Archiv für den Tag: 20. Februar 2023

GRAMMATIK FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG. Skizze

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild
ISSN 2365-5062, 20.Februar 2023 – 20.Februar 2023, 15:38h
URL: cognitiveagent.org, Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch (cagent@cognitiveagent.org)

(For an English Version see HERE)

Kontext

Der folgende Text ist ein Zusammenfluss von Ideen, die mich seit vielen Monaten umtreiben. Teile davon finden sich als Texte in allen drei Blogs (Bürgerwissenschaft 2.0 für Nachhaltige Entwicklung, Integrated Engineering and the Human Factor, Philosophie jetzt (= dieser Blog)). Die Wahl des Wortes ‚Grammatik‘ [1] für den folgenden Text ist eher ungewöhnlich, scheint mir aber den Charakter der Überlegungen gut wieder zu spiegeln.

Nachhaltigkeit für Populationen

Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung wird hier betrachtet im Kontext von ‚biologischen Populationen‘. Solche Populationen sind dynamische Gebilde mit vielen ‚komplexen Eigenschaften‘. Für die Analyse der ‚Nachhaltigkeit‘ solcher Populationen gibt es einen Aspekt, der ‚fundamental‘ für ein angemessenes Verständnis erscheint. Es handelt sich um den Aspekt, ob und wie die Mitglieder einer Population — die Akteure — untereinander verbunden sind oder nicht.

Eine ‚unverbundene‘ Menge

Wenn ich ‚Akteure‘ einer ‚Population‘ habe, die in keinerlei direkter ‚Interaktion‘ miteinander stehen, dann ist auch das ‚Handeln‘ dieser Akteure voneinander isoliert. In einem weiten Gebiet kommen sie sich einander vermutlich ’nicht in die Quere‘; auf engstem Raum könnten sie sich leicht behindern oder gar wechselseitig bekämpfen, bis hin zur gegenseitigen Zerstörung.

Festzuhalten ist, dass auch solche unverbundene Akteure über ein minimales ‚Wissen‘ über sich und die Umgebung verfügen müssen, auch über minimale ‚Emotionen‘, um überhaupt leben zu können.

Ohne direkte Interaktion wird eine unverbundene Population als Population relativ schnell dennoch aussterben.

Eine ‚verbundene‘ Menge

Eine ‚verbundene Menge‘ liegt vor, wenn die Akteure einer Population über hinreichend viele direkte Interaktion verfügen, durch die sie ihr Wissen über sich und die Welt sowie ihre Emotionen soweit ‚abstimmen‘ könnten, dass sie zu einem ‚abgestimmten Handeln‘ fähig sind. Dadurch werden die einzelnen, individuellen Handlungen bezogen auf ihre mögliche Wirkung zu einer ‚gemeinsamen (= sozialen) Handlung‘ die mehr bewirken kann, als jeder einzeln es vermocht hätte.

Die beteiligten ‚Emotionen‘ müssen eher so sein, dass sie weniger ‚abgrenzen/ ausschließen‘, als vielmehr eher ‚einbeziehen/ anerkennen‘.

Das ‚Wissen‘ muss eher so sein, dass es nicht ’statisch‘ und nicht ‚unrealistisch‘ ist, sondern vielmehr ‚offen‘, ‚lernend‘ und ‚realistisch‘.

Das ‚Überleben‘ einer verbundenen Population ist grundsätzlich möglich, wenn die wichtigsten ‚Faktoren‘ eines Überlebens hinreichend erfüllt sind.

Übergänge von – zu

Der ‚Übergang‘ von einem ‚unverbundenen‘ zu einem ‚verbundenen‘ Zustand einer Population ist nicht zwangsläufig. Das primäre Motiv ist möglicherweise einfach der ‚Wille zum Überleben‘ (eine Emotion), und die wachsende ‚Einsicht‘ (= Wissen), dass dies nur bei ‚minimaler Kooperation‘ möglich ist. Ein einzelner kann allerdings Zeit seines Lebens im Zustand des ‚Einzelgängers‘ leben, weil er seinen individuellen Tod nicht als hinreichenden Grund erleben muss, sich mit anderen zu verbünden. Eine Population als solche kann aber nur überleben, wenn hinreichend viele einzelne überleben, die minimal miteinander interagieren. Die Geschichte des Lebens auf dem Planet Erde legt die Arbeitshypothese nahe, dass es in biologischen Populationen (einschließlich der menschlichen Population) seit 3.5 Milliarden Jahren immer hinreichend viele Mitglieder einer Population gegeben hat, die den ’selbst zerstörerischen Tendenzen‘ einzelner ein ‚aufbauende Tendenz‘ entgegen setzen konnten.

