Archiv der Kategorie: Musikexperiment – philosophisches

PHILOSOPHIE-JETZT-MENSCHENBILD PLANETENSYSTEM :-)

Philosophie Jetzt als Planetensystem: eJournal Philosophie Jetzt - Philosophiewerkstatt - Philosophy-in-Concert
Philosophie Jetzt als Planetensystem: eJournal Philosophie Jetzt – Philosophiewerkstatt – Philosophy-in-Concert

Da ich jetzt schon mehrfach darauf angesprochen wurde, dass die vielen Links auf so verschiedene Ereignisse verwirren können, hier mal der Versuch eines Schaubildes mit dem eJournal ‚Philosphie Jetzt – Auf der Suche nach dem neuen Menschenbild‘ im Zentrum (Beiträge, wenn es halt passiert) und den beiden ‚Trabanten‘ ‚Philosophiewerkstatt‚ (monatlich) und ‚Philosophy-in-Concert‚ (bisher 1-2 x pro Jahr).

RIMINI PROTOKOLL- HITLERs MEIN KAMPF – PHILOSOPHIE JETZT

KONTEXT

  1. In diesem Blog versucht ein Autor (cagent) seit Jahren sich selber besser zu verstehen, indem er das, was irgendwo in den Tiefen seines Organismus stattfindet, im Schreiben sichtbar macht. Zunächst für sich, dadurch aber auch für andere. In der Vergegenständlichung des zuvor Ungegenständlichen wird/ werden ansatzweise Erleben, Fühlen, Präferieren, Sachverhalte, Zusammenhänge, Veränderungen, Sichtweisen sichtbar, die den Ausgangspunkt für weitere Überlegungen bilden können. Wiederholt, und immer wieder, ergeben sich Schreibereignisfolgen, die Linien auf einer Landkarte des Nichts bilden, aus denen sich zaghaft Muster formen, Figuren des Denkens, Andeutungen einer Wirklichkeit im Dunkel des Unbewussten, im Jenseits hinter dem Wall der Phänomene, die die Gegenwart konstituieren. Es ist der Versuch, im Diffusen der Gegenwart Ansatzpunkte für ein mögliches Verstehen des eigenen Geschehens, und dadurch auch der begleitenden Welt, zu finden. Dies ist die Wurzel jeglicher Philosophie, die Tuchfühlung mit einem Leben, das irgendwie viel größer ist, sich aber in den Ereigniswolken der Gegenwart nur zipfelhaft zeigt.
  2. Seit einigen Jahren werden diese philosophischen Selbstversuche ergänzt, begleitet von regelmäßigen öffentlichen Philosophiewerkstätten, in denen die Teilnehmer nach einer Art Verlaufsprotokoll die Gelegenheit haben, ihr unterschiedliches Fühlen und Denken zu teilen, indem sie sich mitteilen, indem sie ihre Gedanken in einen gemeinsamen Raum stellen, sich darin wechselseitig anregen, kommentieren, vergleichen. Auch hier entstehen aus dem Nichts des eigenen Unbewussten Ereignispunkte, Bewegungen, Linien, Muster, einer möglichen Realität, die ansonsten unsichtbar geblieben wären. Das ist die Wurzel für ein gemeinsames Philosophieren. (Statt von Werkstatt sollte man mittlerweile vielleicht eher von einem Labor für Selbstversuche sprechen).
  3. Seit kurzem, noch ganz frisch (zuerst 1. und 12.Dez.2015, jetzt 1.Nov.2016) gibt es mit der Initiative PHILOSOPHY-IN-CONCERT den weiteren Versuch, philosophisches Denken in Interaktion mit Sound (und einigen Bildern) in Form einer Performance stattfinden zu lassen, an die sich dann Gespräche anschließen. Hier fehlen noch Erfahrungswerte, um mehr zu sagen. Als Mitmachender erlebe ich diese Form zunächst mal als sehr inspirierend, aber doch ziemlich anders als die beiden anderen Formen. Man wird sehen.

RIMINI PROTOKOLL

  1. Angeregt durch einen Besuch der Performance von Hitler‘s Mein Kampf 1&2, initiiert von der Künstlergruppe Rimini Protokoll, wurde ich auf dieses Theaterkonzept aufmerksam. Neue Sichten auf unsere Welt ermöglichen mit realen Menschen, mit realen Erfahrungen und Überlegungen, mit Bezug zur realen Welt, in fantasievollen und ungewöhnlichen Settings, ein sich gegenseitig und wechselseitiges Kommentieren der einen Welt mit ihren vielen Realitäten durch die vielen realen Personen. Fantastisch.

