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PARALLELWELTEN. Ein Fall von …

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062, 31.Dez. 2018
URL: cognitiveagent.org
Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de

Zum Abschluss eines ereignisreichen Jahres hier ein kleiner Hinweis auf die Existenz einer ‚Parallelwelt‘ zu diesem Block.

In diesem Block versuche ich — seit formal Januar 2007, tatsächlich dann aber erst seit Dezember 2009 — meine Gedanken zum Thema Philosophie, Wissenschaft(en) und zum grundlegenden Thema unseres Menschenbildes zu ’sortieren‘. Was mein persönliches Denken angeht, so hat mir das tatsächlich viel geholfen. Für jene, die mitlesen, und das sind tatsächlich einige, ist es allerdings nicht immer so ganz nachvollziehbar, warum gerade jenes Thema, und dann auf so eine spezielle Weise, aufpoppt, oft als Fragment. Der große Zusammenhang ist nicht immer (sogleich) erkennbar. Gelegentliche Kommentare, oft durchsetzt mit Fragen, haben mir immer wieder geholfen, bestimmte Punkte weiter klären zu können.

Ob dieses kontinuierliche Ringen um Grundsatzfragen irgendwann zu einem Punkt führen wird, in dem alle losen Enden sich – quasi ’symphonisch‘ — zu einem ‚großen Ganzen‘ vereinen, ist offen. Einige Male habe ich es versucht, fast ‚gewaltsam‘ solch eine Ende herbei zu führen, musste dann aber feststellen, dass die Sache, um die es geht, solch eine ‚gewaltsames‘ Ende nicht zulässt. Das ‚Durchwandern‘ des Denkraumes, das ‚Umkreisen‘ von vielen Hotspots, das ‚Durchspielen‘ vieler Varianten erweist sich als nicht ersetzbar. Jene, die diesen Windungen, auf und ab, geduldig folgen, erschließt sich womöglich langsam eine ‚Ahnung‘ von einem größeren Zusammenhang, aber, da wir selbst mit all unseren Klarheiten wie Unklarheiten, unseren bewussten wie unbewussten Dynamiken, wesentlicher Teil des Ganzen sind, wird das Ganze nie erscheinen, so lange wir uns selbst nicht hinreichend in dieses Ganze einsortieren können. Die Aussicht, sich selbst, und dann noch die vielen anderen, in einem seriösen Sinne, in das Gesamtbild einzubeziehen, sind allerdings – wenn man sich der Wirklichkeit voll stellt – sehr gering.

Seit diesem Sommer 2018 ist es mir gelungen, zusätzlich zu diesem Block ein Projekt zu starten, in dem es real darum gehen soll, dass alle Menschen miteinander ihr Schwarmwissen auf neue Weise so teilen können, dass daraus eine neue Gemeinsamkeit auf vielen Ebenen entstehen kann. Wobei die Betonung auf ‚kann‘ liegt. Jeder Mensch ist der Ort einer grundlegenden ‚Freiheit‘, jener Freiheit, die das ganze physikalische Universum von Grund auf kennzeichnet, und diese Freiheit ist niemals ganz aufhebbar oder zerstörbar (auch wenn es im Alltag oft den Anschein haben mag). Dieses Projekt kann eine weitere Parallelwelt zu diesem Block werden. Die eigentliche Parallelwelt ist aber eine andere.

Wie man wissen kann, bin ich ja seit 2002 als Professor tätig und konnte mich in dieser Zeit mit vielen Themen der Informatik beschäftigen. Seit 13 Jahren dann vornehmlich mit Fragen ‚lernender Systeme‘, ‚Mensch-Maschine Interaktion‘ und ‚Simulation‘. In all diesen Jahren auch immer mit der Frage, wie Ingenieure grundsätzlich die Welt sehen und was sie tun, wenn sie die Welt ändern wollen. Letztlich sind sie es, die die Gestalt des Alltags in den letzten 100 (und mehr) Jahren am direktesten und am nachhaltigsten verändert haben. Während die Politik kontinuierlich Versagen auf breiter Front manifestiert, zeigen die Ingenieure, dass sie auch sehr komplexe Aufgaben mit vielen tausend Mitwirkenden quer über den Erdball, quer zu allen Nationen, Kulturen und Ethnien, lösen können. ‚Sie haben es drauf‘, wie man so schön sagt.

