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Worte aufschreiben … sonst nichts …

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild
ISSN 2365-5062, 15.November 2021 – 17.Nov 2021, 08:30h
URL: cognitiveagent.org, Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch (gerd@doeben-henisch.de)

KONTEXT

In diesem Blog mit seinen geschätzten mehr als 6000 Seiten, die bislang geschrieben worden sind, fand — äußerlich betrachtet — ein einfacher Vorgang stand: es wurden ‚Worte aufgeschrieben‘. … sonst nichts …

Wären wir Maschinen …

Wären wir eine ‚Maschine‘, vielleicht sogar eine ‚intelligente Maschine‘, dann würden die maschinellen Strukturen uns vorgeben, ob wir schreiben, was und wie. Mit ein bisschen ‚künstlicher Intelligenz‘ könnten wir Datenquellen beimischen, ‚Variationen‘ einbauen, mit Satzformen ’spielen‘, und wir könnten vielleicht sogar den einen oder anderen Menschen verblüffen, bei ihm den Eindruck erwecken, hier schreibt ein Mensch.

Menschen brechen das Klischee

Menschen haben allerdings die Besonderheit, dass für sie die Ausdrücke einer Sprache — vornehmlich der ‚Alltagssprache‘ — nie isoliert stehen, sondern eingewoben sind in ein unfassbares Netzwerk von Eindrücken der Außenwelt, des eigenen Körpers, des eigenen ‚Inneren‘, eingebettet in eine Vielzahl von wahrnehmbaren Veränderungen … aber auch darüber hinaus: da das Gehirn sich selbst gegenüber weitgehend unbewusst arbeitet (was nicht gleichzusetzen ist mit ’sinnlos‘), sind die meisten Vorgänge ‚in uns‘ nicht bewusst zugänglich, obwohl sie für uns — soweit wir heute sehen — fundamental zu sein scheinen. Dazu gehört auch die Sprache mit ihrer ‚Bedeutungswolke‘.

Wenn Kinder in die Welt eintauchen …

Wenn Kinder in diese Welt ‚eintauchen‘, wenn sie anfangen, die Luft des Planeten zu atmen, den ‚Rausch ihrer Sinne‘ erleben, ihren eigenen Körper in einer ‚Wolke von Eindrücken‘ erspüren, dann formt das Gehirn aus all diesen Eindrücken, Muster, Abstraktionen, Kategorien als Teil assoziativer Netze, konnotiert mit einer Unzahl von Bedürfnissen und Gefühlen. Dies macht das Gehirn ‚voll automatisch‘, in ‚eigener Regie‘, folgt seiner ‚eingebauten Logik der Wahrscheinlichkeiten‘. So entsteht langsam aber stetig nicht nur ein unfassbares Netzwerk von verbundenen Ereignissen, sondern das Netzwerk wirkt wie ein ‚Bild‘, eine ‚Gesamtschau‘, wie ein ‚Modell‘ dessen ‚was ist‘: das virtuelle Bild einer Welt im Gehirn, die für das Kind, für uns, die ‚primäre Welt‘ ist.

Virtuelle Welt im Gehirn

Die Ausdrücke unserer Alltagssprache beziehen sich in ihrer ‚Bedeutungsdimension‘ ausschließlich auf diese ‚virtuelle Welt des Gehirns‘ als ‚ihrer Welt‘. Und — falls jemand darauf achtet — man kann leicht beobachten, dass die Ausdrücke der Alltagssprache meistens ‚Allgemeinbegriffe‘ sind (‚Haus‘, ‚Stuhl‘, ‚Auto‘, ‚Handy‘, ‚Tasse, …), wohingegen die Gegenstände in unserer realen Umgebung ‚konkret‘ sind, ’speziell‘, ‚einzigartig‘, usw. Wenn ich zu jemandem sage: „Kannst Du mir bitte meine Tasse rüber reichen“, dann kann das Wort (der Ausdruck) ‚Tasse‘ auf tausende verschiedene konkrete Objekte angewendet werden, in der aktuellen Situation aber — falls man über ein aktuelles ‚Situationswissen‘ verfügt — wissen alle Beteiligten, welche der vielen konkreten Gegenstände ‚meine Tasse‘ ist und genau dieses konkrete Objekt wird dann rüber gereicht.

Abstrakt – Konkret

Dies ist eines der vielen Geheimnisse von sprachlicher Bedeutung: die reale Welt um uns herum — die Alltagswelt — zeigt sich uns als eine ‚Meer an konkreten Eigenschaften‘, und unser Gehirn filtert daraus ‚Teilmengen‘ heraus, transformiert diese in einfache (abstrakte) Strukturen, die dann das ‚Baumaterial‘ für mögliche ‚abstrakte virtuelle kognitive ‚Objekte‘ sind. Das tieferliegende ‚Wunder‘ dieses Prozesses ist aber, dass das Gehirn in der Lage ist, zu späteren Zeitpunkten die ’neu erworbenen abstrakten Strukturen (Objekte)‘ auf einer unbewussten Ebene mit aktuellen sinnlichen Eindrücken so zu ‚vergleichen‘, dass es — einigermaßen — entscheiden kann, ob irgendwelche der aktuell sinnlich wahrgenommenen konkreten Strukturen zu irgendwelchen dieser neu erworbenen Strukturen ‚als Beispiel‘ passen! Also, auch wenn wir mittels Sprache immer nur mit Allgemeinbegriffen operieren können (eine geniale Erfindung), kann unser Gehirn jederzeit eine Beziehung des Allgemeinen zum aktuell sinnlich Besonderen herstellen. Es ist halt so ‚gebaut‘.[1]

Dies ist nur die ‚Spitze des Eisbergs‘ vom ‚Wunder des Gehirns‘. Wie man schon ahnen kann, gibt es ja noch die Dimension ‚der anderen Menschen‘ aus Sicht eines einzelnen Menschen.

Gehirn-Kooperationen

Man kann — muss — sich die Frage stellen, wie kann denn ein Gehirn im Körper eines Menschen A mit dem Gehirn im Körper eines Menschen B ‚kooperieren‘? Wie können beide ‚umeinander wissen‘? Wie kann das Gehirn von A, das seine eigene individuelle ‚Lerngeschichte‘ hat, seine ‚Inhalte‘ mit dem Gehirn von B ‚teilen‘?

‚Besoffen‘ vom Alltag mögen diese Fragen im ersten Moment sehr ‚künstlich‘ klingen, ‚unwirklich‘, vielleicht gar sinnlos: Reden wir nicht ständig miteinander? Tun wir denn nicht ständig etwas miteinander? Unterricht in Schulen? Projektarbeit in Firmen? Mannschaftssport? Management eines größeren Unternehmens? …

Der Verweis auf solche ‚Praxis‘ ersetzt aber keine Antwort auf die Frage. Der Alltag deutet nur an, ‚dass‘ wir es irgendwie können, sagt aber nichts darüber, warum und wie wir das können.