HITLERS MEIN KAMPF 1&2

  1. Am Freitag 28.10.2016 abends im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt, hatte ich Gelegenheit eine Produktion von Rimini Protokoll zu sehen: Hitlers Mein Kampf 1&2. Ich gestehe, dass ich von mir aus nicht hingegangen wäre. Aber wir hatten Karten von einer Freundin geschenkt bekommen, die bei dem Stück mitspielt.
  2. Wow kann ich nur sagen. 6 Personen, deren Biographie mit dem Buch Mein Kampf auf unterschiedliche Weise verwoben ist, agierten zweieinhalb Stunden ohne Pause mit einem spartanischen Bühnenbild, und hielten den Ball im Spiel.
  3. Zwar merkte man schon ansatzweise, dass dies keine Profischauspieler waren, das wurde aber mehr als wett gemacht durch die Tatsache, dass diese realen Personen ihre eigene Realität spielten und damit zugleich ein Stück die Realität des Buches mein Kampf ins Spiel brachten. Außerdem waren es sechs verschiedene Charaktere, sechs Biographien, sechs Typen, die je für sich interessant waren, und die dann auch ein Zusammenspiel entwickelten, das von diesen Charakteren lebte.
  4. Beiläufig erfuhr man auch etwas über das Buch selbst, seine suggestive Sprache, seinen verführerisch-demagogischen Duktus, der durch scheinbar unmerkliche Veränderung der Wirklichkeit anfänglich so sanft und verständnisvoll rüberkommt, sich dann aber doch zu immer rabiateren und menschenverachtenden Formulierungen und Aussagen steigert, die dann in einer bizarren Ideenwelt endet, die sich von der Realität weit entfernt hat und im völkisch-rassistischen Schwarz-Weiß vor keiner Greueltat mehr zurückschreckt.
  5. Dieses Buch nicht publik zu machen, ist eigentlich dumm. Die meisten Menschen würden beim Lesen erkennen, welch Wahngebilde sich hier aufbauen. Diejenigen, die es nicht sehen, werden auch ohne dieses Buch ihre vereinfachten Weltbilder ausleben. Nationalistisch-rassistische Strömungen gab es zu allen Zeiten, gibt es heute in fast jedem Land dieser Welt (selbst mitten in Israel), und die werden durch solch ein Buch weder unterstützt noch verhindert. Die katholische Kirche hatte Jahrhunderte versucht, Bücher zu verbieten; genutzt hat es nichts (Liste der verbotenen Bücher).
  6. Ideen haben nur dann eine Wirkung, wenn sie auf etwas in den Menschen treffen, an denen sie andocken können. Wenn es soziale und wirtschaftliche Ungleichgewichte gibt, Benachteiligungen bestimmter Gruppen, unbefriedigte Eitelkeiten aller Arten, dann sammeln sich negative Emotionen an, die nach einer Befriedung suchen. Das ist der Stoff, aus dem radikale Bewegungen entstehen. Wenn die gewählten Politiker ihr Amt missbrauchen, wenn Lobbyismus so unverhohlen praktiziert wird wie mittlerweile von vielen deutschen Ministerien, dann fangen die Menschen an, schwarz-weiß zu malen, Parolen zu rufen, und die Emotionen in Formen zu gießen, an die dann Parolen – wie auch damals die von einem Adolf Hitler — anknüpfen können. Ein Buch zu verbieten, aus Angst vor solchen Parolen, ist lächerlich und naiv.
  7. Die sechs Personen auf der Bühne machten durch die Realität ihres eigenen Lebens deutlich genug, wie vielschichtig die Realität ist, wie unterschiedlich die Faktoren waren und sind, die eine Gesellschaft prägen, beeinflussen. Einerseits ist jeder einzelne unbedeutend; andererseits sind wir zusammen das, was jeder einzelne ist. Der einzelne ist etwas; er ist das Stück Realität, aus dem alles wird.

PHILOSOPHIE JETZT

  1. Für das Projekt einer Philosophie jetzt könnte aus all dem folgen, den Prozess des philosophischen Reflektierens fantasievoll weiter auszubauen, anzuregen, zu ermöglichen, im Alltag. In einer Zeit der umfassenden Digitalisierung und der damit einhergehenden Nivellierung von Realität kann das miteinander Reden mehr den je überlebenswichtig werden. Die Propagandakraft von Firmen wie google (Alphabet) und Facebook ist um Dimensionen größer als die Propagandamaschine von Hitler. Allein Facebook soll mehr als 1 Mrd Mitglieder haben, täglich, stündlich (wobei alle 3 Minuten rein statistisch einer stirbt). Die Gesamtauflage von Hitlers Kampf war am Ende bei ca. 12 Mio Exemplaren…

Einen Überblick über alle Beiträge des Autors cagent nach Titeln findet sich HIER.

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START DES PHILOSOPHIESOMMERS 2016 IN DER DENKBAR FRANKFURT – Nachhall zum 14.Februar 2016

START GELUNGEN

Nach einer Unterbrechung von mittlerweile fast 6 Monaten hat sich die Philosophie in der DENKBAR zurückgemeldet.  Aufgrund der Einladung vom 9.Februar 2016 hatte sich eine sehr interessante Gruppe  zum Re-Start versammelt. Und der gedankliche Austausch nahm seinen Lauf.

EIN HAUCH VON PHILOSOPHY-IN-CONCERT

Wie angekündigt wurde ein kleines Hörstück vom PHILOSOPHY-IN-CONERT Experiment eingespielt, dazu ein Bild von der – noch – leeren virtuellen Insel aus einer virtuellen Welt.

cagent vor leerer PiC-Insel 14.Februar 2016
cagent vor leerer PiC-Insel 14.Februar 2016

PHILOSOPHY-IN-CONCERT versteht sich als Versuch, die Fragestellung von der Zukunft des Menschen in Wechselwirkung mit der neuen Technologie der intelligenten Maschinen aus philosophischer und wissenschaftlicher Sicht künstlerischer erlebbar zu machen. Wie das genau geschehen wird, ist Teil des laufenden Experimentes. Erste Gehversuche fanden in öffentlichen Veranstaltungen am 1.Dez. 2015 und am 12.Dez. 2015 statt. Daraus stammt das Hörstück, das an diesem Abend gespielt wurde.

 

Dieses Stück kann uns daran erinnern, dass wir uns ohne Gebrauchsanleitung vorfinden und seit vielen tausend Jahren auf der Suche nach uns selbst, nach dem inneren Drehbuch von allem sind. Alle Kulturen haben ihre eigene Version erzählt, die vielen Religionen, die Philosophen, die moderne Wissenschaft liefern ständig neue Varianten. Welche ist nun die richtige? Woran können wir die richtige erkennen?

Zwei der Stimmen im Hörstück sind vom Computer generiert. Die gesamte Musik ist vom Computer generiert. Wir erleben einen realen Klang, der von Algorithmen erzeugt wurde. Auch das Bild, das in der Live-Schaltung sehr realistisch wirkte (z.B. mit Wellenbewegungen und Lichtreflexen) war komplett vom Computer generiert, ein Virtuelles als Reales, Virealität …

DIE AUSGANGSLAGE

Damit waren wir bei der Ausgangslage angekommen.