Das Entstehen und der Erhalt einer ‚verbundenen Population‘ benötigt zum Gelingen ein Minimum an ‚geeignetem Wissen‘ und ‚geeigneten Emotionen‘.

Es ist für alle biologischen Populationen eine bleibende Herausforderung, die eigenen Emotionen so zu gestalten, dass sie tendenziell eher nicht ausgrenzen, verachten, sondern tendenziell eher einbeziehen und anerkennen. Desgleichen muss das Wissen geeignet sein, ein realistisches Bild von sich, den anderen und der Umwelt zu erlangen, damit das jeweilige Verhalten ’sachlich angemessen‘ ist und tendenziell eher zum ‚Erfolg‘ führen kann.

Wie die Geschichte der menschlichen Population zeigt, wird sowohl die ‚Formung der Emotionen‘ wie die ‚Formung eines leistungsfähigen Wissens‘ in der Regel weitgehend unterschätzt und schlecht bis gar nicht organisiert. Es wird der notwendige ‚Aufwand‘ gescheut, man unterschätzt die notwendige ‚Dauer‘ solcher Prozesse. Innerhalb des Wissens gibt es zusätzlich das generelle Problem, dass die ‚kurzen Zeitspannen‘ innerhalb eines individuellen Lebens ein Hindernis sind, solche Prozesse dort zu erkennen und zu gestalten, wo größere Zeitspannen dies erfordern (das betrifft fast alle ‚wichtigen‘ Prozesse).

Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass ‚verbundene Zustände‘ von Populationen jederzeit auch wieder in sich zusammen fallen können, wenn jene Verhaltensweisen, die sie ermöglichen, abgeschwächt werden oder ganz verschwinden. Zusammenhänge im Bereich biologischer Populationen sind weitgehend ’nicht determiniert‘! Sie beruhen auf komplexen Prozessen in und zwischen den einzelnen Akteuren. Ganze Gesellschaften können ‚über Nacht kippen‘, wenn ein Ereignis das ‚Vertrauen in den Zusammenhang‘ zerstört. Ohne Vertrauen ist keinerlei Zusammenhang möglich. Das Entstehen und das Vergehen von Vertrauen sollte zum Grundanliegen jeder Gesellschaft im Zustand des Verbundenseins gehören.

Politische Spielregeln

‚Politik‘ umfasst die Gesamtheit der Regelungen, die die Mitglieder einer menschlichen Population vereinbaren, um gemeinsam verbindliche Entscheidungsprozesse zu organisieren.[2] In einer groben Skala könnte man zwei Extremwerte platzieren: (i) Einerseits eine Population mit einem ‚demokratischen System‘ [3] und eine Population mit einem maximal un-demokratischen System.[4]

Wie schon generell für ‚verbundene Systeme‘ angemerkt: das Gelingen von demokratischen Systeme ist in keiner Weise determiniert. Ermöglichung und Erhalt erfordern den totalen Einsatz aller Beteiligten ‚aus eigener Überzeugung‘.

Grundrealität ‚Körperlichkeit‘

Biologische Populationen sind grundlegend geprägt von einer ‚Körperlichkeit‘, die durch und durch von ‚Gesetzmäßigkeiten‘ der bekannten materiellen Strukturen bestimmt sind. In ihren ‚komplexen Ausgestaltungen‘ manifestieren biologische Systeme zwar auch ‚komplexe Eigenschaften‘, die sich nicht einfach aus ihren ‚Einzelteilen‘ ableiten lassen, aber die jeweiligen identifizierbaren ‚materiellen Bestandteile‘ ihres ‚Körpers‘ samt vieler ‚funktionalen Zusammenhänge‘ unterliegen grundlegend einer Vielzahl von ‚Gesetzen‘ die ‚vorgegeben‘ sind. Diese ‚abzuändern‘ ist — wenn überhaupt — nur unter bestimmten begrenzten Bedingungen möglich.

