Archiv der Kategorie: Philosophiesommer

EINLADUNG PHILOSOPHIESOMMER 2016 DENKBAR – KI DIREKT

Entsprechend dem Plan vom 9.Februar 2016 kommt hier die Einladung zum nächsten Treffen in der

DENKBAR Frankfurt

Spohrstrasse 46a

(Achtung: Parken schwierig! Man muss wirklich im Umfeld suche

NÄCHSTES THEMA

Da viele Teilnehmer beim letzten Treffen  sagten, dass sie sich unter intelligenten Maschinen immer noch nichts Rechtes vorstellen können, wurde ein anwesender Experte für intelligente Maschinen (aus der Gattung homo sapiens sapiens) gebeten, für das nächste Treffen am 12.6.2016 15:00 – 18:00h eine kleine Einführung in die aktuelle Situation zu geben.

Ziel des Beitrags sollte es sein, anhand konkreter Beispiele ein wenig mehr zu verdeutlichen, was intelligente Maschinen wirklich leisten können. Im anschließenden Diskurs sollte es wieder darum gehen, diesen Beitrag als Ausgangspunkt zu nehmen, um die Fragen der anwesenden Teilnehmer und ihre Gedanken zu Worte kommen zu lassen. Konkret ist folgendes geplant:

PROGRAMMVORSCHLAG

Moderation: Gerd Doeben-Henisch

15:00 Begrüßung

15:05 Einführung ins Thema durch einen KI-Experten

15:45 Gemeinsamer Diskurs I, Sichtbarmachung von Positionen

16:45 Blubberpause (Jeder kann mit jedem reden; Essen und Trinken)

17:00 Gemeinsamer Diskurs II, erste Zusammenfassungen, Tendenzen

17:45 Schlussstatements und Thema für das nächste Treffen

18:00 Ende

Langsames Wegdiffundieren der Teilnehmer ….

SONDERTREFFEN?

Eigentlich ist das Treffen am 12.Juni das letzte Treffen vor der Sommerpause. Da das Thema zur Zeit aber so spannend ist wird gefragt werden, wer für ein weiteres Treffen im Juli wäre. Sollten genügend Interessen zusammen kommen, könnte es am So 10.Juli 2016 noch ein letztes Treffen vor der Sommerpause geben.

 

Einen Überblick über alle bisherigen Themen des Philosophiesommers (und der Philosophiewerkstatt) nach Titeln  findet sich HIER.

 

 

 

 

MEMO ZU: 6 THESEN ZUM LEBEN: KREATIVITÄT, KOOPERATION, KOMMUIKATION, MEHR ALS JETZT, SEXUALITÄT, DAS BÖSE – PHILOSOPHIESOMMER 2016 in der DENKBAR Frankfurt am So, 15.Mai 2016

Hier wieder ein kurzer Bericht zum Philosophiesommer 2016 in der Denkbar, Treffen am So 15.Mai 2016 (siehe die zugehörige Einladung)

Die Einleitung geriet etwas lang, vielleicht auch angesichts der vielen neuen Gesichter. Letztlich hielten wir aber unseren vorgeschlagenen Zeitplan ein. Sehr erfreulich war die breite Streuung der versammelten Kompetenzen, was sich dann in den Beiträgen widerspiegelte.

EINLEITUNG: SPANNUNGSFELD MENSCH – INTELLIGENTE MASCHINE

Ausgangspunkt war die spannungsvolle Diskussion vom letzten Treffen, bei dem zwar das Spannungsfeld Mensch einerseits, intelligente Maschinen andererseits, zur Sprache kam, wir uns aber nicht auf ein klares Thema für die Fortsetzung einigen konnten. Dies führte zur Formulierung von sechs Thesen zu Grundmerkmalen des biologischen Lebens, so wie sie sich am Beispiel des homo sapiens sapiens nach heutigem Kenntnisstand ablesen lassen. Diese Thesen sind gedacht als mögliche Orientierungspunkte für die weitere Diskussion des Spannungsfeldes Mensch – intelligente Maschinen.

