Archiv der Kategorie: Gottesbeziehung

MEDITATION (UND BETEN) ZUM NULLTARIF!

Letzte Änderung (7.4.2015, 00:00h): Soundtracks geändert; jetzt vier.

NACHBEMERKUNG ALS VORBEMERKUNG

Nachdem ich den nachfolgenden Text in den Blog eingestellt hatte, wurde ich in einem Gespräch darauf aufmerksam gemacht, dass es für einen potentiellen Leser des Textes schwer bis unmöglich ist, zu verstehen, warum ich diesen Text geschrieben habe bzw. was denn die ‚Erfahrungsgrundlage‘ meinerseits ist, die mich in die Lage versetzt, solch einen Text zu schreiben. Nach einigem Überlegen bin ich zum Entschluss gekommen, diesen Hinweis aufzugreifen und kurz das Folgende dazu anzumerken:

Die wesentlichen, grundlegenden Erfahrungen zur Meditation und zum Beten, die im folgenden Text die Grundlage bilden, hätte ich auch schon gut 25 Jahre früher aufschreiben können. Dies reicht zurück in meine Zeit als ‚existentiell Gottsuchender‘, der sich – mehr durch Zufall – in einen bestimmten katholischen Orden ‚verirrt‘ hatte, dort aber dann, nachdem ich mich eigentlich nur für ein Jahr ‚parken‘ wollte, immer länger verblieb; letztlich 22 Jahre lang. In dieser Zeit durchlief ich viele verschiedene Phasen, Rollen, Erfahrungen, Wissensgebiete, u.a. lernte ich verschiedene Meditationstechniken kennen, lernte das ‚Beten‘ kennen, machte vielfältige Erfahrungen, die grundlegend bis umstürzend waren. Dass ich mich dann nach ca. 20 Jahren aufgrund der ’spirituellen Einstellung‘ in einer Situation wiederfand, in der mich die ‚innere Stimme‘ dazu brachte, mich aus dem kirchlichen Kontext wieder zu lösen, wo ich mich gerade ‚wohl zu fühlen‘ begann, war überraschend, unerwartet, und verwickelte mich über gut zwei Jahre in einen schwierigen Prozess der Klärung und Loslösung. Nachdem die Entscheidung schließlich klar war, trat ich mehr oder weniger sofort auch aus der Kirche aus.

Die spannende Frage war, was von all den tiefgreifenden positiven Erfahrungen dem kirchlich-religiösen Kontext geschuldet waren und was zum ganz normalen Leben, zu jedem Menschen gehört, egal wo und wie dieser Mensch lebt?

Zwar war schon unmittelbar nach dem Verlassen der Kirche klar, dass der Weg der richtige war, aber es war nicht klar – und es konnte so schnell auch nicht klar sein – wie sich das Phänomen des grundlegend Spirituellem im nichtkirchlichen Alltag wiederfinden würde.

Es hat gut weitere 25 Jahre gedauert, mit vielen neuen Orten, Rollen, mit ca. 6 radikal neuen ‚Lebensphasen‘, vielen neuen Studien, bis mir klar war, was gilt ‚allgemein‘, und was ist speziell. Der nachfolgende Text beschreibt also das Ergebnis eines intensiven existentiellen und kognitiven Erfahrungs- und Suchprozesses von zusammen gut 47 Jahren. Andere mögen dies schneller können …

Das ‚Wahre‘ ist letztlich immer sehr einfach.

Das ‚Leben‘ ist das größte Wunder im ganzen bekannten Universum. Und je mehr man sich damit beschäftigt, umso ungeheuerlicher wird es, umso großartiger; wir alle sind Teil davon. Das ist das Unfassbare.

SOUNDTRACK 1: Diverse Begegnngen

ZEIT NEHMEN

1. Was jeder irgendwann in den 24 Stunden seines Tages tun kann, ist, sich etwas Zeit zu nehmen: wenigstens 10 Minuten, besser 20 Minuten, oder länger.

KÖPERHALTUNG(EN)

2. Idealerweise nimmt man eine Körperhaltung ein, die so ist, dass sie während der Meditationszeit keine Ablenkung verursacht (Schmerzen, Durchblutungsstörungen, …) und in der man optimal atmen kann.

3. Es gibt (fanatische) Verfechter eines Verschränkungssitzes; andere schwören auf Kniehocker, wieder andere legen sich auf den Boden, andere stellen sich irgendwo hin. Ich kann nur sagen, dass ein moderner Bürosessel ideal ist: man kann bequem auf der vorderen Kante sitzen, ohne dass es einschneidet; man kann die Höhe optimal einstellen, so dass die Beine leicht nach unten abfallen können, so dass man automatisch mit dem Oberkörper aufrecht sitzen kann, und man kann die Höhe so wählen, dass die Füße eine bequeme Haltung einnehmen können, ohne auf Dauer zu stören.

4. Wer aufgrund körperlicher (oder psychischer) Einschränkungen mit solchen ’normalen‘ Haltungen Probleme hat, muss ausprobieren, mit welcher Körperstellung er einigermaßen klarkommt; notfalls müssen geeignete Unterstützungsmittel entwickelt werden.

ORTE

5. Bewährt hat sich ein Ort, an dem man weitgehend ungestört ist.

6. Letztlich aber kann es jeder Ort sein, auch mit anderen zusammen.

7. Man kann auch mitten am Tag, mitten in einer belebten Stadt, sich irgendwo einfach hinstellen oder setzen und für einen gewählten Zeitraum auf einen bestimmten Punkt vor sich schauen, ruhig bleiben, bewegungslos, atmen, und so einfach ‚da sein‘.

8. Einer Toilette ist es egal, was man da tut; Gebetsräume anderer Religionsgemeinschaften bietet auch Ruhe; im unbequemen Sessel der Economy-Klasse eines Flugzeugs findet man fast ideale Bedingungen; im Wartezimmer eines Arztes, an der Haltestelle, … Wer sucht, der findet.

SOUNDTRACK 2: Meditation Jetzt

INHALTE

9. Der primäre ‚Inhalt‘ des Innehaltens ist der Augenblick, man selbst, die eigene Körperlichkeit mit all dem, was dazu gehört.

10. Der eigene Körper ist die – bislang – wunderbarste Struktur, die es im bekannten Universum gibt.

11. Die Zellen des Körpers haben wir gemeinsam mit allen Lebensformen des Planeten Erde.

12. Die ‚Baustoffe‘ der Zellen, die Moleküle, Atome, subatomaren Partikel, haben wir gemeinsam mit allen Planeten und Sonnen des bekannten Universums; es ist der ‚Stoff‘, aus dem alles ist, was wir kennen; seit Jahrmilliarden Jahren.

13. Der ‚Stoff‘ aus dem wir bestehen, ist nach heutigem Erkenntnisstand ‚Energie-Materie‘, die koexistent ist mit allem, was wir vom ‚Geist‘, von der ‚Seele‘, von der ‚Psyche‘ wissen.

14. Jeder Körper, der auf den ersten Blick so ‚endlich‘ erscheint, ist aufgrund seiner stofflichen Beschaffenheit ’nah besehen‘ quasi ‚unendlich‘: besteht ein Körper aus etwa 4 Billionen (10^12) einzelnen Zellen (plus weiteren Billionen Bakterien, die direkt mit den Körperzellen kooperieren), so besteht jede Zelle nochmals aus einer unfassbar großen Zahl von Atomen, die wiederum nichts anderes sind als idealisierte Modellvorstellung von subatomaren Teilchen, die sich permanent in Wechselwirkung befinden: mit ihrem direkten Umfeld, aber auch in jedem Augenblick – nach Erkenntnissen der Quantenphysik – können sie sich mit beliebigen andern Teilchen über nahezu unbeschränkte Distanzen in ‚Wechselwirkungen‘ befinden. Quantenphysikalisch ist unser Körper ein ‚offenes‘ System, in einer ‚Wolke von Wechselwirkungen‘, die wir bislang noch nicht vollständig entschlüsselt haben. ‚Körper‘ im Sinne der Alltagserfahrung sind so gesehen ‚Täuschungen‘ unseres körperlichen Wahrnehmungs- und Vorstellungssystems. Letztlich bilden wir quasi ‚energetische Felder‘ in einem nicht abgrenzbarem energetischen Gesamtraum.

15. Während die ‚Form‘ eines menschlichen Körpers nach dem Tod ‚zerfallen‘ kann, bleiben alle ‚Bestandteile‘, die Atome, erhalten. Diese sind quasi ‚ewig‘; Atome (nur existent als Modellvorstellungen in unserem Denken) selbst können wiederum nur übergehen in Energie; diese ist ‚untötbar‘.

16. Wer also mit seinem wunderbare Körper (der zugleich auch ‚Geist‘ ist!) ‚innehält‘, sich aushält, sich ‚wahrnimmt‘, ist in diesem Moment jenes Universum an Zellen, Molekülen, Atomen, subatomaren Teilchen, die sich alle permanent in Wechselwirkungen mit nahezu allem befinden bzw. befinden können.

17. Individuell verschieden können sehr viele aktuelle Bilder auftauchen, Gefühlsregungen hochschießen, Stimmungen sich ausbreiten; dies alles ist unwichtig. Man lässt es kommen und gehen. Entscheidend ist das Ganze, die Existenz in all dem, das, was alles ermöglicht und trägt. Das Leben selbst ist ‚gut‘, es ist das ‚höchste Gut‘, an dem wir teilhaben können. Und dieses höchste Gut ist einfach da, immer, jederzeit, kostenfrei, gratis, ohne Bedingung, umfassend.