Offensichtlich benutzen wir sprachliche Ausdrücke, die wir ‚austauschen‘ (Sprechen, Schreiben, …). Wie oben schon angedeutet wurde, sind Ausdrücke nicht in eins zu setzen mit ihren Bedeutungen. Letztere sind ‚im‘ Sprecher-Hörer‘ lokalisiert, im jeweiligen Gehirn. Die moderne Forschung mit vielen Fachdisziplinen legt nahe, dass es koordinierende‘ Mechanismen gibt, wodurch zwei Gehirne sich für den Bereich der realen Außenwelt einigermaßen verständigen können, welche ‚Aspekte er realen Außenwelt‘ mit welchen Ausdrücken assoziiert werden. Und diese ‚Koordinierung‘ basiert nicht alleine auf den konkreten Aspekten der Außenwelt, sondern wesentlich auch auf jene ‚im Gehirn‘ anhand der Außenweltereignisse prozedural aufgearbeiteten Strukturen. Nur so kann Sprache zugreifen. Die wechselseitige Zustimmung, dass dies konkrete weiße, runde Ding da mit einer inneren Aushöhlung und einem Henkel die ‚Tasse von Gerd‘ ist, setzt also ziemlich viele ‚individuellen Lernprozesse‘ voraus, die sich in hinreichend vielen strukturellen Eigenschaften hinreichend stark ‚ähneln‘. Irrtum inbegriffen.

Fehleranfällige Kommunikation

Das alles erscheint bei näherer Betrachtung alles ’schwindelerregend komplex‘, aber nach vielen Millionen Jahren kontinuierlichen Veränderungen scheint es ‚einigermaßen‘ zu funktionieren. Allerdings weiß jeder aus seinem eigenen Alltag auch wie ‚fragil‘ solche Kommunikation ist. Selbst unter Paaren, die schon viele Jahre, gar Jahrzehnte, zusammen leben, können noch Irrtümer und Missverständnisse auftreten. Umgekehrt weiß jeder, wie aufwendig es ist, aus verschiedenen Menschen ein ‚Team‘ zu formen, das angesichts von komplexen Aufgaben in der Lage ist, sich jederzeit hinreichend gut zu koordinieren. Die hohe Quote an Projektabbrüchen spricht eine eigene Sprache.

Ähnlichkeit als Gefahr

Bei Gruppen, Teams tritt noch ein ganz anderer Aspekt hervor: die partielle ‚Ähnlichkeit‘ der Bedeutungsstrukturen der einzelnen Teammitglieder, die im Laufe der gemeinsamen Arbeit in der Regel weiter zunimmt, vereinfacht zwar die Kommunikation und Abstimmung im Team, sie bietet aber auch eine Gefahr, die umso größer wird, je länger ein Team ‚unter sich‘ ist. Dies hat wiederum damit zu tun, wie unsere Gehirne arbeiten.

Ohne unser bewusstes Zutun sammelt unser Gehirn beständig Eindrücke, verarbeitet sie, und bildet vernetzte abstrakte Einheiten. Dies ist aber nicht alles. Dieser sehr aufwendige Prozess hat den Nebeneffekt, dass die ‚aktuellen‘ sinnlichen Eindrücke mit dem, was ‚bisher Bekannt geworden ist‘ kontinuierlich ‚abgeglichen‘ wird. Das berühmte Glas, das ‚halbvoll‘ oder ‚halbleer‘ erscheinen kann, ist keine Fata Morgana. Dieses Beispiel demonstriert — wenn auch vereinfacht –, dass und wie unser Gehirn seine ‚gespeichertes Wissen‘ (Alt) mit den ‚aktuellen Eindrücken‘ (Neu) ‚abgleicht‘. Je mehr ein Gehirn weiß, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass es ’nichts Neues‘ mehr gibt, weil alles ’scheinbar Neue‘ mit dem ‚Alten‘ ‚erklärt‘ werden kann. [3] Dies — zur Erinnerung — immer auch mit Bedürfnissen, Emotionen und sonstigen Gefühlen/ Stimmungen ‚konnotiert‘.[2]

Tendenz zur ‚Verfestigung‘

Zwar gibt es viele Verhaltenseigenschaften und Strategien, mit denen man dieser Tendenz des Gehirns zur ‚Verfestigung‘ gegensteuern kann, aber sowohl die Geschichte wie die Gegenwart zeigen, dass es immer starke Strömungen gab und gibt, die auf dieser ‚Selbstabschließung‘ des Gehirns basieren (so eine Art ‚mentales locked-in Syndrom‘).

Da es für ein Gehirn (und damit für eine Person) ‚leichter‘ und ‚bequemer‘ ist, das Bild von der Welt — mit all den daran geknüpften Verhaltensgewohnheiten — ‚konstant‘ zu halten, ‚einfach‘, tendieren die meisten Menschen dazu, sich vorzugsweise mit solchen Menschen zu treffen, die ihnen ähnlich sind; solche Meinungen zu teilen, die die eigene Meinung verstärken; das zu tun, was die Mehrheit tut; und vieles dergleichen.

Wenn einzelne Menschen, ganze Gruppen ihr Leben so gestalten, dass sie ‚Neues‘ eher — oder sogar ‚grundsätzlich‘! — ausblenden, verurteilen, ‚verdammen‘, dann reduzieren sie ihr eigenes Potential um grundlegend wichtige Eigenschaften für eine nachhaltige Zukunft: Vielfalt, Diversität, Kreativität, Neugierde, Experimente, Alternativen. Die Biosphäre heute — und damit uns — gibt es nur, weil diese grundlegenden Eigenschaften über 3.5 Milliarden Jahre stärker waren als die reduktiven Tendenzen.

Sprache als System

Betrachtet man die Sprache von einem ‚übergeordneten‘ Standpunkt aus z.B. als ein System ‚als solches‘, dann sind die einzelnen Sprecher-Hörer individuelle Akteure, die von der Sprache individuell ‚Gebrauch machen‘. Ein Akteur kann dann Sprache lernen, weil er/sie/x die Sprache vorfindet, und der Akteur wird einen Teil der ‚möglichen Bedeutungszuordnungen‘ ‚lernen‘. Je nach Lerngeschichte können dann die verschiedenen individuellen Bedeutungsräume sich mehr oder weniger ‚überlappen‘. In dieser Perspektive ist dann klar, dass ein einzelner Akteur nicht die Sprache als solche verändern kann, es sei denn, er/sie/x ist sehr ‚prominent‘ und einzelne seiner Formulierungen werden von einer großen Teilpopulation übernommen. Entsprechend können sich in Teilpopulationen ‚Sprachmoden’/ ‚Sprachtrends‘ ausbilden, die dann zumindest partiell für eine bestimmte Zeit ‚Teil der Sprache‘ werden können.

Diese ‚Eigenwirklichkeit‘ von Sprache hat verschiedene Nebeneffekte. Einer verbindet sich mit erstellten Texten, Textsammlungen, die als Texte den individuellen Autor übersteigen/ überdauern können. Selbst wenn ein Text so alt ist, dass ein potentieller Leser aus der Gegenwart die ‚Bedeutungswelt des Autors‘ kaum oder gar nicht kennt, können Texte ‚Wirkung‘ entfalten. So zeigt z.B. die Interpretation des Buches, das allgemein als ‚Bibel‘ bezeichnet wird, im Laufe von ca. 2000 Jahren eine große Vielfalt und Breite mit offensichtlich z.T. gänzlich konträren Positionen, die selbst ca. 2000 Jahre später noch Wirkungen bei Menschen zeigen.