STICHWORTE ZU INTELLIGENTE MASCHINEN

Analog zu den sechs Thesen zum biologischen Leben wurden ein paar Meilensteine zum Begriff der intelligenten Maschine in den Raum gestellt, an denen man das Reden über intelligente Maschinen fest machen kann.

STANDARD FÜR EINEN COMPUTER

Es wurde verwiesen auf den berühmten Artikel On Computable Numbers, with an Application to the Entscheidungsproblem. In: Proceedings of the London Mathematical Society. Band 42, 1937, S. 230–265, von Alan Mathison Turing (19121954), in dem er im Kontext eines mathematischen Beweises ein einfaches Gedankenkonstrukt einführte, was später zu seinen Ehren Turingmaschine genannt wurde. Dieses Gedankenkonstrukt, die Turingmaschine, ist bis heute der gedankliche Standard, die Norm, für Fragen der Entscheidbarkeit von Problemstellungen in der Computerwissenschaft. Nach heutigem Kenntnisstand kann kein realer Computer mehr als dieses gedankliche Konstrukt genannt Turingmaschine (und dies gilt auch für alle denkbaren reale Computer der Zukunft).

INTELLIGENTE MASCHINEN

Es war auch dann Turing, der 1950, als es gerade erste Ungetüme von Computer gab, die noch nicht allzu viel konnten, die Frage diskutierte, ob Computer einmal so intelligent werden könnten wie ein homo sapiens sapiens (siehe: Computing Machinery and Intelligence. In: Mind. LIX, Nr. 236, 1950, ISSN  0026-4423, S. 433–460 ). Er räsonierte darüber, dass Computer, wenn sie genauso lernen dürften wie Kinder, eigentlich auch alles wissen könnten, wie Kinder. Auf dem Weg zur intelligenten Maschine sah er weniger technische Probleme, sondern soziale psychologische: Menschen werden Probleme haben, intelligenten lernende Maschinen neben sich in ihrem Alltag zu haben.

EMOTIONALE MASCHINEN

Einer der einflussreichsten und wichtigsten Wissenschaftler der künstlichen Intelligenzforschung, Marvin Minsky (1927 – 2016) veröffentlichte wenige Jahre vor seinem Tod ein Buch über die emotionale Maschine ( The Emotion Machine, Simon & Schuster, New York 2006). Es ist – formal gesehen – kein streng wissenschaftliches Buch, aber dennoch bedenkenswert, da er hier im Lichte seines Wissens durchspielt, wie man die menschlichen Erfahrungen von diversen Gefühlszuständen mit dem zu diesem Zeitpunkt bekannten Wissen über Computer rekonstruieren – sprich erzeugen – könnte. Er sieht in solch einem Projekt kein prinzipielles Problem.(Anmerkung: Es könnte interessant sein, dieses Buch zusammen mit Psychologen und Psychotherapeuten zu diskutieren (evtl. ergänzt um Gehirnforscher mit einem psychologischen Training)).

SUPERINTELLIGENZ UND WERTE

Einen weiteren Aspekt bringt der in Oxford lehrende Philosoph Nick Bostrom ins Spiel. In seinem Buch Superintelligenz (Superintelligence. Paths, Dangers, Strategies. Oxford University Press, Oxford 2014) sieht er bzgl. der Möglichkeit, super-intelligenter Maschinen grundsätzlich auch keine grundsätzliche Schwierigkeit, wohl aber in der Wertefrage: nach welchen Werten (Zielgrößen, Präferenzen) werden sich diese super-intelligenten Maschinen richten? Werden sie sich gegen den Menschen wenden? Kann der Mensch ihnen solche Werte einspeisen, die diese super-intelligente Maschinen dem Menschen wohlgesonnen sein lassen? Er selbst findet auf diese Fragen keine befriedigende Antwort. Auch wird durch seine Analysen deutlich (was Bostrom nicht ganz klar stellt), dass die Wertefrage grundsätzlich offen ist. Die Menschen selbst demonstrieren seit Jahrtausenden, dass sie keine Klarheit besitzen über gemeinsame Werte, denen alle folgen wollen.

