Archiv der Kategorie: Diktatur

Schmerz ersetzt nicht die Wahrheit …

Autor: Gerd Doeben-Henisch

Email: gerd@doeben-henisch.de

Entstehungszeit: 18.Okt 2023 – 24.Okt 2023

KONTEXT

Der Terrorakt der Hamas auf israelische Bürger am 7.Oktober 2023 erschüttert die Welt. Seit Jahren erschüttern Terrorakte unsere Welt. Unter unseren Augen versucht ein Staat seit 2022 (eigentlich schon ab 2014), das ganze ukrainische Volk auf brutalste Weise auszuradieren. In vielen anderen Regionen dieser Welt findet und fand Ähnliches statt …

… Schmerz ersetzt nicht die Wahrheit [0]…

Wahrheit ist kein Automatismus. Wahrheit verfügbar zu machen erfordert erheblich mehr Anstrengung, als im Zustand partieller Wahrheit zu verweilen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch die Wahrheit kennt bzw. sich um die Wahrheit bemüht ist kleiner als das Verharren in einem Zustand der partiellen Wahrheit oder der direkten Unwahrheit.

Ob in einer Demokratie mehrheitlich die Unwahrheit vorherrscht oder eben die Wahrheit, hängt davon ab, wie eine Demokratie den Prozess der Wahrheitsfindung und der Kommunikation von Wahrheit gestaltet. Einen Automatismus zur Wahrheit gibt es nicht.

In einer Diktatur ist die Wahrscheinlichkeit für eine Verfügbarkeit von Wahrheit extrem abhängig von jenen, die die Macht zentral ausüben. Absolute Macht hat aber schon im Kern mit der Wahrheit gebrochen (was nicht ausschließt, dass diese Macht erhebliche Wirkungen entfalten kann).

Der Gang der bisherigen Geschichte des Menschen auf dem Planet Erde zeigt, dass es offensichtlich keinen einfachen schnellen Weg gibt, der alle Menschen gleichermaßen in einen glücklichen Zustand überführt. Dies muss mit dem Menschen selbst — mit uns — zu tun haben.

Das Interesse an Wahrheitsfindung, an Kultivierung von Wahrheit, an einem gemeinsamen Prozess in Wahrheit, war bislang aber niemals stark genug, um die alltäglichen Abgrenzungen, Unwahrheiten, Verfeindungen, Greueltaten … zu überwinden.

Der eigene Schmerz ist furchtbar, aber er hilft uns nicht weiter …

Wer will überhaupt eine Zukunft für uns alle?????

[0] Es gibt einen Überblicksartikel vom Autor aus dem Jahr 2018, in dem er 15 größere Texte aus dem Blog ‚Philosophie Jetzt‘ vorstellt ( „INFORMELLE KOSMOLOGIE. Teil 3a. Evolution – Wahrheit – Gesellschaft. Synopse der bisherigen Beiträge zur Wahrheit in diesem Blog“ ( https://www.cognitiveagent.org/2018/03/20/informelle-kosmologie-teil-3a-evolution-wahrheit-gesellschaft-synopse-der-bisherigen-beitraege-zur-wahrheit-in-diesem-blog/ )), in denen die Sache mit der Wahrheit aus vielen Gesichtspunkten betrachtet wird. In den 5 Jahren danach hat sich der gesellschaftliche Umgang mit der Wahrheit dramatisch weiter verschlechtert.

Hass hebt Wahrheit auf …

Wahrheit hat mit Wissen zu tun. Wissen ist bei Menschen aber den Emotionen untergeordnet. Was immer wir wissen oder wissen wollen, wenn unsere Emotionen dagegen sind, werden wir das Wissen einklammern.

Eine Form von Emotion ist der Hass. Die zerstörerische Wirkung von Hass begleitet die Geschichte der Menschheit wie ein Schatten und er hinterlässt überall eine Spur der Verwüstung: im Hassenden selbst, und in seiner Umgebung.

Das Ereignis des unmenschlichen Überfalls am 7.Oktober 2023 in Israel, von der Hamas für sich in Anspruch genommen, ist ohne Hass nicht denkbar.

Verfolgt man die Geschichte der Hamas seit ihrer Gründung 1987 [1,2], dann kann man sehen, dass der Hass schon als ein wesentliches Moment in der Gründung grundgelegt ist. Zu diesem Hass gesellt sich das Moment einer religiösen Deutung, die sich islamisch nennt, die aber eine spezielle, sehr radikalisierte und zugleich fundamentalistische Form des Islams repräsentiert.

Die Geschichte des Staates Israel ist komplex, nicht minder die Geschichte des Judentums. Und dass das heutige Judentum auch starke Anteile enthält, die eindeutig fundamentalistisch sind und denen Hass nicht fremd ist, dies führt innerhalb vieler anderer Faktoren im Kern auch zu einer Konstellation von fundamentalistischen Gegensätzen auf beiden Seiten, die aus sich heraus keine Lösungsansätze erkennen lassen. Die vielen anderen Menschen in Israel und Palästina ‚drumherum‘ sind Teil dieser ‚fundamentalistischen Kraftfelder‘, die Menschlichkeit und Wahrheit in ihrer Nähe schlicht verdunsten lassen. An der Spur des Blutes kann man diese Wirklichkeit erkennen.

Sowohl das Judentum wie auch der Islam haben wunderbare Dinge hervorgebracht, aber was bedeutet all dies angesichts eines brennenden Hasses, der alles beiseite schiebt, der nur sich selbst sieht.

[1] Jeffrey Herf, Sie machen den Hass zum Weltbild, FAZ 20.Okt. 23, S.11 (Abriss der Geschichte der Hamas und ihr Weltbild, als Teil der größeren Geschichte)

[2] Joachim Krause, Die Quellen des Arabischen Antisemitismus, FAZ, 23.10.2023,S.8 (Dieser Text ergänzt die Darstellung von Jeffrey Herf. Nach Krause wurde der arabische Antisemitismus seit den 1920iger/ 30iger Jahren über die 1928 gegründete Muslimbrüderschaft weit in die arabische Welt hineingetragen.)

Zerbrechende Gesellschaft

Wenn die Wahrheit schwindet, der Hass wächst (und damit indirekt auch das Vertrauen verdunstet), dann befindet sich eine Gesellschaft im freien Fall. Dagegen gibt es kein Mittel; Waffeneinsatz kann es nicht heilen, nur verschlimmern.

Allein die Tatsache, dass wir glauben, man könnte mangelnde Wahrheit, schwindendes Vertrauen, vor allem aber manifesten Hass nur durch Gewalt ausrotten, zeigt, wie ernst wir diese Phänomene nehmen und zugleich, wie hilflos wir uns diesen Haltungen gegenüber erleben.

In einer Welt, deren Fortbestand an die Verfügbarkeit von Wahrheit und Vertrauen geknüpft ist, ist es ein schrilles Alarmzeichen zu sehen, wie schwer wir uns als Menschen im Umgang mit fehlender Wahrheit und Hass tun.

Ist Hass unheilbar?

Wenn man sieht, wie zäh sich Hass in der Menschheit hält, wir unfassbar grausam ein Handeln sein kann, was von Hass angetrieben wird, und wie hilflos wir Menschen im Angesichts von Hass wirken, dann muss man vielleicht die Frage stellen, ob Hass letztlich nicht eine Art Krankheit ist, eine, die den Hassenden selbst und — ganz besonders — den Gehassten mit schweren Schäden, letztlich mit dem Tod bedroht?

Bei normalen Krankheiten haben wir gelernt, nach Heilmitteln zu suchen , die von der Krankheit befreien können. Wie ist es aber bei einer Krankheit Hass? Was hilft hier? Hilft hier irgendetwas? Müssen wir Menschen, die von Hass befallen sind, wie zu früheren Zeit bei Menschen mit tödlichen Krankheiten (die Pest!) , hassende Menschen ausgrenzen, wegsperren, in ein Niemandsland verschicken? … aber jeder weiß, dass dies nicht geht… Was aber geht? Was hilft gegen Hass?

Nach ca. 300.000 Jahren Homo sapiens auf diesem Planeten wirken wir seltsam hilflos im Angesicht der Krankheit Hass.

Das Schlimme ist, dass es andere Menschen gibt, die in jedem hassenden Menschen ein mögliches Werkzeug sehen, diesen Hass mit geeigneter Manipulation auf Ziele umzufunktionieren, die der Manipulator gerne geschädigt oder gar zerstört sehen will. Dadurch verschwindet der Hass nicht; im Gegenteil, er fühlt sich bestätigt und neues Unrecht schürt die Entstehung von neuem Hass … die Krankheit breitet sich weiter aus.