In unserem Alltag erfahren die, die Arbeit haben, oft (meistens?), dass sie zu viel Arbeit haben. Sie drehen in ihrem Rad und schaffen es kaum noch, jenseits der beruflichen Routine andere Aspekte des Lebens breit und differenziert aufzunehmen. Zugleich hat man das subjektive Gefühl, die Ereignismenge nimmt beständig zu, die Änderungen werden schneller. In all dem ist eine Entwicklung unübersehbar: die fortschreitende, mittlerweile umfassende, Digitalisierung des gesamten Lebens. Im Beruf, in der Freizeit, öffentlich und im Privaten, überall begleiten uns mittlerweile Computer, die mit Netzwerken verbunden sind. Vielfach sind sie schon nicht mehr erkennbar, da sie die Gestalt von Alltagsgegenständen angenommen haben, sie Teil von Wohnungen und Gebäuden sind, überall in den Verkehrsmitteln eingebaut sind, Teil von öffentlichen Räumen …. noch weniger kann man die Aktivitäten in den Netzwerken und Datenbanken wahrnehmen. Das globale Geschäft mit den privaten (und kommerziellen und institutionellen) Daten brummt; einige wenige werden immer reicher, viele andere werden jeden Tag schleichend entwertet. Der Staat scheint zu versagen; es wirkt, als ob er seine Bürger den Datenkraken und den außer Rand geratenen Geheimdiensten überlässt. Privatheit war einmal. Industriespionage scheint mittlerweile der Standard sein, vorpraktiziert von den staatlichen Geheimdiensten selbst, wenn man den Quellen trauen kann.

Erleben wir einen epochalen Umbruch? Was ist mit den traditionellen Wertelieferanten, den bekannten Religionen? Was ist mit den Wissenschaften? Sind Menschen nur ein zufälliges Ereignis der Evolution, eine biochemische Masse, die alsbald wieder vergeht? Sind die Menschenrechte nur noch gut für Sonntagsreden, aber ansonsten im Alltag blutleer, wert-los? Warten alle nur noch auf die Erlösung durch die Roboterfabriken und intelligente Maschinen, die dann alles lösen werden, was der Mensch nicht lösen konnte?

Was ist mit den globalen Konzernen, die ihr Geschäft auf Algorithmen basieren, die die globalen Datenmengen auswerten und hochrechnen: sind sie morgen bankrott, weil sie ihre eigenen Algorithmen nicht mehr unter Kontrolle haben? Lassen die anwachsenden Bot-Armeen die Daten von twitter, facebook, google und Co zu Schrott werden?

GEDANKENSTURM

Dies sind einige der Gedanken, die eingangs geäußert wurden, und die dann zu einem intensiven Gedankenaustausch führten.

Gedankensturm vom 14Febr2016 - ungeordnet
Gedankensturm vom 14Febr2016 – ungeordnet

Im Gegensatz zu sonst fiel es dem Protokollanten schwer, diese vielen Aspekte sofort in eine Struktur einzupassen. Dies kann auch ein Anzeichen dafür sein, dass wir es hier mit einem qualitativ neuem Gesamtphänomen zu tun haben. Alle bisher benutzten Muster greifen nicht mehr so richtig.

Am erfolgversprechendsten erschien dann die Perspektive, dass wir den Menschen, uns, viel radikaler als bislang als Teil eines evolutionären Prozesses sehen müssen, der uns dorthin gebracht hat, wo wie heute stehen. Dies intensiviert die Rückfragen an diesen Prozess. Welche Rolle spielt dann der berühmte Zufall bei der Entstehung des bekannten Universums und der bekannten Lebensformen. Ist alles nur Zufall oder ist Zufall nur ein Moment an einem komplexeren Geschehen? In der Wissenschaft haben einige gemerkt, dass der Zufall insofern nur ein – wenngleich sehr wichtiges – Moment des Geschehens ist, da bei der Entwicklung des biologischen Lebens die Speicherung bisheriger Erfolge im DNA-Molekül wesentlich ist. Nur durch diese Speicherung (Erinnerung, Gedächtnis) wurde eine Zunahme von Komplexität möglich. Der Zufall variiert, das DNA-Gedächtnis gibt eine Richtung. Dieser Prozess ist sehr langsam. Erst mit dem Auftreten des homo sapiens als Teil dieses Prozesses gab es eine Revolution: die Gehirne des homo sapiens können mit ihren elektrischen Zuständen Eigenschaften der Umgebung und sich selbst zu Modellen formen, mit diesen virtuellen Modellen elektrisch spielen und auf diese Weise in sehr kurzer Zeit hochkomplexe Alternativen erkunden, verwerfen oder ausprobieren. Dies führt zu einer extremen potentiellen Beschleunigung der Evolution. Veränderungen, die zuvor vielleicht tausende, zehntausende von Generationen gebraucht haben, können nun innerhalb von Jahren, Monaten, Tagen … gedacht und gestartet werden. Die Erfindung des Computers (eine 1-zu-1 Kopie der Struktur, die dem Kopiervorgang von biologischen Zellen zugrunde liegt!) erscheint in diesem Kontext folgerichtig, dazu Netzwerke und Datenbanken. Aus Sicht der Evolution ist es die Befreiung der Materie in frei konfigurierbare Zustände mit extremer Beschleunigung.

Für die agierenden Menschen, Mitglieder der Gattung homo sapiens, scheint dies aber zu einer Zerreißprobe zu werden, zur Krise der alten Weltbilder die – stimmt das neue Bild – sowieso falsch waren. Wer sind wir wirklich? Was soll das Ganze? Kann es in diesem kosmischen Gesamtgeschehen überhaupt so etwas wie einen Sinn für einzelne Individuen, für einzelne Generationen geben? Wie können wir in all dem, was diese neue Entwicklung mit uns macht, ein Muster erkennen, irgendetwas, was über puren Zufall hinausweist? Oder brauchen wir das alles nicht, ist es sowieso egal? Soll jeder halt die Zeit seines Lebens nutzen so gut es geht, ohne Rücksicht auf Verluste? Sind die Menschen, nachdem sie die Evolution durch Computer, Netzwerke und Datenbanken neu entfesselt haben, sowieso überflüssig geworden? Homo sapiens hat seinen Job gemacht; die Zukunft liegt jetzt nur noch in Hand der intelligenten Maschinen?

WIE GEHT ES WEITER?

Am 13.März 2016 treffen wir uns zur weiteren Verhandlung in Sachen homo sapiens.

  • Was macht das alles mit uns?
  • Hat der homo sapiens noch eine Chance?
  • Ist er überflüssig geworden?
  • Gibt es die intelligenten Maschinen, die den homo sapiens ersetzen sollen, wirklich?
  • Ist dies aller nur ein Propagandatrick der Medien und einiger globaler Konzerne?
  • Sind google, facebook und Co morgen schon pleite, weil sie ihre eigenen Algorithmen nicht mehr unter Kontrolle haben?
  • Was wird uns PHILOSOPHY-IN-CONCERT zum Nachdenken geben?
  • Könnten uns intelligente Maschinen sogar helfen?
  • Was ist mit der Maschine als Therapeut und Partner?
  • Was ist mit den technischen Erweiterungen des Körpers?
  • Was ist mit den möglichen genetischen Veränderungen: warum wollen wir sie nicht?
  • Wo liegt unsere Zukunft? In der bloßen Wiederholung des Alten oder in einem real Neuem? Wie kommen wir dahin? Wer sind unsere Ratgeber? Müssen wir auf unsere Enkel hoffen, dass die es dann schon richten, weil wir zu dumm und träge sind?