SECHS THESEN ZUM BIOLOGISCHEN LEBEN

Vom BigBang (-13.8 Mrd Jahre) bis heute; ausgewählte Ereignisse
Vom BigBang (-13.8 Mrd Jahre) bis heute; ausgewählte Ereignisse

Angesichts des zuvor skizzierten ungebrochenen Glaubens an die Möglichkeiten einer Superintelligenz bei gleichzeitigem ungelösten Werteproblem bei den Menschen selbst stellt sich die Frage, ob wir Menschen als späte Produkte des biologischen Lebens nicht doch Eigenschaften an und in uns tragen, die mehr sind als eine beliebige Meinung. Aus der Vielzahl der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum biologischen Leben und zum homo sapiens sapiens hatte Gerd Doeben-Henisch sechs in Form von Thesen ausgewählt und der Diskussion vorangestellt.

1. KREATIVITÄT JENSEITS DES BEKANNTEN: Die Explosion des Lebens fand statt auf der Basis eines Erfolgswissens aus der Vergangenheit (repräsentiert im DNA-Molekül) ohne Wissen um die Zukunft. Inmitten eines Nicht-Wissens wurde nicht nur das erprobte Wissen aus der Vergangenheit genutzt, sondern der Reproduktionsprozess erlaubte eine Vielzahl von Alternativen, die alle im Moment des Ereignisses das radikale Risiko des Scheiterns beinhalteten. Diese basale Form der Kreativität war die Methode, Leben zu finden, und das Risiko des Scheiterns der Preis: Ohne Tod kein Leben.
2. KOOPERATION ÜBR GRENZEN HINWEG: Die Explosion des Lebens fand statt durch Erlangung der Fähigkeit, mit völlig fremden Systemen (die oft lebensbedrohlich waren) in eine Kooperation geradezu galaktischen Ausmaßes einzutreten, die eine WinWin-Situation für alle Beteiligte bildete. Das Zustandekommen solcher WinWin-Situationen war in den ersten Milliarden Jahren zufällig; der Erhalt der gefundenen Vorteile beruhte auf der grundlegenden Fähigkeit des Lebens, Erfolge zu konservieren.
3. ÜBERWINDUNG DES JETZT: Solange die biologischen Systeme nicht über Gedächtnis, Abstraktionsfähigkeit, basalem Denken verfügten, waren sie im Jetzt der Sinneseindrücke gefangen. Es gab kein Gestern und kein Morgen. Nach der Explosion des Lebens ab ca. -450 Mio Jahren kam es zu einem einzigartigen Punkt: nach 13.8 Mrd Jahren konnte sich das Leben in Gestalt der Hominiden, speziell dann des homo sapiens sapiens, plötzlich selbst anschauen und verfügte ab da über das Potential, sich selbst zu verändern.
4. KOORDINIERUNG INDIVIDUELLER VIRTUELLER WELTEN: Mit der Überschreitung des Jetzt durch interne Konstruktionen entsteht im einzelnen Individuum ein rekonstruierendes virtuelles Abbild der realen Welt. Damit die vielen einzelnen dieses virtuelle Wissen gemeinsam nutzen können, braucht es neue, leistungsfähige Formen der Koordinierung durch symbolische Kommunikation. Erfindungen wie die Sprache, die Schrift, der Buchdruck usw. belegen eindrucksvoll, was symbolische Interaktion vermag.
5. JENSEITS VON SEXUALITÄT: Während die bisherige Form der Sexualität als Strategie der Mischung genetischer Informationen kombiniert mit endogenem Handlungsdruck bei den handelnden Individuen über Jahrmillionen den Erhalt des Lebens offensichtlich ermöglicht hat, führen die neuen Lebensverhältnisse der großen Siedlungsdichten und der drohenden Überbevölkerung zur Frage, wie sich der Mensch von den endogenen Handlungsdrücken hinreichend befreien kann. Mann – Frau war gestern?
6. DYNAMIK DES BÖSEN – WO LEBT DAS GUTE: tiefsitzende Triebstrukturen im Menschen (Macht, Geld, Dünkel, …) sind seit Jahrtausenden bekannt. Mit den neuen globalen Informationstechnologien können sie sich schneller und effektiver im globalen Maßstab organisieren als nationale politische Systeme. Globale Kartelle des Machtmissbrauchs und der der Kriminalität bedrohen die neuzeitlichen Freiheitsansätze des Kreativen (neben anderen Faktoren).