18. Wer sich darauf einlässt, sich innerlich öffnet, kann von diesem ‚Gut des Lebens‘ ‚erwärmt‘ werden, beruhigt, inspiriert, gestärkt werden; es kann eine Sensibilisierung eintreten, eine wachsende Empathie für das gesamte Dasein.

SOUNDTRACK 3: Cello Solo mit Drums

BETEN

19. Man kann Meditieren vom expliziten Beten unterscheiden, wenngleich die Grenze zwischen beiden Zuständen möglicherweise ‚fließend‘ ist.

20. Im Beten wendet man sich innerlich dem unfassbaren Raum des Daseins so zu, als ob dieser unfassbar reiche Raum ‚personal‘ ist, als ob es da ein ‚kosmisches Gegenüber‘ gibt, mit dem man ‚reden‘ kann.

21. Wie man dieses ‚kosmische Gegenüber‘ anredet, ist eigentlich egal; entscheidend ist die innere Haltung. Entscheidend ist die Offenheit, dass etwas passieren kann, ohne dass man weiß, wann, was und wie. Man selbst kann die Antwort nicht erzwingen; das ist entscheidend.

22. Sehr oft ist es so, dass das kosmische Gegenüber von sich aus spricht, anspricht, berührt, ohne dass man es in diesem Moment wollte, ohne dass man für diesen Moment vorbereitet war.

23. Jeder kann die ‚Nähe‘ des kosmischen Gegenübers sofort erkennen. Es ist in seiner Art einzigartig, unvergleichlich, unverwechselbar, nicht kopierbar.

24. Das kosmische Gegenüber kann eine ‚emotionale Welle‘ in uns auslösen, die stärker und nachhaltiger ist als alles, was wir mit ’normalen‘ Mitteln und Techniken erreichen können. Menschen, die 10, 15 und mehr Jahre ergebnislos mit einer Therapie an ihren unbewältigten Traumata gearbeitet haben, können quasi in einem Moment soviel emotionale Kraft erfahren, dass Ängste verdunsten, dass Zutrauen Ketten sprengen kann, dass man sein Leben in einer Weise grundlegend ändern kann, wie man es zuvor sich nie vorstellen konnte, es nie gewagt hätte zu tun.

25. Wie gesagt, dies steht jedem Menschen jederzeit ohne Bezahlung unbeschränkt zur Verfügung, egal welche Hautfarbe, egal welche gesellschaftliche Stellung, egal wie alt, egal welches Geschlecht, egal ob reich oder arm. Ob Hinduist, ob Buddhist, ob Jude, ob Christ, ob Muslim, ob Atheist, keiner hat hier einen Vorteil oder Nachteil. Als Menschen sind wir diese Wunderwerke, zu deren Natur es gehört, dass sie in dieser permanenten Offenheit und Kommunikation mit allem stehen können (es ist anzunehmen, dass andere Lebensformen auch irgendwie daran Anteil haben; denn es ist die Gestalt des ‚Lebens‘, die genau dies impliziert).

26. Ob die bekannten Religionen für Meditation und Gebet letztlich eher hilfreich sind oder hinderlich – dass muss die Geschichte zeigen. Andere hassen, unterdrücken, diskriminieren, ausgrenzen oder gar morden sind mit Sicherheit keine Anzeichen für ein ‚gutes‘ Leben.

SOUNDTRACK 4: Pattern Driven Rhytms and some Sounds

und

SOUNDTRACK 5: Die Dinge sind in Bewegung

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DIE UNIVERSELLE KONFERENZ DER GOTTSUCHER – Oder die, die …. — Kurznotiz

1. Manchmal fragt mich jemand: ‚Glaubst Du an Gott?‘, und ich sage dann: ‚Wenn du mir erklären kannst, was Du unter ‚Gott‘ verstehst, kann ich Dir vielleicht sagen, ob ich an das glaube, was Du unter Gott verstehst oder nicht‘.

2. Nimmt man ernst, was man um sich herum sieht, dann gibt es ganz viele verschiedene Religionsgemeinschaften: viele Spielarten von Christen, viele Spielarten von Muslimen, viele Spielarten von Juden, viele Spielarten von Buddhisten, viele Spielarten von Hinduisten, viele Spielarten von ….

3. Ernsthafte Mitglieder dieser religiösen Gemeinschaften behaupten alle, an ‚Gott‘ zu glauben und sie versuchen ihr tägliches Lebens mehr oder weniger so zu gestalten, wie ihr Glaube an das, was sie selbst sich unter ‚Gott‘ vorstellen, es nahelegt.

4. Diese Religionen gibt es z.T. schon 2.500 bis 3.000 — oder mehr – Jahre. Das ist nicht ganz kurz …. Was auffällt ist, dass die offiziellen Vertreter dieser religiösen Gemeinschaften in der Vergangenheit noch niemals ernsthaft versucht haben, sich alle an einem Ort zu versammeln, um herauszufinden, worin denn möglicherweise die Gemeinsamkeit ihres Gottesglaubens besteht. Alle verhalten sich so, dass nur gerade sie selbst das ‚wahr Wissen‘ von Gott hätten und alle anderen unterschiedlich stark ‚verirrt‘ sind. In der menschenfreundlichen Variante ‚verzeiht‘ man den anderen ihren Irrtum und hofft darauf, dass die anderen ihren Irrtum eines Tages ‚einsehen‘ und sich dem ‚wahren Glauben‘ zuwenden. In der menschenunfreundlichen Variante erklärt man die ‚Anderen‘ zu ‚Verrätern‘, zu ‚Gefallenen‘, zu ‚Feinden‘, zu ‚Ungläubigen‘, die man bestrafen muss bis hin zur körperlichen Ausrottung.

5. Wenn das mit ‚Gott‘ Gemeinte wirklich so wichtig ist, wie die verschiedenen Vertretern der Religionen offiziell behaupten, dann verwundert es, warum keiner ernsthaft und aufrichtig die Frage stellt, wie Menschen denn überhaupt feststellen können, ob ein bestimmter Glaube an einen Gott ‚zutreffend’/ ‚wahr‘ ist oder nicht. Wenn man sieht, mit wie viel wissenschaftlichem Aufwand die Menschheit seit ca. 500 Jahren das innere der Natur und die Tiefen des Weltalls erforscht (mit atemberaubenden neuen Einsichten), dann überrascht es doch sehr, wie wenig die offiziellen Vertreter der vielen Religionen tun, um die Einsichtigkeit, die Verstehbarkeit, das Zutreffen ihren jeweiligen Gottesglaubens aufzuhellen.

6. Was tun die verschiedenen Vertreter der verschiedenen Religionen, wenn sie für ‚ihren Glauben‘ ‚werben’/ ‚missionieren‘? Wieweit hat der einzelne Umworbene eine reelle Chance, sich selbständig ein Urteil, eine Meinung zu bilden, frei, ohne psychologische Manipulationen?

7. Warum ist es so unmöglich, dass alle Religionen gemeinsam der Frage nachgehen, was an ihrem jeweiligen Glauben an Gott ‚gemeinsam‘ ist, ‚allen Menschen zugänglich‘, von ‚allen Menschen erfahrbar‘, von ‚allen Menschen verstehbar‘?

8. Die vielen sogenannten religiösen Konflikte in der Vergangenheit hatten sehr oft (meistens? immer) auch mit ‚Macht‘ zu tun, mit ‚Vorherrschaften‘, ‚Gebietsansprüchen‘, ‚wirtschaftlichen Vorteilen‘ und dafür war es wichtig, dass Religion nicht zu ‚empirisch‘, nicht zu ‚individuell‘, nicht zu ‚wahr‘ war, sondern zu Ritualen erstarrt waren, leicht indoktrinierbar und manipulierbar, so dass die Menschen nicht aus eigenem Urteil handelten, sondern als gelenkte Masse, die den steuernden Eliten Macht, Reichtum und (zweifelhafte) Ehre verschafften.

9. Im Kontrast dazu waren religiöse Menschen wie Buddha oder Jesus von Nazareth friedlich, menschenliebend, ohne einen Machtapparat, ohne Aufbau einer Organisation, ohne Unterwerfungsrituale, ohne Bevorzugung bestimmter Menschen, ohne Verurteilung anderer usw.

10. Nochmals, es fällt auf, wie extrem unkritisch offizielle Vertreter von Religionen sich selbst gegenüber sind. Obwohl wir seit Jahrhunderten immer besser verstehen, wie unser Wissen funktioniert, wie leicht und vielfältig jeder Mensch irren kann, wie oft große Irrtümer in die Welt kamen, weil bestimmte Meinungen lange nicht richtig überprüft wurden, ist nicht zu erkennen, dass die offiziellen Repräsentanten der großen Religionen ernsthaft vorstellen können, dass sie ‚irren‘ könnten. Diese Möglichkeit wird von vornherein kategorisch ausgeschlossen, obwohl nichts sicherer ist als dieses, dass jeder Mensch irren kann und sich auch im Laufe seines Lebens sehr oft irrt. In gewisser Weise ist ’sich Irren‘ auch eine Voraussetzung, um zu einem tieferen Verständnis zu kommen, vorausgesetzt, man erkennt seinen Irrtum.

11. Würden die offiziellen Vertreter von Religionen grundsätzlich einräumen, dass auch sie irren können, dann müssten sie ein großes Interesse daran haben, sich mit den anderen Religionen darüber auszutauschen, was denn die gemeinsamen Glaubensinhalte sind, wie sie erkennbar sind, wie sie verstehbar sind, wie sie gegen Missdeutungen geschützt werden können, und wie man sie heute in einer veränderten und sich beständig weiter veränderten Welt leben sollte. Und die religiösen Vertreter würden nicht nur ‚unter sich‘ darüber reden, sondern ‚mit allen‘, da jeder Mensch dazu wertvolle Beiträge liefern könnte.

