SPIRITUALITÄT IM ALLTAG

(Noch nicht fertig; erste Zeilen)

1) Bei allen Betrachtungen über die ‚Strukturen‘, die wir in unserem Universum entdecken können, die wir ‚meinen zu sehen‘, bleibt der Aspekt der ‚Innensicht‘ der beteiligten Systeme normalerweise unberührt. Man kann sehr vieles ‚über‘ die verschiedenen Lebensformen wissen und sagen (oft ‚3.Person Perspektive‘ genannt), ohne ein einziges Wort über deren ‚innere Zustände‘ zu verlieren.
2) Dies ist natürlich auch kein Zufall, da diejenigen, die über das Universum und die Lebensformen sprechen, WIR, ja selbst Systeme sind, die in diesen Strukturen vorkommen, und WIR können ohne Hilfsmittel in keiner Weise die mögliche ‚Innensicht‘ eines anderen Systems erkennen. Wir haben keinen direkten Zugang zum ‚Innern‘ des anderen Systems (oft ‚1.Person Perspektive‘ genannt) (dies sind Gedanken, die in diesem Blog schon mehrfach auf unterschiedliche Weise durchgespielt worden sind; siehe Übersicht über alle bisherigen Blogeinträge nach Titeln).
3) Das, worüber WIR reden können, ist das, worüber JEDER VON UNS, FÜR SICH, auf seine Weise, als seine eigene persönliche individuelle Perspektive, verfügen kann (wobei nach meiner Erfahrung den meisten in der Regel ohne Training und Unterweisung nicht so ohne weiteres klar ist, was das genau ist!).
4) Dies ist eine Gemengelage aus unterschiedlichen ‚Eindrücken‘, ‚Erlebnissen‘, ‚Vorstellungen‘, ‚Gefühlen‘, ‚Erinnerungen‘ und mehr (viele, die sich Philosophen nennen, benutzen hier den technischen Begriff ‚Qualia‘, der aber natürlich nur ein ‚Dummy-Begriff‘ ist, der verbirgt, dass man hier nichts Definitives sagen kann. Andere, die sich Philosophen genannt haben, haben auch andere Begriffe als ‚Qualia‘ benutzt. Einige derer, die sich Philosophen nennen, sprechen hier gern von den ‚Phänomenen‘ des Bewusstseins). Es ist das, was wir ‚haben‘, wenn wir anfangen irgendetwas zu denken. Wir finden es vor. Wir müssen es nicht machen. Es wird für uns ‚gemacht‘. Ein X macht dies für uns.
5) Was ich selbst in einem Moment alles an ‚Phänomenen‘ erlebe, kann kein Dritter ‚außerhalb von mir‘ in gleicher Weise erleben. Heutzutage können zwar die Gehirnforscher elektrische und chemische Prozesse im Gehirn eines Versuchssystems ‚messen‘, aber diese ‚Messwerte‘ haben nichts mit meinem persönlichen Erleben zu tun (abgesehen von dem Problem, dass diese Messungen in vielfacher Hinsicht für das, um das es hier geht, extrem ungenau sind (was Gehirnforscher in der Regel wissen, wenn Sie nicht gerade ideologisch ihre Pfründe verteidigen müssen)). Angenommen, diese Messungen würden an meinem eigenen Gehirn vorgenommen, so könnte man zwar über eine zeitliche Korrelation sagen, im Zeitraum (t,t‘) gab es die Messwerte M(t,t‘), aber die Frage ist, was ist das Gegenstück? Was von meinem eigenen Erleben, welche der in dem gleichen Zeitraum (t,t‘) aktuell auftretenden Phänomene PH(t,t‘) kann ich ‚berichten‘? Ist meine Auswahl ‚vollständig‘? Ist meine eigene Beschreibung ‚zutreffend’/ ‚angemessen‘? Wie kann ich überhaupt berichten? Welche sprachlichen Ausdrücke stehen zur Verfügung? Woher können WIR wissen, dass die protokollierten Messwerte tatsächlich mit den Phänomenen zu tun haben, die ich ‚erlebe‘ und nicht mit anderen Prozessen im Gehirn, die zwar zur gleichen Zeit aufgetreten sind, aber mit dem aktuell von mir Erlebtem gar nichts zu tun haben? Dies alles sind Fragen, die wir prinzipiell nicht mit Klarheit und letzter Sicherheit beantworten können.