FREIER DISKURS
Bei diesem breiten Spektrum des Themas war klar, dass nicht alle angesprochenen Aspekte gleichzeitig diskutiert werden konnten.

Gedankenskizze zum Philosophiesommer 2016, Sitzung am 15.Mai 2016, in der DENKBAR Frankfurt
Gedankenskizze zum Philosophiesommer 2016, Sitzung am 15.Mai 2016, in der DENKBAR Frankfurt

SEXUALITÄT
Die ersten Gesprächsbeiträge griffen die These zur Sexualität auf. Eher grundsätzliche Überlegungen thematisierten, dass Sexualität als ein grundlegendes und übergreifendes Prinzip zu sehen ist; die einzelnen Individuen sind hier nur – in gewisser Weise – nur ‚Marionetten‘ in dem großen Spiel des Lebens. Das Leben will überleben, der einzelne muss entsprechend funktionieren. Dass die biologisch vorgegebene eingebaute endogene Drucksituation im Laufe der Jahrtausende innerhalb der unterschiedlichen Kulturen mit ihren Wertesystemen zu vielfältigen Formen der Regulierungen geführt hat (meist zu Lasten der Frauen), ist manifest. Versuche der Menschen, die strenge Kopplung zwischen Sexualität und Reproduktion zu lockern gab es immer. Erst in neuester Zeit verfeinerten sich die Techniken, bieten sich Möglichkeit in die chemischen oder gar genetischen Prozesse einzugreifen bzw. durch die Reproduktionsmedizin die Reproduktion mehr und mehr aus dem biologischen System auszulagern. War schon immer die Anzahl der Kinder ein Indikator für den aktuellen Wohlstand, so führt heute die zunehmende Bevölkerungsdichte erneut zu Überlegungen, den bisherigen Reproduktionsmechanismus zu verändern. Für alle die neuen Maßnahmen und Technologien zur Veränderung der Reproduktion spielt der Einsatz von Computern eine immer größere Rolle. Zugleich wird der Computern für die Sexualität in Form von Sexrobotern auch immer mehr eingesetzt. Bräuchten super-intelligente Maschinen auch ein Äquivalent zur Sexualität, um sich zu vermehren?

INTELLIGENTE MASCHINEN

Die Position der intelligenten Maschinen blieb auffällig abstrakt. Was können sie eigentlich wirklich leisten? Richtig intelligente Maschinen scheint es noch nicht wirklich zu geben. Generell wurde nicht ausgeschlossen, dass super-intelligente Maschinen eine neue Variante der Evolution ermöglichen können. Haben diese super-intelligente Maschinen dann einen eigenen Willen? Würden sie aus sich heraus zu dem Punkt kommen, dass sie die Menschen abschaffen würden? Können wir den super-intelligente Maschinen solche Werte einpflanzen, dass sie den Menschen grundsätzlich wohlgesonnen sind (hier sei erinnert an die vielen geistreichen Science Fiction von Isaak Asimov (1919 – 1992), der unter anderem die Robotergesetze erfunden hatte, die genau diese Idee umsetzen sollten: menschenfreundliche Roboter ermöglichen).