Einen Überblick über alle vorausgehenden Sitzungen der Philosophiewerkstatt findet sich HIER.

PHILOSOPHIESOMMER 2016 IN DER DENKBAR FRANKFURT

Alltag, Visionen der Wissenschaft, und die antike Philosophie: müssen hier Köpfe rollen oder gibt es neue gedankliche Fusion?

Sind Sie neugierig, oder meinen Sie, etwas beitragen zu können?

Kommen Sie dazu.

Geben Sie ihrer Eitelkeit drei Stunden Urlaub und lassen Sie zu, dass Sie in der Andersartigkeit vielleicht etwas Neues entdecken.

ORT:

DENKBAR Frankfurt
Spohrstrasse 46a

(Achtung: Parken schwierig! Man muss wirklich im Umfeld suchen)

PROGRAMMFORMAT

Moderation: Gerd Doeben-Henisch

16:00 Begrüßung

16:05 Kleine Performance aus dem PHILOSOPHY-IN-CONCERT Experiment

16:15 Eingangsüberlegungen

16:30 Erste offene Gesprächsrunde (simultan Erstellung eines Begriffsnetzwerkes)

17:30 Blubberpause (Jeder kann mit jedem reden; Essen und Trinken)

18:00 Zweite offene Gesprächsrunde (simultan Erstellung eines Begriffsnetzwerkes)

18:45 Schlussstatements

19:00 Ende

Langsames Wegdiffundieren der Teilnehmer ….

ERINNERUNGEN…

In der Regel erscheint im Anschluss an eine Sitzung ein Bericht im Blog cognitiveagent.org, der auch Gelegenheit bietet, sich durch Kommentare oder eigene Beiträge an der Diskussion zu beteiligen.

INHALTLICHE LINIE

Da der Gesprächsprozess – abhängig von den Teilnehmern! – seine eigene Dynamik gewinnt, lässt sich keine genaue Prognose für alle kommenden Themen geben.

Das Rezept für den Start orientiert sich einmal an unseren alltäglichen Erfahrung einer Menschheit im Fiebertaumel zwischen Gewalt, Krieg, Katastrophen auf der einen Seite, eingespannt in ein umfassendes Räderwerk von Wirtschaft, Verwaltungen, Medienströmen, Politikbetrieb, Anwachsen von ‚tiefem Staat‘ mit mittlerweile grenzenloser Überwachung andererseits; dazu eine scheinbar entfesselte Wissenschaft, die – abgeschottet von der Öffentlichkeit – immer neue Details der Materie enthüllt, den Menschen als biochemische Masse sieht, deren Tage gezählt sind, und in automatisierten Produktionsprozessen denkt, die mit bekannten Wertesystemen kaum noch etwas zu tun haben. Und dann, man wagt es kaum zu sagen, gab es einen alten, sehr alten Philosophen, der mindestens 1800 Jahre lang das Denken In ganz Europa (Westen wie Osten; christliche Theologie genauso wie die islamische Theologie!) geprägt hat, Aristoteles, der heute auf allen Gebieten als abgeschrieben gelten kann. Und doch, schaut man sich die großen Lücken an, die die moderne Wissenschaft mit sich herumschleppt, kann man ins Grübeln kommen. Die Zukunft ist niemals einfach nur die Wiederholung des Gestern. Aber sie ist auch niemals das total ganz andere. Die biologische Evolution praktiziert das Modell der Zähmung des Zufalls durch Erinnerung; das Ergebnis nach ca. 4 Mrd Jahren sind u.a. wir, der homo sapiens. Es ist schwer zu verstehen, bis heute. Manche wollen es auch gar nicht verstehen…

ARCHIV

Wer sich für die bisherigen philosophischen Gespräche unter der Überschrift ‚Philosophiewerkstatt‘ interessiert, ist eingeladen, die Erinnerungsseite zu besuchen. Hier gibt es Berichte von den zurückliegenden Diskursen.

PSYCHOLOGIE DER SUCHE – UND MANCH ANDERES. Zur Philosophiewerkstatt vom 9.Nov.2014

A) PSYCHOLOGIE DER SUCHE
B) SELBSTORGANISATION DES DENKENS
C) NEUE MUSIK
D) SUBJEKTIVE GEWISSHEIT – OBJEKTIVER RAHMEN
E) MENSCH UND COMPUTER
F) SELBSTVERNICHTUNG DES MENSCHEN?
G) PROGRAMMENTWURF FÜR So 14.Dez.2014

1. Nach dem Start der philosophieWerkstatt v2.0 am 12.Oktober (siehe einen subjektiven Bericht davon hier) hat sich die Zahl der TeilnehmerInnen mehr als verdoppelt. Dies erweiterte den Raum der Erfahrungen, die in das Gespräch eingehen können. Aber eine größere Anzahl verändert auch den Fluss eines Gespräches. Man muss lernen, wie man damit umgeht.

A) PSYCHOLOGIE DER SUCHE

2. Das Gespräch startete mit einem kurzen Bericht von der ersten Sitzung (siehe das Schaubild vom letzten Bericht). Darauf bezogen gab es unterschiedliche Rückmeldungen, die aber dieses Mal nicht alsbald zu dem ‚Gesprächsfluss‘ führte, wie er die erste Sitzung charakterisierte, sondern erweckte bei den Beteiligten den Eindruck eines auf der Stelle Tretens. Man hatte subjektiv individuell Erwartungen, aber diese fand man im aktuellen Gesprächsgeschehen nicht wieder.

