verstehen als eine fortdauernde Manifestation von Voraussetzungen, die biologisch in unserem Körper angelegt sind. Die eigentliche theoretische Arbeit bestünde dann darin, jene Voraussetzungen sichtbar zu machen, die in unserem Körper so angelegt sind, dass wir genau zu dem beobachtbaren Verhalten fähig sind. Schwierig wird es dann nur, wenn wir in unserem beobachtbaren Verhalten nur einen Bruchteil von dem Potential ausnutzen, was ‚in uns‘ steckt. Wie wollen wir dann wissen, ‚wer‘ wir sind, wenn sich unsere potentielle Person – aus den unterschiedlichsten Gründen – nicht ‚zeigt‘? Die Geschichte der Menschheit ist voll von Beispielen, wie kulturelle Muster das Verhalten von Menschen unnötiger Weise in bestimmte Muster gepresst haben (und immer noch pressen), die die Entfaltung von Menschen behindern; umgekehrt haben immer wieder Menschen und Situationen neue Verhaltensweisen hervorgebracht, von denen man sich vorher gar nicht vorstellen konnte, dass es sie geben könnte.

BARRIEREN IM SELBST-ERKENNEN

  1. Dies zeigt, dass das ‚Erkennen unserer selbst‘ selbst wiederum in einem hermeneutischen Zirkel stattfindet, in dem wir möglicherweise nur deswegen vieles nicht erkennen, weil wir uns schlicht nicht vorstellen können,   dass es möglich ist, bzw.  dass wir als Menschen auch ganz anders sein könnten (die Art und Weise, wie noch heute in vielen Kulturen z.B. Kinder und Frauen gesehen und behandelt werden, zeigt überdeutlich, wie schwer sich der homo sapiens tut, seine Verhaltensmodelle zu ändern, und auszuweiten).

Fortsetzung folgt

 

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DIE KUNST MITEINANDER ZU REDEN – Das ist die einzige Kunst, die wir brauchen

START IM NIEMANDSLAND

  1. Als ich vor nunmehr 10 Jahren vor der Frage stand, warum es Sinn machen könnte, selber zu schreiben, dann noch in einem Blog, wo es doch schon so ungeheurer viel geschriebenes Wissen gibt, war die entscheidende Einsicht, warum es Sinn machen könnte, die, dass das geschriebene Wissen dort irgendwo in der Welt, in Büchern, Artikeln, Datenbanken, Webseiten, letztlich unsichtbares Wissen ist, solange ich nicht, irgendwie, in meinem Kopf, den einen oder anderen Gedanken selbst denke. Worte alleine, irgendwo gesprochen oder geschrieben, sind leere Worte, solange sie im eigenen Denken keinen Widerhall finden, nicht von neuem wiedergeboren werden in dem Gehirn eines homo sapiens.

  2. Und in der Tat, so war es: als ich dann angefangen habe, selber zu denken und zu schreiben, wurden Gedanken nicht nur mir selbst sichtbar, sondern es entstanden Berührungspunkte, Brücken zu anderen Gedanken. Erst im Schreiben wurde ich mir stückweise selbst bewusst, und in dem Maße begann ich auch andere Texte mehr zu verstehen. Dies wiederum führte dazu, diese anderen Texte mehr und bewusst zu lesen, sie zu diskutieren, und es entspann sich ein Spiel der sich wechselseitig anregenden Worte und Gedanken, ein kleiner privater Wirbelsturm, der mich mitnahm auf unterschiedliche Reisen in die Vergangenheit, in die Gegenwart, in das Leben anderer Menschen, ein bisschen auch ein Anrennen in eine neue mögliche Zukunft, in viele mögliche Zukünfte.

MITEINANDER REDEN

  1. Irgendwann war dann der Punkt gekommen (ca. vor 4 Jahren), dass ich das Reden mit mir selbst und anderen Texten als zu wenig empfand. Was nützt mir mein eigenes Denken, wenn es nur mein Denken ist? Ich bin nicht alleine auf dieser Welt; viele Milliarden andere sind auch da, gleichzeitig. Viele Milliarden nehmen auch wahr, fühlen, Denken, sprechen, handeln, viele Milliarden. Jeder tut irgendetwas, und doch haben wir kein völliges Chaos… obgleich wir heute (wie auch schon zu vielen Zeiten vor heute) den Eindruck haben können, wir reden vielfach aneinander vorbei. Jemand redet, aber er redet nicht, um mit dem anderen zu reden, sondern um den anderen Ein-zu-Reden, an die Wand zu reden, Nieder-zu-Reden, Weg-zu-Reden, über-den-anderen-zu-Reden, oder wie man das alles ausdrücken soll, was real geschieht.