12. Aktuell erwecken alle größeren Religionen eher den Eindruck, dass Hass, blinde Ideologien, Sprachlosigkeit (und große Unwissenheiten) die Gemüter beherrschen und dass die Sache mit Gott – sollte es ihn geben – irgendwo im Hintergrund vor sich hinwest; niemand scheint ein ernsthaftes Interesse an der ‚Sache Gottes‘ in dieser Welt zu haben. Der Umfang und die Bedenkenlosigkeit, mit der gegenwärtig in so vielen Ländern dieser unserer Welt Menschen gequält, verfolgt, unterdrückt, gegängelt, gefoltert und getötet werden, ist beispiellos. Wenn dies alles aus dem ‚Gottesglauben‘ der aktiven Menschenschänder folgt, dann brauchen wir diesen Gottesglauben eher nicht. Er hat auch nicht im entferntesten irgendetwas mit dem ‚Gott‘ zu tun, an den ich glaube, und von dem ich weiß, dass er alles erfüllt – sofern sich Menschen nicht explizit gegen sich selbst und gegen die Welt stellen, die sie hervorgebracht hat. Darin liegt eine tiefe Paradoxie: an der Stelle, wo das Leben in diesem Kosmos eine Form angenommen hat (homo sapiens), die sich sogar explizit gegen sich selbst wenden kann und sich dadurch – im positiven Fall – in einer bislang nie dagewesenen Eigenständigkeit ‚für etwas‘ entscheiden kann, an dieser Stelle finden wir nicht nur ’neues Licht‘ sondern auch viel ’neuen Schatten‘.

13. Mit der neuen Qualität des ‚eigenen Entscheidens‘ gewinnt das ‚mögliche Böse‘ in dieser unserer Welt eine ganz neue Wirklichkeit: diese neue Form der Freiheit — realisiert im hom sapiens — erlaubt es dem homo sapiens, sich auf der ganzen Breite gegen sich selbst, gegen das Leben im Universum, gegen das ganze Universum, und damit sogar gegen einen möglichen Gott zu wenden. Das ist potentiell das ‚totale Böse‘; die ‚Erfindung des Teufels‘ ist hier nur eine geschickte Ablenkung, eine billige Entschuldigung dafür, dass wir selbst genau das Böse verkörpern können, wenn wir unsere Grenzen, Schwächen und Fehler systematisch verleugnen.

14. Vor diesem Hintergrund ist die scheinbare Zunahme von religiösen Bewegung sehr zwiespältig: solange diese religiösen Bewegungen nicht wirklich wahrheitsfähig sind, ist mit Ihnen Intoleranz und eine ewige Menschen- und Lebens-verachtende Blutspur vorprogrammiert. Wer ernsthaft ‚wahrheitsunfähig‘ ist, der kann nur mit Verdrehungen und Lügen leben.

15. Die Deklaration der Menschenrechte 1948 und Gesellschaftsformen, die auf solchen Menschenrechten gründen, sind ein Lichtblick in der Geschichte des Lebens auf dieser unserer Erde (ohne dass damit schon die ‚perfekte‘ Form menschlicher Gesellschaften gefunden sein muss); die heute existierenden Religionen geben dagegen wenig Anlass, zu glauben, dass sie die tieferen Wahrheiten, die in und hinter den Menschenrechten stehen, auch nur ansatzweise verstanden hätten. Zumindest gibt es genügend offizielle Vertreter sowohl bei den Juden wie auch bei den Muslimen wie auch bei den Christen wie auch bei den …, die die Menschenrechte mit Füßen treten. Wie soll man dies deuten?

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NACHBEMERKUNG ZUM BUCH VON H.RATH – Und Gott sprach: Wir müssen reden!

Hans Rath, „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“, Reinbeck (DE): Rowohlt Verlag, 1. November 2013, ISBN-10: 3499259818, ISBN-13: 978-3499259814