Eines der größten Ereignisse im gesamten bekannten Universum, die Entstehung des geheimnisvollen Lebens auf diesem Planet Erde, hat einen wunden Punkt, an dem dieses Leben so seltsam schwach und hilflos wirkt. Die Menschen haben im Lauf der bisherigen Geschichte gezeigt, dass sie zu Taten fähig sind, die viele Generationen überdauern, die vielen Menschen mehr Leben ermöglichen, die …. aber angesichts von Hass seltsam hilflos wirken … und der Hassende ist sich selbst genommen, unfähig zu allem anderen … im freien Fall in sein dunkles Inneres …

Statt Hass brauchen wir (minimal, skizzenhaft):

  • Wasser, damit Menschen leben können. Dazu eine Infrastruktur, die Wasser bereit stellt. Dazu andere Menschen, die sich um diese Infrastruktur kümmern. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Nahrung, damit Menschen leben können. Dazu eine Infrastruktur, die diese Nahrung herstellt, lagert, aufbereitet, transportiert, verteilt, und die Nahrung bereit stellt. Dazu andere Menschen, die sich um diese Infrastruktur kümmern. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • einen Wohnbereich, damit Menschen leben können. Dazu eine Infrastruktur, die diesen Wohnbereich herstellt, bereit stellt, erhält, und verteilt. Dazu andere Menschen, die sich um diese Bereitstellung kümmern. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Energie, gegen Kälte, gegen Hitze, für alltägliche Abläufe, um Leben zu können. Dazu eine Infrastruktur, die diese Energie herstellt, bereit stellt, erhält, und verteilt. Dazu andere Menschen, die sich um diese Bereitstellung kümmern. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Die Berechtigung und die Teilhabe, Wasser, Nahrung, Wohnen und Energie bekommen zu können. Dazu eine Infrastruktur an Vereinbarungen, damit dies alles möglich ist. Dazu andere Menschen, die sich um diese Vereinbarungen kümmern. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Ausbildung, um in der Lage zu sein, Aufgaben im realen Leben übernehmen und erfolgreich ausführen zu können. Dazu braucht es andere Menschen, die genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Ausbildung anbieten und durchführen zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Medizinische Versorgung, um bei vielen Verletzungen, Unfällen, Krankheiten helfen zu können. Dazu braucht es andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche medizinische Versorgung anbieten und durchführen zu können; dazu auch die notwendigen Einrichtungen und Ausrüstungen. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Kommunikationseinrichtungen, damit jeder jederzeit die hilfreichen Informationen bekommen kann, die er braucht, um sich in seiner Welt sachgemäß orientieren zu können: Wann, wer, wo, wie, was …. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur und andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Informationen anbieten zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Transporteinrichtungen, damit Menschen und Sachen an die Orte kommen können, zu denen sie hin müssen. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur und andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Infrastrukturen anbieten zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Entscheidungsstrukturen, die die vielfältigen Bedürfnisse und notwendigen Leistungen so vermitteln, dass möglichst alle all das zur Verfügung haben, was sie für ihr alltägliches Leben benötigen. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur und andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Infrastrukturen anbieten zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Ordnungskräfte, die dafür Sorge tragen, dass Störungen und Verletzungen jener Infrastrukturen, die für das alltägliche Leben notwendig sind, behoben werden, ohne dass neue Störungen entstehen. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur und andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Dienst anbieten zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • ausreichend Land, um für all diese Anforderungen genügend Raum zur Verfügung stellen können, dazu geeignete Böden (Wasser, Nahrung, Wohnen, Transport, Lagerung, Produktion, …)
  • ein geeignetes Klima
  • ein funktionierendes Ökosystem
  • eine leistungsfähige Wissenschaft, welche die Welt erkundet, um zu wissen, was geht, was nicht geht, was auf uns zukommt, …. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur und andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Dienst anbieten zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • eine geeignete Technologie, um alle die Aufgaben erfolgreich durchführen zu können, die im Alltag und für die Wissenschaft benötigt werden. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur und andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Dienst anbieten zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • ein Wissen in den Köpfen der Menschen, das dazu geeignet ist, das Geschehen im Alltag hinreichend gut verstehen zu können, so dass sie verantwortungsvoll mitdenken, sich selbständig orientieren und entscheiden zu können. Dazu braucht es eine geeignete Infrastruktur und andere Menschen, die dafür genügend Erfahrung und Wissen haben, um solche Dienst anbieten zu können. Diese anderen Menschen brauchen auch alles, was sie für ihr Leben benötigen, damit sie diese Aufgabe erfüllen können.
  • Zielvorstellungen (Präferenzen, Werte, …) in den Köpfen der Menschen, welche dazu geeignet sind, im Geschehen des Alltags hinreichend gut Entscheidungen fällen zu können. Dazu braucht es im alltäglichen Leben eine gegenseitige Hilfestellung von Allen, damit die junge Generation sich mit diesen Zielen vertraut machen und selbständig überprüfen kann, um nach und nach aus eigener Kraft diese Ziele anwenden kann.
  • hinreichend viel Zeit und Frieden, damit die bisher genannten Prozesse stattfinden und ihre Wirkung erbringen können.
  • hinreichend gute und dauerhafte Beziehungen zu anderen Bevölkerungsgruppen, die die gleichen Ziele verfolgen.
  • eine hinreichende Gemeinsamkeit zwischen all den Bevölkerungsgruppen, die auf dem Planet Erde leben und mit der Realität dieses Planeten (Erdbeben, Vulkane, Klima, verfügbares Land, …) den Bedarf für ihr Leben dort gemeinsam lösen müssen, wo sie alle betroffen sind.
  • einen dauerhaften positiv-konstruktiven Wettbewerb um jene Zielvorstellungen, die das Leben von möglichst allen Menschen auf diesem Planeten (in diesem Sonnensystem, in dieser Galaxie, ….) auch für die Zukunft möglich erscheinen lassen.
  • der Freiheit, die im Innern der erfahrbaren Welt anwesend ist, so auch in jedem Lebewesen, besonders auch im Menschen, sollte so viel Raum wie möglich gegeben werden, da es nur diese Freiheit ist, die angesichts einer sich beständig verändernden Welt falsche Vorstellungen von gestern so überwinden kann, damit wir in der Welt der Zukunft vielleicht bestehen können.

DER AUTOR

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Pazifismus als ‚Pseudonym‘ für Realitätsverweigerung?

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild
ISSN 2365-5062, 24.Februar 2023 – 4.März 2023
URL: cognitiveagent.org, Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch (cagent@cognitiveagent.org)

Kontext

Dieser Text ist eine spontane Reaktion auf die vielen Stimmen, die in unterschiedlichen Tonlagen einen ‚Pazifismus‘ vertreten, dessen eigentliche ‚Natur‘ sich in viel schillernden Vagheiten präsentiert, die bei Nachfragen immer genau das nicht sein sollen, für das man sie halten möchte. Den letzten Kick zur folgenden schriftlichen Reaktion ergab die Lektüre eines Textes von Annete Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.[1]

‚Ecce Homo‘

Frau Kurschus schleudert dem Leser gleich zu Beginn den Ausdruck ‚Ecce Homo‘ entgegen, einen Ausdruck, den die meisten Menschen heute kaum sogleich verstehen werden, da er aus einer Zeit und Denkwelt kommt, die längst vergangen ist. ‚Ecce Homo‘ ist einer lateinischen Übersetzung des Neuen Testaments entnommen, das ursprünglich in Griechischer Sprache übermittelt worden ist.[2]

Der Kontext des Ausdrucks ist ein Text im Neuen Testament, dessen Überlieferungsgeschichte komplex ist, weder stammt er von Jesus selbst noch vermutlich von einem ‚Jünger‘ Jesu. [3] Die starken textlichen Abweichungen des Johannesevangeliums von den anderen sogenannten ‚Evangelien‘ deuten auf spezielle ‚Deutungsperspektiven‘ hin. Warum also ausgerechnet eine ‚literarische Formulierung‘ von einer möglicherweise ‚literarischen Situation‘ für uns heute in einer gänzlich anderen Situation relevant sein soll, das erschließt sich auf den ersten Blick keineswegs, vielleicht auch nicht auf einen zweiten Blick … was hat letztlich die Situation eines einzelnen Menschen, der machtlos vor dem Vertreter einer Staatsgewalt steht (wohlgemerkt: in einer literarisch fiktiven Situation), in die er sich durch sein eigenes Verhalten hinein manövriert hat, mit der Situation eines ganzen Volkes zu tun, das entgegen allen geltenden Verträgen und entgegen vorausgehenden russischen Beteuerungen plötzlich brutal überfallen wurde. Das tägliche brutale Zerstören und Ermorden seit nunmehr einem Jahr lässt unter normalen Menschen und bei Betrachtung der realen Geschehnisse keine zweite Deutung zu.

Dass eine liturgische Tradition unter Christen sich darin gefällt, den Leidensweg eines einzelnen Menschen zu betrachten (wo es täglich Millionen von Menschen gibt, die ähnlich oder noch furchtbarer leiden), mag ja sein, diese ‚fromme Übung‘ aber mit der brutalen Realität eines Vernichtungskriegs eines ganzen Volkes gleich zu setzen, erscheint mehr als grenzwertig.

