Hinter den Kulissen

Wenn es um die ‚Sache‘ geht, dann finde ich persönliche Randbedingungen in der Regel störend. Es verunklart oft das Bild des Sachverhaltes, um den es geht. Wenn allerdings die Sache, um die es geht –wie in diesem Blog– nicht ganz loslösbar ist von der konkreten Person, die da wahrnimmt, fühlt, denkt, entscheidet usw.dann kann es schon mal hilfreich sein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, um die Prozesse ‚hinter‘ dem ‚gedanklichen Vordergrund‘ zumindestens anzudeuten. Eine wirkliche ‚Erklärung‘ wird man davon nicht erwarten können, aber zumindest Hinweise, Indizien, Anhaltspunkte, um damit sein eigenes (gemeint ist der Leser) Herangehen damit besser vergleichen zu können.

Da seit dem letzten Blogeintrag vom 23.Juli nun schon gut 6 Wochen wieder vergangen sind kann man sich fragen, was macht dieser cagent da. Ist er eingeschlafen? Hat er seinen Blog vergessen? Hat er aufgehört zu denken? Was ist los?

Die Wahrheit ist, dass er tatsächlich gerne weiterschreiben würde. Aber da gibt es ‚Umstände‘, die retardierend wirken. Zum Beispiel gab es zur auslaufenden Diplomprüfungsordnung noch zahlreiche Diplomarbeiten, die begutachtet werden mussten (verbunden mit den zugehörigen mündlichen Prüfungen); ferner war ich verantwortlich für die Beteiligung an einem Förderprojekt des Landes Hessen. Die Kommunikation mit den verschiedenen beteiligten Personen und Abteilungen hat zusammen mindestens eine komplette Woche gekostet. Über Details will ich hier garnicht sprechen. Zugleich musste ich –aus verschiedenen Gründen– innerhalb kurzer Zeit unsere Forschungsarbeiten des letzten Semesters als wissenschaftlichen Konferenzbeitrag formulieren, koordiniert mit zwei MitautorenInnen, die aber aus anderen Disziplinen kamen. Das war insgesamt dann auch eine gute Woche (die Nächte mit eingeschlossen).  Parallel laufen die Arbeiten an einem weiteren Förderantrag, bei dem es um viele Millionen geht. Hier kooperieren fünf Projekte mit zusätzlich sehr vielen (großen) Anwendungspartner. Ich bin zwar nur Projektleiter eines dieser fünf Projekte, aber unser Projekt ist interdisziplinär, wir bewegen uns an der Forschungsfront, und wir müssen uns mit den anderen –alle insgesamt sehr komplexen Projekten– koordiniere. Allein die Kommunikation ist aufwendig und schwierig, ganz abgesehen von dem Inhalt unseres Projektes (intelligente technische Systeme zur Unterstützung der Sprachentwicklung bei autistischen Kindern). Zwischendurch war ich noch beteiligt, bei einem weiteren Förderprojekt (bundesweite Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich AAL) unseren Masterstudiengang einzubringen und musste mithelfen, ein Team zu bilden, das dann die eigentliche Arbeit  machte. Auch das waren viele Gesprächstermine, Lektürezeit, Denkzeit notwendig. Zur Abwechslung gab es dann mal einen Musikworkshop von unserem Kulturscheunennetzwerk, bei dem ich mit einer Handvoll Nicht-Musikern eine Band gebildet habe und mit ihnen einen Blues einstudiert habe. Nach ca. fünf Stunden Üben haben sie einen Blues gespielt (EBass, EPiano, EDrums, EGitarre, Gesang); natürlich waren sie begeistert, da sie sonst (ausser dem Sänger) keine Musik machen und sich für unmusikalisch hielten (Viele sogenannte ‚Unfähigkeiten‘ sind keine echten Unfähigkeiten; sie sind eine Mischung aus verpassten Gelegenheiten, falschen Selbstbildern und Angst vor dem Versuch, weil man ja vielleicht Fehler machen könnte….).  Zwischendurch natürlich immer wieder auch andere Gespräche, Treffen, Beratungsgespräche. Gelegentlich habe ich auch selbst meine Musikexperimente weitergeführt (siehe Soundexperimente Phase 3, ab dem Experiment (++)Thunderstorm Dancing Ahead of, a real thunderstorm yesterday night inspired me to this arrangement. I cutted some pieces of the original sound file (taken with my tascan recorder) and mixed them as the ‚lead voice‘. Then I played with the piano through midi a guitar bench tune and associated some drums…..(originally I planned some otherr arrangement, but the ableton software keeps the ‚memory‘ of every piece where it has been recorded; I couln’t get rid of this memory..then I did it the way you can hear it now…) . Dann wurden wir mehrfach gefragt, ob wir als Masterstudiengang BaSys nicht doch auch ein Modul im Rahmen von Studium Generale anbieten könnten. Nachdem dies schon mehr als ein Jahr so geht haben wir dann –trotz Auslastung deutlich über 100%– gesagt, wir machen das. Dazu mussten wir uns über drei Disziplinen hinweg abstimmen. Unter anderem habe ich dafür ein kleines Paper geschrieben, um mir selbst klar zu machen, was wir da überhaupt machen können (siehe die Seite BaSys Research mit dem Link auf ein PDF-Dokument). Parallel lief die Anbahnung einer möglichen strategischen Partnerschaft zwischen unserer Hochschule –speziell natürlich unser Masterstudiengang BaSys– mit einem globalen Technologieführer. EMails, Telefonate, Besprechungen, Konzeptpapiere; dies überlappte sich dann noch mit einer privaten Renovierungsaktion: das private Arbeitszimmr von meiner Frau und von mir musste totalrenoviert werden (eine Wand raus, Fenster erneuert, Boden erneuert, Elektrik erneuert,….). Dies kostete viele Tage ausräumen, eine Woche mit Handwerkern, und eine noch nicht abgeschlossene Rückräumaktion. Während die Handwerker zugange waren hatte ich   eine Grippe/Erkältung, die irgendwie umging, hatte aber keine Zeit mich gross `abzulegen‘; die Arbeit ging weiter. Beim INM gab es was zu tun, die Grünen hatten eine sehr schöne Veranstaltung zum kommunalen Haushalt mit einem exzellenten Mitglied des Landtags. Ein anderer Strang waren noch Überlegungen für einen öffentlichen Vortrag bei den Bad Nauheimer Gesprächen (die tatsächlich aber in Frankfurt stattfinden….). Habe mir gedacht, dass dies eine Gelegenheit sein könnte, die bisherigen Überlegungen aus diesem Blog vielleicht für solch einen Vortrag zu strukturieren. Mache mir dazu immer wieder ein paar Notizen. Heute morgen waren es die folgenden:

Ursachen und Symptome

Ausgangspunkt ist das Phänomen, dass wir dahin tendieren, sehr viel an Symptomen ‚herum zu doktern‘ ohne eigentlich die Ursachen anzugehen, die zu diesen Symptomen führen (eines von vielen Beispielen ist die falsche Ernährung eines wachsenden großen Teils der Bevölkerung, durch die eine Vielzahl von schweren Krankheiten vorprogrammiert ist. Statt die mehrstelligen Milliardensummen für die Folgen aufzubringen (die das Problem ja nicht wirklich beheben), wäre es sinnvoller, solch eine Fehlverhalten von vornherein zu verhindern). Hier schließen sich viele tiefer gehende Analysen an.

Historische Beispiele von Weltsichten

Dies führt zum generellen Problem der ‚Weltsicht‘: mit welcher kognitiven Brille schaue ich die Welt an? Die Geschichte der Menschheit liefert hier wunderbare Beispiele, wie eine jeweilige –epochenbedingte– Sicht der Welt und des Menschen die Welt in einem je verschiedenen –und spezifischem– Licht erscheinen läßt. So liefert die jüdisch-christliche Tradition ein bestimmtes Bild, das dann nach mehr als tausend Jahren partiell durch die neue wissenschaftliche Sicht ergänzt, aber faktisch nicht völlig ersetzt wurde. Beide Sichten koexistieren immer noch. In der Geschichte der Medizin von der Antike bis heute spiegelt sich dies wie in einem Brennglas auch wieder. Die Übernahme des wissenschaftlichen Weltbildes hat zur einer Verfeinerung und Spezialisierung geführt, die bislang aber nicht durch eine hinreichende systemische Sicht ergänzt wurde. Eine angemessene systemische Sicht überfordert unsere bisherigen kognitiven Möglichkeiten und Technologien. Damit laufen wir Gefahr, dass sich die Produktion von Wissen selbst zerstört: Detailwissen erschlägt Detailwissen.