Alle biologischen Akteure bestehen aus ‚biologischen Zellen‘, die für alle gleich sind. Hierin sind die menschlichen Akteure Teil der Gesamtentwicklung des (biologischen) Lebens auf dem Planet Erde. Die Gesamtheit des (biologischen) Lebens nennt man auch ‚Biom‘ und den gesamten Lebensraum eines Bioms auch ‚Biosphäre‘. [5] Die Population des homo sapiens ist nur ein verschwindend kleiner Teil des Bioms, beansprucht aber mit der homo-sapiens typischen Lebensweise immer größere Teile der Biosphäre für sich zu Lasten aller anderen Lebensformen.

Das (biologische) Leben findet seit ca. 3.5 Milliarden Jahren auf dem Planet Erde statt.[6] Die Erde, als Teil des Sonnensystems [7], hatte eine sehr bewegte Geschichte und zeigt bis heute eine starke Dynamik, die sich unmittelbar auf die Lebensbedingungen des biologischen Lebens auswirkten kann und auswirkt (Kontinentalplatten-Verschiebung, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Magnetfeld-Verschiebung, Meeresströmungen, Klima, …).

Biologische Systeme benötigen generell eine kontinuierliche Aufnahme von materiellen Stoffen (mit Energiepotentialen), um ihre eigenen Stoffwechselprozesse zu ermöglichen. Sie scheiden auch Stoffe aus. Menschliche Populationen brauchen bestimmte Mengen an ‚Nahrungsmitteln‘, ‚Wasser‘, ‚Behausungen‘, ‚Lagerstätten‘, ‚Transportmittel‘, ‚Energie‘, … ‚Rohstoffe‘, … ‚Produktionsprozesse‘, ‚Austauschprozesse‘ … Mit dem Anwachsen der schieren Größe einer Population multiplizieren sich die materiellen Bedarfsmengen (und auch Abfälle) in Größenordnungen, die das Funktionieren der Biosphäre zerstören können.

Prognosefähiges Wissen

Wenn eine zusammenhängende Population mögliche zukünftige Zustände nicht dem puren Zufall überlassen will, dann braucht sie ein ‚Wissen‘, das geeignet ist, aus dem Wissen über die Gegenwart und über die Vergangenheit ‚Voraussagen‘ (‚Prognosen‘) für eine mögliche Zukunft (oder sogar vielen ‚Varianten von Zukunft‘) zu konstruieren.

In der bisherigen Geschichte des homo sapiens gibt es nur eine Wissensform, mit der nachweisbar demonstriert werden konnte, dass sie für belastbare nachhaltige Prognosen geeignet ist: die Wissensform der empirischen Wissenschaften. [8] Diese Wissensform ist bislang nicht perfekt, aber eine bessere Alternative ist nicht bekannt. Im Kern umfasst ‚empirisches Wissen‘ die folgenden Elemente: (i) Die Beschreibung einer Ausgangslage, die als ‚empirisch zutreffend‘ angenommen wird; (ii) Eine Menge von ‚Beschreibungen von Veränderungsprozessen‘, die man im Laufe der Zeit formulieren konnte, und von denen man weiß, dass es ‚hoch wahrscheinlich‘ ist, dass die beschriebenen Veränderungen unter bekannten Bedingungen immer wieder stattfinden; (iii) ein ‚Folgerungskonzept‘, das beschreibt, wie man auf die Beschreibung einer ‚gegebene aktuelle Situation‘ die bekannten Beschreibungen von Veränderungsprozessen so anwenden kann, dass man die Beschreibung der aktuellen Situation so abändern kann, dass eine ‚veränderte Beschreibung‘ entsteht, die eine neue Situation beschreibt, die als ‚hoch wahrscheinliche Fortsetzung‘ der aktuellen Situation in der Zukunft gelten kann.[9]