Gewissheit der Kirche – Ungewissheit – Kontingenz

Die weitere Wortspielerei mit einer ‚Ungewissheit‘ angesichts der prinzipiellen ‚Kontingenz der Geschichte‘ und einer damit einhergehenden ‚Begrenztheit, weil wir Menschen‘ sind, und nicht Gott, klingt wie intellektueller Hohn angesichts von Menschen, die von anderen Menschen gegen ihren Willen mit brutalen Tötungen und unmenschlichen Gewalttaten überzogen werden, die weder ‚unsicher‘ noch ‚kontingent‘ sind sondern ‚brutal gewiss‘ und ‚brutal zwingend‘.

Dass wir Menschen unsere Welt — aus philosophischer Sicht! — als ‚unsicher‘ erleben können, als ‚kontingent‘, das verweist auf eine ‚Rahmenbedingung‘ unserer menschlichen Existenz, die nunmehr seit Anbeginn des Lebens auf dem Planeten Erde (seit ca. 3.5 Milliarden Jahren) gegeben ist. Diese Ungewissheit gehört zum Leben auf diesem Planeten, und Leben musste sich schon immer darin behaupten, und Herausforderungen, große Krisen, hohe Todesraten, bis hin zu 80 – 90% aller Lebensformen auf dem Planet Erde, gehören zu dieser ‚planetarischen Realität‘.

Wir selbst als Teil dieses planetarischen Lebens, gibt es nur, weil das Leben trotz anhaltender konkreter Bedrohungen sich immer wieder unter Aufbietung aller Fähigkeiten und aller Kraft dagegen gestemmt hat; dies schließt sehr oft mit ein, dass ganze Teile einer Population ihr eigenes Leben einsetzen mussten — und auch heute müssen — , um die Population als ganze für das weitere Leben zu retten![4]

Ja, Kontingenz, Ungewissheit gibt es, es ist eine Grundkonstante des Lebens auf diesem Planeten, diese Ungewissheit aber als ‚Ausrede‘ zu benutzen, um nichts zu tun, weil man ja etwas Falsches tun könnte, widerspricht der Erfahrung des Lebens auf dem Planeten von 3.5 Milliarden Jahren: nur weil das Leben zu allen Zeit massiv ‚ins Risiko gegangen‘ ist gerade weil man nicht wissen konnte, was kommt, gab es zu allen Zeiten eine hinreichend große ‚Risiko-Dividende‘, die ein Weiterleben — auch bei größten Änderungen der Umwelt — ermöglicht hat, zumindest bis heute. Wenn aber mit dem Vorwand eines ‚Pazifismus‘ genau jenes Ringen um Leben im Risiko gleichsam verhöhnt wird, dann stehen die Chancen für ein Weiterleben schlecht. Das grenzt dann an freiwillige ‚Selbstaufgabe‘ nur weil man möglicherweise ‚Angst‘ hat, das Wenige zu verlieren, was man gerade hat, was man aber auf jeden Fall verlieren wird, wenn man sich dem Unheil nicht entgegen stellt. Die egoistische Angst von einzelnen ist kein gutes Überlebensprinzip für das Überleben einer Population.

Die Unlogik der Unvollständigkeit

Es wundert nach all diesen bisherigen Überlegungen nicht, dass Frau Kurschus weitere ‚Tautologien‘ in ihrem Text benutzt.

So benutzt Sie auch eine Aussage, wie die, dass ‚keine Waffe allein den Frieden schaffen wird.‘ Noch etwas frappierender „Auch ein Sieg … schafft noch keinen Frieden.“ Bedenkt man, dass Sie an anderer Stelle die Kontingenz beschwört, die keine klaren Prognosen zulässt, so verwundert die in Worte gefasste Gewissheit, dass ‚Waffen‘ und ‚Siege‘ keinen Frieden bewirken können. Die Geschichte erzählt uns überwiegend das Gegenteil.

In diesen Beispielen deutet sich ein grundsätzliche Haltung von Frau Kurschus im Umgang mit Ungewissheit an: Wie in dem berühmten Beispiel von dem halb vollen Glas, das die einen als ‚eher voll‘, die anderen als ‚eher Leer‘ interpretieren, so nehmen die einen die durchgängige Ungewissheit und Unvollständigkeit als Argument, eher ’nichts‘ zu tun, man könnte ja Fehler machen, die anderen nehmen die durchgängige Ungewissheit und Unvollständigkeit als Argument, darum zu ringen, Ungewissheit und Unvollständigkeit so gut es geht zu ‚minimieren‘: angesichts einer sich ständig wandelnden Welt bedeutet ‚Stillstand‘ der Handelnden automatisch ‚Untergang‘. Ein schlechtes Wissen wird durch Abwarten nicht besser, sondern konstant schlechter. Stattfindendes Unheil muss man direkt bekämpfen, jedes Zögern verschlimmert es. Angst war noch nie ein guter Ratgeber.

In diesem Zusammenhang Worte von Jesus zu zitieren, die aus einem völlig anderen Kontext gerissen werden (der zudem in seinem Überlieferungsstatus — wie alle biblischen Texte — mehr oder weniger unklar ist), ist keine ernst zu nehmende Antwort. Es erscheint eher wie eine ‚Flucht aus der eigenen Verantwortung‘: Ja, man kann sich irren, man kann sogar Fehler machen, aber das Zitieren einer teils historischen, weitgehend literarischen Gestalt, deren Kontext in keiner Weise vergleichbar ist, ist auf jeden Fall Flucht aus der eigenen Verantwortung. Im übrigen ist seit Jahrtausenden klar, dass ‚Lernen‘ — der Erwerb von neuem Wissen für ein besseres Handeln — niemals gelingen kann, wenn nicht bewusst und systematisch Fehler in Kauf genommen werden. Ein aktuelles ‚Nicht-Wissen‘ kann man nur durch mutiges Handeln unter Risiko in ein ‚besseres Wissen‘ verwandeln; das Scheitern und Sterben sind im Erwerb von neuem Wissen inbegriffen. ‚Wahres Neues‘ gibt es niemals zum Nulltarif.

Na dann …

Da ‚Wahrheit‘ kein Gegenstand ist, der sich ‚einfach so aufdrängt‘, sondern nur ’sichtbar‘ werden kann, wenn wir in unsrem Fühlen und Denken jenen Sachverhalten Raum gewähren, die ‚wahre Gegebenheiten konstituieren‘, ist es zunächst einmal jedem freigestellt, zu denken und zu sagen, was er will.

Viele bezweifeln ja heute, dass es überhaupt so etwas wie ‚Freiheit‘ und ‚Wahrheit‘ gibt, aber eine Weise, wie sich die grundlegende Freiheit des Lebens manifestiert, besteht genau darin, dass niemand in seinem Denken ‚gezwungen‘ wird, etwas Bestimmtes zu Denken. Unter Menschen ist es zwar ein beliebter Sport, dass der eine dem anderen versucht, bestimmte Meinungen ‚einzureden‘ oder gar ‚vorzuschreiben‘, aber ‚die Wahrheit selbst‘ zwingt sich nicht auf. Wir müssen sie ‚aktiv suchen‘, wir müssen konkret darum ringen. Die Entstehung der modernen empirischen Wissenschaften ist ein sehr spätes Produkt der Evolution, genauso die Gesellschaftsform der Demokratie. Aber beide ‚Systeme von Verhaltensweisen‘ können jederzeit wieder in sich zusammenfallen, weil ihre ‚innere Dynamik‘ auf Freiheit basiert, und auf ein ‚aktives und tägliches Bemühen um Wahrheit‘. ‚Dummheit‘ treibt alleine vor sich hin, egal was einer tut, und ‚Diktaturen‘ versuchen mit Anwendung von vielerlei Gewaltmittel jenes Denken und Handeln zu erzwingen, was einige wenige meinen, als richtig erkannt zu haben. Dies kann aber niemals wahre Freiheit und darin verborgene Wahrheit ersetzen.

Die Kraft des Lebens zu ‚gelingen‘ ist zwar um Dimensionen größer als sich die einzelnen vorzustellen vermögen, aber ‚partielles Scheitern‘ — auch von ganzen Völkern — ist damit nicht ausgeschlossen. Freiheit ist eine nicht hintergehbare Realität, die bis ins letzte Zipfelchen unsere Energie-Materie Wirklichkeit verankert ist.

ANMERKUNGEN

(Letzte Änderung: 4.März 2023)

wkp-de : = Deutsche Wikipedia

wkp-en: Englische Wikipedia

[1] Siehe FAZ, 24.Februar 2023, S.8., Annette Kurschus, „Keine Pflicht zu radikalem Pazifismus“, Dieser Text ist im Prinzip weitgehend ‚austauschbar‘ mit vielen anderen, die in diesen Monaten in Verbindung mit dem Begriff ‚Pazifismus‘ veröffentlicht werden. Allerdings enthält er das besondere Merkmal eines zusätzlichen Bezugs zum (evangelischen) Christentum.