  2. Es entstand die einfache Frage, ist es möglich miteinander zu Reden, mit jedem, und zwar so, dass jeder etwas von sich mitteilen kann, dass ich im Reden mit jemand anderem nicht nur den Klang der Worte höre, nicht nur die Bedeutungen spüre, die ich selbst den Worten beilege, sondern mögliche Bedeutungen, die aus den Tiefen des anderen aufsteigen, an die Oberfläche, an die Außenwelt, an mein Verstehen anklopfen und mir anzeigen, dass da möglicherweise etwas ist, etwas von einem anderen homo sapiens.

  3. Diese Gedanken waren die Geburtsstunde der Philosophiewerkstatt oder, wie ich es jetzt öfters nenne, die Geburtsstunde des Labors von Philosophie Jetzt, dem Philosophie-Labor. Am Anfang etwas holprig gewannen diese Gespräche langsam eine Form, die von allen Beteiligten tatsächlich so empfunden wird, dass aus jedem Anwesenden Gedanken aufsteigen können, diese Gedanken Worte anziehen, diese Worte durch die Luft fliegen, sich im Hören und Sehen begegnen, und unterschiedliche Wahrnehmungen, Empfindungen, Assoziationen auslösen. Es geht nicht darum, schnell etwas zu sagen, alleine etwas zu sagen, Recht zu haben oder so, es geht darum, den anderen in seinem Reden zu erspüren, wahr zu nehmen, den Hauch einer Andersheit wahrzunehmen, daraus möglicherweise ein Hauch von mehr Wirklichkeit zu erhaschen, eine Variante von homo sapiens, die man noch nicht kennt.

DESTRUKTIVES REDEN

  1. Wie wertvoll solche Form der Kommunikation ist, kann man nur erahnen, wenn man sieht, wie wir normalerweise reden oder reden müssen, oder einfach nur gewohnheitsmäßig es tun, oder weil wir meinen, bestimmten Erwartungen Genüge tun zu müssen. Oder wenn wir zwar mit anderen reden wollen aber niemanden finden (oder meinen, es gäbe niemanden, warum wir auch nicht suchen) und an unserer isolierten Meinung leiden. Es gibt auch Menschen, die sind so stark abhängig von einer bestimmten Sicht der Welt, dass sie nur stereotyp reden können: sie formulieren bestimmte Sätze, Gedanken in einer angelernten Weise, mit eingeübten Bedeutungen, und sie können sich gar nicht vorstellen, dass diese Formulierungen und eingeübten Bedeutungen vielleicht falsch sind. Vielleicht weil sie so ‚trainiert‘ wurden (abgerichtet, gedrillt, indoktriniert…) und sie bestraft wurden/ werden, wenn sie sich nicht an diese festen Formulierungen halten. Das können Kollegen/ Freundinnen sein, die sich über einen lächerlich machen, wenn man nicht so redet wie erwartet; das können Eltern/ Lehrer sein, die einen sogar bestrafen, wenn man nicht so redet, wie gewünscht; das können Polizisten sein, die einen verhaftet, wenn man nicht die offizielle Staatsdoktrin wiederholt; das können Medien sein, die über einen herfallen, soziale Medien, das Netz, das einen aufspießt, weil man anders ist als erwartet ….

  2. Wenn man sieht, was heute einzelne tun (Internet), um von sich ein bestimmtes Bild zu zeichnen, Firmen, Institutionen, ganze Staaten, um definierte Meinungen zu verbreiten, auch solche, die objektiv falsch sind, dann kann einem Angst und Bange werden. Auch wenn wir positiv die Welt, die Menschen erkennen wollen, wie sie wirklich sind, ist es schwer, eine große Herausforderung. Wenn aber jetzt die Menschen anfangen, ihre begrenzten, fragilen Erkenntnisfähigkeiten durch bewusst gewollte Falschdarstellungen oder ungeprüfte Formeln weiter einzuschränken, dann entsteht eine Art kollektiver Blindheit, in der immer mehr Menschen, Gruppierungen, Parteien nur noch dahin taumeln im Strom der Zeit, und von den vielen guten Zukünfte, die möglich wären, werden wir gemeinsam in jene dunklen Bereiche abdriften, die vorwiegend Dunkelheit kennen, Lüge, Hass, Gewalt, Desorganisation, Verachtung von Menschen, Mangel an Organisation, Desorganisation … die realen Beispiele von Ländern auf dieser Erde, wo dies real stattfindet, sind leider immer zahlreicher. Statt gemeinsam einen Weg in die Zukunft auszuloten und zu gehen, bringen alle sich gegeneinander auf, überbietet eine Lüge die andere, und am Ende kann keiner mehr wissen, was stimmt denn noch. Die unfassbaren Datengebirge in den Datenbanken und im Netz, die helfen könnten, werden zu einem undurchdringlichen Nebel von Fakten, von denen niemand mehr weiß, wo es lang geht.