1) Wenn mir meine Schwester MDK ein Buch schenkt mit den Worten ‚Das musst Du lesen‘ und mein Schwager in das gleiche Horn stößt, dann muss ich es natürlich trotzdem nicht lesen, aber in diesem Fall habe ich über die Weihnachtstage angefangen, darin zu lesen, und habe es praktisch in einem Rutsch gelesen.
2) Allein das lässt schon drauf schließen, dass das Buch irgendwie — zumindest für mich — ‚an-sprechend‘ gewesen sein muss. Ein Blick auf die Leserreaktionen zu diesem Buch bei Amazon zeigt, dass es aber offensichtlich vielen so gegangen ist, dass sie das Buch an-sprechend fanden.
3) Ich will jetzt hier nicht das Buch im Detail besprechen — habe seitdem schon wieder zu vieles andere gelesen –, aber ich hatte heute ein Gespräch mit meiner Frau über das Buch, das ein paar Gedanken beförderte, die vielleicht auch andere interessieren könnten.
4) Direkt nach der Lektüre zu diesem Buch hatte ich mich zu folgender spontanen Bemerkung hinreißen lassen: … „Als Philosoph und Theologe war ich überrascht, wie Rath schwergewichtige Themen zur Gottesfrage und Theodizee fantasievoll in Alltagsszenen zu verpacken versteht, die interessante Fragen anklingen lassen, ohne sie dogmatisch zu entscheiden. Während die offizielle Theologie in den meisten grundlegenden Fragen bis heute versteckt hinter komplizierten Sprachgebilden anscheinend orientierungslos herumirrt, scheut sich Rath nicht, den Leser mit manch tiefgründiger Frage zu konfrontieren. Allerdings undogmatisch, locker, fast beiläufig; man muss diese Fragen nicht ernst nehmen, man kann es einfach als Unterhaltung lesen; und doch, wer will, wer einen Rest von Sensibilität für den verborgenen Sinn im Alltag besitzt, der kann sich in dieser scheinbaren Leichtigkeit sehr wohl angesprochen fühlen, kann angeregt werden, darin mehr zu sehen, als man vordergründig sehen ‚muss’…. wer sich wirklich durch diese Sprachspiele mehr angesprochen fühlen sollte als nur im Modus der Unterhaltung, der wird nur durch diesen Text möglicherweise nicht sehr weit kommen. Es ist aber keine leichte Frage, welch alternativer Text denn wirklich weiter führt (mit der kleinen Randbedingung, dass er verstehbar sein sollte!). Ich habe einige hundert Bücher zum Thema gelesen. Vielleicht gibt es nicht ‚das‘ Buch, auch wenn wir es gerne so hätten…. “
5) Angesprochen auf die Frage, was ihr denn besonders aufgefallen sei bei der Lektüre des Buches, meinte meine Frau, dass das Buch für sie deutlich mache, dass eigentlich jedes Ereignis im Alltag bedeutsam sein kann, wenn man es entsprechend aufnimmt.
6) Auch hatte sie das Experiment beeindruckt, wie das Leben gelaufen wäre, wenn man selber nicht geboren worden wäre.
7) Letzteres ist natürlich schwer zu rekonstruieren, da es doch sehr viele Unwägbarkeiten umfasst. Doch bei jenen Entscheidungen im eigenen Leben, bei denen man beteiligt war, kann man zumindest auf ‚Tuchfühlung mit dem Schicksal‘ gehen: warum hat man in der Vergangenheit diese oder jene Veränderung vorgenommen? Wieso kam es zu einer bestimmten Entscheidung? Wenn sich Paare gefunden haben: was waren bei jedem einzelnen die Motive, Gefühle und Visionen?
8) Solche und ähnliche Überlegungen können sehr schnell hineinführen in die Welt des ‚Inneren‘ einer jeden Person. Zwar leben wir mit unserem Körper aktuell immer auch in einer Raum-Zeit-Welt mit realen Objekten, mit realen anderen Menschen, die auf uns auf vielfältige Weise einwirken können und wir auf diese, aber zugleich, in jedem Moment, sind wir eingebettet in eine ‚Wolke‘ von Bedürfnissen, Emotionen, Gefühlen, Stimmungen, interpretierenden Erfahrungen, die uns die Welt in einem bestimmten ‚Licht‘ erscheinen lassen. Jeder hat da seine ‚bevorzugte‘ Interpretation (oder lässt man sich unbestimmt treiben?), die darüber entscheidet, wie man die ‚Dinge bewertet‘: morgens, es wird hell; muss ich aufstehen wegen der Arbeit oder kann ich noch einen Moment liegen bleiben, da es Wochenende ist. Hat der Partner mir die Tasse Kaffee/ Tee einfach so gebracht, weil er/sie mich liebt oder musste ich sie mir selbst holen? …
9) Wenn man sein Leben geändert hat (neue Wohnung, neue Ausbildung, neue Firma, …) gingen diesen Änderungen meist auch ‚innere Prozesse‘ voraus: verschiedenst Gefühle/ Stimmungen ‚gegen‘ das ‚Alte‘ und solche ‚für‘ das ‚Neue‘. Sind diese ‚zufällig‘? Sind sie ‚vernünftig‘? Hat man ausschließlich auf die ‚Umgebung‘ reagiert?
10) Solange man kein klares Bild von seiner ‚inneren Welt‘ hat ist es schwer, zu sagen, ob der Klärungsprozess für eine bestimmte Entscheidung ‚rational‘ war, ‚vernünftig‘, bloß nach ‚Bauchgefühl‘, ‚angstgetrieben‘, ‚fehlgeleitet‘, eine ‚Kurzschlusshandlung‘, ’spirituell erleuchtet‘, oder was auch immer.
11) Die Frage nach einem möglichen Sinn entscheidet sich aber letztlich — wie sonst? — ausschließlich über eine Kette von solchen Entscheidungssituationen, bei denen ja oft (meistens?) auch noch andere Menschen mit deren Entscheidungen beteiligt waren. Wenn allen ihre eigenen Klärungsprozesse ‚unklar‘ sind, ist praktisch kein Sinn erkennbar. Wenn zumindest ein Beteiligter für sich einen ‚Sinn‘ in seinem Entscheiden und Verhalten erkennen kann, dann kann eine Erfahrung von Sinn und ein Reden über Sinn stattfinden. Natürlich ist dies nie ‚zwingend‘, da es letztlich eine ‚Interpretation‘ darstellt. Aber es gibt die Auffassung (sehr verbreitet in den Traditionen der Mystik (und bei Menschen mit viel Lebenserfahrung)), dass es im Bereich des ‚inneren Lebens‘ doch ‚Kriterien‘ gäbe, an denen man erkennen könnte, ob man auf ‚dem richtigen Weg‘ sei. Sollte dies zutreffen, dann wären hier möglicherweise die Ansatzpunkte für eine ‚Grammatik des Sinns‘ auf der Ebene des individuellen Lebens gegeben.
12) Über einen solchen ‚empirisch fundierten Sinn‘ gäbe es dann möglicherweise auch eine ‚Bindeglied‘ zu dem ansonsten schwer fassbaren Begriff ‚Gott‘. Was man sich unter ‚Gott‘ (jede Sprache hat ihre eigenen Bezeichnungen für das deutsche Wort ‚Gott‘: ‚deus‘, ‚elohim‘, ‚jhw‘, theos,…) vorstellen soll, ist nirgendwo definiert. Sofern es aber eine ‚Sinnerfahrung‘ auf der individuellen Ebene gibt, tangiert dieser Sinn irgendwie das Konzept Gott, da ‚Sinn‘ sich mit eben solch einer ‚wie auch immer gearteten Gott-Existenz‘ verknüpfen kann (nicht notwendigerweise muss).
13) Genauso, wie wir heute unser ‚Bewusstsein‘ besser verstehen können, weil wir das Gehirn besser verstehen, das diese Bewusstseinserfahrungen zumindest mit-verursacht, genauso kann man auch den individuellen Sinn besser verstehen, wenn man die umgebenden ‚Großprozesse‘ besser versteht, in denen wir als Lebewesen vorkommen. Die biologische Evolution hat sowohl unser Gehirn mit unserem Bewusstsein mit hervorgebracht genauso wie unsere gesamte Lebensform durch diesen Prozess entstanden ist. Wir sind keine isolierten verlorenen Punkte in der Raum-Zeit, sondern ‚Ergebnisse von komplexen Prozessen‘, Teile solcher Prozesse und zugleich ‚Hervorbringer‘ solcher Prozesse. Der individuelle Sinn lässt sich nicht von diesem Gesamtprozess ablösen. Genau sowenig wird man ‚Gott‘ (was immer damit ansonsten gemeint sein mag) verstehen können, wenn man diesen Prozess als solchen nicht versteht.
14) Dies alles vorausgesetzt entsteht ein gewisses ‚Paradox‘: einerseits ‚verschwindet‘ das Individuelle als Teil des Gesamtkontextes; andererseits realisiert sich der Gesamtprozess auch und wesentlich durch das ‚Innenleben‘ der beteiligten Akteure. Ein menschlicher Akteur kann sich im Grenzfall ‚verweigern‘ durch ‚Nichtstun‘, durch ‚Anderes Tun‘, durch ‚Freitod‘. Indem ein Mensch etwas ‚anderes‘ tut als von ihm ‚erwartet‘ wurde, kann er lokal den Prozess verändern. Beispiele dafür, dass dies zu nachhaltigen Veränderungen ganzer Gesellschaften geführt hat gibt es mehr, als man denkt. Nur einige wenige prominente Beispiele: Jesus von Nazareth, Mohammed, Galilei (und Co), Goedel und Turing, Gandhi, M.L. King, osteuropäische Revolutionen von 1989, Mandela, …. Weil diese Menschen in ihrem ‚Innenleben‘ Dinge gedacht und Gefühle zugelassen haben, die von dem allgemeinen Stil ‚abwichen‘ (= Kreativität! Politisch unkorrekt!…) , haben sie ihren Alltag verändert, und ihr Alltag hat wieder den Alltag anderer Menschen verändert, usw.
15) Wenn es einen ‚höheren/ größeren/ übergreifenden… Sinn‘ geben sollte, er kann sich nur über das Verhalten der Akteure realisieren, sofern sie ‚innere Freiheitsgrade‘ haben. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass alle Akteure aus ‚Materie‘ bestehen, die wiederum nur eine ‚Zustandsform von Energie‘ ist, und die Energie des Universums — soweit wir heute wissen — besitzt alle denkbaren Freiheitsgrade……ein konkretes Universum wie unseres stellt in diesem Kontext mindestens eine ‚Information‘ im Sinne der Shannonschen Informationstheorie dar (z.B. ‚hochunwahrscheinliche Kombination‘), möglicherweise aber auch eine ‚Bedeutung‘ im Sinne eines semiotischen Prozesses….
16) Zu welchen Gedanken die Lektüre eines Buches mit anschließendem Gespräch so führen kann …

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DER HOBBIT, DAS BÖSE UND WIR


(Unter twitter bei ‚cagentartist‘))

BUCH UND FILM

1) Spätestens seit dem Film ‚Der Hobbit: Eine unerwartete Reise‘ ist vielen die märchenhaft fantastische Geschichte des gleichnamigen Buches ‚Der Hobbit‘ bekannt, das J.R.R. Tolkien erstmalig 1937 in einer ersten Fassung veröffentlicht hatte (für eine Übersicht aller Publikationen von J.R.R.Tolkien siehe die Liste der Publikationen.
2) Das Buch ‚Der Hobbit‘, ursprünglich ein Kinderbuch, erfuhr bei seinem ersten Erscheinen sehr starke, positive Reaktionen, mit vielen Besprechungen, Ehrungen und Preisen. Es ist eine fantastische Geschichte, ein Märchen, mit vielen wunderbaren Gestalten, in ungewöhnlichen Szenarien, mit einer Dramaturgie, voller tiefer Gefühlen, Witz, Humor, aber doch auch hohem Ernst, mit einer Fülle von lebensbedrohenden Gefahren, die letztlich eine zu Beginn unscheinbare Person, einen Hobbit, zu einer listenreichen, fantasievollen, charakterlich starken Persönlichkeit reifen lassen, die Licht und Hoffnung verbreitet. Zugleich verwandeln sich andere Persönlichkeiten aufgrund von Gefahr und Gier in unangenehme Zeitgenossen, zu Verrätern, zu Versagern, die nur mit Mühe zu ihrer Menschlichkeit zurückfinden. Dazwischen und darum herum findet sich eine breite Palette von normalen und wundersamen Gestalten, die – jeder für sich – eine Facette möglichen Lebens erlebbar machen.

DAS BÖSE

3) Viel wurde über dieses Buch schon geschrieben, vieles könnte man sicher noch schreiben. Als ich aber letztens den Film ‚Der Hobbit‘ nochmals sah, mit Freunden, inspirierte mich der Aspekt des ‚Bösen‘, der ‚dunklen Mächte‘, die in diesem Film (und natürlich im Buch) aufscheinen. Das Böse erscheint machtvoll, bedrohlich, und hat in der Regel ein entsprechend ’schreckliches Äußeres‘, durch das man es unzweifelhaft erkennen kann (die Orcs, der Negromant, der Drachen, die tödlichen Spinnen, usw.). Das Thema des Bösen ist nichts Spezifisches für die Geschichte des ‚Hobbit‘; das Böse taucht in jedem Märchen, in nahezu jedem Roman und Film auf, und nicht nur das, die täglichen Nachrichten scheinen das Böse in seinen vielen bedrohlichen Formen wie magisch anzuziehen – zumindest tun die Nachrichtenredaktionen weltweit alles, um ja nichts Bedrohliches zu verpassen (und sind dann doch wieder auch wählerisch, da sie vieles andere Böse, wie man dann gelegentlich erfährt, bewusst ‚auslassen’…).
4) Folgt man nicht dem kommerziell sehr erfolgreichen Trend von Fantasieprodukten, die von der beständigen Produktion von künstlichem Bösen gut leben, sondern fragt man sich, wo denn die möglichen Ursprungsorte von ‚Bosheit‘, von ‚Bedrohlichem‘ liegen, dann wird man feststellen müssen, dass es das ‚Böse‘ nur dort gibt, wo es Menschen gibt. Ohne Menschen gibt es nichts ‚Böses‘! Ohne Menschen gibt es zwar gewaltige Kräfte, die im Universum Sterne und ganze Galaxien entstehen und vergehen lassen, gibt es unterschiedliche Verteilungen von Energie, Verdichtungen und Ausbrüche allerlei Art, die über viele hunderte oder gar tausende von Lichtjahre ihre Wirkungen entfalten können, aber es gibt nichts ‚Böses‘. Es fehlt jeglicher Maßstab, jegliche Kategorie für ‚Böses‘.
5) Sobald aber ‚Leben‘ auf der Erde entstanden ist und nun da ist, kann man mit Bezug auf dieses Leben sagen, dass es Vorgänge gibt, Ereignisse, Kräfte, die für die Existenz und den Fortbestand dieses Lebens eher ‚günstig‘ erscheinen oder eher ‚ungünstig‘, ja ‚bedrohlich‘. Und da es eine Besonderheit des Lebens ist, dass es ’sensitiv‘ für seine Umgebung und sich selbst ist, kann ein Lebendiges seine Umgebung aus der Perspektive seiner individuellen konkreten Existenz punktuell als eher ‚bedrohlich‘ erfahren oder als ‚hilfreich‘. Ein Erdbeben, das ohne Lebensformen eben ’nur‘ ein ’normales Erdbeben‘ war (z.B. weil sich Oberflächenplatten der Erdkruste aneinander reiben, dadurch Spannungen erzeugen, die sich dann gelegentlich in freiwerdenden Schwingungen entladen), wird mit einem Male zu einem ’schlimmen‘ Ereignis für Lebensformen, da diese in ihrer Existenz unmittelbar betroffen sind. Eine Waldbrand, der als solcher halt vorkommt, in gewisser Weise sogar für den Fortbestand der Vegetation gut sein kann, wird plötzlich, weil bestimmte Lebensformen in dem betroffenen Gebiet ‚wohnen‘, zu einem ’schrecklichen‘ Ereignis, weil es Lebensformen ‚töten‘ kann. Völlig ’natürliche‘ Vorgänge können also mit Bezug zu konkreten Lebensformen in bestimmten Situationen ’schrecklich‘ werden, nicht, weil sie ‚in sich‘ schrecklich sind, sondern weil sich Lebensformen in eine Position gebracht haben, so dass es für diese, aus ihrer eigenen Perspektive, ‚lebensbedrohlich‘ erscheint und dann oft auch ist.