6) Die sprachlichen Ausdrucksmittel, die man benutzen kann, setzen voraus, dass das sprachliche ‚Ausdrucksmaterial‘ (die gesprochenen Worte, die geschriebenen Worte) von den an der Kommunikation Beteiligten ‚in gleicher Weise‘ ‚benutzt‘ wird, d.h. bei einem bestimmten ‚gesprochenen Wort‘ verbinden alle Beteiligten die gleiche ‚Bedeutung‘ mit diesem Wort bzw. mit einer bestimmten ‚Wortfolge‘. Sofern nun die ‚Bedeutung‘ eines Wortes aus bestimmten ‚Phänomenen‘ besteht, die ein Sprecher A (z.B. ich selbst), so gilt zunächst einmal, dass diese Phänomene als konkrete Erlebnisse meine eigenen sind. Ich habe von vornherein zunächst keinerlei Wissen darüber, ob der andere auch solche Erlebnisse hat oder haben kann. Nennen wir die Phänomene von System A im Zeitintervall (t,t‘) ‚PH(A, (t,t‘))‘ und die von System B entsprechend ‚PH(B, (t,t‘))‘. Sei ferner die ‚Bedeutung‘ der sprachlichen Ausdrücke S, die A voraussetzt, eine Beziehung der Art BED(A, S, PH(A,(t,t‘))) und entsprechend bei B als BED(B, S, PH(B,(t,t‘))). A selbst weiß zunächst nicht, ob B die gleichen Phänomene hat und umgekehrt, d.h. es ist unklar ob gilt: BED(A, S, PH(A,(t,t‘))) <=> BED(B, S, PH(B,(t,t‘))) ?
7) Wenn sich A und B unterhalten, kann es aber nur funktionieren, wenn diese Äquivalenz stimmt, d.h. wenn A und B jeweils mit den benutzten sprachlichen Ausdrücken S ‚gleiche‘ Phänomene benutzen, wenn also gilt ‚PH(A, (t,t‘)) = PH(A, (t,t‘))‘ (die vielen Missverständnisse und Konflikte, die entstanden sind, weil A ‚meinte‘, dass B das ‚ja gewusst habe‘ oder ‚hätte wissen müssen‘ sind Legion; der Alltag ist voll davon nicht wenige Beziehungskrisen entstanden nur, weil die Beteiligten allzu selbstverständlich annahmen, dass es doch ‚klar‘ sei, dass ‚PH(A, (t,t‘)) = PH(A, (t,t‘))‘ immer gilt. Im Forschungsfall wäre A jetzt ein Versuchssystem und B wäre ein Gehirnforscher, der in der Rolle eines ‚Neuropsychologen‘ auftritt. Neuropsychologen versuchen neuronale Befunde mit dem Verhalten von Versuchssystemen zu korrelieren und darüber indirekt oft auch mit dem ‚inneren Erleben‘ (den Phänomenen) des Versuchssystems. Da sie das ‚innere Erleben‘ aber niemals ‚direkt‘ messen können, versuchen sie es über die Korrelation mit beobachtbarem (= messbaren) Verhalten und ’sprachlichen Ausdrücken S‘ (die als beobachtbares, messbares Verhalten gelten), denen sie über eine ‚unterstellte Bedeutungsbeziehung‘ BED(Versuchssystem, S, Phänomene des Versuchssystems) von Versuchssystem + S auf eine potentielle Bedeutung spricht auf die ‚Phänomene des Versuchssystems‘ zu schließen.