  3. Die sogenannten künstlichen Intelligenzen, die helfen könnten, werden in diesem Nebel der Lügen genauso herumirren wie ihre Urheber, der homo sapiens ….

MYTHOS ASTERIX…

  1. Wie war das bei Asterix mit dem kleinen gallischen Dorf …

  2. Die Wahrheit ist gewöhnlich immer in der Minderheit. In den sogenannten goldenen Zeiten der Menschheit (gab es die wirklich?) konnten Menschen vergleichsweise besser miteinander umgehen.

  3. Letztlich gibt es nur ein einziges wirkliches Problem für den homo sapiens: wie schafft er es miteinander die Zukunft zu meistern, miteinander. Dies setzt einen realen Respekt vor anderen voraus, reale Anerkennung, Liebe zum Leben und damit Liebe zur Wahrheit.

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VERSTRICKT IN DIE EIGENEN VORSTELLUNGEN – DIE ZUKUNFT VERSPIELEN? Memo zum Philosophie-Jetzt Labor vom 22.Januar 2017

Am Sonntag den 22.Januar 2017 traf sich wieder ein Gesprächskreis zum nächsten Philosophie-Jetzt Labor im Institut für Neue Medien im Frankfurter Osthafen. Wie in der Einladung vom 18.Januar 2017 angedacht, Ging es um die Bilder, die wir im Kopf haben, unsere Vorstellungen von uns selbst, von den anderen, von der Welt.

Entsprechend dem Programmvorschlag folgten nach einem kurzen Eingangsimpuls und dem Luxus einer ’stillen Zeit‘, einer Zeit zum Sich-Selbst-Fühlen (andere nennen dies Meditation) zwei lebhafte Gesprächsrunden, in denen jeder interessante Aspekte zum Thema beisteuerte. Das Live-Protokoll dieser Runden kann man hier sehen:

Live-Protokoll der Stichworte aus den beiden Gesprächsrunden
Live-Protokoll der Stichworte aus den beiden Gesprächsrunden

AUSLÖSER

für die Frage nach den Bildern in unserem Kopf war das letzte Treffen des Philosophie-Jetzt Labors vom 27.November 2016 gewesen. Dort hatte sich im Gespräch gezeigt, wie das Verständnis einer ganz einfachen sprachlichen Äußerung von extrem vielen Faktoren abhängt, die die jeweiligen Hörer der Äußerung in ihrem Kopf in Form von Erfahrungen, Gewohnten, Weltbildern usw. versammelt haben. So wurde verständlich, warum 10 verschiedene Personen die gleiche Äußerungen auf 10 verschiedene Weisen verstehen können. Dies bewegte die Gruppe, sich mal diesen Vorstellungen im Kopf jedes einzelnen zuzuwenden.

SPLITTER ZU BEGINN

Wie so oft zu Beginn einer Untersuchung fanden sich zunächst viele einzelne Gedankensplitter, die auf den ersten Blick keinen Zusammenhang erkennen lassen: ‚Ich bin ein Prof‘, ‚Ich fühle mich alt‘, ‚Ich bin fantasievoll‘, ‚Die Amerikaner‘, ‚Ich bin verständnisvoll‘, ‚Ich bin freundlich‘, ‚Der Bürgermeister‘, ‚Ich bin Hesse‘, ‚Ich bin verantwortungsvoll‘, ‚Die Europäer‘, ‚Ich bin zuverlässig‘ ….