Stichwortsammlung 9.Nov.2014 (rosa Ellipsen)
Stichwortsammlung 9.Nov.2014 (rosa Ellipsen)

3. In solchen Situationen einer ‚quälenden Ungewissheit‘ ist es eine häufige Versuchung, nach altbekannten Rezepten zu greifen, um ‚irgendetwas‘ zu machen, damit man überhaupt etwas macht; ‚quälende Ungewissheit‘ wird jedenfalls bei den meisten als ‚unangenehm‘ empfunden.

4. Jeder, der schon mal ein Problem in einer bestimmten Zeit lösen musste, kennt diese Situation. Man muss (oder will) eine Lösung finden, aber aktuell hat man sie noch nicht. Was tut man? Wo fängt man an? Wo sollte man suchen? Man spürt seine eigene Unzulänglichkeit. Man zweifelt an sich. Man wird unruhig? Man fragt sich, ob es die richtige Entscheidung war, sich in diese Situation zu bringen… und Ähnliches.

5. Die Gruppe hat diese Situation eines gemeinsamen Suchens ohne aktuell subjektiv befriedigende Situation sehr konstruktiv gelöst. Keiner stand auf und ging einfach weg. Jeder versucht, die Situation konstruktiv anzunehmen und doch noch eine Lösung zu finden.

6. Eine Phase von Gesprächen in kleineren Gruppen löste die Lähmung auf, führte zu lebhaften inspirierenden Gesprächen und führte dann zu einem ‚Plan‘ für das weitere Vorgehend bei der nächsten Sitzung.

B) SELBSTORGANISATION DES DENKENS

7. Die individuell-gemeinschaftliche Suche nach etwas, was in sich noch nicht so bekannt ist, wo der Weg tatsächlich ein wesentlicher Teil des Zieles ist, unterliegt gewissen Randbedingungen, die gewisse Verhaltensweisen bedingen.

8. So macht es natürlich einen Unterschied, ob man einen Abend bei ‚Punkt Null‘ beginnt, ohne Voraussetzungen in der Vergangenheit; man kann direkter zu den Punkten kommen. Da nur 1/3 der Teilnehmer vom 12.Okt.2014 auch am 9.Nov. anwesend waren, wussten 2/3 am aktuellen Abend nichts von der Vorgeschichte. Die Vermischung von letzter Sitzung und aktueller Sitzung wirkte daher weniger inspirierend sondern eher wie ein Bremsklotz. Die Gruppe erarbeitete die Hypothese, jede Sitzung mit einem bestimmten Thema anzufangen, das von einer Mehrheit als ‚gesprächswürdig‘ angesehen wird.

9. Ferner spielt natürlich die Anzahl eine Rolle. Je mehr Gesprächsteilnehmer anwesend sind, umso schwieriger wird ein Gespräch, da man auf immer mehr Erwartungshorizonte eingehen muss. Dies wird ab 4-5 Personen schon zunehmend schwer. Eine Klärung der eigenen Position zu einem Thema sollte daher einen Kommunikationsraum haben, der ‚Leichtgängig‘ ist. Die Gruppe erarbeitete daher die weitere Arbeitshypothese, zumindest zu Beginn des Treffens eine oder zwei Gesprächsphasen in kleinen Gruppen zu organisieren, die dann als Gruppe fokussiert ihre Ergebnisse allen anderen vorstellen. Anhand des Bildes, das dann aus diesen Gruppengesprächen entstehen, könnte man dann immer gemeinsame Reflexions- und Gesprächsphasen einschieben.

10. Auf diese Weise kann man überschaubare, persönliche Gesprächsprozesse erhalten, kann sich jede Gruppe dort abholen, wo sie steht, kann sich zusätzliche ein übergreifendes ‚Gedankenbild‘ entwickeln, das man im Kontext bekannter Erkenntnisse/ Modelle/ Theorien diskutiert.

C) NEUE MUSIK

11. Der Veranstalter macht unter dem Namen cagentArtist seit ca. 6 Jahren Experimente mit Klangräumen auf der Suche nach ’neuen Klängen‘. Dabei hat er vielfältige Erfahrungen gemacht beim ‚Suchen‘ nach neuen Klängen. Wie sucht man nach etwas, was man noch nicht kennt? Er hat dazu eine Methode entwickelt die das Individuum ins Zentrum stellt, die unabhängig ist von individuellen Fähigkeiten, von vieljährigen Trainingsprogrammen, unabhängig von ‚herrschendem Geschmack‘, von welchen Monopolen auch immer. Es geht um eine Begegnung mit neuen Klängen ‚für jeden‘, ‚zu jeder Zeit‘, ‚unabhängig‘ vom Monopol eines Senders, einer Redaktion, eines Sinfonieorchesters, vom Mainstream: ‚Bottom-Up‘, ‚Graswurzel‘ …. Das Bild vom großen Künstler, der eine ‚göttliche Inspiration‘ empfängt, die er ‚meisterlich‘ in eine ‚Form gießt‘, die die ‚hohe Musik‘ verkörpert, ist eine Ideologie. Sie begründet zu Unrecht eine Machtstruktur der ‚Musikwissenden hier‘ und der ‚Musikunmündigen‘ ansonsten. Dies führt zu einer Entmündigung fast aller Menschen in Sachen Musik. Oder der ‚Mainstream‘ als ‚Terror‘. Es geht um eine ‚Demokratisierung‘ des Umgangs mit Musik.

12. Es entstand im Gespräch die Idee, zu Beginn jeder Sitzung ein kurzes Musikstück aus dem Bereich der neuen Musik anzuhören und dann kurz über die ‚Emotionen‘ zu sprechen, die es auslöst, über den Weg, wie diese Klänge entstanden sind, und ob und wie man selbst einen Weg zu Klängen hätte.

D) SUBJEKTIVE GEWISSHEIT – OBJEKTIVER RAHMEN

13. In einer kurzen, aber ‚emotional wirksamen‘ Phase, gab es Dialoge zum Thema ’subjektive Gewissheit‘, z.B. dass hier ‚objektiv‘ ein Tisch sei, weil ich ihn anfassen kann, und den objektiven Erkenntnissen der modernen Physiologie und Gehirnforschung andererseits, dass das Gehirn als Zentrum vielfältiger Informationsverarbeitung im Körper, natürlich nicht den ‚Tisch als solchen‘ ‚wahrnimmt‘, sondern nur die ‚Wirkungen‘ übermittelt bekommt, die der ‚Tisch da draußen‘ auf die beteiligten Sinnesorgane auslöst. Aus den Daten der Sinnesorgane (auch der ‚inneren‘ (propriozeptiven) Sinnesorgane) konstruiert dann das Gehirn sein Bild von der ‚Welt da draußen‘.