MENSCHEN UND BÖSES

6) Wir Menschen als Teil des Lebens auf der Erde haben die Sensitivität für die umgebende Welt und unseren eigenen Zustand sehr weit kultiviert. Wir können nicht nur aktuelle Ereignisse als ‚aktuelle Gefahren‘ ‚identifizieren‘, wir können auch die Ereignisse der Vergangenheit ‚erinnern‘ und damit zurückliegende ‚Bedrohungen‘, ‚Zerstörungen‘, ‚Beschädigungen‘. Außerdem haben wir eine Vorstellungskraft gepaart mit viel ‚Fantasie‘; aufgrund von Erinnerungen und Gegenwart können wir uns auch ‚potentielle Gefahren‘ ausdenken, können versuchen, kommende Szenarien gedanklich vorweg zu nehmen. Sofern wir damit ‚reale‘ Situationen gedanklich vorweg nehmen, die ‚real‘ bedrohen können, ist dies sehr hilfreich. Wenn wir aber gedankliche Szenarien, die es so kaum oder gar nicht gibt, ausdenken und ihnen dann ein ‚Gewicht‘ verleihen, das sie gar nicht verdienen, dann beginnen wir, die Kraft unserer Gedanken gegen uns zu wenden. Dann beginnen wir mit unserer Fantasie unser Verhalten im Vorfeld zur kommenden Realität ‚fehl zu steuern‘, dann beginnen wir unsere ‚reale‘ Zukunft durch ‚irreale‘ Vorstellungen zu torpedieren. In diesem Kontext erscheint die moderne Unterhaltungsindustrie in einem zwielichtigen Licht: wenn man in den Videoregalen sieht, dass es kaum Videos über die reale Welt gibt, dafür aber sehr viele ‚Fantasieprodukte‘ und es diese Fantasieprodukte sind, die viele Menschen überwiegend sehen, dann infiltriert das ‚falsche Denken eines fiktiven Bösen‘ die alltägliche Vorstellungskraft und kann den Eindruck erwecken, es gibt tatsächlich mehr ‚Böses‘ als ‚Gutes‘.
7) Natürlich liegt dies auch daran, dass die menschlichen Belohnungssysteme stärker ausschlagen bei ‚Gefahr‘ als bei ‚Normalität‘. In realer und auch ’simulierter‘ Gefahr versetzt uns unser Gehirn in besondere Spannungszustände und bei Überwindung von diesen gewährt es uns besondere Belohnungen; dies wird als ‚Kick‘ erfahren, und in einem Alltag, der als ‚gefahrenarm‘ erscheint, mag dies genau das sein, was man sich dann wünscht. Wie die berühmten Ratten in dem Experiment, die sich durch Betätigung eines Hebels in ihrer Versuchsanordnung per Elektrode ihr eigenes Lustzentrum reizen konnten, solange, bis sie starben, so können viele Menschen in manchen Ländern dieser Erde sich mit künstlichen Kickzuständen permanent selbst in einen scheinbaren Ausnahmezustand versetzen, der sie berauscht, ohne dass dadurch die reale Welt verändert würde (allerdings werden die Produzenten des Kicks monetär ‚reicher‘) und so, dass sie ihre eigene Lebenszeit und Energie auf Dinge verwenden, die sie selten weiterentwickeln (zugleich gibt es auch Suchtphänomene, die zerstören, psychische Erkrankungen, die die Betreffenden wie ihre Umgebung belasten) und die der Gesamtheit des Lebens entzogen werden.
8) Die Koexistenz von ‚Bosheit‘ und Leben, insbesondere im Falle des Menschen, hat aber auch noch weitere Seiten. In dem Maße, wie der Handlungsraum der Menschen wächst, zunimmt, wo Werkzeuge und Maschinen dem Menschen ‚Kräfte‘ verleihen, die nicht nur einzelne Menschen verletzen oder gar töten können, sondern viele Menschen, ganze Städte oder Landstriche, in dem Maße entstehen ganz neuartige und ’schreckliche‘ ‚Bedrohungsszenarien‘, die es so vorher noch nicht gab. Die große Stärke des Menschen, seine Flexibilität, Vielseitigkeit, Anpassungsfähigkeit, sein spielerisch-experimenteller Charakter, wird damit zu einer potentiellen Quelle nicht nur von konstruktiven Entwicklungen und Maßnahmen, sondern auch eben von ‚Zerstörung‘. gerade weil der Mensch in seinem Verhalten nicht vollständig ‚determiniert‘ ist sondern beständig gezwungen ist, sich in einer wandelnden Welt zurecht zu finden, sein Weltbild immer wieder neu finden, erfinden und wechselseitig bestätigen muss, gerade deswegen ist prinzipiell jede Situation ‚ambivalent‘: wir Menschen können potentiell immer ‚alles‘ tun, was unser Handlungsraum an Möglichkeiten bietet. Und da jeder Mensch als Lebewesen mit einer biologischen Geschichte alle die Standardtriebe und Reflexe in seinem Körper mit sich herumträgt, die alle anderen Lebewesen auch haben, kann es immer wieder passieren (und passiert ständig), dass ein Mensch sich nicht ‚rational‘ verhält im Sinne einer zuvor eingeübten Verhaltensweise, sondern dass die angeborenen Grundtriebe die Oberhand gewinnen und dass er dann Dinge tut, die scheinbar im Widerspruch stehen zu allem, was er in anderen, eher ’sozialen‘ Situationen getan hat. Dies bedeutet, das ‚primär Böse‘ auf dieser Erde ist der Mensch selbst, genauso wie wahr ist, dass das ‚primär Gute‘ auf dieser Erde ebenfalls der Mensch ist. Wenn es eine Verhaltensweise geben soll, die vom deterministisch vorgegebenen Geschehen der Natur ‚abweichen‘ soll, dann kann dies nur eine biologische Lebensform sein, und nach all unserem aktuellen Wissen ist dies in besonderer Weise der Mensch, WIR: wenn etwas irgendetwas ‚Gutes‘ auf dieser Erde geben soll, dann kann dies nur durch uns Menschen kommen, die zugleich auch die primäre Quelle des ‚Bösen‘ sind. Es gibt nichts ‚Böses‘ unabhängig und außerhalb des Menschen, genauso wenig wie es etwas ‚Gutes‘ unabhängig und außerhalb des Menschen, von uns, gibt (siehe Ergänzung weiter unten).
9) Die Geschichte hat uns zudem gelehrt, dass das ‚Böse‘ nicht unbedingt ‚böse aussehen‘ muss. Finanzspekulanten, die ganze Länder in den Ruin getrieben haben, kommen meist ‚alert‘ daher, können gut reden, erwecken Hoffnungen, sind überaus freundlich, haben aber nur ihren eigenen Vorteil im Blick. Der Faschismus der Hitlerzeit beispielsweise hat den Menschen Arbeit verkauft, Ordnung, Ehre, ein neues Selbstbewusstsein, berauschende Massenereignisse, ein neues Belohnungssystem, technische und wirtschaftliche Erfolge, und gleichzeitig wurden Menschen systematisch vernichtet, wurden Kriege systematisch geplant, wurden Menschen flächendeckend bespitzelt und kontrolliert (Phänomene, die sich auch in heutigen Staaten zu großen Teilen wiederfinden!). In vielen (allen?) Ländern dieser Welt beobachten wir das Phänomen, dass Verwaltungen dazu tendieren, unter dem Schein von Legitimität ihre eigenen partikulären Interessen zu verfolgen anstatt den ‚Bürgern‘ des Landes den Dienst zu erweisen, der ihnen zugedacht ist. Diese Beispiele sind endlos.
10) Außerdem passiert es immer wieder, dass ‚Krisen‘, ‚bedrohliche Situationen‘, ‚Verluste‘ usw. zu neuen Situationen, zu neuen Verhaltensweisen führen können, die – im Nachhinein betrachtet – ‚besser‘ erscheinen als das, was man vorher hatte. So schmerzlich und grauenhaft gewisse aufgezwungene Änderungen waren, sie haben Menschen dazu gebracht, etwas Neues zu versuchen, Neues, das man ohne die Bedrohung nicht getan hätte. ‚Böses‘ fordert heraus. ‚Böses‘ definiert sich dadurch, dass es den allgemeinen Lebensprozess ‚behindert‘, ‚gefährdet‘ und ein Handeln unausweichlich macht.