EINHEIT IN VIELHEIT

Die Dinge gerieten etwas in Bewegung, als jemand aus seiner Erfahrung der Stille berichtete, dass er sich weniger in einer einzelnen Eigenschaft erlebt hat sondern vielmehr als ein Prozess, der meditiert, mit wechselnden Inhalten. Viele verschiedene Dinge, und doch eine Einheit. Wie geht das? Wieso kann ich einer sein, obgleich ich mich ständig konfrontiert erlebe mit vielen einzelnen Dingen, die sich ändern?

Dazu passten auch die Beobachtungen, dass sich unsere Wahrnehmung aus sehr unterschiedlichen Sinnesorganen und anderen Quellen speist. Sehen, Hören, Schmecken …. Ja, aber auch Gefühle, Emotionen. Was machen die Emotionen mit unserer Wahrnehmung? Wie können sich aus all diesen sehr unterschiedlichen Komponenten Vorstellungen entwickeln?

KUMULIERTE ERFAHRUNGEN

Diese letzten Gedanken führten direkt weiter zu den Beobachtungen, dass sich all diese vielfältigen Eindrücke in uns zu Erfahrungen verdichten können, zu kumulierten Modellen, mit denen wir die Welt, die anderen, und uns selbst lesen, verstehen. Dabei können sich die Wahrnehmungen aus unterschiedlichen Zeiten verändern, sich womöglich widersprechen, weil wir selbst uns scheinbar ändern, weil die Welt sich ändert, weil sich die anderen Menschen ändern, weil wir andere Menschen getroffen haben, die Dingen anders sehen oder tun als wir es gewohnt waren.

Als Kinder erfahren wir viele Fremdzuschreibungen von Erwachsenen, Fremdzuschreibungen, die niedermachen (Das kannst Du nie; bist Du ein Tollpatsch; Nein, tu das nicht, das ist gefährlich; Du nervst; ..), oder die helfen (Bei ungewöhnlichen Situationen (Todesfall, Trauer) passende Worte, Verhaltensbeispiele…). Im Gegensatz zu vielen Klischees, dass Kinder per se Egoisten seien, sollen neuere Forschungen zeigen, dass Kinder sehr wohl sozial denken, altruistisch und ein starkes Gerechtigkeitsempfinden haben. Eine weitverbreitete Erfahrungen ist es jedenfalls dass Jugendliche und Erwachsene immer wieder die Erfahrung machen können, dass sie im Gegensatz zu Fremdbeschreibungen aus der Kindheit (und Jugend) doch zu Handlungen fähig sind, die ihnen immer abgesprochen wurden.

PEER GROUPS – MAINSTREAM

Primäre Bezugsgruppen (peer groups) und der Mainstream sind starke Faktoren, die die eigenen Vorstellungen beeinflussen können. Dies kann sehr gut sein, wenn die dominierenden Vorstellungen/ Leitbilder konstruktiv, fördernd sind; dies kann aber auch verheerend sein, wenn sie die Menschen demotivieren, niedermachen, in soziale Abseitspositionen führen.

In machen Kulturen spielen Familien, die Sippe eine solch starke Rolle, dass der einzeln kaum Möglichkeiten hat, sich gegen herrschende Vorstellungen durchzusetzen bzw. Alternativen zu entwickeln. Aber auch Zweierbeziehungen, Freundeskreise, Kollegengruppen usw. können sehr starke Einflüsse ausüben.

VORSTELLUNGEN ALS REGELN, WERTE

Aus der Nähe betrachtet sind Vorstellungen nie einfach nur ’neutrale‘ Gebilde! Vorstellungen bestimmen, wie wir die Welt sehen und interpretieren, was wir wie tun sollen. Sie regen uns an, Dinge zu tun, die weiter bringen oder die hemmen, stören, scheitern und Ängste vermehren können. Vorstellungen machen aus anderen Feinde und Monster oder Partner oder gar Freunde.

Wie jeder erfahren kann, können sich die eigenen Vorstellungen im Laufe des Lebens ändern, man kann tatsächlich die gleichen Dingen mal so und dann anders sehen, wenn man sich selbst ändert.

Und wenn man sieht, wie zu verschiedenen Zeiten bestimmte Vorstellungen die Menschen in wirtschaftliche Not, in Kriege geführt haben, in Unterdrückung, Angst, Folter, oder – im Gegenteil – zu Frieden, Sicherheit, Wohlstand, Bildung, dann kann die Einsicht wachsen, dass die Vorstellungen die einzelne haben, Gruppen, Institutionen, Formen, Staaten, dass diese Vorstellungen nicht per se ‚Wahr‘ sind, nicht automatisch ‚richtig‘, sondern dass sie immer wieder hinterfragt werden müssen, überprüft, untersucht.