[2] Siehe ‚ecce homo‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Ecce_homo; etwas ausführlicher ‚ecce homo‘ in der wkp-en: https://en.wikipedia.org/wiki/Ecce_homo. Anmerkung: Überlieferungsgeschichtlich werden sogar für die Zeit vor der
Verschriftlichung noch andere lokal übliche Sprachformen angenommen

[3] Siehe ‚Das Johannesevangelium‘ in wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelium_nach_Johannes

[4] Haben wir schon jetzt vergessen, was notwendig war, um das menschenverachtende Machtstreben und die Tötungsorgien eines Hitler und seiner Unterstützer aufzuhalten? Waren die vielen Millionen Menschen, die ihr Leben geopfert haben, um dem Wahnsinn eines Hitlers Einhalt zu bieten, irregeleitet‘, ‚Friedensstörer‘, letztlich die eigentlichen ‚Kriegstreiber‘ und damit in den Augen von Menschen, die sich Christen nennen, ‚Ungläubige‘? Immerhin gab und gibt es ja zu allen Zeiten — auch heute — genügend viele Menschen, die sich Christen nennen, brutale Kriege richtig finden, und darin sogar einen ‚heiligen Dienst‘ sehen.

Lesetip 1: Das Thema des ‚Paradigmenwechsels‘, das sich im Umgang mit Begriffen wie ‚Pazifismus‘ heute vielfach in der Gesellschaft findet, finde ich in dem Artikel von Daniel Strassberg „Wenn Weltbilder wackeln“ sehr gut in Szene gesetzt: https://www.republik.ch/2023/02/28/strassberg-wenn-weltbilder-wackeln

Lesetip 2: Ein sehr aufschlussreiches Interview in der Frankfurter Rundschau vom 4./5. März 2023, S.32f, mit Jörn Leonhard, Professor für Neuere und Neueste Geschichte, der zwei Bücher zum Umfeld des ersten Weltkriegs veröffentlicht hat, in denen es genau auch um die Fragen geht ‚Wann ein geeigneter Zeitpunkt gewesen wäre‘, einen Frieden zu schließen und warum der spätere ‚Friedensvertrag‘ mehrfache Keime für die nachfolgenden Konflikte und dann den zweiten Weltkrieg in sich trug. Wenn Putin aufgrund seines sehr speziellen Geschichtsbildes imperialen Zielen folgt und er seine Position gegenüber ’seinem Volk‘ an einen Sieg über jene knüpft, die er als ‚Feinde‘ einstuft‘, dann kann es keinen wirklichen Frieden geben, bevor er, Putin, sein Ziel auf seine Weise nicht eingelöst hat. Die Zahl der Toten spielt für ihn — genauso wenig wie für die Deutsche Generalität im ersten Weltkrieg — keine Rolle, solange noch die geringste Hoffnung besteht, das eigene Ziel zu erreichen.

DER AUTOR

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BEFREIUNGSTECHNOLOGIE – Warum befreien wir uns nicht?

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild
ISSN 2365-5062, 14.November 2020
URL: cognitiveagent.org, Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@doeben-henisch.de)

ACHTUNG: Ich habe jetzt eine eigene Seite ausschliesslich mit Daten zu SARS-CoV-2/Covit-19 angelegt! Die Daten auf dieser Seite werden daher künftig nicht mehr aktualisiert.

LOCKDOWN BLUES

In vielen Ländern — und auch in Deutschland, bei ‚uns‘ — greifen die Regierungen wieder zur Maßnahme des Lockdown, wie es so schön Neudeutsch heißt. Nach ersten Erfolgen in der Bekämpfung von Corona im März wurde zwar vieles versprochen, was man tun wolle, um einen weiteren Lockdown zu verhindern, aber geschehen ist weitgehend nichts. Da ein Virus ein reales Etwas ist, kein volles Lebewesen aber doch zu Interaktionen mit lebenden Zellen fähig, und dieses Virus mit dem Lockdown im März nun mal nicht vollständig ausgerottet war, kam es, wie es kommen musste: mit der Erhöhung der Kontakte untereinander — und mit einer offensichtlich höheren Sorglosigkeit — konnte das Virus sich wieder stärker verbreiten. Bis die Zahlen so hoch waren, dass es kaum noch zu übersehen war, war es natürlich zu spät. Das Virus war schon wieder im vollen Kontakt-Rausch und tat das, was ein Virus so tut: sich im Wirt austoben.

Da die Regierungen weltweit und auch in Deutschland bislang eher ein Wegsehen praktiziert hatten oder eine Art ‚Stillhalten‘ blieb ihnen beim Wiederanstieg der Zahlen scheinbar nichts anderes übrig, als zu einem erneuten Lockdown zu greifen. Die unfähigen — da nur einseitig denkenden — Berater waren die gleichen und so ein Lockdown bot immerhin Gelegenheit sich als ‚Fürsorglich‘ für die ‚anvertraute Bevölkerung‘ darzustellen. (Viele anstehenden Wahlen bleiben bei einem normalen Politiker sicher nicht unwirksam: wer will sich nicht in Position bringen? Im Prinzip demokratisch gerechtfertigt, aber die Art und Weise des Handelns ist dadurch nicht festgelegt…) Die ansteigenden Zahlen helfen, Angst und Schrecken zu verbreiten und das Einsperren in private Bereiche erscheint so einfach.

Dass dieses ‚Einsperren‘ und ‚Einschränken‘ zu wirtschaftlichen Dramen und psychologisch bedrohlichen Krisen führen kann und führt, wissen mittlerweile alle. Dass das Verhindern von normaler wirtschaftlicher Tätigkeit die Grundlagen unserer Gesellschaft bedrohen, sollten auch alle wissen. Dass das Hinausschleudern von Milliarden Euro ohne Konzept der Refinanzierung für die Zukunft nichts Gutes verheißt, könnten auch alle wissen. Dass man Ausgaben so tätigen sollte, dass sie unsere Ausgangsposition für die Zukunft mindestens halten, wenn nicht verbessern sollten, das verstehen viele Politiker — insbesondere auch viele Minister — nicht besonders gut.

FALSCHE PROGNOSEN?

Natürlich gibt es nicht erst seit heute Ansätze, die Dynamik der Ausbreitung von Krankheitserregern wissenschaftlich zu erfassen und im Computer zu simulieren (siehe z.B. [3]). Solche Simulationen können hilfreich sein, wenn man sie richtig einsetzt. Das Grundproblem aller Simulationen besteht aber darin, dass sie Annahmen darüber machen müssen, was sie als Ausgangslage und als Eigenschaften möglicher Veränderungen ansehen. Solange es sich bei dem Gegenstandsbereich um Faktoren handelt, die weitgehend deterministisch sind, d.h. sich durch Regeln beschreiben lassen, die wenig Abweichungen (Freiheitsgrade) unterstellen, dann kann eine Hochrechnung mögliche zukünftige Situationen berechnen, die so oder ähnlich mit einer hinreichenden Wahrscheinlichkeit eintreten könnten. Sobald aber Faktoren in der Ausgangslage und in den möglichen Veränderungen auftreten, die im Laufe der Zeit stark von den ursprünglichen Annahmen abweichen, dann stimmen diese Hochrechnungen nicht mehr.

Wenn also z.B. Menschen zum Gegenstandsbereich gehören die zu Beginn einer Epidemie aufgrund von Unkenntnis der Situation falsche Verhaltensweisen zeigen (im Fall von Corona z.B. kein Abstand, keine Masken, keine Raumlüftung usw.), dann kann sich der Krankheitserreger u.U. exponentiell verbreiten. Dann können mathematische Modelle entsprechende Hochrechnungen liefern. Sobald die Menschen aber lernen, wie der Krankheitserreger funktioniert, und sie zusätzlich aufgrund ihrer Kreativität und ihrer technologischen Kapazität mögliche Schutzmechanismen erfinden können, verändert sich die Ausgangslage, verändert sich die Dynamik. Dann passt das mathematische Modell nicht mehr; die Hochrechnungen werden grob falsch.

Das Lernen zeigt immer deutlicher auf, dass die Quellen für die Ansteckung vornehmlich die Haushalte sind (60 – 70%) und die Freizeit (ca. 20%). Starke Quellen sind außerdem alle Orte, wo Menschen länger auf engem Raum verweilen müssen (Gefängnisse, Wohnheime, Pflegeheime, bestimmte Typen von Unternehmen, Schulen…). (Siehe z.B. [0] – [2]).

DEMOKRATIE STATT DIKTATUR

Während Diktaturen Menschen, ganze Stadtteile, Städte oder gar Regionen einfach mal weg sperren können, ist dies in Demokratien eigentlich grundsätzlich nicht möglich. Geschieht es doch (z.B. Deutschland, die meisten Länder in Europa), dann ist dies grenzwertig. Das Motto ‚Sicherheit über Freiheit‘ wurde durch terroristische Vorfälle seit spätestens 9/11 stark strapaziert und eine Abgrenzung zu einem totalitären Regime ist in der Situation kaum wirklich möglich. Selbst in Deutschland kann man beobachten, wie die Parlamente erlahmen in der Eingrenzung der staatlichen Übergrifflichkeit gegenüber der Freiheit der Bürger. Corona gehört auch in diesen Kontext. Wenn das erstmalige — mehr oder weniger überraschende — Auftreten von Corona vielleicht noch das eine oder andere entschuldigt haben mag, so ist die Leichtigkeit, mit der solche Lockdowns wiederholt werden — und gleichzeitig Gesetze zu Gunsten der Verfügungsgewalt der Regierung unbemerkt von der Öffentlichkeit verabschiedet werden (Siehe [5], [6]) — besorgniserregend und sollte uns alle wachrütteln.