DAS GUTE UND DAS BÖSE

11) Im Buch der Hobbit siegt am Ende das ‚Gute‘ über das ‚Böse‘. Viele lesen dies mit einem guten Gefühl, weil in diesem Fall alle diejenigen etwas davon haben, die den realen Alltag so am Laufen halten, dass möglichst viele darin möglichst gut leben können. Die ‚Bösen‘ erscheinen als die ‚Deserteure vom Alltag‘, die sich gegen die ‚Normalität des Guten‘ auflehnen und glauben, sie könnten auf eigene Rechnung ihr Süppchen kochen, ohne und gegen alle anderen, eine Strategie, ein ‚Spiel‘, wodurch der Blick beschränkt wird auf die wenigen ‚Auserwählten‘, die besonderes clever sind, die es besonders verdient haben, die halt ‚anders‘ sind als alle anderen. Doch diese Art von ‚Cleverness‘ ist jene, die ihren Zusammenhang mit dem Gesamtprojekt Leben aufs Spiel setzt, die eine ‚geborgte Cleverness‘ ist; sie kann nur begrenzt funktionieren; ihr fehlt die ‚breite Basis des gesamten Lebens‘. Ein paar hundert Jahre, selbst ein paar tausend Jahre bedeuten hier gar nichts. Aus Sicht eines begrenzten individuellen Lebens mag dies ‚unwirklich‘ wirken, mag die partikulare Sicht daher Sinn machen, aber letztlich wird nur der Blick aufs Ganze entscheiden, wo wir alle stehen werden, nicht nur heute.
12) Will man das ‚Gute‘ bzw. das ‚Böse‘ genau definieren, dann verschwimmt es, wird unwirklich; die Maßstäbe sind gewöhnlich nicht so klar, so fest, wie man es gerne haben möchte. Manches was als ‚gut‘ daherkommt entpuppt sich plötzlich als ‚böse‘ und umgekehrt. Der Philosoph Kant hat den Begriff der ‚regulativen Idee‘ geprägt, etwa in dem Sinne, dass man für das Verhalten zwar eine Art Leitidee benötigt, aber diese ist immer wieder neu konkret zu bestimmen…
13) Nochmals, wenn ich oben gesagt habe, dass der Mensch die einzige Quelle für ‚Gut‘ und ‚Böse‘ ist, dann muss dies kein Gegensatz zu der allgemeinen Annahme über einen ‚Schöpfergott‘ sein, dann nämlich nicht, wenn man zwischen Schöpfergott und Leben einen Zusammenhang annimmt (was naheliegt, sonst wäre es ja kein Schöpfergott). In den sogenannten ‚heiligen‘ Schriften der großen Offenbarungsreligionen Judentum – Christentum – Islam finden sich viele Texte, aber fast keine Texte, die das innere Verhältnis zwischen Schöpfergott und dem einzelnen Menschen beschreiben. Dies ist kein Zufall.

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GOTT OHNE KIRCHE? Warum es dennoch immer Kirchen geben wird

GOTTUNMITELBAR FÜR JEDEN

Wenn die Überlegungen aus dem letzten Blogeintrag stimmen, dann ist jeder Mensch ‚gottunmittelbar‘, und nicht nur jeder Mensch, sondern jede Lebensform in diesem Universum, letztlich jedes Molekül, jedes Atom, alles.

WORTMARKE ‚GOTT‘

Dabei, das sei nochmals erwähnt, ist das mit der Wortmarke ‚Gott‘ Gemeinte aus sich heraus zunächst nicht klar bestimmt. Wie schon die vielen verschiedenen Namen für Gott in den verschiedenen Sprachen andeuten (‚Gott‘, ‚deus‘, ‚theos‘, ‚Elohim‘, ‚Jhw‘, ‚Allah‘, ….) ist die Wahl der Wortmarke fast ein bischen beliebig (wie bei jeder Wortmarke in einer Sprache), und was die einzelnen Sprecher in ihrer jeweiligen Verwendung dieser Wortmarke damit jeweils ‚meinen‘, das ist zunächst niemals klar. Selbst in einem historisch gewachsenen Interpretationsraum wie dem Christentum (oder dem Judentum, oder dem Islam, oder….) kann es (wie jeder in der Geschichte der Bibelauslegung beispielsweise nachlesen kann) zu tausenderlei verschiedenen Interpretationen des gleichen Textes kommen und jeder kann im Brustton der Überzeugung sagen, ‚meine‘ Interpretation ist ‚richtig‘. Das liegt daran, dass im Falle von Religion/ Glauben der Fluchtpunkt der Bedeutungen irgendwo ‚im Innern eines jeden Menschen‘ liegt, zugleich aber auch in der ‚Menge aller Handlungen‘ bzw. im ‚Gesamt des ganzen Universums‘. Welche speziellen Bezugspunkte hier jemand jeweils wählt, hängt ganz und gar von dem jeweiligen Interpreten ab (ich kenne keine einzige theologische Interpretation, die von Kriterien abhängt, die man ‚hart‘ entscheiden könnte).

NUR EIN EINES

Sofern die verschiedenen Wortmarken ‚Gott‘, … irgendwie auf jene Superwirklichkeit abzielen (sie unterstellen, sie annehmen, sie für möglich halten….), die ‚hinter allem‘ steht, die ‚alles hervorgebracht‘ hat bzw. beständig alles ‚hervorbringt‘, sozusagen der klassische ‚Schöpfer‘ (creator) (hebräisch z.B. ‚barah‘), kann es natürlich nur ‚eine‘ geben. D.h. welche Wortmarke man auch immer benutzen mag, sofern man sie in diesem einen Sinne benutzt, kann man nur das gleiche Eine meinen, nämlich diese schöpferische Superwirklichkeit, aus der wir alle hervorgegangen sind und in deren andauernder Gegenwart wir uns befinden. So viele verschiedene Wortmarken wir auch in den verschiedenen Sprachen generieren mögen (im hebräischen Alten Testament gibt es z.B. mindestens zwei verschiedene: ‚Elhm‘ und ‚Jhw‘), um diese eine Superwirklichkeit zu benennen)(die hebräisch-aramäischen Worte Jesu sind uns nicht überliefert; die griechischen Autoren des Neuen Testaments legen ihm aber Worte in den Mund wie ‚theos‘, ‚pater‘,…), sofern es um die letze, alles umfassende Wirklichkeit geht, kann es (nach heutigem Wissen) nur eine einzige geben.

RELIGIOSITÄT UNIVERSELL?

Die Entwicklung des Universums, unserer Milchstraße, unseres Sonnensystems, unserer Erde, des Lebens auf der Erde — unser aller Lebens — zeigt, dass z.B. alle lebenden Menschen aus den gleichen Vorläuferorganismen hervorgegangen sind und dass entweder niemand einen Kontakt zur allumfassenden Superwirklichkeit hat oder jeder. Das Auftreten von religiösen Verhaltensweisen im Umfeld der Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten zeigt, dass das ‚Wissen‘ um den größeren Zusammenhang quasi ‚in jedem Organismus steckt. Je ‚bewusster‘ ein Organismus sein kann, um so expliziter und ausgeprägter kann sich dieses allem innewohnende Verbundenheit ‚zeigen‘. Und, wie die unzählig vielen Zeugnisse aus allen Kulturen zeigen, berichten so viele Menschen von ‚ihrer Beziehung zu Gott‘. Aufgrund der spezifischen Art und Weise der hier involvierten ’subjektiven Wirklichkeiten‘ ist es natürlich schwer bis unmöglich, diese Aussagen direkt zu vergleichen. Aber als Verhaltensphänomene sind sie manifest.

DAS ANDERE ALS PRINZIP

Im übrigen gilt hier auch das ‚Erfahrungsprinzip‘; zwar nicht so reduziert wie im Falle der empirischen Wissenschaften, wo das Messen genialerweise auf solche Vergleichsprozesse eingeschränkt wurde, die sich unabhängig von den subjektiven Zuständen einer menschlichen Person unter den gleichen Bedingungen reproduzieren lassen müssen, sondern in einem verallgemeinerten Sinne, dass jeder Mensch mit seinem Körper (die Frage ist, wie viele Arten von körperlichen Einschränkungen bleiben ohne Einfluss) subjektiv Erlebniszustände haben kann, die auf unzählbar vielen Faktoren zurückgehen können (Bei der Entschlüsselung dieser Erlebniszustände und deren Verursachung steht die Wissenschaft ganz am Anfang, und beschränkt sich bislang auch weitgehend auf partielle Aspekte des Gehirns). Die wenigen Texte von großem Mystikern, die ich intensiver über Jahre lesen konnte, sind sich darin einig, dass diese eine Superwirklichkeit sich jedem Menschen jederzeit mitteilen kann, wenn diese Superwirklichkeit will (ein Ignatius von Loyola nennt Erlebniszustände dieser Art ’sine causa‘, d.h. zwar verursacht, aber nicht durch die Kausalketten der uns umgebenden körperlichen Welt). Man kann diese Art von Erlebniszuständen ’nicht erzwingen‘ (auch kein Papst, oder Bischof oder welche Art von religiösem Funktionär auch immer). In dieser Unabhängigkeit vom individuellen Wollen zeigt sich eine Art von ‚Andersartigkeit‘, die diese Erlebniszustände mit allen ‚empirischen‘ Phänomenen teilen. Sie sind zwar (zumindest mit den bisherigen Messmethoden) nicht intersubjektv (= empirisch) messbar, aber sie sind nicht beliebig (so wie auch die Funktion unseres Gedächtnisses in unserem Erleben nicht beliebig ist, allerdings unter gewissen Bedingungen in der Regel ‚aktivierbar‘).