Als Philosoph, speziell als Wissenschaftsphilosoph, der ich ursprünglich bin, hat mich das immer fasziniert. Während die Philosophen an der Ludwig-Maximilian Universität in München – und nicht nur diese – sich mit ihren Wort- und Gedankenwundern mit narzisstisch anmutender Artistik in Wortpalästen ergehen, die beeindruckend sind, schaffen Ingenieure es, das Gemeinsame in der Verschiedenheit zu finden, und dieses gemeinsam zu immer größeren Kunstwerken zu vereinen, die es dann tatsächlich gibt, die funktionieren, die helfen, das Leben auf dieser Erde mit immer mehr Menschen zu führen. Aus der Politik hält man sie allerdings fern …

Und es war für mich sicherlich prägend, dass ich seit ca. 1999 einen Ingenieur, einen ‚Systemsengineer‘ aus Südafrika, kennen lernen konnte, der diese Kunst des systemischen Engineerings in hoher Weise beherrschte. Ohne es zu wollen lernte ich von ihm im Laufe der Jahre häppchenweise die Kunst des systemischen Engineerings kennen, reflektieren, und es überrascht dann nicht, dass ich als Wissenschaftsphilosoph versucht habe, dieses systemische Prozessdenken mit meinen Informatikthemen zu verknüpfen. Insbesondere erwies sich das Fach Mensch-Maschine Interaktion (MMI; Englisch: HMI := Human-Machine Interaction) als ein dankbares Feld. Aus dieser Konstellation erwuchs im Laufe der Jahre ein Denkansatz, der in wissenschaftsphilosophischer Perspektive das systemische Denken der Ingenieure mit den konkreten Themen von MMI, lernenden Systemen, Simulation sowie die Theorie biologischer Systeme mit all ihren Facetten) zu vereinen suchte. Und ja, seit fast zwei Jahren sieht es so aus, dass es dieser von der Ingenieurskunst und Ingenieurswissenschaft beeinflusste Ansatz ist, dem es gelingt, hochkomplexe Prozesse mathematisch und algorithmisch zu strukturieren.

Das eigentliche Wunder zeichnet sich erst seit kurzem ab: durch die Einbeziehung der Quanten-Logik, vor der ich mich erfolgreich seit vielen Jahren ‚gedrückt‘ hatte, scheint auch der direkte Brückenschlag zur Physik zu gelingen. OK, das ist alles noch nicht zu Ende gedacht, aber die grundlegenden Prinzipien passen wunderbar zueinander.

Diese Welt des systemischen Engineering ist die eigentliche ‚Parallelwelt‘ zu diesem Block. Wie diese beiden Welten sich letztlich ergänzen, ist nicht leicht zu beantworten. Einerseits ist es dieser Block, der mir entscheidende (wissenschafts-)philosophische Impulse für die Parallelwelt des Engineering gegeben hat; andererseits habe ich viele wichtige philosophische Ideen nur über das systemische Engineering bekommen (und natürlich von den Subthemen ‚Lernende Systeme‘, ‚MMI‘ und ‚Simulation‘).

Das zuvor erwähnte Projekt mit dem ‚Schwarmdenken‘ aller Bürger ist ein ‚Abfallprodukt‘ des Nachdenkens über das systemische Engineering. Vielleicht ist dies die kulturelle Schicksalsfrage der demokratischen Systeme, ob sich der – vielfach dilettantische – Politikbetrieb von der Ingenieurskunst mehr als bisher — zumindest ein wenig — ‚therapieren‘ lässt.

… dabei sollte man sich klar machen, dass das Menschenbild des Engineerings mehr von Freiheit enthält als viele der leeren politischen Worthülsen. Ingenieure werden nämlich nicht nur daran gemessen, was sie sagen, sondern was sie zustande bringen, und zwar nachhaltig.

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DAS PHILOSOPHIE JETZT PHILOTOP

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild
ISSN 2365-5062, 30.Nov. 2017
URL: cognitiveagent.org
info@cognitiveagent.org

Autor: cagent
Email: cagent@cognitiveagent.org

Worum geht’s — Meine Antwort auf die von vielen gestellte
Frage, wie denn die  verschiedenen Seiten untereinander zusammen hängen, war zu schnell (siehe den Blogeintrag vom 14.November ). Hier eine Korrektur.

I. EIN PHILOTOP

Wie man unschwer erkennen kann, ist das Wort
’Philotop’ eine Übertragung von dem Wort ’Biotop’.
Für Biologen ist klar, dass man einzelne Lebensformen
eigentlich nur angemessen verstehen kann, wenn
man ihren gesamten Lebensraum mit betrachtet:
Nahrungsquellen, Feinde, ’Kollaborateure’, Klima, und
vieles mehr.

Ganz ähnlich ist es eigentlich auch mit dem Blog
’Philosophie Jetzt: Auf der Suche …’. Auch diese Ideen
haben sehr viele Kontexte, Herkünfte, wechselseitige
Interaktionen mit vielen anderen Bereichen. Ohne diese
Kontexte könnte der Blog vielleicht gar nicht ’atmen’.

Im Blogeintrag vom 14.November 2017 wurde
verwiesen auf die monatliche Philosophiewerkstatt, in
der in einer offenen Gesprächsrunde Fragestellungen
gemeinsam gedacht werden. Seltener gibt es
die Veranstaltung Philosophy-in-Concert, in der philosophische Ideen, eingebettet in experimentelle Musik, Bildern und Texten ihren Empfänger suchen und
sich auch auf ein Gespräch einlassen.