8) Ob nun ‚alltäglich‘ oder im Kontext eines ‚wissenschaftlichen Experimentes‘, ohne eine verfügbare Äquivalenz zwischen mindestens zwei Bedeutungsbeziehung allgemein ‚BED(A, S, Phänomene) <=> BED(B, S, Phänomene)‘ oder speziell ‚BED(Forscher, S, Phänomene) <=> BED(Versuchssystem, S, Phänomene)‘ geht gar nichts.
9) Nun haben viele Philosophen (am bekanntesten dürfte wohl hier Wittgenstein sein), Psychologen und Sprachforscher genau diese Fragestellung schon oft untersucht. Für mich ergeben sich zwei wesentliche Ergebnisse aus all dem: (i) Die minimale und notwendige Voraussetzung dafür, dass zwei unterschiedliche Systeme A und B überhaupt eine Chance haben, gemeinsame Bedeutungsbeziehungen ausbilden zu können besteht darin, dass diejenigen Prozesse Cog, die die verschiedenen Phänomene PH ‚erzeugen‘, ’strukturell isomorph‘ sind, d.h. der Prozess bei System A, der die Phänomene von A erzeugt (Cog: A x X x T x T → PH(A) x T x T) muss strukturell gleich sein dem Prozess bei System B, der die Phänomene von B erzeugt (Cog: A x X x T x T → PH(A) x T x T). Da wir die Gleichheit von PH(A) x T x T mit PH(B) x T x T benötigen, kann dies bei Gleichheit von ‚A x X x T x T‘ mit ‚B x X x T x T‘ nur gelingen, wenn tatsächlich der Abbildungsprozeß ‚Cog‘ selbst bei beiden Systemen der gleiche ist. Dann würde gelten. Wenn A x X x T x T = B x X x T x T, dann Cog( A x X x T x T) = Cog(B x X x T x T).
10) Im Falle von biologischen Systemen würde dies bedeuten, dass zunächst einmal die ‚Körper‘ der beteiligten Systeme A und B soweit ’strukturell gleich‘ sein müssten, dass bei einer Menge von Ereignissen X in der Umgebung des Körpers oder in seinem Inneren im Zeitintervall T x T die durch den Körper erzeugten Phänomene PH(A) bzw. PH(B) ‚gleich‘ sind.
11) Das ist eine sehr, sehr starke Voraussetzung, die man hier machen muss. Wissen wir doch, dass schon bei ein und demselben System A das ‚Erleben‘ sich je nach Umständen (Müdigkeit, Emotionen, Drogen,….) bei ansonsten ‚gleicher‘ Sachlage ‚verändern‘ kann, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass je nach Alter, Erfahrungs- und Ausbildungsstand, Geschlecht, andere Formen von Abweichungen von einem hypothetischen ‚Normalzustand‘, die ‚Sicht‘ einer Situation ganz unterschiedlich ausfallen kann. erkenntnistheoretisch müssen wir immer mit der Unterstellung leben, dass es keine letzten Klarheiten hier geben wird, obwohl wir eine Gleichheit annehmen müssen, da sonst die Annahme einer ‚möglichen Kommunikation‘ grundsätzlich hinfällig wird.
12) Die andere (ii) Einsicht ist die, dass die ‚Verfügbarkeit‘ einer gemeinsamen Bedeutung – unter Voraussetzung von (i)! – nur gegeben sein kann, wenn es bei jedem beteiligten System ‚hinreichend viele‘ Interaktionen mit seiner Umgebung gab, die die ‚Entstehung‘ einer solchen ‚geteilten‘ Bedeutungsbeziehung BED(A, S, PH(A,(t,t‘))) <=> BED(B, S, PH(B,(t,t‘))) möglich gemacht haben. Wittgenstein nannte die Prozesse, die hier notwendig sind, ‚Sprachspiele‘. Bei Platons Sokrates waren es ‚Dialoge‘. Im modernen Wirtschaftsleben gibt es den Spezialfall des ‚Vertrags‘ mit den zugehörigen ‚Vertragsverhandlungen‘ sowie im Streitfall den ‚juristischen Prozess‘, und es gibt eine ganze Industrie mit z.B. ‚Wörterbüchern‘, ‚Grammatiken‘, ‚Sprachschulen‘, ‚Übersetzungen‘ usw..