NICHT SCHWARZ-WEISS DENKEN

Im Gespräch zeichnete sich auch eine Position ab, die viele Argumente auf sich vereinte, nämlich jene, die weniger konfrontativ Mensch und super-intelligente Maschinen gegenüberstellt, sondern von einer symbiotischen Wechselbeziehung ausgeht. Der Mensch entwickelt schrittweise die neuen Technologien, und in dem Masse, wie diese real erfahrbar werden, beginnt die ganze Gesellschaft, sich damit auseinander zu setzen. Systemisch gibt es damit beständige Rückkopplungen, die – falls die gesellschaftliche Dynamik (Öffentlichkeit, freie Meinung, Diskurs..) intakt ist – nach Optimierungen im Verhältnis zwischen Menschen und Maschinen sucht. Natürlich gibt es massive wirtschaftliche Interessen, die versuchen, die neuen Möglichkeiten für sich zu nutzen und versuchen, alle Vorteile einseitig zu akkumulieren; es ist dann Aufgabe der ganzen Gesellschaft, dieser Tendenz entsprechend entgegen zu wirken. Dabei kann es sehr wohl zu Neujustierungen bisheriger Normen/ Werte kommen.

WEISHEIT DES LEBENS
Wenn man bedenkt, welch ungeheuren Leistungen das biologische Leben seit 3.8 Mrd Jahren auf der Erde vollbracht hat, wie es Lebewesen mit einer gerade zu galaktischen Komplexität geschaffen hat (der Körper des homo sapiens sapiens hat nach neuen Schätzungen ca. 34 Billionen (10^12) Körperzellen (plus noch mehr Bakterien in und am Körper), die alle als Individuen im Millisekundentakt zusammenwirken, während dagegen die Milchstraße, unsere Heimatgalaxie, ca. nur 100 – 300 Mrd. Sonnen besitzt), dann kann man nicht grundsätzlich ausschließen, dass diese Leben implizit über eine ‚Weisheit‘ verfügt (man könnte auch einfach von ‚Logik‘ sprechen), die möglicherweise größer, tiefer umfassender ist, als jede denkbare Superintelligenz, weil diese, wann und wo auch immer, nicht von außerhalb des Systems entsteht, sondern innerhalb des Systems.

NÄCHSTES THEMA

Da viele Teilnehmer sagten, dass sie sich unter diesen intelligenten Maschinen immer noch nichts Rechtes vorstellen können, wurde ein anwesender Experte für intelligente Maschinen (aus der Gattung homo sapiens sapiens) gebeten, für das nächste Treffen eine kleine Einführung in die aktuelle Situation zu geben.

Ein Überblick zu allen bisherigen Themen des Philosophiesommers (und seiner Vorgänger) nach Titeln findet sich HIER.

6 THESEN ZUM LEBEN: KREATIVITÄT, KOOPERATION, KOMMUIKATION, MEHR ALS JETZT, SEXUALITÄT, DAS BÖSE – Thema des PHILOSOPHIESOMMER 2016 in der DENKBAR Frankfurt am So, 15.Mai 2016

Entsprechend dem Plan vom 9.Februar 2016 kommt hier die Einladung zur nächsten Sitzung des PHILOSOPHIESOMMERS 2016 in der

DENKBAR Frankfurt

Spohrstrasse 46a

(Achtung1: Parken schwierig! Man muss wirklich im Umfeld suchen)

(Achtung 2: Veränderte Zeiten 15:00 – 18:00h)

THEMENSTELLUNG

Am Ende der letzten Sitzung im Rahmen des Philosophie-Sommers 2016 in der DENKBAR gab es – vielleicht nicht überraschend – keine klare Themenstellung für das nächste Treffen. Der Brennpunkt der Überlegungen im Spannungsfeld von biologischen Systemen (Menschen, Tiere) und nicht-biologischen Systemen (Maschinen) ist hin- und hergerissen zwischen altbekannten, vertrauten Bildern vom Leben, der Welt und dem Menschen einerseits und den neuen, radikalen, irgendwie verwirrenden Erkenntnissen um universalen Ganzen, zum Menschen, zur Technologie. Warum können die Maschinen all das? Wo liegen natürliche Grenzen? Was sagen diese Maschinen und ihre intensive Nutzung durch den Menschen über den Menschen? Sind wir nicht letztlich mit unsren Zustandsänderungen von Materie mittels Energie nicht auch nur Maschinen, die sich in den neuen Maschinen quasi zu kopieren versuchen?