KRITIK, INFRAGESTELLUNG, KREATIVITÄT SIND LEBENSNOTWENDIG

Sowohl im Leben jedes einzelnen wie der Geschichte von Gruppen, Arbeitsgruppen, Institutionen, Firmen usw. kann man immer wieder feststellen, dass die Fähigkeit zur Selbstkritik, zum spielerischen (kreativen) Umgang mit Alternativen, zur Bereitschaft, unbequeme Fragen zuzulassen ganz entscheidend waren (und sind), um sich aus falschen, unproduktiven Vorstellungen zu befreien, um mit besseren Ideen in eine erfolgreichere Zukunft zu starten. Keine Firma kann auf Dauer im Wettbewerb bestehen, wenn Sie nicht ein Mindestmaß an Innovation in ihren Reihen hat (und sei es nur, zu wissen wann man die richtigen Dinge dazukauft); keine Gesellschaft kann auf Dauer friedlich und erfolgreich leben, wenn sie ihre Verhaltensmuster und Werte nicht immer wieder hinterfragt und anpasst (und sei es nur, dass man neue, kreative Menschen aus anderen Ländern ins Land lässt und sich von ihrer Kraft anstecken lässt).

Da sich die Welt beständig ändert kommt der Frage der geistigen Anpassungsfähigkeit eine zentrale Bedeutung zu. Die Evolution des Lebens auf der Erde unter meist extremen Bedingungen kann zeigen, mit welchen Strategien das Leben in ca. 3.5 Mrd Jahren dies bislang erfolgreich geschafft hat. Wir stehen diesem Leben nicht als Fremde gegenüber, wir sind vollständig ‚Produkte dieses Prozesses‘. Wir müssen das Leben insofern nicht völlig neu erfinden, aber ein bisschen mehr verstehen, wer wir sind, warum wir da sind, wie man angesichts einer sich ständig ändernden Welt ohne hinreichendes Wissen gemeinsam überleben kann, das sind zentrale Fragen, die weit über das Alltagsgeschäft hinausreichen.

AUSBLICK

Für die kommende Sitzung am So 26.Febr.2016  steht der Wunsch im Raum, sich auf die Frage einzulassen, wie denn  sich die Vorstellungen eingespannt zwischen Denken und Fühlen bilden können? Bewusst oder unbewusst? Entsteht das einfach so in uns, quasi wie ein Automatismus, und wir sind wie Roboter, die dann dumpf nur ausführen, was  sich in uns als Vorstellung und Regel zusammenbraut, oder haben wir wir eigene Anteile im Spiel? Können wir uns doch irgendwie und irgendwo in unserem Vorstellen der Welt ein wenig selbst bestimmen? Brauchen wir eventuell wilde Emotionen, Widerstand, Aufruhr, um uns gegen falsche Vorstellungen der anderen durch zu setzen, oder sind diese wilden Gefühle nur eine andere Falle, in die wir hineinlaufen können, um uns das richtige Denken zu ersparen, das anstrengend ist?

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EINLADUNG ZUM PHILOSOPHIE-JETZT-LABOR AM So, 22.Januar 2017. WELCHES BILD HABEN WIR VON UNS?

THEMA

Entsprechend der Terminplanung vom Oktober 2016 wird am So, 22.Januar 2017 das nächste Philosophie-Jetzt Labor stattfinden. Unter dem Oberthema DENKEN & FÜHLEN soll die Leitfrage an diesem Tag lauten: Welches Bild haben wir von uns?

WER

Einleitung und Moderation: Prof.Dr.phil Dipl.theol Gerd Doeben-Henisch (Frankfurt University of Applied Sciences, Institut für Neue Medien)

ORT

INM – Institut für Neue Medien, Schmickstrasse 18, 60314 Frankfurt am Main (siehe Anfahrtsskizze) Parken: Vor und hinter dem Haus sowie im Umfeld gut möglich.

ZEIT

Beginn 15:00h, Ende 18:00h. Bitte unbedingt pünktlich, da ab 15:00h kein Einlass mehr!

ESSEN UND TRINKEN

Es gibt im INM keine eigene Bewirtung. Bitte Getränke und Essbares nach Bedarf selbst mitbringen

PROGRAMM

Bis 15:00h ANKOMMEN

15:00 – 15:30h Impulsreferat zu WELCHE BILDER HABEN WIR IM KOPF?