14. Es gab bei einzelnen Schwierigkeiten, die subjektive Erkenntnis mit den Daten der modernen empirischen Wissenschaften zu verschränken. Die Schwierigkeit bestand darin, den Wahrheitsgehalt der subjektiven Erkenntisse in den objektiv-empirischen Erkenntniszusammenhang ‚einzubetten‘; die subjektive Erkenntnis wird damit nicht ‚aufgehoben‘, wohl aber ‚zusätzlich interpretiert‘.

15. Die ‚Objektivität‘ wird damit nicht vernichtet, sondern gestärkt. ‚Wahrheit‘ verschwindet nicht, sondern wird dadurch nur differenzierter. Dass es Menschen gibt, die sich ‚Philosophen‘ nennen und die aus den Erkenntnissen der modernen Wissenschaften eine allgemeine ‚Relativierung‘ ableiten, erscheint nicht zwingend, müsste aber in einem längeren differenzierten Gespräch erklärt werden.

E) MENSCH UND COMPUTER

16. Im Nachgespräch einer kleinen Gruppe wurde höchst intensiv die Frage diskutiert, ob und wieweit ein Computer einen Menschen ’nachbilden‘ oder gar ‚ersetzen‘ können. Es wurden sehr viele kluge Dinge gesagt. Die Kernfrage einer Teilnehmerin, wieweit das an die Körperlichkeit gebundene ‚Kinderkriegen‘ durch eine Frau und die damit einhergehende ‚Weiterentwicklung‘ eines Menschen/ der Menschheit durch Maschinen (Computer) ’nachgebildet‘ werden könnte, blieb trotz einiger Argumente noch etwas offen.

F) SELBSTVERNICHTUNG DES MENSCHEN?

17. Im Zusammenhang der aktuellen Diskussion um die kommende ‚Weltherrschaft der Maschinen‘ (Singularitätshypothese, Transhumanismus) kann man den Eindruck gewinnen, dass die Diskussionsteilnehmer ‚wie besoffen‘ von den Fähigkeiten der ’neuen Maschinen‘ sind, ohne sich dabei noch irgendwelche Gedanken über den Menschen zu machen. Das Wunder des Lebens auf der Erde (und damit im Universum), das sich seit ca. 4 Mrd.Jahren in extrem komplexen und erstaunlichen Prozessen abgespielt hat, wird vollständig ausgeklammert. Die vielen grundlegenden Fragen, die sich hier stellen, die alle noch nicht beantwortet sind, werden gar nicht erst diskutiert.

18. Dass die ‚alten Menschenbilder‘ der bisherigen Traditionen (insbesondere auch der großen Religionen (Hinduismus, Judentum, Buddhismus, Christentum, Islam) bei heutigem Wissensstand vielfach nicht mehr adäquat sind, ist eine Sache, aber dann den Menschen quasi einfach in der Versenkung schwinden zu lassen als sich der Herausforderung eines ’neuen Menschenbildes‘ zu stellen, ist nicht nur methodisch unsauber sondern natürlich ein direkter Angriff auf die Gesamtheit des Lebens im Universum schlechthin. Der Mensch schafft sich selbst ab; das ist mehr als Genozid (was eigentlich von der UN geächtet ist).

19. Während ‚Religion‘ eigentlich etwas Existentiell-Empirisches ist, das seine ‚Wurzeln‘ im ‚Transzendenten‘ zu ’spüren‘ meint, scheinen die ‚Institutionen‘ der Religionen eher ‚Machtgetrieben‘ zu sein, die im Konfliktfall das Existentiell-Empirische der Religion bekämpfen. Das Existentiell-Empirische wertet den einzelnen Menschen (jedes Lebewesen!?) grundlegend auf. Religiöse Erfahrung verbindet jeden potentiell mit Gott, was aber eine institutionelle Macht in Frage stellt.

20. Im Kontext der Diskussion um das ‚Neue Menschenbild‘ erscheinen die von den religiösen Institutionen ‚propagierten‘ Menschenbilder daher tendenziell ‚verzerrt‘, ‚partiell‘, ‚irreführend‘. Wenn dies zutrifft – als Autor gehe ich davon aus –, dann helfen die Menschenbilder der institutionellen Religionen uns momentan wenig in der Auseinandersetzung um das ‚Neue Menschenbild‘. Im Gegenteil, sie blockieren den Zugang zu dem ‚je größeren Bild‘ vom Menschen im Universum, vom Leben im Universum, und damit bedrohen sie die ‚Zukunft‘ des Lebens unmittelbar.

G) PROGRAMMENTWURF FÜR So 14.Dez.2014

21. Für die nächste Sitzung wurde von den Anwesenden daher folgender Programmvorschlag formuliert:
22. Eingangsbeispiel eines Experimentes zur ‚Neuen Musik‘ mit kurzem Gespräch
23. Kurze Einführung zum Thema ‚Emotionen‘
24. Erste Gesprächsrunde in kleinen Gruppen (3-4) zum Thema
25. Berichte der Gruppen und Diskussion
26. Eventuell Wiederholung Gesprächsgruppen und gemeinsame Diskussion
27. Mögliche Aufgabenstellung für nächstes Treffen
28. Offener Ausklang

Erste Vorübelegungen zur philosophieWerkstatt v2.0 am 14.12.2014 finden sich HIER.

Einen Überblick über alle bisherigen Blogeinträge nach Titeln findet sich HIER.