Die eben skizzierte ‚Grundidee‘ einer empirischen Theorie mit Prognosefähigkeit kann man konkret auf vielerlei Weise realisieren. Dies zu untersuchen und zu beschreiben ist Aufgabe der ‚Wissenschaftstheorie‘ bzw. ‚Wissenschaftsphilosophie‘. Allerdings, die Vagheiten, die sich im Umgang mit dem Begriff einer ‚empirischen Theorie‘ finden, finden sich auch im Verständnis dessen, was denn mit ‚Wissenschaftstheorie‘ gemeint sein soll.[10]

In dem vorliegenden Text wird die Auffassung vertreten, dass der ‚Grundbegriff‘ einer empirischen Theorie sich im normalen Alltagshandeln unter Benutzung der Alltagssprache vollständig realisieren lässt. Dieses Konzept einer ‚Allgemeinen Empirischen Theorie‘ kann man nach Bedarf durch beliebige spezielle Sprachen, Methoden und Teiltheorien erweitern. Damit ließe sich das bislang ungelöste Problem der vielen verschiedenen empirischen Einzeldisziplinen nahezu von selbst lösen.[11]

Nachhaltiges Wissen

Im Normalfall kann eine empirische Theorie im günstigsten Fall Prognosen generieren, denen eine gewisse empirisch begründete Wahrscheinlichkeit zugesprochen werden kann. In ‚komplexen Situationen‘ kann solch eine Prognose viele ‚Varianten‘ umfassen: A, B, …, Z. Welche dieser Varianten nun im Lichte eines ‚anzunehmenden Kriteriums‘ ‚besser‘ oder schlechter‘ ist, kann eine empirische Theorie selbst nicht bestimmen. Hier sind die ‚Produzenten‘ und die ‚Benutzer‘ der Theorie gefragt: Verfügen diese über irgendwelche ‚Präferenzen warum z.B. die Variante ‚B‘ der Variante ‚C‘ vorzuziehen sei‘?: „Fahrrad, U-Bahn, Auto oder Flugzeug?“ , „Gentechnik oder nicht?“, „Pestizide oder nicht?“, „Atomenergie oder nicht?“, „Unkontrollierter Fischfang oder nicht?“ …

Die zur Anwendung kommenden ‚Bewertungskriterien‘ verlangen selbst eigentlich einerseits nach ‚explizitem Wissen‘ zur Abschätzung eines möglichen ‚Nutzens‘, andererseits ist der Begriff des ‚Nutzens‘ verankert im Fühlen und Wollen von menschlichen Akteuren: Warum genau will ich etwas? Warum ‚fühlt sich etwas gut an‘? …

Die aktuellen Diskussionen weltweit zeigen, dass das Arsenal der ‚Bewertungskriterien‘ und ihre Umsetzung alles andere als ein klares Bild bieten.

ANMERKUNGEN

[1] Für die typische Verwendung des Begriffs ‚Grammatik‘ siehe die Deutsche Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Grammatik. In dem Text hier im Blog übertrage ich dieses Konzept von der ‚Sprache‘ auf jenen ‚komplexen Prozess‘, in dem die Population der Lebensform ‚homo sapiens‘ versucht, auf dem Planet Erde einen ‚Gesamtzustand‘ zu erreichen, der für möglichst viel ‚Leben‘ (mit den Menschen als Teilpopulation) eine ‚maximal gute Zukunft‘ ermöglicht. Eine ‚Grammatik der Nachhaltigkeit‘ setzt eine bestimmte Menge von Grundgegebenheiten, Faktoren voraus, die in einem dynamischen Prozess miteinander ‚wechselwirken‘, um in einer ‚Folge von Zuständen‘ möglichst viele Zustände realisiert, die für möglichst viele ein möglichst gutes Leben ermöglichen.

[2] Für die typische Verwendungsweise des Begriffs Politik siehe die Deutsche Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Politik. Diese Bedeutung wird in dem vorliegenden Text hier auch vorausgesetzt.