15:30– 15:50h Zeit zum INDIVIDUELLEN FÜHLEN

15:50 – 16:00h ASSOZIATIONEN INDIVIDUELL NOTIEREN

16:00 – 16:40h Erste Diskursrunde (Mit Gedankenbild)

16:40 – 16:55h BEWEGUNG, TEE TRINKEN, REDEN

16:55 – 17:30h Zweite Diskursrunde (Mit Gedankenbild)

17:30 – 17:45h BEWEGUNG, TEE TRINKEN, REDEN

17:45 – 18:00h AUSBLICK, wie weiter

Ab 18:00h VERABSCHIEDUNG VOM ORT

Stunden, Tage danach: ABSTAND NEHMEN, NACHSINNEN

Irgendwann: BERICHT(e) ZUM TREFFEN, EINZELN, IM BLOG

Irgendwann: KOMMENTARE ZU(M) BERICHT(en), EINZELN, IM BLOG

ERSTE GEDANKEN ZUM THEMA

Wie man im Memo vom 28.November 2016 nachlesen kann, gab es ein sehr anregendes Gespräch zu der Frage: Wie hängt ein sprachlicher Ausdruck mit seiner Bedeutung zusammen? Das gemeinsame Experiment begann damit, dass ein Teilnehmer aus der Runde spontan eine Äußerung machte: „Es ist behaglich“, die im Gespräch dann sehr viele konkrete und grundsätzliche Aspekte zutage förderte. Allerdings gab es am Ende keine klare Aufgabenstellung für das nächste Treffen. Zu dem letzten Gespräch lassen sich viele interessante Fortsetzungen denken. Als Gesprächsleiter schlage ich die Fragestellung vor Welches Bild haben wir von uns selbst? … und man kann dann gleich weiter denken: Wie kommt es zustande? … und natürlich liegt einem die weitere Frage auf der Zunge Welches Bild haben wir von den Anderen? Und: Wie kommt es zustande?

Das letzte Gespräch hat gezeigt, wie vielfältig, ja wie komplex die Eigenschaften sein können, die sich um eine ganz schlichte sprachliche Äußerung ranken können. Zwischen den Zeilen kann man erkennen, dass diese Vielfalt sich einerseits aus der jeweiligen Äußerungssituation ergibt, zum anderen aber auch, vielleicht sogar zum größten Teil, aus der bisherigen Lerngeschichte der jeweiligen Sprecher und Hörer. Denn die Vielfalt der Situationen, die ein Mensch in seinem Leben geteilt hat, die Vielfalt der Verhaltensweisen, Äußerungen, damit verbundene Erlebnisse, diese Vielfalt schlägt sich im Gedächtnis des einzelnen nieder, allerdings, wie wir wissen, nicht 1-zu-1, sondern sehr individuell, sehr unterschiedlich. Dazu kommt, dass das Gedächtnis ‚lebt‘; mögliche Erinnerungen können sich im weiteren Verlauf ändern, weil andere Erlebnisse und Aktivitäten, die sich mit früheren Erinnerungen berühren, diese in andere Kontexte setzen, verändern können.

Das Bild, das wir von uns selbst (und von anderen) haben, entsteht in diesem schwer fassbaren Raum der Erinnerungen an geteilten Situationen und den schwer fassbaren Vorgängen des Gedächtnisses selbst, das weitgehend unabhängig von unserem Bewusstsein arbeitet. Es ist ein großes komplexes hochdynamisches System, das ‚aus sich heraus‘ alle Eindrücke und Erinnerungen ‚sortiert‘ und ‚bewertet‘. Und, wie wir wissen, sind es oft sogenannte ‚Zufälle‘, die zu bestimmten Erlebnissen und Erinnerungen führen, die dann, wenn sie nicht weiter hinterfragt werden, in uns Bilder entstehen lassen, die vielleicht ‚falsch‘ sind. Wobei sich die Frage stellt, wie wir die ‚Wahrheit‘ unseres Gedächtnisses erkennen können, wenn wir die Welt gerade nur durch unser Gedächtnis kennen? Und dann die ganzen Emotionen, die noch im Spiel sind/ sein können? Wer kontrolliert die? Welchen Regeln folgen sie?

Also, es kann wieder ein spannendes Gespräch werden.

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