EINLADUNG PHILOSOPHIEWERKSTATT AM SA 10.Mai 2014 19:00h

Die nächste Philosophiewerkstatt findet am Sa, 10.Mai 2014 ab 19:00h statt (im Gewölbekeller, Eingang über den Hof):

Einladung Philosophiewerkstatt am 10.Mai 2014, 19:00h
Einladung Philosophiewerkstatt am 10.Mai 2014, 19:00h

Dieses Mal kam es leider zu keinem ausführlichen Bericht von der letzten Philosophiewerkstatt. Ich hatte schlicht zu viele Verpflichtungen in der Zeit danach. Und im permanenten Ansturm vieler neuer Ideen verblasst das ‚Alte‘ relativ schnell; in der Begegnung mit dem Neuen nimmt es immer wieder neue Gestalt an. So kam es in der tat gleich zu mehreren nachfolgenden Blogeinträgen, die wesentlich von den Gesprächen bei der Philosophiewerkstatt vom 12.April 14 inspiriert waren. Es begann mit dem Beitrag mit dem blumigen Titel WISSEN vs. GEFÜHL oder DEMOKRATIE vs. MACHT – DAS ‘UNGEHEUER’ LEBT WEITER. Dieser Beitrag war dann aber nicht das Ende, sondern der Anfang mehrerer Beiträge zum Thema Bewusstsein – Nichtbewusstsein:

Irgendwie beginnen die ‚Gedanken‘ sich so mit der ‚Welt‘ zu vermischen, dass das Denken ein neues Handeln erfordert.

KAMPF MIT EINEM BUCH

Ja, jeder hat dies sicher schon erlebt: es gibt Bücher, die schlägt man auf, man beginnt zu lesen, und man merkt, wie das Buch einen wie von unsichtbarer Hand quasi mitzieht, und ehe man sich versieht, ist man durch. Hu. Wow, war das ein Buch.

Dann gibt es aber auch die anderen Bücher, die sperrig sind, die zäh sind, man muss sich zwingen, weiter zu lesen, immer wieder, aber immer, wenn man sich sagt, dann lasse ich es einfach, kommt da so ein Gefühl, ein Gedanke, von irgendwoher und sagt, dass es aber vielleicht doch wichtig ist, ja, dass es ganz bestimmt wichtig ist, dass man da durch muss, usw. und man versucht es von neuem. Und in der tat, es gibt da während des Lesens diese Momente, wo man zu merken meint, dass hier ganz neue Gedanken rüberkommen, Gedanken, die helfen können, die eigene Gedanken zu klären, weiter zu bringen. Und im Nachhinein sind diese schwierigen Bücher oft die wichtigen für einen selbst, ist es doch das ‚Neue‘ was sich sperrt, was querliegt, das, was gegen die liebgewordenen Gewohnheiten steht, oder eine Sprache, die so anders ist, die einem nicht liegt, oder einfach auch der Inhalt: er erschließt sich nicht so schnell, bereitet Kopfzerbrechen, schafft Unruhe.

Das Buch von Jonathan Schnell ‚The Unconquerable World. Power, Nonviolence, and the Will of the People‘ (New York: Metropolitan Books/ Henry Hold & Company, 2003) ist – für mich – so ein schwieriges Buch. Ich merke, dass es für die Ideen des Blogs wichtig ist, aber quäle mich seit Wochen durch das Buch, dessen Gedanken ich auf jeden Fall diskutieren möchte. Es spielt an der Bruchstelle zwischen der realen Welt der Politik und Macht und der Macht und Ohnmacht des einzelnen, letztlich ein spirituelles Buch, zu einem Thema, das unsere Gegenwart mehr denn je durchzieht. 282 Seiten habe ich gelesen, 106 stehen noch aus …und dann beginnt ja eigentlich erst die richtige ‚Arbeit‘ … Lesen ist ja nur die ‚Vorstufe’…

VORLETZTE PHILOSOPHIEWERKSTATT

Zur Erinnerung: das Projekt ‚Philosophiewerkstatt‘ war und ist ein Experiment. Ich wollte ausprobieren, was passiert, wenn man beginnt, ein öffentliches Gespräch über Philosophie zum neuen Weltbild zu eröffnen. Versuchszeitraum war November 2013 bis Juni 2014. Ob ich das Experiment genauso weiter führe wie bislang, ist noch nicht sicher, aber dass ich es ab November 2014 weiterführen werde, auf jeden Fall. Alle sind eingeladen, Vorschläge einzubringen, wie es ab November 2014 weiter gehen soll.

PROGRAMMIDEE FÜR DEN a 10.Mai 2014

1. Ein bisschen Statusklärung, wo stehen wir; gibt es spezielle dringende Fragen
2. Ergebnisse zu unserem Mini-Musik-Experiment vom letzten Treffen: was ist Musik? Was sagt Musik über uns selbst? Warum kann Musik direkt in tiefe philosophische Fragen führen?
3. Nochmals zum Thema Bewusstsein-Nichtbewusstsein und Konsequenzen für unser eigenes, alltägliches Verhalten. Wir hatten angedacht, dies am Beispiel der Sexualität zu tun (mein letzter Blogeintrag zu diesem Thema war BEWUSSTSEIN – NICHTBEWUSSTSEIN AM BEISPIEL VON SEXUALITÄT UND GESCHLECHT.
4. Ausklang …