INGENIEURE KÖNNEN HELFEN

Wie in der Analyse der Übertragungsbereiche und Übertragungswege deutlich wird (Siehe [2]) machen Maßnahmen eigentlich nur Sinn, wenn es (i) ein möglichst klares Bild über diese Bereiche und Wege gibt und (ii) man sich gezielt überlegt, wie man sich im jeweiligen Abschnitt verhalten sollte. Dann besteht sowohl für den einzelnen Bürger, wie auch für die Gesundheitsbehörden, die Möglichkeit, bewusst und angstfrei mit geringem Aufwand damit umzugehen und die Industrie kann gezielt Vorrichtungen entwickeln, die eine alltagsnahe Anti-Corona Strategie unterstützen.

BEISPIEL

Falls jemand schon Corona Viren in sich trägt und zu Hause ist, wird es kaum Schutzmöglichkeiten geben, solange man sich ‚wie üblich‘ verhält. Wenn jemand aber noch kein Virenträger ist, und er verlässt seine Wohnung, dann kann schon das ungelüftete Treppenhaus eines Mehrparteien Hauses ohne Maske zur Risikozone werden (Aerosole können sich sehr lange in der Luft halten (Siehe z.B. [12]-[14]). Sitzt man in seinem Auto wird es erst interessant, wenn man sein Auto wieder verlässt und Firmenräume betritt oder einen Einkaufsbereich (oder ein Restaurant, einen Kunstraum, …). Die primäre Gefahrenquelle ist hier die Übertragung durch die Luft (Stichwort: Aerosole). Gute Masken können hier begrenzt schützen, Lüftung durch das Öffnen von Fenster sind erwiesenermaßen auf Dauer nicht ausreichend; wirkliche Hilfe gibt es erst durch neuere Luftaustauscher, die eine völlige Umwälzung garantieren können.(Siehe [11]). Nach dem Verlassen der Räume empfiehlt es sich, die Hände zu reinigen. Da kaum ein Geschäft oder Büroraum eine zuverlässige Handdesinfektion anbietet, sollte man in seinem Auto über Desinfektionsmittel, auch Tücher, verfügen (im Kofferraum?), um vor dem Weiterfahren Hände und Autoschlüssel zu desinfizieren. Wieder zu Hause sollte man nach dem Betreten als erstes wieder die Hände desinfizieren (Haustür, Treppengeländer, Wohnungstür, …). Alle mitgebrachten Gegenstände zu desinfizieren (speziell bei Lebensmitteln) ist praktisch kaum möglich, oder doch?(Siehe [15])

DIE REGIERUNG SOLL IHREN JOB MACHEN … und wir natürlich auch

Statt also unspezifisch in den Bürgern Ängste zu schüren und flächendeckende Maßnahmen ohne Klärung der Details anzuordnen, sollte die Regierung ihren Job machen und alltagsnah mögliche Übertragungswege identifizieren und die Bürger mit praktischen Ratschlägen und eventuell mit geeigneten Hilfsmitteln unterstützen. Die Beibehaltung des Alltagsbetriebs und zielgerichtete Maßnahmen sind vermutlich effektiver als das aktuelle blinde um sich schlagen.

ALSO

Aktuell kann der Eindruck entstehen, die Regierung macht aus den Bürgern unmündige Kinder, die man nur über Angst und durch stark einschränkende Kontrollmaßnahmen zu ihrem Glück zwingen kann. Sie selbst aber unterlässt viele notwendige Maßnahmen, die aufklären und helfen könnten. Bei geeigneter Aufklärung könnten die Bürger sich leicht selbst helfen, könnten sie darin ihre Würde und ihre Sicherheit als demokratische Bürger zurück finden. Letztlich wird sich die Krise nur lösen lassen, wenn alle mitmachen. Dies erfordert aber einen modernen demokratischen Führungsstil, den die aktuelle Politikergeneration — so der Eindruck — irgendwie nicht zu kennen scheint. Die Demokratie stirbt in der Dunkelheit … ein Leitspruch der Washinton Post aus den letzten vier Jahren …

QUELLEN

(Achtung diese Quellenangaben sind eine kleine Auswahl aus ganz vielen Artikeln, die hier einschlägig sind; ich bin kein Experte für Corona!!!)

[0] orf.at, Die drei Haupttreiber der Pandemie, 22.10.2020 20.00, URL: https://science.orf.at/stories/3202478/

[1] AGES – Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, URL: https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/coronavirus/epidemiologische-abklaerung-covid-19/

[2] The engines of SARS-CoV-2 spread, Elizabeth C. Lee, Nikolas I. Wada, M. Kate Grabowski, Emily S. Gurley and Justin Lessler, Science 370 (6515), 406-407, published: 23.Oct 2020, DOI: 10.1126/science.abd8755

[3] NIH Public Access, Innov J. 2011 ; 16(1): Information Integration to Support Model-Based Policy Informatics, Christopher L. Barrett, Stephen Eubank, Achla Marathe, Madhav V. Marathe, Zhengzheng Pan, and Samarth Swarup, Network Dynamics and Simulation Science Laboratory, Virginia Bioinformatics Institute, Virginia
Tech, Blacksburg, Virginia 24061

[4] Jorda, Oscar, Sanjay R. Singh, and Alan M. Taylor. 2020. „Longer-Run Economic Consequences of Pandemics,“ Federal Reserve Bank of San Francisco Working Paper 2020-09. Available at https://doi.org/10.24148/wp2020-09

[5] URL: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw45-de-terrorismusbekaempfung-802464

[6] zeit-online, Überwachung. Das Wasser kocht schon. Der Bundestag hat mal wieder neue Überwachungsgesetze beschlossen – warum interessiert das niemanden mehr?
Ein Kommentar von Kai Biermann, 6.November 2020

[7] Wissenschaft.de, https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/mit-blaulicht-gegen-bakterien-2/, 29.Januar 2013

[8] MEDILIGHT Press Release : Blue light for chronic wound healingBerlin, May 2017 –Being in its third year, theMEDILIGHT project,whichaims to develop a medical device for professional wound care,already brought about interesting research resultsin itsbiological part. URL: https://www.csem.ch/pdf/46428

[9] scinexx, 3.April 2019, Daniela Albat, Mit blauem Licht gegen Superkeime? Bestrahlung könnte MRSA-Erreger anfälliger für antibakterielle Mittel machen, URL: https://www.scinexx.de/news/medizin/mit-blauem-licht-gegen-superkeime

[10] Advanced science, Adv. Sci. 2019, 6, 1900030, Photolysis of Staphyloxanthin in Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus Potentiates Killing by Reactive Oxygen Species,
Pu-Ting Dong, Haroon Mohammad, Jie Hui, Leon G. Leanse, Junjie Li, Lijia Liang, Tianhong Dai, Mohamed N. Seleem, and Ji-Xin Cheng, URL: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/advs.201900030 (Viele weiterführende Literatur, die diesen Artikel zitiert).

[11] Spiegel, 30.10.2020, Jens Radü, Mobile Raumluftfilter – die Winter-Wunderwaffe? Geschlossene Räume sind ein Treiber der Corona-Pandemie. Christian Kähler erforscht, wie sich Aerosole ausbreiten – und erklärt, ob kleine Raumluftfilter zu Hause gegen Viren helfen.

[12] medRxiv preprint doi: https://doi.org/10.1101/2020.08.03.20167395 ; this version posted August 4, 2020: Viable SARS-CoV-2 in the air of a hospital room with COVID-19 patients John A. Lednicky, PhD, Michael Lauzardo, MD, Z. Hugh Fan, PhD, Antarpreet Jutla, PhD, Trevor B. Tilly, PhD, Mayank Gangwar, Moiz Usmani, Sripriya Nannu Shankar, Karim Mohamed, Arantza Eiguren-Fernandez, PhD, Caroline J. Stephenson, Md. Mahbubul Alam, Maha A. Elbadry, PhD, Julia C. Loeb, Kuttinchantran Subramaniam, PhD, Thomas B. Waltzek, PhD, Kartikeya Cherabuddi, MD , J. Glenn Morris, Jr., MD, and Chang-Yu Wu, PhD

[13] medRxiv preprint doi: https://doi.org/10.1101/2020.08.03.20167395 ; this version posted August 4, 2020: Viable SARS-CoV-2 in the air of a hospital room with COVID-19 patients, John A. Lednicky, PhD, Michael Lauzardo, MD, Z. Hugh Fan, Ph, Antarpreet Jutla, PhD,Trevor B. Tilly, PhD, Mayank Gangwar, Moiz Usmani, Sripriya Nannu Shankar, Karim Mohamed Arantza Eiguren-Fernandez, PhD, Caroline J. Stephenson, Md. Mahbubul Alam, Maha A. Elbadry, PhD, Julia C. Loeb, Kuttinchantran Subramaniam, PhD, Thomas B. Waltzek, PhD, Kartikeya Cherabuddi, MD, J. Glenn Morris, Jr., MD, and Chang-Yu Wu, PhD

