REVIEW: THE WORLD ACCORDING TO TOMDISPATCH – Teil 2

T.Engelhardt (ed), „The World Acording to TomDispatch. America in the New Age of Empire“, London-New York: Verso, 2008

Diesem Text ging voraus: Teil 1.

Letzte Änderung: 31.Aug.2013, 17:58h, Musikstück (im Anschluss an den Text)

EIN UNIPOLARER IMPERIALISTISCHER PLANET?

1) Es war diese ungeheuerliche Verwandlung der amerikanischen Öffentlichkeit — natürlich auch zusammen mit den entsprechenden Maßnahmen des Regierungsapparates samt kooperierender Institutionen — nach 9/11, die Tom Engelhardt und seine Freunde mehr und mehr herausforderte. Und einleitend zum Buch versucht er die eigene Wahrnehmung in einer Art Kurzfassung vorzustellen, und er benutzt als Kurzformel den Ausdruck ‚a mad unipolar imperial planet‘. (vgl. S.xi).
2) Noch am Tag vor 9/11 war die öffentliche Meinung laut Umfragen über die Regierung und den Präsidenten denkbar schlecht. Doch das Attentat erwies sich — vom Nachhinein betrachtet — als ein ‚Katalysator‘, der den Plänen der Regierung direkt in die Hände zu spielen schien. (vgl. S.xiv)
3) Die neokonservativen Anhänger sprachen öffentlich und begeistert von den USA nach dem Ende des kalten Krieges als dem ’neuen Rom‘, dem ’neuen imperialen Großbritannien‘, der ’neuen einzigen Supermacht‘ auf der Erde.(vgl.S.xii)
4) Die Bush-Administration erhöhte drastisch die Macht der Geheimdienste und des Pentagons bei gleichzeitiger Schwächung von Diensten für die Allgemeinheit. Die Regierung verkörperte eher einen aggressiven, militanten Isolationismus, für den das Konzept der ‚Partnerschaft‘ keine Rolle spielte, weder im Land noch weltweit. Der Rest der Welt hatte sie zu akzeptieren oder wurde in das Lager der Terroristen eingereiht (nicht nur weltweit sondern auch im eigenen Land). (vgl. S.xiii)
5) Diese Regierung etablierte die Administration mit den meisten und höchsten Sicherheitsstufen in der Geschichte der USA. Diese Regierung hatte ihre eigenen Medien und praktizierte die größte ‚Medien-Phobie‘ seit Bestehen der USA. Viele Medien gaben es schlicht auf, Termine mit Regierungsstellen zu machen, weil sie keine bekamen.(vgl. S.xiiif)
6) Der dominante Regierungsstil bestand darin, regelmäßig ‚Angst‘ in die Öffentlichkeit zu pumpen bei gleichzeitiger Dominanz in einem zunehmend geschwächten Kongress.(vgl. S.xiv)
7) Ungeachtet der Diskussion um einen möglichen christlichen Fundamentalismus am Beispiel der Person des Präsidenten gab es einen ungebrochenen (und unkritischen) Glauben an die ‚Macht des Militärs‘ als weltweit stärkste Kraft ohne Konkurrenz. Nicht ‚Demokratie‘ oder ‚Freiheit‘ waren die Markenzeichen dieser Regierung, sondern die ferngesteuerten Drohnen, die jederzeit überall zuschlagen konnten. Dazu passt, dass die gesamte Welt in amerikanische Militärbezirke eingeteilt wurde, ausgestattet mit amerikanischen Garnisonen (und die USA selbst wurden letztlich auch zu solch einem Militärbezirk, unterstellt dem ‚Heimatschutzministerium‘!). Und das Ganze lief unter dem Titel der ‚Befreiung der Menschheit‘ (vom Bösen)! Eine solche Haltung und Zielsetzung gab es nie zuvor in der Geschichte der USA, allerdings im Nazi-Deutschland, im imperialistischen Japan und in Stalins Russland.(vgl. SS.viv-xvi)
8) Begleitet wurde dieser ungehemmte Glaube an die nackte Macht und die eigene Sonderstellung mit einer vollständigen Entledigung von rechtlichen Fesseln: nicht nur nahm diese Regierung für sich in Anspruch, selbst definieren zu können, was ‚Gut‘ und ‚Böse‘ ist, sondern sie nahm sich das generelle Recht, jeden jederzeit angreifen zu dürfen, wenn sie es für richtig fand, unter Anwendung aller Mittel, natürlich auch Folter; Alles war erlaubt! (vgl. S.xvi)
9) [Anmerkung: Diese Zusammenfassung kann die poetische Kraft des Textes wie auch seine viel differenzierteren Details nur ansatzweise wiedergeben; letztlich sollte man den Text selber lesen. ]
10) [Anmerkung: Es ist nicht nur erschreckend, wie schwach und unkritisch die amerikanischen Medien mit diesem außer Kontrolle geratenen Monsterapparat umgegangen sind, sondern nicht weniger unkritisch und ‚wegduckend‘ haben sich die Europäer verhalten. Nirgendwo gab es Politiker, die öffentlich und beherzt dieses Verhalten hinterfragt haben. Letztlich waren es die amerikanischen Bürger selbst, die dieser Regierung ein Ende gesetzt haben. Aber dieses ‚Ende‘ erscheint ‚halbherzig‘: die ungeheuerlichen Rechtsbrüche dieser Regierung wurden niemals ernsthaft diskutiert oder gar untersucht. Und der aktuelle Präsident findet als Erbe eine Monsterstruktur von Geheimdiensten und Militär vor, die sich der Doktrin der vorausgehenden Regierung voll verschrieben hatte (und noch immer hat?). Dass der aktuelle Präsident — obgleich zuvor schärfster Kritiker — im Alltagsgeschäft den monsterhaften Apparat einfach weiterführt, seine ursprünglichen Kritiken vergessen zu haben scheint, und er selbst die dahinter steckende Ideologie nicht öffentlich hinterfragt, das ist erschreckend. Genauso ist erschreckend, dass das politische Amerika seine tiefgreifende Verwandlung und seine mögliche Zukunft in einer Welt mit ‚Partnern‘ nicht aktiv, offen diskutiert. Wie soll sich diese Politik ändern, wenn niemand darüber spricht, wie es alternativ sein könnte bzw. vielleicht sein sollte. Die Webseite TomDispatch bildet hier einen kleinen ‚Leuchtturm‘ (und zum Glück gibt es noch weitere….).]

Fortsetzung folgt mit Teil 3.

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Hier ein Blues-ähnliches Musikstück The Power Boys … zum Thema dieses Blogeintrags