Tradition ist ambivalent

Dies bedeutet, nicht nur das einzelne Gehirn kann zur Ausbildung von bestimmten ‚Bildern von der Welt‘ kommen, die es mit anderen ‚Gleichgesinnten‘ teilen kann, sondern die konservierten Texte können solche Weltbilder über Jahrhunderte wenn nicht gar Jahrtausende hinweg ‚transportieren‘. Dies kann im Einzelfall konstruktiv sein, es kann aber auch ‚destruktiv‘ sein, wenn alte Weltbilder den Aufbau neuer Weltbilder in einer sich verändernden Welt verhindern.

Wunder des Schreibens

Nach diesen — keinesfalls vollständigen — Hinweisen auf sehr viele eher ‚technische‘ Aspekte von Sprache/ Sprechen/ Schreiben hier doch auch für einen Moment ein paar Worte zum ‚Wunder des Schreibens‘ selbst.

Wenn ich also Worte aufschreibe, jetzt, dann gibt es eigentlich keine bestimmte ‚Regel‘, nach der ich schreibe, kein klar definiertes ‚Ziel‘ (wie sollte solch eine Zielbeschreibung aussehen?), keine …. es ist ziemlich hoffnungslos hier eine endliche Liste von klar definierten Kriterien zu formulieren. Ich selbst bin ‚mir‘ ‚undurchsichtig‘ … ein Nebeneffekt der Tatsache, dass nahezu alles ‚in mir‘ im Jetzt ‚unbewusst‘ ist… Zu keinem Zeitpunkt weiß ich (= ist mir explizit bewusst), was ich ‚tatsächlich weiß‘. Wie denn? Unser Gedächtnis ist eine unfassbar große Sammlungen von dynamischen Strukturen, die entweder nur bei expliziten Aufgaben ‚reagieren‘ (aber nicht zuverlässig), oder aber ein gedanklicher Prozesse in mir läuft unbewusst ab und dieser tritt zu einem bestimmten Zeitpunkt an die ‚Oberfläche‘ indem ich Worte wie diese aufschreibe. Bevor ich diese Worte aufschreibe, weiß ich nicht, was ich aufschreibe. Ich kann dieses Aufschreiben auch nicht planen.’Es‘ denkt in mir, ‚es‘ schreibt… dieses ‚Es‘ ist aber nur scheinbar etwas ‚Fremdes‘; es ist Teil von mir, ich fühle mich damit verbunden, ich bin es, …. die Zuordnung von sprachlichen Ausdrücken zu ‚inneren Vorgängen‘ ist prinzipiell schwierig und ungenau. Ich selbst bin ein ganzer Kosmos von unterschiedlichen Dingen, weitgehend unbewusst, fokussiert in meinem Körper ….

Wir wissen, dass wir sehr viele Abläufe explizit, Schritt für Schritt, so trainieren können, dass sie zu scheinbar ‚automatisch ablaufenden Prozessen‘ werden. Die eigentliche Dynamik ‚dahinter‘ ist aber etwas ganz anderes. Sie bedient sich der vielen Gegebenheiten ’nach Belieben’… sie ‚ereignet sich‘ und ‚im Ereignen‘ ist sie ‚real‘ und darin partiell fassbar …. Menschen sind in ihrem ‚Inneren‘ der totale ‚Anti-Gegenstand‘. Ich kenne kein einziges Bild, keine einzige Metapher, kein irgendwie bekanntes Muster/ Schema, keine bekannte Formel, die dieser un-realen Realität irgendwie nahe kommt … [4],[5]

In diesem Konzert, ab ca. Minute 41, der Song ‚Wind of Change‘ daran erinnernd, dass es auch in Moskau einmal geschah, wenngleich die Ängste der Mächtigen wieder mal stärker waren als die Kraft der Zukunft, die in jedem Menschen anwesend ist …

ANMERKUNGEN

[1] Die Formulierung ‚ist halt so gebaut‘ ist eine ‚Abkürzung‘ für die komplexen Erkenntnisse der Evolutionsbiologie, dass sich das Gehirn des Menschen als Teil des ganzen Körpers mit diesem Körper über nicht nur Millionen, sondern hunderte von Millionen Jahre schrittweise ‚entwickelt‘ hat. Der Begriff ‚entwickelt‘ ist eine weitere Abkürzung für einen komplexen Mechanismus, durch den sich biologische Populationen aus einem Zustand zum Zeitpunkt T in einen ‚anderen Zustand‘ zu einem späteren Zeitpunkt T ‚verändern‘ können. Ob solche Veränderungen nun in irgendeinem Sinne ‚gut‘ oder ’schlecht‘ sind, entscheidet sich in erster Linie an der Frage, ob die Population zum späteren Zeitpunkt T+ noch ‚existiert‘. Die Fähigkeit ’nachhaltig zu existieren‘ ist primär eine ‚Leistungseigenschaft‘: in einer sich ständig veränderten Welt — nicht zuletzt auch deswegen, weil sich die Biosphäre selbst kontinuierlich weiter entwickelt — können nur jene Populationen überleben, die den Anforderungen einer solchen komplexen dynamischen Umwelt gerecht werden

[2] Die Psychologie kennt zahllose Beispiele, wie eigentlich ‚zufällige Ereignisse‘, in denen Menschen entweder etwas ‚Schönes‘, ‚Positives‘ erlebt haben oder umgekehrt etwas ‚Ungutes‘, ‚Trauriges‘, ‚Schreckliches‘, dass sich dann die Gefühle an konkrete Dinge/ Handlungen/ Situationen ‚anheften‘ können, und dann zukünftig die Wahrnehmung, das Verstehen und das Verhalten beeinflussen.

[3] Leute die ‚bewusst anders‘ sein wollen als ‚alle anderen‘ denken oft, sie wären damit ‚besonders‘. Das stimmt, sie sind ‚besonders‘ weil sie ‚für sich‘ sind. Vielfalt im Sinne der Nachhaltigkeit heißt aber nicht, individuell ‚für sich sein‘, sondern individuelle in einem Verbund leben, in dem man seine ‚Besonderheit‘ — so man eine hat! — im Kontext mit anderen so einbringt, dass sie auf die anderen real einwirken kann und umgekehrt. Dieses Interaktionsgeschehen realisiert einen Prozess mit ‚Zustandsfolgen‘, die so sein sollten, das nach einer gewissen Zeit möglichst alle ‚dazu gelernt haben‘. … was allerdings nicht ‚erzwingbar‘ ist … Menschen sind in einem unfassbar radikalen Sinne ‚frei‘ …

[4] Die ‚Beschreibbarkeit‘ eines Phänomens hängt generell von der Frage ab, welche Ausdrücke einer Sprache verfügbar sind, um sich auf Gegenstände, Sachverhalte, Ereignisse der Alltagswelt oder auf ‚innere Zustände‘ eines Menschen beziehen zu lassen. Hier lassen sich leicht Beispiele finden von ‚einfachen Beschreibungen von beobachtbaren Gegenständen‘ („Die Ampel da vorne ist auf Rot“) bis hin zu Asdrücken, wo man nicht mehr so richtig weiß, was gemeint sein kann („Die Demokratie ist gefährdet“; „Mein Gefühl sagt mir, dass dies nicht geht“; „Ich denke“… ).