[14] Eine Schätzmodell für die Verteilung von Aerosolen und ihren Wirkungen auf die Menschen in den Räumen: https://docs.google.com/spreadsheets/d/16K1OQkLD4BjgBdO8ePj6ytf-RpPMlJ6aXFg3PrIQBbQ/edit#gid=519189277 (In diesem Spreadsheet ganz viele Fachliteratur über Links)

[15] Heraeus, UV-Lampen zur Entkeimung. Standard-Niederdrucklampen von Heraeus: URL: https://www.heraeus.com/media/media/hng/doc_hng/products_and_solutions_1/uv_lamps_and_systems_1/uv_niederdruckstrahler.pdf

[16] nature, 10.Nov.2020: This is an unedited manuscript that has been accepted for publication. Nature Research are providing this early version of the manuscript as a service to our authors and readers. The manuscript will undergo copyediting, typesetting and a proof review before it is published in its final form. Please note that during the production process errors may be discovered which could affect the content, and all legal disclaimers apply: Mobility network models of COVID-19 explain inequities and inform reopening, Serina Chang, Emma Pierson, Pang Wei Koh, Jaline Gerardin, Beth Redbird, David Grusky, Jure Leskovec. URL: https://www.nature.com/articles/s41586-020-2923-3

[17] SEIR-Modell, Wikipedia, URL: https://de.wikipedia.org/wiki/SEIR-Modell

[18] RKI, 20.3.2020, Modellierung von Beispielszenarien der SARS-CoV-2-Epidemie 2020 in Deutschland, an der Heiden, Matthias und Buchholz, Udo, URL: https://edoc.rki.de/handle/176904/6547.2

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WAHRHEIT CONTRA WAHRHEIT. Notiz

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Worum es geht

Im Zeitalter von Fake News (manche sprechen schon vom postfaktischen Zeitalter ) scheint der Begriff der Wahrheit abhanden gekommen zu sein. Dies trifft aber nicht zu. Die folgenden Zeilen kann man als Fortsetzung des vorausgehenden Beitrags lesen.

I. ARBEITSDEFINITION VON WAHRHEIT

1) In dem vorausgehenden Beitrag wurde angenommen, dass Wahrheit zunächst einmal die Gesamtheit des Wissens, der Erfahrungen und der Emotionen ist, die einer einzelnen Person zum aktuellen Zeitpunkt zur Verfügung steht. Was immer geschrieben, gedacht, gesagt usw. wird, jeder einzelne versteht und handelt auf
der Basis dessen, was er zu diesem Zeitpunkt in sich angesammelt hat.

2) Eine zentrale Einsicht ist dabei, dass unser Gehirn die aktuellen sensorischen Daten – externe wie interne– sofort, und automatisch, mit dem abgleicht, was bisher zu diesem Zeitpunkt im Gedächtnis verfügbar ist. Dadurch erleben wir alles, was uns begegnet, im Lichte des bislang Bekannten. Unsere Wahrnehmung ist eine unausweichlich interpretierte Wahrnehmung.

3) Ein Beispiel: Wenn jemand gefragt wird, ’ist dies dein Kugelschreiber?’, und dieser jemand antwortet mit ’Ja’, dann nimmt er einen Gegenstand wahr (als Ereignis seines Bewusstseins) und dieser jemand stellt zugleich fest, dass sein Gedächtnis in ihm eine Konzept aktiviert hat, bezogen auf das er diesen Gegenstand als seinen Kugelschreiber interpretieren kann. Für diesen jemand ist Wahrheit dann die Übereinstimmung zwischen (i) einer Wahrnehmung als einem Ereignis ’Kugelschreiber’ in seinem Bewusstsein, (ii) einem zugleich aktivierten Konstrukt aus dem Gedächtnis  ’mein Kugelschreiber’, sowie (iii) der Fähigkeit, erkennen zu können, dass das Wahrnehmungsereignis ’Kugelschreiber’ eine mögliche Instanz des Erinnerungsereignisses ’mein Kugelschreiber’ ist. Das Erinnerungsereignis ’mein Kugelschreiber’ repräsentiert (iv) zudem den Bedeutungsanteil des sprachlichen Ausdrucks ’dein Kugelschreiber’. Letzteres setzt voraus, dass der Frager und der Antwortende (v) beide die gleiche Sprache  gelernt haben und der Ausdruck ’dein Kugelschreiber’ aus Sicht des Fragenden und ’mein Kugelschreiber’ aus Sicht des Antwortenden von beiden (vi) in gleicher Weise interpretiert wird.

4) Anzumerken ist hier, dass jene Ereignisse, die ihm Bewusstsein als Wahrnehmungen aufschlagen können, unterschiedlich leicht zwischen zwei Teilnehmern des Gesprächs identifiziert werden können. Einmal können Aussagen über die empirische Welt sehr viele komplizierte Zusammenhänge implizieren, die nicht sofort erkennbar sind (wie funktioniert ein Fernseher, ein Computer, ein Smartphone…), zum anderen kann es
sein, dass die beiden Gesprächsteilnehmer die benutzte Sprache sehr unterschiedlich gelernt haben können (Fachausdrücke, spezielle Redewendungen, Art der Bedeutungszuschreibung, usw). Obwohl der Sachverhalt vielleicht im Prinzip erklärbar wäre, kann es sein, dass beide Gesprächsteilnehmer im Moment des Gesprächs
damit überfordert sind.

5) Ferner kann man sich durch dieses Beispiel nochmals deutlich machen, dass die Bezeichnung der Gesamtheit des Wissens, der Erfahrung und der Emotionen eines Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt als der subjektiven Wahrheit dieses Menschen ihren Sinn darin besitzt, dass dieser Mensch in dem Moment, wo er gefragt wird, ob es sich SO verhält, nur dann ’Ja’ sagen wird, wenn der gefragte Mensch in seiner subjektiven Wahrheit Elemente findet, die diesem So-sein entsprechen. Das ’So-sein’ aus der Frage muss ein Bestandteil der subjektiven Wahrheit sein und nur dann kann ein Mensch auf eine Anfrage hin sagen, ja, das wahrgenommene So-sein findet in der subjektiven Wahrheit eine Entsprechung. Die Fähigkeit zur Wahrheit erscheint somit primär in der subjektiven Wahrheit eines Menschen begründet zu sein.

II. WAHRHEIT UND LEBENSFORM

1) Ergänzend zu diesem geschilderten grundsätzlichem Zusammenhang wissen wir, dass die subjektive Wahrheit nicht unabhängig ist von dem Lebensprozess des jeweiligen Menschen. Alles, was ein Mensch erlebt, was auf ihn einwirkt, kann in diesem Menschen als Ereignis erlebbar werden, kann ihn beeinflussen, kann ihn
verändern. Dazu gehört natürlich auch das eigene Tun. Wenn jemand durch den Wald läuft und merkt, dass er laufen kann, wie sich das Laufen anfühlt, wie sich dies langfristig auf seinen Körperzustand auswirkt, dann beeinflusst dies auch das individuelle Erkennen von Welt und von sich selbst, als jemand, der laufen und
Fühlen kann. Wenn stattdessen Kinder in Kobaldminen arbeiten müssen statt zu lernen,  sich vielfältig neu entdecken zu können, dann wird diesen Kinder mit der Vorenthaltung einer Lebenspraxis zugleich ihr Inneres zerstört; es kann nur ein verzerrter Aufbau von Persönlichkeit stattfinden. Wir schwärmen derweil von den angeblich umweltfreundlichen Elektroautos, die wir fahren sollen. Oder: wenn Kinder im Dauerhagel von Granaten und Bomben aufwachsen müssen, um sich herum Verwundete und Tote erleben müssen, dann werden sie sich selbst entfremdet, weil verschiedene Machthaber ihre Macht in Stellvertreterkriegen meinen, ausagieren zu müssen.

2) Aufgrund der so unendlich verschiedenen Lebensprozesse auf dieser Erde können sich in den Menschen, die von ihrer Natur aus weitgehend strukturgleich sind,  ganz unterschiedliche subjektive Wahrheiten ansammeln. Derselbe Mensch sieht dann die Welt anders, handelt anders, fühlt anders. Es ist dann nahezu unausweichlich, dass sich bei der Begegnung von zwei Menschen zwei verschiedene Wahrheiten begegnen. Je nachdem, wie ähnlich oder unähnlich die Lebensprozesse dieser Menschen sind, sind auch die subjektiven Wahrheiten eher ähnlich oder unähnlich.