ERLEBEN ALS KOMMUNIKATION

Wichtig bei all diesen möglichen subjektiven Erlebniszuständen — so stark sie auch sein mögen — ist, dass man sich klar macht, dass das, was man erlebt, nicht ‚die Superwirklichkeit selbst in ihrem ganzen Umfang‘ ist, sondern nur solche Zustände, über die diese mit dem Individuum ‚kommuniziert‘ (so, wie wir uns mit Schallwellen im Gespräch austauschen und darin uns sehr ’nahe‘ sein können). Durch unsere materiell-energetische Existenz können wir zwar in gewissem Sinne ‚voll‘ mit der Superwirklichkeit verbunden sein, aber diese Aspekte der Vereinigung entziehen sich unserer Sprache, da diese an den Bewusstseinsraum geknüpft ist. Was über diesen hinausgeht, entzieht sich dem direkten Sprechen, mutiert zu Andeutungen, Bildern, die für den, der Ähnliches erlebt hat, vielleicht noch die Ahnung eines möglichen Verstehens hervorrufen kann, aber kein volles, explizites Verstehen. Wittgenstein lässt grüßen.

IM PRINZIP KEINE KIRCHE NOTWENDIG

Für alle diese Dinge braucht niemand strenggenommen eine Kirche. Jeder ist hier frei, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Da aber viele (die meisten? alle?) Menschen — aus welchen Gründen auch immer — sich in der Regel schwer tut, hier einen eigenen Weg zu gehen, gab es — und wird es vermutlich immer wieder geben — Zusammenschlüsse von Menschen zentriert um solche Menschen, die den Eindruck erweckten, sie wüssten, wie das geht. Dass solche ‚Institutionalisierungen‘ von ‚Glauben‘ nicht nur viel Gutes, sondern auch viel Missbrauch hervorgebracht haben (und hervorbringen) ist offensichtlich der spezifischen psychologischen Struktur des Menschen geschuldet. Nicht wenige Menschen sind offensichtlich bereit, Leib, Leben und Geld für den letzten Unsinn zu bezahlen, wenn Sie nur subjektiv das Gefühl haben, sie hätten sich damit ‚in Sicherheit‘ gebracht. Für diejenigen, die davon profitieren, ist offensichtlich die Versuchung der Macht (und aller möglicher weiterer Privilegien) zu groß, um diesem Unsinn gegen zu steuern. Die Fähigkeit von Menschen, Unwahres zu glauben und sich gegen mögliche Kritik zu ‚immunisieren‘, ist beeindruckend, und findet sich in allen Bereichen.

LITERATURHINWEISE

Liste ökumenischer Konzilien: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_%C3%B6kumenischer_Konzilien

Offizieller Schriftbestand in der jüdisch-christlichen Tradition: http://de.wikipedia.org/wiki/Biblischer_Kanon (zuletzt: 16.2.2013)

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MENSCHWERDUNG GOTTES – UND WIR – Teil 2

(Letzte Änderung im Anhang: 9.Jan.2013)