[5] Ein Beispiel zur Frage der Zuschreibung des Ausdrucks ‚Geist‘ zum Phänomen unseres ‚Inneren‘, sofern es ‚erfahrbar‘ ist, kann das Buch von Friedhelm Decher sein „Handbuch der Philosophie des Geistes„, das ich in vier einzelnen Posts diskutiere: (i) https://www.cognitiveagent.org/2015/12/28/decher-handbuch-philosophie-des-geistes-einleitung-diskurs/, (ii) https://www.cognitiveagent.org/2016/01/05/decher-handbuch-philosophie-des-geistes-vorsokratiker-diskurs-teil-2/, (iii) https://www.cognitiveagent.org/2016/01/18/decher-handbuch-philosophie-des-geistes-platon-diskurs-teil-3/, (iv) https://www.cognitiveagent.org/2016/01/25/decher-handbuch-philosophie-des-geistes-aristoteles-diskurs-teil-4/.

DER AUTOR

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KURZNOTIZ: POHLMANN – ENTSTEHUNG DES KORANS – Teil 2

Karl-Friedrich Pohlmann, Die Entstehung des Korans. Neue Erkenntnisse aus der Sicht der historisch-kritischen Bibelwissenschaft, 3.komplett überarbeitete und erweiterte Aufl., 2015, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG)

 

RÜCKBLICK

 

  1. In einem vorausgehenden Beitrag hatte ich damit begonnen, die Grundaussagen des Buches von Pohlmann kurz darzustellen, ergänzt um eigene Kommentare bzw. freie Assoziationen, die sich anlässlich des Textes einstellten.
  2. Das Buch von Pohlmann ist interessant, wenn nicht gar spannend, liest man es vor dem Hintergrund, dass sich die muslimische Welt bislang eher schwer tut, den Text des Korans historisch-kritisch zu betrachten. In der Haltung des Glaubens meinen sehr viele (fast alle?), dass der Koran nur dann ein heiliges Buch sei, wenn alle Worte mehr oder weniger direkt auf Mohammed zurückgeführt werden können, der wiederum alles direkt von Gott gehört haben soll.
  3. Im Christentum war dies bis ins 18.Jahrhundert nicht anders. Dann aber, zunächst im evangelischen, dann auch im römisch-katholischen Christentum, öffnete sich das Denken zunehmend den neuen wissenschaftlichen Denkweisen der Aufklärung und der historisch-kritischen Wissenschaften und man begann die Glaubensquellen im Lichte der historischen und textlichen Tatsachen neu zu lesen und neu zu bewerten. Dies ist auf Seiten der islamischen Koranforschung bislang nicht der Fall; selbst die westliche Koranforschung folgt bislang eher der dogmatisch inspirierten Einstellung der islamischen Koranforschung. Diese das Denken einschränkende Haltung verhindert bislang u.a., dass es eine wissenschaftlich editierte kritisch-historische Textausgabe gibt. Die Funde von sehr alten Koranfragmenten in Sanaa (Jemen) wurden jedenfalls bislang offiziell nicht berücksichtigt. (vgl.SS.24-28)

 

BIBELWISSENSCHAFTLICHE METHODEN UND ERKENNTNISSE (SS.45-58)

  1. Aus der Vielzahl der Arbeiten historisch-kritischer Forschungen zum Alten Testament konzentriert sich Pohlmann auf die Prophetenbücher Jesaja, Ezechiel und Jeremia. Anders als bei den Forschungen zum Pentateuch und zu den Geschichtswerken hatte man bei den Prophetenbücher eine besonders starke Hemmung, ihre Authentizität kritisch zu hinterfragen. (vgl. S.46f)
  2. Am Beispiel der historisch-kritischen Forschungen zu diesen Büchern zeigt er auf, wie schrittweise Bearbeitungsprozesse sichtbar wurden, die letztlich alle Prophetenbücher betrafen.
  3. Es sind unterschiedliche literarische Elemente, mit denen spätere Bearbeiter Einfluss genommen haben. Pohlmann präsentiert Beispiele mit der Gestaltung der zeitlichen Rahmenvorgaben, die von den historischen Fakten abweichen bzw. sie uminterpretieren. Dann das Element der Wiederaufnahme eines Themas; in der Wiederaufnahme kann man neue Akzente setzen. Ferner die Vorschaltung eines Textes, in dem man eine Deutungsanleitung für die folgenden Texte gibt. Schließlich der Einsatz der expliziten Gottesrede, um dem Prophetenwort mehr Gewicht zu verleihen. Man kann auch mehrere redaktionelle Bearbeitungen erkennen, in denen unter jeweils veränderten Interessenlagen unterschiedliche Deutungen in die Texte eingearbeitet worden sind. Auch gibt es das Phänomen von redaktionellen Einschaltungen (Beispiel die Gebete im Jeremiah Text, die dem Prophet eine theologische Deutung in den Mund legt, die zu seiner vermuteten Entstehungszeit nicht gepasst hätte).(vgl. SS.48-55)

 

BIBELWISSENSCHAFT UND KORANFORSCHUNG

 

  1. Nach Einschätzung von Pohlmann gibt es im Bereich der islamischen (und großen Teile der westlichen) Koranforschung bislang keine wirklich konsequenten Ansätze, mögliche redaktionelle Prozesse zu ergründen. Das Dogma von der durchgehenden Inspiriertheit der Texte (trotz eingeräumter redaktioneller Endbearbeitung nach dem Tode Mohammeds) blockiert bislang ernsthafte historisch-kritische Arbeit.(vgl. SS.56-58)

 

FORMEN DER GOTTESREDE (SS.63 – 83)

 

  1. Um der Frage nach möglichen redaktionellen Prozessen im Bereich der Koranentstehung nachzugehen, geht Pohlmann verschiedenen Phänomenen nach. Eines ist das Phänomen der Gottesrede, die in unterschiedlicher Form (Er, Wir, Ich,…) auftreten kann. Die Analyse dieser Texte wird dadurch erschwert, dass neben den Menschen und Gott bisweilen auch Zwischenwesen angenommen werden, die entweder den Engeln oder dem Teufel zugerechnet werden können.
  2. Nach Analyse sehr vieler Stellen im Korantext kommt Pohlmann zum Schluss, dass es sich bei diesen Gottesreden deutlich um spätere Einschübe handelt, die unterschiedlichen Zwecken dienen. Einer ist auch, die Textautorität zu steigern (Gott gebührt mehr Autorität als einem bloßen Menschen).(vgl. S.75f)
  3. Wollte man an der Rolle Mohammeds festhalten als einziger Quelle für alle diese Texte, dann müsste man Mohammed eine Doppelrolle als ursprünglicher Verkünder und späterem reflektierenden Redakteur zuschreiben, der Strömungen, die erst nach dem Todes Mohammeds aufkamen, vorgreifend aufgegriffen habe und entsprechend seine ursprünglichen Texte abgeändert habe. Dies erscheint höchst unplausibel. Pohlmann optiert daher für die Interpretation, dass jene Kreise, die nach dem Tode Mohammeds dafür verantwortlich waren, seine Verkündigung in den stürmischen Jahren zu bewahren, versucht haben, die ursprüngliche Botschaft unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse und Fragen bewahrend zu gestalten.(vgl. S.83)

