(Letzte Änderung: 15.Sept. 2024)
AUTOR: Gerd Doeben-Henisch
Kontakt: cagent@cognitiveagent.org
KONTEXT
Dieser Text gehört zur Rubrik ‚PHILOSOPHIE – Anderer Stil‘
ICH BIN NOCH DA …
Wenn Du diese Zeilen liest, dann bist Du noch da, bist am Leben, so wie ich, der ich gerade diese Worte auf Papier schreibe.
Am Leben sein,
im Leben sein,
lebendig sein ….
Viele Menschen aus meiner Umgebung sind schon gestorben: Frank, Miro, Kai, Marianne, Sabine, .. Mein Vater Gerhard, die Mutter meiner Frau Elisabeth, der Vater meiner Frau Reinhold …, meine Mutter Hildegard …
Du kennst dies auch …
Und wenn nicht aus deiner direkten Umgebung: jeden Tag sterben Menschen um uns herum: durch Krankheit, Unfälle, Verbrechen, Krieg, Hunger, Wassermangel, Naturkatastrophen ….
doch,
ich bin noch da, der gerade schreibt,
Du bist noch da, während Du liest …
Wir sind am Leben,
und jeder von uns beiden hat einen ‚Körper‘,
wie wir so gerne sagen.
Jeder unserer Körper repräsentiert eine Versammlung von (ungefähr) 136 Billionen biologischen Zellen (136.000.000.000.000) … ein Körper!
Jede Zelle ist ein vollständiges Lebewesen, wird geboren, stirbt, redet mit vielen anderen Zellen, ständig.
Unsere Milchstraße, die wir von der Erde mit bloßem Auge kaum sehen können, wird auf 100-400 Milliarden Sterne und genau so viele Planeten geschätzt. Nehmen wir moderat an, es seien etwa 200 Milliarden Sterne und 200 Milliarden Planeten, in unserer Milchstraße. Wenn wir jetzt annehmen, dass jede Zelle in unserem Körper für einen Stern oder für einen Planeten steht, dann beinhaltet unser eigener Körper etwa 340 Galaxien im Format einer Milchstraße … 340 Galaxien, unser eigener Körper!!!!!
Kannst Du Dir dies vorstellen?
Ich kann es nicht.
Und unsere Zellen im Körper, dies sind keine leblosen Sonnen oder Planeten, sondern ‚Lebewesen‘, die alles besitzen, was ein Lebewesen braucht, um sich auf diesem Planeten zu behaupten, zu lernen, sich fortzupflanzen …
Hast Du jemals darüber nachgedacht, dass Du selbst, Du mit einem Körper, etwas verkörperst, was in dieser Kleinheit so groß ist, dass es alles sprengt, was wir vom bekannten Universum her kennen?
Und jeder von uns beiden hat solch einen Körper mit 340 Galaxien an Zellen.
Und wir Menschen sind ja mittlerweile auch viele Milliarden…
Und wir sind nicht alleine.
Da gibt es noch viel mehr anderen Lebewesen um uns herum, die viele Galaxien verkörpern,
Galaxien des Lebens,
die alle geboren werden, auf diesem Planeten leben, und irgendwann sterben.
Müssen wir sterben?
Warum sind wir überhaupt da?
Wie kann es sein, dass auf einem ‚toten‘ Planeten vor etwa 3.8 Milliarden Jahren dieses Leben begann.
Wo kommt es her?
Wie konnten aus ‚toter Materie‘ Strukturen entstehen, die ein Verhalten zeigen, das die Wissenschaft als ‚Leben‘ bezeichnet, etwas, was es im gesamten bis heute bekannten Universum nicht nochmals gibt … auch wenn mathematische Überlegungen viele Wissenschaftler dazu inspirieren, anzunehmen, dass es irgendwo ‚da draußen‘ doch auch noch ‚Leben‘ geben müsste …
vielleicht…
aber,
haben wir überhaupt schon verstanden, wer WIR selbst sind,
was dieses ganze Leben da ist, das sich in 3.8 Milliarden Jahren quasi aus dem Nichts heraus auf dem ganzen Planeten ausgebreitet hat, unter härtesten Bedingungen die Erde mit einer Sauerstoffatmosphäre ausgestattet hat, sich in Ozeanen, auf dem Festland, tief in der Erde, weit oben in der Atmosphäre ein Zuhause bereitet hat …
Verstehst Du das?
Verstehst Du, dass es eine grobe Illusion ist, dass Du ‚alleine‘ bist?
Allein dein eigener Körper ist eine Super-Super-Super Gemeinschaft von einzelnen Lebewesen, und alleine kannst Du überhaupt nicht existieren.
Wozu auch?
Du gehörst zu einer Gemeinschaft von Lebewesen, nicht von Toten.
Ich selbst verstehe dies alles noch kaum.
Ich beginne gerade zu ahnen, dass es hier um mehr geht,
dass unsere alltäglichen Bilder vom Leben arg ‚schräg‘ sind, wenig hilfreich;
sie gaukeln uns etwas vor, was so vielleicht wirklich irreführend ist.
Aber, wer will dies schon genau verstehen?
Willst Du es verstehen?
Vor vielen Jahren, eher vor vielen Jahrzehnten, ich war noch sehr jung, da hat es mich gepackt.
Ich war es leid, ständig Geschichten über uns Menschen, das Leben zu hören, die so einfach nicht stimmen können.
Und dann habe ich den Fehler meines Lebens gemacht, den ich aber nicht bereue.
Ich habe mir erlaubt alle Fragen zuzulassen, die ich habe.
Alle Fragen.
Und ich habe dann seitdem – viele Jahrzehnte – versucht, Antworten zu finden auf diese Fragen.
Und ja, je mehr Antworten, um so mehr neue Fragen standen im Raum.
Bevor ich jetzt selbst – möglicherweise bald – sterbe, dachte ich, ich versuche etwas von all dem aufzuschreiben, für Dich, der Du dies gerade liest.
Als Mensch bist Du etwas sehr Besonderes, auf diesem Planeten, in diesem Universum.
Klar ist, dass Du als Mensch Teil einer Gemeinschaft von Leben bist, die das größte Wunder des gesamten bekannten Universums verkörpert,
ein Wunder, das bislang kaum jemand versteht.
Haben wir Angst vor uns selbst?