3) Wie man beobachten kann, tendieren Menschen dazu, sich vorzugsweise mit solchen Menschen zu treffen, mit ihnen zu reden, mit ihnen zusammen etwas tun, die mit ihnen bezüglich ihrer subjektiven Wahrheiten möglichst ähnlich sind. Manche meinen, solche selbstbezügliche Gruppen (’Echokammer’, ’Filterblase’) auch
im Internet, in den sozialen Netzwerken entdecken zu können. Obwohl das Internet im Prinzip die ganze Welt zugänglich macht [Anmerkung: Allerdings nicht in Ländern, in denen der Zugang zum Internet kontrolliert wird, wie z.B. massiv in China.], treffen sich Menschen vorzugsweise mit denen, die sie kennen, und mit denen sie eine ähnliche Meinung teilen. Man muss aber dazu gar nicht ins Internet schauen. Auch im Alltag kann man beobachten, dass jeder einzelne Mitglied unterschiedlicher sozialer Gruppen ist, in denen er sich wohl fühlt, weil man dort zu bestimmten Themen eine gleiche Anschauung vorfindet. An meiner Hochschule, an der Studierende aus mehr als 100 Ländern vertreten sind, kann man beobachten, dass die Studierenden
vorzugsweise unter sich bleiben statt die Vielfalt zu nutzen. Und die vielfältigen Beziehungskonflikte, die sich zwischen Nachbarn, Freunden, Lebenspartnern, Mitarbeitern usw. finden, sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie real  unterschiedlich subjektive Wahrheiten im Alltag sind. [Anmerkung: Allerdings ist diese Aufsplitterung in viele kleine Gruppen von ‚Gleichgesinnten‘ nicht notwendigerweise nur negativ; die Kultivierung von Vielfalt braucht eine natürliche Umgebung, in der Vielfalt möglich ist und geschätzt wird.]

4) Obwohl also der Mechanismus der subjektiven Wahrheitsbildung grob betrachtet einfach erscheint, hat man den Eindruck, dass wir Menschen uns dieses Sachverhaltes im Alltag nicht  wirklich bewusst sind. Wie schnell fühlt sich jemand beleidigt, verletzt, oder gar angegriffen, nur weil jemand sich anders verhält, als man es im Lichte seiner subjektiven Wahrheit erwartet. Wie schnell neigen wir dazu, uns von anderen abzugrenzen, sie abzustempeln als krank, verrückt, oder böse zu erklären, nur weil sie anders sind als wir selbst.

III. GEDANKE UND REALE WELT

1) Bis hierher konnte man den Eindruck gewinnen, als ob die subjektive Wahrheit ein rein gedankliches, theoretisches Etwas ist, das sich allerdings im Handeln bemerkbar machen kann. Doch schon durch die Erwähnung des Lebensprozesses, innerhalb dessen sich die subjektive Wahrheit bildet, konnte man ahnen, dass die konkreten Umstände ein wichtiges Moment an der subjektiven Wahrheit spielen. Dies bedeutet z.B., dass wir die Welt nicht nur in einer bestimmten Weise sehen, sondern wir verhalten uns ganz konkret in dieser Welt aufgrund unserer subjektiven Wahrheit (= Weltsicht), wir leben unseren Alltag mit ganz konkreten Objekten, Besitztümern und Gewohnheiten. Eine andere subjektive Wahrheit (bzw. Weltsicht) ist daher in der
Regel nicht nur ein bloßer abstrakter Gedanke, sondern kann zugleich reale, konkrete Veränderungen des eigenen Alltags implizieren. Da aber schrecken wir alle (verständlicherweise?) sofort zurück, blitzartig, vielleicht sogar unbewusst. Über die Wahrheit reden mag grundsätzlich chic sein, aber wenn die zur Sprache kommenden
Wahrheit anders ist als die eigene Wahrheit, dann zucken wir zurück. Dann wird es unheimlich, ungemütlich; dann können allerlei Ängste aufsteigen: was ist das für eine Welt, die anders wäre als die Welt, die wir kennen? Der verinnerlichten Welt korrespondiert immer auch eine reale Alltagswelt. [Anmerkung: In diesen Kontext passt vielleicht das paradoxe Beispiel, das Jesus von Nazareth in den Mund gelegt wird mit dem Bild, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen würde, als dass ein Reicher in den Himmel gelangen könnte. Eine Deutung wäre, dass jemand der als Reicher
(unterstellt: auf Kosten anderer) in einer Wirklichkeitsblase lebt, die angenehm ist, und er als Reicher wenig Motive hat, dies zu ändern. Allerdings, was man gerne
übersieht, ein solches Verhaftetsein mit der aktuellen Situation, die als angenehm gilt, gilt in vielen Abstufungen für jeden Menschen. In den Apartheitsgefängnissen von Südafrika (heute als Museum zu besichtigen) gab es z.B. unter den Gefangenen eine klare Hierarchie: die Bosse, die Helfer der Bosse, und der Rest. Kein Boss wäre auf die Idee gekommen, seine relativen Vorteile zu Gunsten von allen aufzugeben.]

2) In der Struktur der gesellschaftliche Wirklichkeit kann man den Mechanismus der parzellierten Wahrheiten wiederfinden. Eine Gesellschaft ist mit unzähligen Rollen durchsetzt, mit Ämtern, Amtsbezeichnungen, Institutionen usw.. Dazu kommen in vielen Ländern Abgrenzungen von unterschiedlichen ethnischen Gruppen. Weiter gibt es Nationalstaaten, die ihre eigenen Wahrheiten pflegen. Die Tendenz, das Andere, die Anderen negativ zu belegen, um seinen eigenen Status dadurch indirekt zu sichern, findet sich zwischenstaatlich auch wieder. [Anmerkung: Gut zu erkennen in dem Erstarken von nationalistisch-populistischen Doktrinen in leider immer mehr Ländern der Erde.] Eine unkritische Ausübung gewachsener partieller Wahrheiten kann Unterschiede dann nur zementieren oder gar vergrößern, anstatt sie zu überbrücken und zu allgemeineren Wahrheitsbegriffen zu kommen.

IV. EINE KULTUR DER WAHRHEIT?

1) Wenn man sieht wie unglaublich stark die Tendenz unter uns Menschen ist, aktuelle, partielle Wahrheiten (die aus Sicht des einzelnen nicht partiell, sondern universell sind) mit einer bestimmten Alltagspraxis zu verknüpfen und diese fest zu schreiben, dann könnte man auf die Idee kommen, zu fragen, was wir als Menschen tun können, um dieser starken Tendenz ein natürliches Gegengewicht gegenüber zu stellen, das
dem Trieb zu partiellen Wahrheit entgegenwirken könnte.

2) Innerhalb der Rechtsgeschichte kann man beobachten, wie im Laufe von Jahrtausenden das Recht des Angeklagten häppchenweise soweit gestärkt wurde, dass es in modernen Staaten mit einem funktionieren Rechtssystem üblich geworden ist, jemanden erst dann tatsächlich zu verurteilen, nachdem in nachvollziehbaren, transparenten Verfahren die Schuld bzw. Unschuld objektiv festgestellt worden ist. Dennoch kann man sehen, dass gerade in der Gegenwart in vielen Staaten wieder eine umgekehrte Entwicklung um sich greift: der methodische Respekt vor der Gefahr partieller Wahrheiten wird einfachüber Bord geworfen und Menschen werden allein aufgrund ihrer Andersheit und eines blinden Verdachts vorverurteilt, gefoltert, und
aus ihren gesellschaftlichen Stellungen verjagt.

3) Innerhalb der Welt der Ideen gab es eine ähnliche Entwicklung wie im Rechtssystem: mit dem Aufkommen der empirischen experimentellen Wissenschaften in Kooperation mit Mathematischen Strukturen konnte das Reden über Sachverhalte, über mögliche Entstehungsprozesse und über mögliche Entwicklungen auf ganz neue Weise transparent gemacht werden, nachvollziehbar, überprüfbar, wiederholbar, unabhängig von dem Fühlen und Meinen eines einzelnen [Anmerkung: Allerdings nicht ganz!].  Diese Art von Wissenschaft kann großartige Erfolge aufweisen, ohne die das heutige
Leben gar nicht vorstellbar wäre. Doch auch hier können wir heute beobachten, wie selbst in den Ländern mit einem entwickelten Wissenschaftssystem die wissenschaftlichen Prinzipien zunehmen kurzfristigen politischen
und ökonomischen Interessen geopfert werden, die jeweils auf den partiellen Wahrheiten der Akteure beruhen.

4) Es drängt sich dann die Frage auf, ob der Zustand der vielen (partiellen) Wahrheiten generell vermeidbar wäre bzw. wie man ihn konstruktiv nutzen könnte, um auf der Basis der partiellen Wahrheiten zu einer umfassenderen weniger partiellen Wahrheit zu kommen.

5) Eine beliebte Lösungsstrategie ist ein autoritär-diktatorisches Gesellschaftssystem, das überhaupt nur noch eine partielle Wahrheit zulässt. Dies kennen wir aus der Geschichte und leider auch aus der Gegenwart: Gleichschaltung von Presse, Medien; Zensur; nur noch eine Meinung zählt.