 

WEITERE BELEGE: DIE IBLIS/ SATAN TEXTE (SS.85-94, 95-153)

  1. Am Beispiel der Iblis/Satan-Texte führt Pohlmann weitere sehr ausführliche Untersuchungen durch und kommt zu gleichlautenden Ergebnissen. Der spätere historisch Kontext hat dazu geführt, theologische Frage aufzugreifen und zu beantworten, die in den Texten bestenfalls implizit angelegt waren. Aufgrund der aktuellen Situation wurde daher eine Antwort gesucht und konstruiert, die sich nach Meinung der jeweiligen Redakteure aus der vorliegenden Überlieferung ableiten lässt.(vgl. S.94)
  2. Alles deutet darauf hin, dass es frühes jüdisches und christliches Schrifttum war, das den Redakteuren als zusätzliche Quelle zur Verfügung stand. Der Übergang der Benennung von Iblis zu Satan ist eingebettet in die besondere Stellung Adams, der in der jüdisch-christlichen apokryphen Überlieferung durch seine Fähigkeit der Namensgebung der Tiere durch seine größere Weisheit im Vergleich zu den Engeln auffiel. Hier handelt es sich nach Pohlmann nicht um eine schlichte mündliche Tradition, sondern um fixierte Texte aus dem jüdisch-christlichen Milieu. Die Existenz jüdischer und christlicher Gruppierungen zu Mohammeds Zeit war nach  Sinai unbestritten. Angesichts dieser vielen Hinweise spricht die Koranwissenschaftlerin Neuwirth denn auch davon, dass man die Entstehung des Koran eher als einen Kommunikationsprozess verstehen sollte, bei dem aramäische bzw. syrische Christen eine wichtige Rolle gespielt haben. (vgl. S.143) Die vielen Iblis/Satan-Texte sind also zu verstehen als ergänzende und erhellende Textarrangements über einen längeren Zeitraum von mehreren Dekaden. (vgl. S.147f,152) Inhaltlich scheint es sich um die Spätphase der Korangenese zu handeln, in der viele offene theologische Fragen eine Antwort fanden. Würde man die späteren Iblis/Satan-Texte weglassen, dann wären die ursprünglichen Iblis/Satan-Texte nur schwer systematisierbar. Mit den späteren Zusätzen ist aber die Herkunft, Stellung und Bestimmung Satans für die gesamte Menschheit geklärt. (vgl. 151)

 

MOSE UND DIE KINDER ISRAELS IM KORAN (SS.153-175)

  1. Ein weiteres Thema, anhand dessen Pohlmann der redaktionellen Prozesse bei der Korangenese habhaft zu werden versucht, ist das Thema Mose und die Kinder Israels. Auch hier kommt er nach detaillierten Untersuchungen zu der Feststellung, dass man auch bei diesen Texten eine redaktionelle Tätigkeit in der Spätphase der Korangenese erkennen kann. In den verschiedenen Phasen der Textentstehung meint er u.a. eine Verschärfung der Kritik an der alleinigen Rolle Israels erkennen zu können. Die redaktionelle Intention kann man etwa wie folgt umschreiben: Der Bund Gottes bleibt zwar weiter bestehen, aber die Juden haben durch ihr Verhalten ihre einzigartige Stellung verspielt. Ab jetzt kann jeder diesem Bund beitreten, der sich an die Abmachungen mit Gott hält. Mohammed ist der neue Verkündiger dieses Bundes; wenn sich die Juden dem Islam anschließen, dann bleiben sie sich als Juden treu. Pohlmann vermutet denn auch den Kreis der Redakteure bei zum Islam konvertierten Juden zu suchen, die vorfindliche koranische Texte und jüdische Überlieferung auf literarischem Wege zu einer neuen Aussage im Koran formten. (vgl. S.172-174)

 

ROLLE UND RANG JESU IM KORAN (SS.175-193)

 

  1. Der letzte Themenkomplex, dem sich Pohlmann in seinem Buch widmet, ist die Rolle und der Rang Jesu. Durch die zunehmende Ausbreitung des Islam kam es nicht nur zu intensiven Begegnungen mit Juden, sondern auch mit Christen. Für letztere war es natürlich eine wichtige Frage, wie sich der Glaube an Jesus im Kontext des Korans einordnen lässt.
  2. Auch hier vermag Pohlmann durch detaillierte Vergleiche von Textstellen heraus zu arbeiten, dass es eine Redaktionsgeschichte gab. Während in den früheren Versionen des Koran der Person Jesu keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, änderte sich dies später. In mehreren Stufen wurden die Texte des apokryphen Protoevangeliums des Jakobus und des Lukasevangeliums benutzt. Allerdings wurden diese Texte dahingehend abgeschwächt, dass zwar eine grundlegende Bedeutung von Jesus und seiner jungfräulichen Geburt durch Maria erhalten blieb, aber eine Sonderstellung gegenüber Mohammed vermieden wurde.

 

AUSFÜHRLICHE ZUSAMMENFASSUNG (SS.197-209)

 

  1. Eine ausführliche Zusammenfassung des zuvor Berichteten findet sich dann auf den SS.197-209

 

DISKUSSION

 