  1. In meinem Blog vom 24.Dez.2012 (siehe: https://www.cognitiveagent.org/2012/12/24/weihnachten-2012-menschwerdung-gottes-und-wir/ ) — etwa ab Nr.11 – habe ich versucht jene Eckwerte zu benennen, die aus heutiger Sicht gelten, wenn wir über die mögliche Beziehung eines jeden Menschen (letztlich von jedem Lebewesen, von jedem Materiellen, von allem in diesem Universum) zu Dem-mit-‚Gott‘-Gemeinten nachdenken. Ich möchte dabei nochmals betonen, dass ich diesen Eintrag am 24.Dez. spontan geschrieben habe; ich hatte nicht vor, dazu etwas zu schreiben. Aber dann habe ich es irgendwie doch getan und bin selbst ein wenig überrascht von dem, was dabei ‚zutage‘ getreten ist…
  2. Das Problem mit diesem Blogeintrag vom 24.Dez.2012 ist, dass diese Gedanken, sofern sie ‚wahr‘ sind, eigentlich ‚über sich‘ hinaus weisen in dem Sinne, das jeder Mensch, jeder Zeit, überall, mit Gott in unmittelbarer Beziehung steht und diese Beziehung individuell persönlich jederzeit nutzen und ausgestalten kann (ein Gedanke, der sich sowohl im alten Testament (Ursprache Hebräisch mit frühen Übersetzungen u.a. ins Lateinische und Griechische) an vielen Stellen findet (u.a. Propheten Jeremiah und Jesajah) wie auch im Neuen Testament (Jesus ’selbst‘ (mit einer letzten Unsicherheit immer, da bei keinem Text sicher ist, wieweit er auf Jesus selbst zurückgeht) wie auch die Bilder von der ‚Geistaussendung‘ nach dem Tod Jesu wie auch u.a. der berichteten Gotteserfahrung des Saulus, ebenfalls nach dem Tod Jesu, die ihn dazu brachte, sein Leben zu ändern). (Anmerkung: während Jesus eher Aramäisch/ Hebräisch gesprochen haben soll, ist der Urtext des Neuen Testaments das damalige Umgangsgriechisch (Koine). Allein schon aus diesem Sachverhalt ergibt sich, dass zwischen den Worten Jesu und den unbekannten Autoren des griechischen Textes verschiedene Übersetzungs- und damit Interpretationsprozesse stattgefunden haben müssen).
  3. Jetzt kann man sich spontan fragen, na und, wenn das so ist, warum kann ich dann nicht direkt mit Dem-mit-‚Gott‘-Gemeinten sprechen? Diese Frage haben sich in der Vergangenheit schon sehr viele Menschen gestellt, viele viele Tausend, und nicht wenige viele viele Tausend haben von sich gesagt, dass Sie in ihrem Leben etwas erfahren haben, was sie als ‚Erfahrung mit Gott‘ bezeichnen würden. Man denke z.B. nur an das wunderbare Buch des berühmten Psychologen William James (1842-1910) The Varieties of Religious Experience, in dem er versucht, die historischen Berichte von Menschen über ihre Gotteserfahrung so ‚empirisch wie möglich‘ zu rekonstruieren. Aber seit dem Tod Jesu (von entprechenden Erfahrungen außerhalb der christlichen Religion(en) gar nicht zu reden) gab es unfassbar viele Menschen, die solches erfahren und berichtet haben. Besonders gut dokumentiert sind natürlich die Erfahrungen jener Männer und Frauen, die durch das, was sie ihre Erfahrung mit Dem-mit-‚Gott‘-Gemeinten nennen, dann ihr Leben soweit geändert haben, dass dies für ihre Umgebung ’sichtbar‘ und erfahrbar wurde. Unter diesen ragen dann nochmals besonders jene hervor, die durch ihre veränderte Lebensweise andere Menschen so beeindruckt haben, dass Sie ‚religiöse Lebensgemeinschaften‘ gebildet haben, auch solche, die dann innerhalb der Kirchen ‚offiziell anerkannt‘ wurden als solche religiöse Lebensgemeinschaften, kurz ‚Orden‘ genannt (ich selbst war einmal 22 Jahre Mitglied eines solchen Ordens).
  4. Klingt das nicht wunderbar: viele, viele tausend Menschen erfahren etwas, das sie mit Dem-mit-‚Gott‘-Gemeinten in Verbindung bringen, gestalten ihr Leben daraufhin merklich neu, manchmal sehr radikal, um ein ‚Zeichen‘ zu setzen? Sie initiieren neue sozial Strukturen in Form neuer Lebensgemeinschaften, die z.T. nicht nur Generationen, sondern sogar Jahrhunderte überdauern, quer zu sozialen Schichten, quer zu Nationalitäten. Ja, in gewisser Weise ist es wunderbar, geradezu unfassbar: z.T. entgegen herrschenden gesellschaftlichen Regeln ohne Rücksicht auf ‚übliche‘ gesellschaftliche ‚Würden‘, ohne Rücksicht auf soziale Absicherung usw. haben religiöse Menschen in der Vergangenheit ihren Alltag, ihre Zeit gestalterisch gelebt.
  5. Bei aller Begeisterung muss man aber auch hier nüchtern bleiben und feststellen, neben vielen wunderbaren Beispielen gab und gibt es auch die Beispiele, bei denen man den Eindruck hat, dass es bei dieser Art ‚religiöser Lebensgestaltung‘ um alles andere geht als um eine Lebensführung, die in einer lebendigen Beziehung mit Dem-mit-‚Gott‘-Gemeinten steht, d.h. ‚Verirrung‘ und ‚Missbrauch‘ sind auch hier niemals gänzlich ausgeschlossen; nur weil einer eine religiöse Beziehung leben will heißt dies natürlich nicht automatisch, dass er dies auch tatsächlich kann. Warum eigentlich nicht? Ist Das-mit-‚Gott‘-Gemeinte nicht per se so ‚allmächtig‘, dass dann ‚alles geht‘, dass dann ‚alles erkannt wird‘, dass man dann nur noch ‚gut‘ ist?
  6. Hier nähern wir uns dem zentralen Punkt einer ‚Lebensführung‘, die vollständig aus einer Beziehung zu Dem-mit-‚Gott‘-Gemeinten geschehen soll.
  7. Auch wenn wir nach dem heutigen Wissensstand sagen können, dass die Lebensform des homo sapiens sapiens als Teil eines umfassend gigantischen Komplexes genannt ‚Leben‘ mit zu den absolut unglaublichsten Erscheinungen gehört, von denen wir im bekannten Universum bislang Kenntnis erlangt haben, so wissen wir auch, dass dieser homo sapiens sapiens, als jeder von uns, die wir uns Menschen nennen, in seiner konkreten leiblichen Existenz einer Reihe von materiellen Bedingungen unterworfen ist, die die Art und Weise festlegen, wie wir wahrnehmen, erinnern und denken können, welche körperlichen Bedürfnisse wir haben, welche emotionalen Zustände wir empfinden können, wie wir mittels Sprache (= Symbolen) uns mitteilen können, usw. Mit diesem konkreten Körper, so wie er jetzt ist (im Rahmen der Evolution und den neuen Möglichkeiten der Gentechnologie aber nicht sein muss und sich zwangsläufig weiter verändern wird), gibt es ganz klar Dinge, wie wir aktuell können, vor allem aber auch, die wir aktuell NICHT können.
  8. Wenn jemand also glaubt, dass Das-mit-‚Gott‘-Gemeinte Teile dieser aktuellen konkreten Struktur außer Kraft setzen würde, der irrt. Warum sollte Das-mit-‚Gott‘-Gemeinte dies tun nachdem – bleiben wir in diesem Bild – es/ er/ sie sich ca. 13.6 Mrd Jahre Zeit genommen hat, um dieses unglaubliche Wunderwerk Leben und darin den homo sapiens sapiens so ‚enstehen‘ zu lassen, wie er nun mal entstanden ist. Bedenkt man das (letztlich alle Vorstellungen sprengende) Potential, das notwendig sein musste, damit das bekannte Universum entstehen konnte, dann wäre es ‚im Prinzip‘ natürlich ein Leichtes, in jedem Moment alles ‚zu verändern‘. Doch, warum sollte dies geschehen. Der ‚Sinn‘ des Ganzen – sofern es überhaupt einen Sinn gibt – liegt ja gerade in dieser Konkretheit des Gewordenen, darin, wie es ‚ist‘, etwas , das uns die sogenannten Naturwissenschaften in den letzten 100 – 500 Jahren mühevoll, schrittweise, aufzeigen konnten (wobei dieser Prozess sicher noch nicht an seinem Ende angekommen ist).
  9. Der Hang zur Wundergläubigkeit bis hin zu allen möglichen Spielarten von sogenannter Magie – auffindbar zu allen Zeiten, quer zu allen Kulturen, auch in den Religionen — entspringt kindlichen Machtfantasien gepaart mit einer gehörigen Portion Unwissenheit, mit denen Menschen gerne ihre scheinbare Kleinheit und Hilflosigkeit im Alltag vergessen machen möchten. Es ist wie eine Art ‚kognitiver Droge‘. Letztlich verdunkeln solche Gedanken aber die Erkenntnis dessen was wirklich ist. Und das, was ‚wirklich‘ ist, enthält real mehr und größere Wunder als alles, was wir uns gewöhnlich so vorzustellen vermögen (verglichen damit selbst die wildestens Wunder-, Magie- und Horrorgeschichten wirklich nur ‚Kinderkram‘ sind).
  10. Also, wir, Exemplare der Art homo sapiens mit der Unterart homo sapiens sapiens, sind während unseres körperlichen Daseins sehr konkreten Bedingungen unterworfen, die aus einem Prozess hervorgegangen sind, der nach heutigem Erkenntnisstand ca. 13.6 Milliarden Jahre gedauert hat. Nimmt man an, dass dies alles einem ‚göttlichen Plan‘ entspricht (man muss dies nicht annehmen, aber wir tun jetzt mal so, als ob es so wäre), dann muss man akzeptieren, dass es genau diese ‚Konkretheit‘ ist, in und durch die sich ‚etwas aussagen kann‘ (sofern überhaupt etwas ausgesagt werden soll). In religiösen Termini würde man hier von einer möglichen ‚Offenbarung‘ (lat.: ‚revelatio‘) sprechen, nämlich einer Art ‚Sichtbarwerdung‘ von Strukturen, Sachverhalten, die vor dieser Sichtbarwerdung einfach nicht bekannt waren, und deren Sichtbarwerdung dem menschlichen Erkennen und Wollen vorausgeht. In unserem menschlichen Erkennen finden wir dies alles vor, einschließlich unserer selbst. Allerdings, und das haben wir in den letzten paar tausend Jahre mühsam gelernt (bzw. konnten wir lernen), ist der Prozess als solcher eine Sache, unsere Kenntnisnahme von diesem Prozess bzw. unser Verstehen dessen, was man zur Kenntnis nehmen kann, war bislang sehr langsam, eher mühsam, schleppend. Vielleicht kann man sagen, dass er sich in den letzten 100 bzw. 50 Jahren ‚beschleunigt‘ hat. Auf jeden Fall ist das Hauptproblem – soweit wir heute erkennen können – nicht der ‚Mangel‘ an Wahrheit in Form von sich ereignenden Prozessen von schier unfassbaren Eigenschaften, sondern unsere Schwachheit und Unfähigkeit das, was sich ereignet, ‚zur Kenntnis‘ zu nehmen. Wir sind die meiste Zeit entweder mit ‚Überlebensfragen‘ beschäftigt oder ‚mit uns selbst‘ und haben kaum bis gar keine Zeit, um unsere Fähigkeit zu ‚Wissen‘, zu ‚Verstehen‘ und dieses Wissen ‚praktisch zu nutzen‘ zu entwickeln. D.h. wir paralysieren uns selbst.
  11. Bislang war es so, dass alles, einschließlich uns selbst, entstanden ist, ohne dass wir – bildlich gesprochen – den kleinsten Finger dafür krumm gemacht hätten. Dies ging nicht ohne große Dramen ab, verglichen mit denen die Katastrophen der letzten paar tausend Jahre winzig erscheinen. Dennoch scheint der Prozess des Lebens im Universum eine neue Qualität dahingehend gewonnen zu haben, dass dieser Prozess mit dem homo sapiens sapiens eine Spezies hervorgebracht hat, die nicht nur erstmalig ’sich selbst‘ in einem kleinen Umfang verstehen kann, sondern mit dem aktuell möglichen begrenzten Verstand immerhin so viele Kräfte der Natur nutzen und verändern kann, dass eine Auslöschung des gesamten Lebens prinzipiell nicht mehr unmöglich ist. Ein wichtiger Bestandteil des Universums – nach heutigem Kenntnisstand – wäre damit zerstört. Damit bekommt die aktuelle ‚Geistigkeit‘ der Spezies homo sapiens sapiens eine neue Qualität: das ‚Mehr‘ an ‚Migestaltungsmöglichkeiten‘ zieht ein ‚Mehr‘ an ‚Verantwortung‘ nach sich. Dabei geht es niemals nur um einen einzelnen. Es geht immer um das ‚Ganze‘ des Lebens. Aus Sicht des einzelnen mag dies Ganze oft so ‚unwirklich‘ erscheinen, aber jeder einzelne existiert in einem umfassenden Sinne nur und ausschließlich weil es dieses Ganze gibt, von dem er in jedem Augenblick zu 99,9999… % abhängig ist. All sogenannten Ethiken, Moralvorstellungen, Gesetze und dergleichen, die dies nicht artikulieren, sind im Ansatz schlicht und einfach falsch. Sie widersprechen diametral der grundlegenden Wahrheit des Lebens.
  12. … eigentlich noch nicht zu Ende ..

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Hier als Anhang ein musikalisches Fragment aus meinen Experimenten: Sternenzeit . ‚Im Kopf‘ soll der Song eigentlich anders klingen. Mir fehlen aber schlicht die Mittel, das so umzusetzen wie ‚gedacht‘. Habe zumindest mal die Idee festgehalten, ein Fragment. Es geht um das Leben in diesem Universum, das von der Sternenzeit geprägt ist, aber in dieser scheinbaren Undendlichkeit ist mit dem Leben etwas sichtbar geworden, etwas aufgebrochen, was eigentlich alles Bisherige sprengt. Dies zu verstehen, dies auszudrücken, da mangelt es bislang überall an Mittel, an Ausdruck, vielleicht sogar am vorauseilenden Verstehen, und sei es noch so intuitiv. Es geht hier um mehr als ‚Romantik‘, ‚Naturglückseligkeit‘, es geht um das ‚Herz der Materie‘, ‚um den Atem des Geistes im gesamten Universum‘, um ein unvorstellbares Ereignis jenseits aller Kategorien, eine ‚pure Singularität‘. Kurzweil und Co räsonnieren über einen speziellen Fall von Singularität, einen, der viele logische Löcher aufweist; tatsächlich haben wir aber schon längst einen Fall von Sigularität unvorstellbaren Ausmasses, eine Singularität, von der wir alle ein Teil sind, ein lebendiger Teil, ein reales Daseiendes, Mitwirkendes in einem realen kosmischen Netz. Denken kann man es kaum; ahnen irgendwo, irgendwie; fühlen…???