Schaubild vom Philotop ( die 'Kernbereiche') :-)
Schaubild vom Philotop ( die ‚Kernbereiche‘) 🙂

Die Wechselwirkung mit den nächsten beiden
Blogs liegt für manche vielleicht nicht so auf der
Hand. Aber bedingt durch die langjährige Lehr-
und Forschungstätigkeit von cagent im Bereich des
Engineerings stellte sich heraus, dass gerade das
Engineering der Welt riesige Potentiale für eine
moderne Philosophie bietet, und dies nicht nur einfach
als begriffs-ästhetische Spielerei, sondern mit einem
sehr konkreten Impakt auf die Weise, wie Ingenieure die
Welt sehen und gestalten. Daraus entstand ein Projekt,
das bislang keinen wirklich eigenen Namen hat.

Umschrieben wird es mit ’Integrated Engineering of
the Future’, also ein typisches Engineering, aber eben
’integriert’, was in diesem Kontext besagt, dass die
vielen methodisch offenen Enden des Engineerings hier
aus wissenschaftsphilosophischer Sicht aufgegriffen und
in Beziehung gesetzt werden zu umfassenderen Sichten
und Methoden. Auf diese Weise verliert das Engineering
seinen erratischen, geistig undurchdringlichen Status
und beginnt zu ’atmen’: Engineering ist kein geist-
und seelenloses Unterfangen (wie es von den Nicht-
Ingenieuren oft plakatiert wird), sondern es ist eine
intensive Inkarnation menschlicher Kreativität, von
Wagemut und zugleich von einer rationalen Produktivität,
ohne die es die heutige Menschheit nicht geben würde.

Das Engineering als ein Prozess des Kommunizierens
und darin und dadurch des Erschaffens von neuen
komplexen Strukturen ist himmelhoch hinaus über
nahezu allem, was bildende Kunst im Kunstgeschäft
so darbietet. Es verwandelt die Gegenart täglich und
nachhaltig, es nimmt Zukünfte vorweg, und doch fristet
es ein Schattendasein. In den Kulturarenen dieser Welt,
wird es belächelt, und normalerweise nicht verstanden.
Dies steht  im krassen Missverhältnis zu seiner Bedeutung.
Ein Leonardo da Vinci ist ein Beispiel dafür, was es
heißt, ein philosophierender Ingenieur gewesen zu sein,
der auch noch künstlerisch aktiv war.
Innerhalb des Engineerings spielt der Mensch in
vielen Rollen: als Manager des gesamten Prozesses, als mitwirkender Experte, aber auch in vielen Anwendungssituationen als der intendierte Anwender.

Ein Wissen darum, wie ein Mensch wahrnimmt, denkt,
fühlt, lernt usw. ist daher von grundlegender Bedeutung. Dies wird in der Teildisziplin Actor-Actor-Interaction (AAI) (früher, Deutsch, Mensch-Maschine Interaktion oder,
Englisch, Human-Machine Interaction), untersucht und methodisch umgesetzt.

Die heute so bekannt gewordene Künstliche Intelligenz
(KI) (Englisch: Artificial Intelligence (AI)) ist ebenfalls ein
Bereich des Engineerings und lässt sich methodisch
wunderbar im Rahmen des Actor-Actor Interaction
Paradigmas integriert behandeln. Im Blog wird es unter
dem Label Intelligente Maschinen abgehandelt.
Sehr viele, fast alle?, alle? Themen aus der
Philosophie lassen sich im Rahmen des Engineerings,
speziell im Bereich der intelligenten Maschinen als Teil
des Actor-Actor-Interaction Paradigmas neu behandeln.

Engineering ist aber nie nur Begriffsspielerei.
Engineering ist immer auch und zuvorderst Realisierung
von Ideen, das Schaffen von neuen konkreten Systemen,
die real in der realen Welt arbeiten können. Von daher
gehört zu einer philosophisch orientierten künstlichen
Intelligenzforschung auch der Algorithmus, das lauffähige
Programm, der mittels Computer in die Welt eingreifen
und mit ihr interagieren kann. Nahezu alle Themen der
klassischen Philosophie bekommen im Gewandte von
intelligenten Maschinen eine neue Strahlkraft. Diesem
Aspekt des Philosophierens wird in dem Emerging-Mind
Lab Projekt Rechnung getragen.

Mit dem Emerging-Mind Lab und dessen Software
schließt sich wieder der Kreis zum menschlichen
Alltag: im Kommunizieren und Lernen ereignet sich
philosophisch reale und mögliche Welt. Insoweit intelligenten Maschinen aktiv daran teilhaben können, kann dies die Möglichkeiten des Menschen spürbar erweitern. Ob zum Guten oder Schlechten, das entscheidet
der Mensch selbst. Die beeindruckende Fähigkeit von
Menschen, Gutes in Böses zu verwandeln, sind eindringlich belegt. Bevor wir Maschinen verteufeln, die wir
selbst geschaffen haben, sollten wir vielleicht erst einmal
anfangen, uns selbst zu reformieren, und dies beginnt
im Innern des Menschen. Für eine solche Reform des
biologischen Lebens von innen gibt es bislang wenig bis
gar keine erprobten Vorbilder.

KONTEXT BLOG

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