DRITTES HERZ DES OKTOPUS – WIR MENSCHEN MÜSSEN ES EBEN OHNE PARASITEN SCHAFFEN …Kurzbesprechung

Autor: Gerd Doeben-Henisch

Zeit: 31-Dez 2023 – 5.Jan 2024

Email: gerd@doeben-henisch.de

KONTEXT

Nachdem ich den neuen Roman „Das dritte Herz des Oktopus“ von Dirk Rossmann und Ralf Hoppe in vielstündigen Autofahrten zusammen mit meiner Frau gehört hatte, verspürte ich die spontane Regung, dazu eine kurze Besprechung zu schreiben. Die erste Version habe ich bei amazon eingespeist. Unabhängig davon hier eine Version für diesen Blog.

WIR MENSCHEN MÜSSEN ES EBEN OHNE PARASITEN SCHAFFEN …

sagt Ariadna, eine der Hauptpersonen im dritten Teil der Oktopus-Reihe, auf S.695 der Textausgabe, also drei Seiten vor dem Schluss. 698 Seiten über Parasiten, die im Oktopus verortet werden, und dann sollen diese keine Rolle spielen? War der ganze Roman ein Schuss ins Leere? Waren viele Stunden Hörbuch umsonst?

Keine Panik: die 698 Seiten sind sehr wohl angefüllt mit ungewöhnlichen Akteuren, bizarren Schauplätzen, kenntnisreichen Einschüben, und der großen Menschheitsfrage.

Ja, wer will, wer sich auf den Roman einlässt, der kann sehr wohl verwickelt werden in Spannungsbögen, in politische Szenarien, die nicht ganz so unrealistisch sind, wie es das Format eines Romans assoziieren könnte. Immerhin geht es in diesem Roman um nicht weniger als das Schicksal der ganzen Menschheit: die verheerende Zerstörung der Natur als Lebensgrundlage der Menschheit, damit zusammenhängend das Klima, das als Folge davon seine bisherigen Bahnen verlässt und immer mehr seine alles zerstörende Wirkung entfaltet.

Die heute weltweit bekannten Uneinigkeit in Grundsatzfragen, die Zunahme höchst gefährlicher Auseinandersetzungen aufgrund jahrzehntelanger ungelöster Konflikte, die brutal tickende Uhr der realen Abläufe, dies alles ist sicherlich ein Motor hinter dem Interesse für Bücher wie diesem dritten Oktopus-Roman.

Die zentrale Arbeitshypothese zur Rettung der Menschheit, die diesen Band 3 fast bis zum Schluss beherrscht, will die Menschheit und den Planeten dadurch retten, dass mit Hilfe eines Parasiten (wohnhaft in Oktopoden) das menschliche Gehirn so modifiziert wird, dass das ‚Böse‘ im Menschen weniger wird und das ‚Gute‘ so stark, dass die Menschheit es vielleicht doch schaffen kann… allerdings mit großem Risiko: unmodifiziert wird der Parasit im menschlichen Gehirn den jeweiligen menschlichen Träger lebensunfähig machen, aber so richtig unfähig, nicht vergleichbar mit einem ‚normalen‘ Menschen, der unsinnig handeln kann, aber nicht muss …

Eine solche Strategie zur Rettung der Menschheit durch die Reparatur des ‚physiologischen Systems‘ ist nicht neu. Im Lichte der modernen Wissenschaft, nicht zuletzt auch durch die Erkenntnisse der Forschungen zur Künstlichen Intelligenz, sollte aber bislang eigentlich klar sein, dass die komplexe Funktionalität biologischer Systeme, erst Recht jene der Menschen, durch Bezugnahme ausschließlich auf das physiologische System weitgehend unverständlich ist.

Die fast schon seherische Aussage der Hauptakteurin auf S.695 „Wir Menschen müssen es eben ohne Parasiten schaffen, ganz einfach, aus eigener Kraft, dann wäre alles gut.“ klingt zwar gut, aber angesichts des bisherigen Denkhorizontes, der in den Teilen 1-3 der Oktopus-Reihe aufgeleuchtet ist, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass das Team Rossmann und Hoppe die Zauberformel finden werden, die hierzu notwendig ist. Es gibt viele Spuren, Hinweise, die auf das komplexe System biologischer Kollektivität hindeuten. Aber genau das verstehen wir heute noch kaum. Wir sprechen lieber über Maschinen und deren angebliche Intelligenz, obwohl sie absurd dumm sind, und vergessen, dass der homo sapiens vielleicht etwas ganz anderes ist, als was wir uns immer einzureden versuchen. Bin gespannt auf Band 4 🙂

Postscript

Der fast seherische Satz „Wir Menschen müssen es eben ohne Parasiten schaffen, ganz einfach, aus eigener Kraft, dann wäre alles gut.“ eröffnet eine Zukunft, die viele Richtungen offen lässt. In meinem Blog habe ich in den letzten 16 Jahren viele Dinge angedacht. Aber eine Herausforderung, die sich für mich immer mehr in den Vordergrund schiebt, ist die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander umgehen, um ein gemeinsames Handeln zu ermöglichen. Angesichts der immer größeren ‚Disharmonien‘, die wir überall feststellen können, kommt dieser Frage eine zentrale Bedeutung zu. In einem Blogbeitrag, den ich am 26.Dez 23 begonnen hatte, bin ich jetzt auf Einsichten gestoßen, die diese verschiedenen Eindrücke auf eine Weise verdichten, wie es mir bislang noch nie gelungen war. Als Einstieg dazu reicht die Einleitung des Posts MODERNE PROPAGANDA – Aus philosophischer Sicht. Erste Überlegungen (https://www.cognitiveagent.org/2023/12/28/moderne-propaganda-aus-philosophischer-sicht-erste-ueberlegungen/).

DER AUTOR

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