AUS DEM MUSIKLABOR …

Für die meisten Menschen ist Musik ‚jenseits des ‚Mainstreams‘ (es gibt auch einen ‚Mainstream‘ in der sogenannten klassischen Musik) schwer hörbar. Sobald sie aus Versehen mit solchen Klängen im Radio, Fernsehen, oder wo auch immer, konfrontiert werden, werden sie unruhig, schalten sie ab, schalten um, beschweren sich, bis hin zur Ausfälligkeit. Eigentlich eine erstaunliche Reaktion. Aus philosophischer (und auch psychologischer) Sicht kann man solch eine Reaktion deuten als ‚Abwehr‘ von ‚Fremden‘, ‚Neuen‘ usw. Hier wären viele, tiefschürfenden Analysen möglich. Aus Sicht der Kunst und der Philosophie stellt sich aber das ‚Grenzland‘ zwischen ‚Vertrautem‘ und ‚Fremden‘ als höchst spannend dar, als Quelle für viele Inspirationen, neue Einsichten, als Möglichkeit der begrenzten Selbsterkenntnis in der Spanne zwischen ‚Gewohntem‘ und ‚Unbekanntem‘. Viele, die Musik machen, wollen die ‚Großen‘ kopieren, ‚covern‘ um damit an deren Bekanntheit ein wenig zu partizipieren, oder schlicht um Geld zu verdienen. Oder man hört Musik so, als ob man am Lagerfeuer hockt, in vertrauter Runde und sich Erinnerungen hingibt zu Klängen, die ‚vertraut‘ sind, die man als ’schön‘ empfindet, und hört dazu die bekannten UKW-Sender mit ihrer Dauerwiederholung von Altem, die an Besinnungslosigkeit grenzt, an Musikgehirnwäsche der besonderen Art. Schwieriger wird es – aber vielleicht interessanter –, wenn man versucht die gewohnten Musikmuster zu ‚überschreiten‘, zu ‚unterlaufen‘, zu variieren, wenn man versucht, auszuprobieren, was es jenseits der eingebläuten Musikmuster noch an Klängen gibt. Die Hauptschwierigkeit hierbei ist, dass man ja oft nicht einmal weiß, wie und wo man da versuchen soll. Der Mainstream tendiert dahin, uns alle zu Hörkrüppeln zu deformieren, die immer wieder mit den Mustern der Vergangenheit konfrontiert werden, als ob die Zeit einfach stehen geblieben ist und die Welt sich nicht mehr weiter verändert. Ich habe – parallel zum Blog – vor ca. 7 Jahren damit begonnen, Musikexperimente durchzuführen, in denen ich versuche alles zu tun, außer die gewohnten Muster zu wiederholen. Naturgemäß gewinnt man damit nicht unbedingt viele Freunde, aber das eigene Hören verändert sich drastisch und man entdeckt bisweilen Klangmustern, die einfach spannend sind. Hier das Experiment Nr. 21 in der Kategorie ‚anarchistische Musik‘ (insgesamt wurden bislang mehr als 311 Experimente aufgezeichnet) mit dem Titel Wild Running – Spontaneity of 2nd Order. Die Kategorie ‚anarchistische Musik‘ finde ich philosophisch spannend, da sich die Frage stellt, wie man ‚Musik‘ generell jenseits des ‚Rauschens‘ definiert und speziell, wie man jene Musik, die sich in der ‚Nähe‘ zum ‚Rauschen‘ bewegt als ‚anarchistische‘ Musik gegenüber anderen mehr regelhafter Musik abgrenzen kann. Mathematisch ist dies auf jeden Fall möglich, schwierig bis unmöglich ist es, dies mit den üblichen Mainstream-Kategorien zu tun.

Wie gesagt, es geht hier nicht um ‚Gefallen‘, es geht um ‚Wahrheit‘ im Sinne der Philosophie; das ‚Gefallen‘ hat sich ja nachweislich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder deutlich ‚verändert‘ (und zwischen den Kulturen gibt es Unterschiede).

NÄCHSTE UND LETZE PHILOSOPHIEWERKSTATT IN SERIE 1

Die nächste und letzte Philosophiewerkstatt in der ersten Serie wird am Sa, 14.Juni 2014 stattfinden.

Einen Überblick über alle bisherigen Blogbeiträge findet sich HIER.

KURZMEMO 4.PHILOSOPHIE-WERKSTATT 8.Februar 2014

Rückblick zur 4. Philosophiewerkstatt vom 8.Februar 2014.

Trotz garstigem Wetter fand sich wieder ein lebhafter Kreis von Mitdenkern zusammen.

ERINNERN

Da sich mitlerweile schon viel Stoff aus den vorausgehenden Treffen angesammelt hatte, gingen wir dazu über, im gemeinsamen Gespräch die Punkte heraus zu filtern, die den einzelnen für diesen Abend wichtig erschienen. Neben vielen bunten Aspekten war es dann im Kern das Thema ‚Denken und Fühlen‘, was weiter vorangetrieben werden sollte.

WEITERDENKEN

Experimenteller Rahmen, offen für Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaften
Experimenteller Rahmen, offen für Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaften

Anhand eines Schaubildes wurde die aktuelle Betrachtungsweise geklärt und das berühmte Experiment von Tolman (1948) anhand einer computerbasierten Nachsimulation erläutert.

Tolman_Labyrinth1
Tolman_Labyrinth1

Umgebungsorientierung wird auch ohne direkte Bedürfnisse gelernt – Annahme eines Basistriebs ‚Neugierde‘, ‚Spieltrieb‘, ‚Kreativität‘

Triebfreies Umgebungslernen widerspricht den einfachen S-R-Verkettungsthesen von Watson und anderen Verhaltenstheoretikern

Bedürfnisse verleihen bestimmten Unterschiedsmengen in der Wahrnehmung eine spezielle Bedeutung (eingebaute Fitnesswerte)

Aktuelle Bedürfnisse fokussieren das Handeln auf Umgebungsausschnitte (partielle ‚Blindheit‘)

Eine Veränderung des Ortes, an dem sich Futter findet, kann von rein deterministischen Systemen nicht bewältigt werden (phi: I x IS —> O). Nicht-reaktive Systeme im Sinne von ‚adaptiven‘ Systemen können die Aufgabe bewältigen (phi: I x IS —>IS x O).

Aufgrund der Erkenntnisse der Evolutionsbiologie wissen wir, dass die logische Abhängigkeit wie folgt ist: die primäre Vorgabe ist die ‚Welt, wie sie ist‘; in Interaktion mit der Welt haben sich unterschiedliche Systeme herausgebildet, die auf die Besonderheiten dieser Welt reagieren können. Die ‚Bedürfnisstruktur‘ von Lebewesen ist in dieser Perspektive eine Art ‚Echo‘ auf das, was sie vorfinden; biologische Systeme sind von daher ‚komplementär‘ zu einer sich kontinuierlich verändernden Welt.

Hier ergeben sich viele interessante Denkansätze.

Es scheint, dass die ‚Bedürfnisse‘ (Emotionen) logisch dem Denken vorgeordnet sind; die Bedürfnisse brauchen zwar das Denken, um ‚effizient‘ zu sein, aber ohne die Bedürfnisse taumelt das Denken in einem ‚wertfreien‘ Raum von Unterschieden.

Das führt zur Frage, welche ‚Bedürfnisse‘ (Emotionen, Gefühle, Stimmungen, …) letztendlich ‚wichtig‘ sind? Auf welchen größeren Zusammenhang dies alles verweist? Ob wir schon über alle Gefühle verfügen, die zum Übereben in diesem Kosmos wichtig sind? Ob es Gefühle gibt, die sich ‚überlebt‘ haben oder die gar ’schädlich‘ sind? Usw.

PHILOSOPHISCHES MUSIKEXPERIMENT

Es gab dann zum ersten Mal ein philosophisches Musikexperiment, das zu angeregten Gesprächen führte.