  1. Hier einige (von vielen möglichen) Gedanken zum Buch von Pohlmann.
  2. In der gesamten bisherigen Koraninterpretation (wie sie von Pohlmann dargestellt wird) nimmt dieses Buch eine Sonderstellung ein, insofern es von vornherein konsequent die bisherige kanonische Interpretation mit ausschließlicher Inspiriertheit durch Mohammed zunächst einmal methodisch einklammert und sich die Texte anschaut, wie sie sich primär darbieten.
  3. Unter Anwendung von über 100 Jahren bewährten historisch-kritischen Methoden findet Pohlmann dann eine Fülle von Hinweisen, mittels deren die Unterstellung und ansatzweise Rekonstruktion von redaktionellen Prozessen im Rahmen der Korangenese möglich erscheint. Nach diesen Befunden gab es nach dem Tode Mohammeds sehr wohl kundige und gelehrte Kreise, die die Aussagen der ersten Koranversion(en) im Lichte von aktuellen Fragestellungen neu reflektiert haben und unter Einbeziehung neuer, zusätzlicher Traditionen die bisherigen Aussagen weiter entwickelt haben.
  4. Falls die Analysen von Pohlmann die Sachverhalte im Kontext der Entstehung des Korantextes angemessen beschreiben (seine Argumente lassen zunächst keine andere Deutung zu), dann öffnet sich ein Blick auf die Entstehung des Korantextes, der etwas mehr die menschlichen Prozesse hinter den historischen Phänomenen sichtbar macht. Was für die einen als ein Verlust erscheinen mag, ist für die anderen ein deutlicher Gewinn, da das Reden über Gott und die Bestimmung der Menschheit damit wieder näher an das tatsächliche Verstehen und Handeln der Menschen heranführt. Wenn die Menschen tatsächlich verantwortungsvoll mit dem geschenkten Leben, mit der geschenkten Schöpfung umgehen können sollen, dann nur, wenn sie genau diese Schöpfung und sich selbst hinreichend gut verstehen können. Andernfalls erscheinen sie wie ferngesteuerte Roboter, die nicht wirklich wissen, was sie tun, wenn sie etwas tun.
  5. Interessant ist auch die Perspektive, dass der Koran aufgrund seiner zeitlichen Stellung lange nach der jüdischen Thora und dem christlichen Alten und Neuem Testament schon eine mögliche friedliche Koexistenz zwischen dem jüdischen und dem christlichen Glauben im Koran angedacht hatte. So wie die christliche Tradition versucht hat, in ihrer Verkündigung die jüdische Tradition einzuordnen (eher durchgehend negativ, wegen der Abweisung und Verurteilung Jesu), so versucht auch die islamische Tradition das Judentum (sie haben durch ihre Verweigerung gegenüber Gott ihren Alleinvertretungsanspruch verwirkt) und das Christentum (es steht in der gemeinsamen abrahamitischen Tradition; Jesus ist bedeutsam aber hat keine Sonderrolle) zu vereinnahmen.
  6. Die Argumente sind – vom heutigen Standpunkt aus gesehen – sehr schlicht, fast naiv. Doch dies trifft auch auf die Positionierung des Christentums gegenüber den anderen Religionen wie auch auf die Positionierung des Judentums gegenüber den anderen Religionen zu. Während also die traditionellen Offenbarungsreligionen wie erstarrt seit nunmehr 2000 bzw. 1300 Jahren immer nur ihre Sonderrolle gegenüber den jeweils anderen beiden wiederholen, findet man erstaunlicherweise keine gemeinsamen – theologisch motivierte! – Bemühungen, die Gemeinsamkeiten in den drei großen Traditionen zu ergründen. Unter der Führung einer hoch entwickelten gesamteuropäischen islamischen Kultur gab es zwar in der Vergangenheit Phasen von gemeinsamer philosophischer und theologischer Praxis, die allem Anschein nach in die Richtung solch eines gemeinsamen Projektes einer universellen religiösen Kultur und Theologie ging, aber seitdem der Islam begonnen hat, sich selbst zu zerfleischen, seine eigene hochstehende Blütezeit vergessen hat und parallel die damaligen düsteren Denkwelten eines Papstchristentums Freiheit des Denkens und Wissenschaft verunmöglichten, seitdem verharren die großen Offenbarungsreligionen in einer Art Schockstarre.
  7. Wir können nur froh sein, dass sich neben und unabhängig von den großen religiösen Traditionen eine bürgerliche Gesellschaft in Europa entwickelt hatte, eine religionsfreie empirische Wissenschaft, ein Handels- und Wirtschaftsraum, neue politische Gesellschaftsformen, die einen offeneren Umgang mit Realität und Wissen begünstigt haben.
  8. Im Wechselspiel von Aufklärung und modernen Konzepten des Wissens profitierten zumindest Teile der christlichen Tradition von einem neuen, tiefer greifenden Verständnis religiöser Überlieferung, von Textkulturen, von Verstehensprozessen, von Erkenntnis, so dass Menschen heute eher einen Zugang finden können zum Wirken Gottes in seiner Welt als ohne diese Erkenntnisse.
  9. Allerdings, durch die massive Ablehnung und gar Verfolgung modernen Wissens seitens der Religionen tragen wir eine Erbe mit uns herum, das fatal erscheint. Obgleich die moderne Wissensformen auch dem religiösen Wissen entscheidende Grundlagen und Impulse geben könnten, versteht sich die moderne Wissenschaft aufgrund ihres wissenschaftlichen Freiheitskampfes bislang immer noch als Gegensatz zur Religion, als Bollwerk gegen wirklichkeitsverfremdendes religiöses Gedankengut. Nach der bisherigen Geschichte ist dies mehr als verständlich.
  10. Umgekehrt bieten die traditionellen Offenbarungsreligionen (Judentum, Christentum, Islam) bislang immer noch mehr negative Beispiele für den Umgang mit Wissen als positive. Wenn man sieht, wie der Islam (siehe oben) sich bis heute schwer tut, ganz banal die historische Entstehung der Koran-Texte offen zu untersuchen, dann mangelt es hier ja schon an der Wurzel an Offenheit, Vertrauen und Redlichkeit im Umgang mit der gemeinsamen Welt (jüdische und christliche Fundamentalisten stehen darin dem Islam sicher kaum nach).
  11. Durch diese wechselseitige Ausgrenzung blockieren sich alle Parteien gegenseitig. Die Frage, wer ‚Recht‘ hat, scheint hier gar kein Rolle zu spielen. Zu sehr hat man den Eindruck, dass es hier um Machtpositionen geht, um Einfluss, dem alles andere (vorweg die Wahrheit) bedenkenlos geopfert wird.
  12. Während sich so die die Offenbarungsreligionen gegen die Wirklichkeit zu immunisieren scheinen und damit der Gefahr eines theologischen Atheismus sehr nahe sind (oder schon mitten drin? d.h. unter dem Vorwand, es gehe um Gott, wird gerade die Sache Gottes mit Füßen getreten?), läuft die Maschinerie der modernen Wissenschaften aufgesplittert in immer mehr Spezialdisziplinen geradezu heiß und verliert grundlegende Zusammenhänge und übergreifende Fragen aus dem Blick. Die Zahl der grundlegenden Fragen, die die moderne Wissenschaft bislang nicht gelöst hat, nimmt eher zu. In einer Situation, in der die Ergebnisse von Wissenschaft, das neue Wissen, die neue Technologien, den Menschen selbst in Frage stellen, und nach grundsätzlichen Neubewertungen verlangen, kann das Verdrängen wichtiger Aspekte unseres Daseins für Zukunftsentscheidungen existenzbedrohend sein.
  13. Während man im Kontext der modernen Wissenschaften zumindest ahnen und hoffen kann, auf ungelöste Fragen doch noch Antworten zu finden, erwecken die traditionellen Offenbarungsreligionen mit ihrer geistigen Selbstabschließung eher den Eindruck, als ob sie sich aus eigener Kraft aus dieser Erstarrung nicht mehr lösen können. Bevor diese Religionen es nicht schaffen, ihre eigene reale und historische Existenz offen und unvoreingenommen anschauen und untersuchen zulassen (sozusagen als Selbstschutz, um sich nicht selbst etwas vor zu machen), wird es kein fruchtbares Wechselverhältnis mit den modernen Wissenschaften geben können. Letzteres wäre eine minimale Voraussetzung, um Gott – so es ihn gibt – tiefer verstehen zu können. Wer im Rahmen einer Offenbarungsreligion sagt, er glaube an Gott, aber seine Schöpfung, speziell das biologische Leben und damit den Menschen, hasst und zerstört, der vollzieht einen fundamentalen Widerspruch in sich.
  14. Das Buch von Pohlmann ist ein Glücksfall, wenngleich in manchen Passagen mit einigen Längen und Wiederholungen.