13) Bei den genannten Phänomenen wurde der Bereich der ‚rein subjektiven‘ Phänomene dabei überschritten. ‚Intersubjektiv‘ Phänomene sind zwar strenggenommen immer noch primär ’subjektive Phänomene‘, aber sie ‚korrelieren‘ mehr oder weniger ‚direkt‘ mit Ereignissen ‚zwischen den Körpern‘ (‚objektiv‘, ‚empirisch‘), so dass man das Reden über die ’subjektiven‘ Phänomene durch Bezug auf zeitlich korrelierende intersubjektive Ereignisse E(t,t‘) in gewisser Weise ‚indizieren‘ kann. Also A meint ein subjektives Phänomen p in PH(A, t,t‘) das zeitlich mit einem Phänomen p* in PH(B,t,t‘) von B zeitlich korreliert. In einer Kombination von Unterstellung ‚gleicher Wahrnehmung‘ mit zeitlicher Korrelation schließen wir auf ein zu A und B ‚externes Objekt p0‘, das das Phänomen p in A und p* in B ‚verursacht‘. A ‚unterstellt‘ dass im Falle von p hypothetisch angenommen als verursacht von p0 B ebenfalls ein Phänomen p* haben kann, das seinem p ‚gleicht‘.

Fortsetzung folgt. Hinweis: der hier zunächst umständlich erscheinende Weg über eine Reflexion der Bedingungen unserer Erlebnisse ist wichtig, da ein folgendes Nachdenken über ’spirituelle Erfahrungen‘, ‚Gotteserfahrungen‘, Leben nach dem ‚Willen Gottes‘ usw. nur Sinn machen können, wenn man sich über die Schwierigkeiten bewusst ist, unter denen ‚Reden‘ und ’sprachliches Denken‘ generell steht. Was immer wir erleben, es ist niemals nur eine ganz einfache, ganz klare Sache, weil wir selbst als Menschen in keiner Weise eine ganz einfache, klare Sache sind. Formale und empirische Wissenschaften in Verbindung mit philosophischer Reflexion sind ideale Werkzeuge, die Grenzen der ‚Klarheit‘ offen zu legen und damit die ‚Nähe des Geheimnisses‘ ’spüren‘ zu lassen. Wir sollten nicht überrascht sein, wenn wir gerade dort, wo es wirklich um etwas geht, einem ‚Leben‘ begegnen‘, das den ‚Tod‘ als ‚Teilkomponente‘ enthält… Wenn das aktuelle körperliche Leben ’nicht Alles‘ sein soll, dann ist eigentlich klar, dass es ’nicht das letzte Wort‘ sein kann. Dann folgt daraus, dass man ‚diesen Zustand‘ ‚verlassen‘ muss, um den je größeren Zustand zu erreichen. Es ist mehr als verständlich, dass jeder verstehen will, wie das gehen kann, warum es wirklich sein muss, was denn das andere ist, was man dadurch erreicht, usw. Die bisherigen religiösen Traditionen (jüdisch-christlich-islamisch) sagen dazu bislang nahezu nichts, da sie es nicht wussten und wissen konnten. Wir sind gerade dabei, es ein klein bischen weiter zu verstehen. niemand kann sagen, wann wir wieviel von allem verstehen. Dazu verstehen wir uns selbst, das Phänomen des Lebens überhaupt, noch viel zu wenig.