6) Die Alternative ist die berühmte offene Gesellschaft, in der eine Vielfalt von partiellen Wahrheiten möglich ist, verbunden mit dem Vertrauen, dass die Vielfalt zu entsprechend vielen neuen erweiterten partiellen Wahrheiten führen kann (nicht muss!). Hier gibt es – im Idealfall – eine Fülle unterschiedlicher Medien und keine Zensur. Entsprechend wären auch alle Lern- und Erziehungsprozesse nicht an einem Drill, einer
autoritären Abrichtung der Kinder und Jugendlichen orientiert, sondern an offenen, kreativen Lernprozessen, mit viel Austausch, mit vielen Experimenten.

7) Allerdings kann man beobachten kann, dass viele Menschen nicht von vornherein solche offenen, kreativen Lernprozesse gut finden oder unterstützen, weil sie viel anstrengender sind als einfach einer autoritären Vorgabe zu folgen. Und es ist ein historisches Faktum, dass partielle Wahrheitsmodelle bei geeigneter Propaganda und gesellschaftlichen Druck eine große Anhängerschaft finden können.  Dies war und ist eine große Versuchung für alle narzisstischen und machtorientierte Menschen. Das scheinbar Einfachere und Bequemere wird damit sprichwörtlich zum ’highway to hell’.

8) Für eine offene Gesellschaft als natürlicher Entwicklungsumgebung für das Entstehen immer allgemeinerer Wahrheiten sowohl in den Beteiligten wie auch im Alltag scheinen von daher geeignete Bildungsprozesse sowie freie, unzensierte Medien (dazu gehört heute auch das Internet) eine grundlegende Voraussetzung zu
sein. Die Verfügbarkeit solcher Prozesse und Medien kann zwar keine bessere gedachte und gelebte Wahrheit garantieren, sie sind allerdings notwendige Voraussetzungen, für eine umfassendere Kultur der Wahrheit. [Anmerkung: Natürlich braucht es noch mehr Elemente, um einen einigermaßen freien Raum für möglicheübergreifende Wahrheiten zu ermöglichen.]

9) Vor diesem Hintergrund ist die weltweit zu beobachtende Erosion von freien Medien und einer offenen, kreativen Bildung ein deutliches Alarmsignal, das wir Menschen offensichtlich dabei sind, den Weg in ein wahrheitsfähige Zukunft immer mehr zu blockieren. Letztlich blockieren wir uns als Menschen damit nur selbst. Allerdings,
aus der kritischen Beobachtung alleine folgen keine wirkenden konkreten Verbesserungen. Ohne eine bessere Vision von Wahrheit ist auch kein alternatives Handeln möglich. Deswegen versuchen ja autoritäre Regierungen immer, zu zensieren und mit Propaganda und Fake-News die Öffentlichkeit zu verwirren.

V. KONTEXTE

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U.ACKERMANN: DIE DIGITALE REVOLUTION – Eine Herausforderung für die Freiheit – Kurzbesprechung

U.Ackermann (2014), DIE DIGITALE REVOLUTION – Eine Herausforderung für die Freiheit, in: U.Ackermann (Hg.), Freiheitsindex Deutschland 2014 des John Stuart Mill Instituts für Freiheitsforschung, Frankfurt am Main: Humanities online

KONTEXT

1. In diesem Blog wurde schon mehrfach das Thema Neue Technologien und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft angesprochen. Das kleine Büchlein vom John Start Mill Institut unter der Leitung von Ulrike Ackermann passt sehr gut in diese Thematik.

ACKERMANN – FREIHEIT

2. Insbesondere der Beitrag der Herausgeberin Ulricke Ackermann fällt – im Vergleich zu vielen anderen Publikationen zu diesem Thema – sehr positiv auf. Das Freiheitsthema wird sehr differenziert heruntergebrochen auf die großen Dimensionen Individuum, Alltag und Politik, und das Ineinanderspiel von realer und virtueller (digitaler) Welt wird sachkundig an vielen Beispielen vorgestellt und kritisch gewürdigt.

3. Fernab einer einfachen Schwarz-Weiß-Malerei findet sie sowohl Worte für die unbestreitbaren neuen Möglichkeiten und Vorzüge, die die neue digitale Welt auf allen Ebenen eröffnet, deutet aber zugleich auch hin auf die unübersehbaren Risiken und schleichenden Tendenzen zu einer immer größeren Vereinnahmung des einzelnen auf allen Ebenen.

4. In der europäischen Aufklärungstradition und im Kontext von Menschenrechten und Demokratien wurde die konstitutive Bedeutung einer realen Privatheit für das Leben einer Demokratie, zwar nur sehr langsam, aber dann doch mit großer Entschiedenheit erkannt und in der Gesetzgebung verankert. Durch den immer leichteren Zugang auf private Daten durch die modernen Technologien und durch neue globale digitale Geschäftskonzepte, in denen die kostenlose Nutzung gegen höchst intime Datenausbeutung getauscht werden, gekoppelt mit der als ‚Fürsorge‘ getarnte Datensammlung von Behörden, geraten wir aber in eine Situation, in der die hochgeschätzte Privatheit mit ihren speziellen Freiheitsrechten sich mehr und mehr buchstäblich in Luft auflöst. Während die europäischen Institutionen den Eindruck erwecken, die Idee der Privat hochhalten zu wollen, verursachen die deutschen Regierungsvertreter einen Eindruck, als ob sie – entgegen offiziellen politischen Verlautbarungen – real eher eine starke Liberalisierungsformel (sprich: eine Auflösung der Privatheit) vertreten.

5. Die Fülle der Details im Artikel zeugen von großer Sachkenntnis und können hier nur erwähnt werden.

DISKUSSION

6. Eigentlich kann man dem Artikel nur Positives abgewinnen. Dennoch bleiben wichtige Fragen offen, denen im Rahmen dieses Blogs versucht wird, nach zu gehen.

7. Die Diskussion im Beitrag von Ulrike Ackermann folgt den großen Linien der europäischen Aufklärung und den aktuellen Werten der Menschenrechte und den grundlegenden Verfassungstexten in Deutschland und Europa. In diesem Rahmen ist die Argumentation schlüssig.

8. Einem aufmerksamen Betrachter der Menschenrechts- und Grundgesetzdiskussion (vgl. die 11-teilig Diskussion zum Begriff ‚Menschenwürde‘ im Kontext des gleichnamigen Buches von Paul Tiedemann in diesem Blog) wird aber nicht entgangen sein, dass sich die aktuellen Interpretationen dieser Werte im Bereich der Rechtsexperten eher in die Richtung bewegt, dass eine klare Begründung mindestens schwierig, wenn nicht gar unmöglich wird. Selbst ein Paul Tiedemann, dem die Bewahrung der Menschenwürde ein großes Anliegen ist, muss für die Begründung seines Standpunktes zu Argumentationen greifen, die alles andere als selbsterklärend sind.

9. Erweitert man den Blick auf die Entwicklung des Menschenbildes in den Naturwissenschaften und den technologienahen Bereichen, dann muss man konstatieren, dass die Naturwissenschaften, sofern sie überhaupt einen Bezug zum Menschenbild nehmen, den Menschen in keinster Weise so sehen, wie Grundgesetz und Menschenrechte dies voraussetzen. In den Naturwissenschaften ist der Mensch der Aufklärung praktisch verschwunden: eine Ansammlung von Molekülen, Atomen, Teilchen ohne jegliche spezifische Bedeutung und damit ohne jegliche Werte.

10. Bedenkt man, dass diese Verschiebungen im Weltbild zusätzlich einhergehen mit einem dramatischen Abbau von geistes- und sozialwissenschaftlichen Lehrstühlen und Standards, dann werden hier auch mögliche Quellen alternativer kritischer Betrachtungsweisen schlichtweg ausgelöscht.

11. Ein weiteres Moment ist die ‚Form‘ der Technologie. Mit dem Aufkommen von ‚intelligenten‘ Maschinen erleben wir nicht nur eine weitere industrielle Revolution, die bisherige Industrien und Arbeitswelten bedrohen, sondern wir erleben einen Frontalangriff auf alsbald scheinbar alle Fähigkeiten, die bislang als ‚typisch Menschlich‘ galten. Was dies für die bisherigen Gesellschaften bedeuten, ist schwer voraussagbar. Auf keinen Fall kann es ein einfaches ‚weiter so‘ wie bisher geben.

12. Sieht man diese neuen technologisches Möglichkeiten mit der simultanen Erosion des aufklärerischen Menschenbildes (repräsentiert in den Menschenrechten) und der Tendenz selbst demokratischer Regierungen, die Besonderheit des Menschen ‚zu opfern‘, dann kann man erahnen, dass die bisherige (‚klassische‘) Freiheitsdiskussion erheblich ausgeweitet und radikalisiert werden muss. Der Mensch selbst steht zur Debatte in einer Weise, wie wir es noch nie erlebt haben.

13. Genuine ‚Anwälte‘ des Menschen sind aktuell schwer identifizierbar. Die klassischen Offenbarungsreligionen taugen hier – wie schon in der Vergangenheit – nur sehr begrenzt. Ihre Menschenbilder sind bis heute zu stark mit vorwissenschaftlichen Bildern durchsetzt.

 

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