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SIND KINDER GUT? WIE KOMMT DAS BÖSE IN DIE WELT? MEMO philosophieWerkstatt vom 8.Februar 2015

Letzte Änderung: 9.Februar 2015, 21:33h (Musikeinschub)

1. Entsprechend der Einladung zur philosophieWerkstatt v2.0 fand die nächste philosophieWerkstatt in der DENKBAR (Frankfurt) statt.

2. Wegen eines technischen Problems fiel der Philosophie-Kunst Programmpunkt aus, was uns mehr Zeit für das Hauptthema gab.

3. Nach der Begrüßung gab es daher dann sofort einen kleinen Einführungsvortrag von Paul Scherfer Samid, unterstützt von Maria Siefen-Just; beides sehr erfahrene Psychotherapeuten mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Sie gaben einen guten Überblick über wichtige Positionen zur Entwicklung von Kindern in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt unter besonderer Berücksichtigung der Frage, ob Kinder ‚gut‘ sind, und wie das ‚Böse‘ in die Welt kommt. Da sie alle Positionen immer mit konkreten Beispielen illustrierten war der Vortrag auch für fachfremde Zuhörer sehr gut verständlich.

4. Es folgte dann eine erste Gesprächsrunde mit allen, in der sehr offen die unterschiedlichsten Meinungen zum Einführungsvortrag ausgetauscht werden konnten (mehr als 10 Redebeiträge).

5. Nach einer Blubberpause, in der jeder mit jedem reden konnte, gab es dann eine intensive Schlussrunde, in der versucht wurde, die Vielfalt der Aspekte in einem ‚Gedankenbild‘ einzufangen (siehe Bild unten).

6. Zum Schluss wurde das Thema für die nächste philosophieWerkstatt am 8.März 2015 ermittelt, dann wieder um 16:00h. Für das nächste Treffen einigte sich die überwältigende Mehrheit für das Thema ‚Was ist Weisheit‘.

Gedankenskizze philosophieWerkstatt vom 8.Februar 2015 Schlussrunde
Gedankenskizze philosophieWerkstatt vom 8.Februar 2015 Schlussrunde

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EINSCHUB: Eigentlich kann Musik ‚an sich‘ weder ‚gut‘ noch ‚böse‘ sein, aber insofern sie Menschen beeinflussen kann, können daraus Zustände resultieren, die der eine geneigt ist als ‚gut‘ zu bezeichnen, die andere als ‚böse‘; wäre dann eine Musik in diesem Zusammenhang ‚gut‘ oder ‚böse‘? Andererseits gibt es weltweit so unterschiedliche Musik, die die einen als ‚gut‘ empfinden (weil sie es gewohnt sind?), sie anderen als ‚igitt‘ … Kann die Musik etwas dafür? Sind Klänge nicht ’neutral‘? Empirische Forschungen legen den Schluss nahe, dass die ’normalen‘ Menschen zunächst global auf bestimmte Klänge eher positiv reagieren, auf andere negativ; so eine Art ‚musikalische Vorprägung‘, letztlich eine Art Programmierung; wir sind nicht ‚frei‘ im Klangerleben, sondern ‚voreingestellt‘. Kann man das ablegen? Es scheint so, vorausgesetzt, man beschäftigt sich aktiv mit unterschiedlichen Klängen. Dazu ein Soundtrack vom 9.Februar 2015: Ist dieser Soundtrack ‚böse‘? (Achtung: die Klangwiedergabe von Firefox ist fehlerhaft: ab einer bestimmten Länge werden Teile des Sounds wiederholt, dazu in einer Abfolge die nicht dem Original entspricht. In dem Falle hilft tatsächlich der Windows Explorer.

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7. Das vorausgehende Bild zeigt die ‚Gedankenskizze‘, die während der Schussrunde entstanden ist. Dieses Bild kann natürlich nur die groben Strukturen wiedergeben.

8. Die Grundposition wird markiert durch die Gedanken des Einführungsvortrags, dass Kleinkinder – speziell in den ersten 12 Monaten – zwar mit einer Grundausstattung an (angeborenen) Fähigkeiten, Bedürfnissen und Dynamiken in die Welt eintreten (nachdem auch schon erste Wahrnehmungs- und Interaktionsprozesse während der Schwangerschaft stattgefunden haben!), sie aber zunächst über keine explizite Strukturierung, keine Einordnung der Vielzahl an Eindrücken verfügen.

9. Die Strukturierung der Welt erfolgt in Interaktion mit der umgebenden Welt, in der die jeweiligen Bezugspersonen eine dominante Stellung einnehmen(auch durch ihre Abwesenheit). Die ersten 12 Monte gelten als besonders prägend mit Auswirkungen auf das ganze restliche Leben.

10. Die Kinder lernen, die Vielfalt der Eindrücke zu ’sortieren‘ nach eigenem Körper oder Außenwelt, nach verschiedenen Objektarten, mit Sonderstellung menschlicher Bezugspersonen, nach unterschiedlichen Bedürfnissen/ Emotionen/ Gefühlen in Wechselwirkung mit der Umgebung.

11. In dieser Phase ist es entscheidend, wie sich die Bezugspersonen während dieses Lernprozesses verhalten.

12. Wenn die Bezugspersonen mit sich selbst Probleme haben, dann werden sie ihre eigene verzerrte Weltwahrnehmung und ihre verzerrten Reaktionen auf die Welt auf die Kinder übertragen und diese werden mit einem verzerrten inneren Bild der Welt und von sich selbst ‚trainiert‘. Dies kann z.B. beinhalten, dass ‚Ängste‘ überzogen, Verhaltensweisen unterdrückt, Erwartungen enttäuscht werden. Das Kind kann als ‚unerwünscht‘ eingestuft werden, als ‚Störenfried‘, und dergleichen mehr. Da Kinder in dieser frühen Phase bzgl. solcher Strukturierungen mehr oder weniger wehrlos sind, werden sie mit all diesen Verzerrungen (falsch programmiert) ihren weiteren Weg gehen, und all dies als ‚Ballast‘ mit sich tragen. Langzeituntersuchungen zeigen, dass sich stark negative erste Prägungen über das ganze Leben hemmend bzw. stark belastend auswirken können. Das, was Kindern in ihrer frühen Kindheit an positiven Lernerfahrungen, speziell an ‚Anerkennung‘, versagt wurde, das versuchen sie sich dann später auf ihre Weise wieder zurück zu holen. Gewalttäter, Amokläufer und Terroristen sind hier Extrembeispiele.

13. Umgekehrt, wenn Kinder das Glück haben, mit Bezugspersonen aufwachsen zu können, die es schaffen, ihnen ein realistisches und ‚funktionierendes‘ Selbstbild samt Weltordnung zu vermitteln, dann können sie ihre Dynamiken weitgehend ‚konstruktiv‘ ausleben. Wichtige Bezugspersonen sind nicht nur die Eltern, sondern auch – wenn vorhanden – Geschwister und andere Kinder. Diese können sehr verletzend sein wie auch unterstützend.