[3] Ein sehr aufschlussreiches Projekt zur empirischen Forschung zum Zustand und zur Entwicklung von ‚empirischen Systemen’Demokratien‘ auf dem Planet Erde ist das V-dem Institut: https://www.v-dem.net/

[4] Natürlich könnte man auch ganz andere Grundbegriffe für eine Skala wählen. Mit erscheint aber das Konzept eines ‚demokratischen Systems‘ (bei allen Schwächen) im Lichte der Anforderungen für eine nachhaltige Entwicklung als das ‚geeignetste‘ System zu sein; zugleich stellt es aber von allen System die höchsten Anforderungen an alle Beteiligten. Dass es überhaupt zur Ausbildung von ‚Demokratie ähnlichen‘ Systemen im Laufe der Geschichte kam, grenzt eigentlich fast an ein Wunder. Die weitere Entwicklung solcher Demokratie ähnlicher Systeme schwankt beständig zwischen Erhalt und Zerfall. Positiv könnte man sagen, dass das beständige Ringen um den Erhalt eine Art ‚Training‘ ist, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.

[5] Für die typischen Verwendungsweisen der Begriffe ‚Biom‘ und ‚Biosphäre‘ siehe die entsprechenden Einträge in der Deutschen Wikipedia: Biom (https://de.wikipedia.org/wiki/Biom) und Biosphäre (https://de.wikipedia.org/wiki/Biosph%C3%A4re).

[6] Einige Grunddaten zur Erde: https://de.wikipedia.org/wiki/Erde

[7] Einige Grunddaten zum Sonnensystem: https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnensystem

[8] Der Begriff der ‚empirischen Wissenschaft‘ wird in der Deutschen Wikipedia sehr unterbestimmt dargestellt: https://de.wikipedia.org/wiki/Empirie#Empirische_Wissenschaften. Die englische Wikipedia ist hier auch nicht besser: https://en.wikipedia.org/wiki/Science. Der Begriff ‚empirische Wissenschaft‘ kommt erst gar nicht vor, nur der vage Begriffe ‚Science‘ (‚Wissenschaft‘).

[9] Wenn man eine Uhr mit Stunden- und Minutenzeiger besitzt, die aktuell 11:04h anzeigt, und man aus alltäglicher Erfahrung weiß, dass der Minutenzeiger jede Minute um einen Strich vorrückt, dann kann man mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit folgern, dass der Minutenzeiger ’sehr bald‘ um einen Strich weiter wandert. Die Ausgangsbeschreibung ‚Die Uhr zeigt 11.04h an‘ würde dann zu der der neuen Beschreibung ‚Die Uhr zeigt 11:05h an‘ verändert werden können. Vor dem ’11:05h Ereignis‘ hätte die Aussage ‚Die Uhr zeigt 11:05h an‘ den Status einer ‚Prognose‘.

[10] In dem Übersichtsartikel in der Deutschen Wikipedia zum Begriff ‚Wissenschaftstheorie‘ (https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftstheorie) findet man eine große Zahl von Varianten zum Begriff, aber wichtige Teilgebiete, erste Recht nicht die Grundstruktur empirischer Theorien, findet man in diesem Artikel nicht. Etwas klarer erscheint hier die Englische Wikipedia, wenngleich auch sie neben dem großen Panorama keine alles zusammenfassende Arbeitshypothese für das bietet, was denn ‚empirische Wissenschaft‘ ist: https://en.wikipedia.org/wiki/Philosophy_of_science

[11] ‚Aus sich heraus‘ kann eine Einzeldisziplin (Physik, Chemie, Biologie, Psychologie, …) nicht ‚das Ganze‘ begrifflich fassen; muss sie ja auch nicht. Die verschiedenen Versuche, irgendeine Einzeldisziplin auf eine andere (besonders beliebt ist hier die Physik) zu ‚reduzieren‘, sind bislang alle gescheitert. Ohne eine geeignete ‚Meta-Theorie‘ kann keine Einzeldisziplin sich aus ihrer Spezialisierung befreien. Das Konzept einer ‚Allgemeinen Empirischen Theorie‘ versteht sich als solch eine Meta-Theorie. Eine solche Meta-Theorie passt in das Konzept eines modernen philosophischen Denkens.

DER AUTOR

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