14. Auf der Basis des – hier nur sehr grob gezeichneten – Bildes von den frühkindlichen Lernprozessen stand die These im Raum, dass die Kinder als solche weder ‚gut‘ noch ‚böse‘ sind. Kinder bringen zunächst einmal ihre körpergebundene Dynamiken ‚mit‘ (Ängste, Erwartungen, Neugierde, Bedürfnisse, Aggression, Trauer, …) und erfahren von der Umwelt, von ihren Bezugspersonen, was ‚gut‘ angesehen wird und was ‚böse‘. In einer Gesellschaft werden Mädchen von Anfang an als ‚geringwertig‘ behandelt, in anderen Gesellschaften nicht; in der einen Gesellschaften gelten ‚aggressive‘ Kindern als Lebenstüchtig, in anderen wird Aggression bestraft; in einer Gesellschaft darf man sich frei bewegen und laut sein, in anderen muss man immer leise sein und wird man vorwiegend eingesperrt; in der einen Gesellschaft wird viel liebkost und geschmust, in anderen betont man Distanz und zeigt eher keine Gefühle; usw.

15. Unter der Voraussetzung, dass jede Gesellschaft ihre – ausdrücklichen oder unausgesprochenen – Regelsysteme hat, was man tut oder nicht tut, was als ‚gut‘ oder ‚böse‘ gilt, wird die Gesellschaft das Verhalten eines Menschen entsprechend als ‚gut‘ und ‚böse‘ bewerten. Und es wird die Tendenz bestehen, Menschen, die im Sinne der geltenden Regeln ‚böses‘ Verhalten zeigen, als ‚böse Menschen‘ zu klassifizieren, und entsprechend andere als ‚gute Menschen‘.

16. Sowohl aus der Geschichte wie aus der Gegenwart haben wir endlos viele Beispiele, wie Menschen in der einen ‚Werteordnung‘ als ‚gut‘ gelten, weil sie Tat X tun, in der anderen Werteordnung aber genau deshalb als ’schlecht‘ gelten. Extremtaten wie das Töten (Quälen, Erniedrigen, Foltern, …) von Menschen können zur ‚Heldentat‘ werden, wenn eine Gesellschaft mehrheitlich als ‚gut‘ einstuft. Zu allen Zeiten in allen Regionen dieser Welt hat es dies gegeben und gibt es dies weiterhin (z.B, heute radikale islamistische Gruppen, Russland – Ukraine, politische Terroristen, Verbrechersyndikate, Geheimdienste, Drohnenkrieg, …). Das Naziregime mit seiner systematischen Vernichtung von Millionen Juden, verknüpft mit der Tötung von ‚lebensunwerten‘ Menschen, verbunden mit der Tötung von politisch unbequemen Menschen, verbunden mit der Tötung von kulturell ‚abartigen‘ Menschen, ist kein Einzelfall. In der Geschichte zuvor wurden hunderttausende und Millionen von Menschen hingeschlachtet und Stalin, Mao, Pol Pot sind nur einige Beispiele von anderen beispiellosen Tötungsorgien in der Zeit während und nach dem Naziregime.

17. Angesichts dieser Geschichte des Grauens stellt sich die Frage, ob alle diese Taten erklärbar sind allein durch die Psychostruktur des einzelnen Menschen und der jeweiligen gesellschaftlichen Bedürfnis- und Bedrohungslagen, oder muss man darüber hinaus annehmen, dass das ‚Böse‘ eine ‚umfassende Wirklichkeit über die einzelnen Menschen hinaus‘ sei?

18. Eine Minderheit der Anwesenden vertrat – wenn auch unterschiedlich – den Standpunkt, das dem ‚Bösen‘ eine Wirklichkeit jenseits der Wirklichkeit des einzelnen‘ zukomme.

19. Die überwiegende Mehrheit meinte jedoch, dass das ‚Gute‘ und ‚Böse‘ ausschließlich ein ‚Epiphänomen‘ menschlichen Verhaltens und Wertens sei. Wenn man sieht, wie vielfältig die gleichen Menschen Sachverhalte unterschiedlich bewerten können, wenn man sieht wie innerhalb der gleichen religiösen Traditionen (im Judentum, im Christentum, im Islam, im Buddhismus, …) ganz unterschiedliche bis gegensätzliche Werte auftreten können, die aber dennoch alle durch Bezug auf ‚Gott‘ bzw. eine höchstes Prinzip begründet werden, dann spricht dies eher für eine Verwurzelung im menschlichen Urteilen und Bewerten. Und wenn man dann noch sieht, wie es die jeweiligen ‚Weltbilder‘ sind, die zur Begründung für bestimmte Werte herangezogen werden, Weltbilder, die die Menschen selber aufgestellt haben, dann spricht dies weiter für die ‚Quelle Mensch‘. Und wenn man dann auch sieht, wie der Mensch sich selbst, seine Bedürfnisse, seine Eigenheiten im Laufe der Geschichte und in den verschiedenen Kulturen so ganz verschieden bewertet hat und bewertet, dann wird man umso mehr das ‚Böse‘ und das ‚Gute‘ auf den Menschen selbst zurückführen müssen, da es ja keinen allgemeinen Begriff von ‚Gut‘ und ‚Böse‘ gibt. Wer nach der Bedeutung der Begriffe ‚Gut‘ und ‚Böse‘ im Gesamt der Menschheit sucht, wird ganz unterschiedliche Deutungen finden.

20. Von daher erscheint es allein schon aufgrund dieser Sachlage schwierig bis unmöglich, von DEM ‚Guten‘ oder DEM ‚Bösen‘ zu sprechen. Kein lebender Mensch kann für sich beanspruchen, zu sagen ER/ SIE wüsste, was ‚Gut‘ und ‚Böse‘ ‚grundsätzlich‘ ist. Was wir haben sind jeweils mehr oder weniger anerkannte Regelsysteme, die für eine bestimmte Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit festschreiben, was als ‚gut‘ und ‚böse‘ in dieser Gesellschaft gelten soll. Sie sind gespeist von Erfahrungen aus der Vergangenheit und durchtränkt von vielen starken Interessen der Lebenden. Diese Regelsysteme sind aber weder einheitlich noch global. Und für die ‚Anhänger‘ der verschiedenen Regelsysteme habe diese Regeln eine hohe Geltung. Sie zu verletzen wird in der Regel schwer bestraft. Wie soll diese Verschiedenartigkeit ‚aus sich heraus‘ ‚zueinander finden?

21. Abschließend – das war nicht mehr Teil der Diskussion – muss man vor diesem Hintergrund fragen, was wir als Menschheit bislang überhaupt über unsere gemeinsame Zukunft wissen bzw. wissen können. Wenn wir bis heute noch so verstrickt sind in partikuläre, sich vielfältig widersprechende, Regelsysteme, mit sehr verwirrenden Bedeutungen von ‚Gut‘ und ‚Böse‘, und ohne klare Zukunftsbilder, dann ist aktuell schwer zu erkennen, wie wir gemeinsam eine konstruktive Zukunft gestalten können.

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