Es blieben also viele offene, beunruhigende Fragen.

SECHS THESEN ALS ANKERPUNKTE FÜR DIE DISKUSSION

Um die Diskussion weiter zu befeuern und um sie durch wichtige, zentrale neue Erkenntnisse ein wenig zu fokussieren, hier 6 Thesen, hinter die wir kaum mehr zurück können:

  1. KREATIVITÄT JENSEITS DES BEKANNTEN: Die Explosion des Lebens fand statt jenseits des aktuellen Wissens unter Ausprobieren von radikalen Alternativen und unter Eingehung eines radikalen Risikos des Scheiterns.

  2. KOOPERATION ÜBR GRENZEN HINWEG: Die Explosion des Lebens fand statt durch Erlangung der Fähigkeit, mit völlig fremden Systemen (die oft lebensbedrohlich waren) in eine Kooperation geradezu galaktischen Ausmaßes einzutreten, die eine Win-Win-Situation für alle Beteiligte bildete.

  3. ÜBERWINDUNG DES JETZT: Die Explosion des Lebens führte zu einem einzigartigen Punkt: nach 13.8 Mrd Jahren konnte sich das Leben plötzlich selbst anschauen und hat das Potential, sich selbst zu verändern.

  4. KOORDINIERUNG INDIVIDUELLER VIRTUELLER WELTEN: Die Wiedergeburt des universalen Lebens im individuellen virtuellen Denken verlangt neue, intensive Formen der Koordinierung durch symbolische Kommunikation im globalen Ausmaß.

  5. JENSEITS VON SEXUALITÄT: Die bisherige Form der Sexualität als Strategie der Mischung genetischer Informationen kombiniert mit endogenem Handlungsdruck verlangt nach radialem Umbau: genetische Kombinatorik ja, endogener Handlungsdruck nein. Mann – Frau war gestern.

  6. DYNAMIK DES BÖSEN – WO LEBT DAS GUTE: tiefsitzende Triebstrukturen im Menschen (Macht, Geld, Dünkel, …) verbünden sich schneller und effektiver im globalen Maßstab als nationale politische Systeme. Sie drohen die neuzeitlichen Freiheitsansätze des Kreativen (neben anderen Faktoren) zu ersticken.

Zum Austausch über diese 6 Thesen gibt es folgenden

PROGRAMMVORSCHLAG

Moderation: Gerd Doeben-Henisch

15:00 Begrüßung

15:05 Kurze Einführung ins Thema

15:25 Gemeinsamer Diskurs I, Sichtbarmachung von Positionen

16:30 Blubberpause (Jeder kann mit jedem reden; Essen und Trinken)

17:00 Gemeinsamer Diskurs II, erste Zusammenfassungen, Tendenzen

17:45 Schlussstatements und Thema für das nächste Treffen

18:00 Ende

Langsames Wegdiffundieren der Teilnehmer ….

Siehe das Memo zu dieser Sitzung HIER.

Einen Überblick über alle bisherigen Texte zum Philosophie-Sommer/ zur Philosophiewerkstatt findet sich HIER.

Einen Überblick über alle Texte des Autors cagent findet sich HIER.

MEMO: MASCHINENWERDUNG DES GEISTES – Thema des PHILOSOPHIESOMMER 2016 in der DENKBAR Frankfurt am So, 10.April 2016

  1. Der Text der Einladung zur Sitzung am 10.April 2016 war länger als gewöhnlich. Möglicherweise war dies dem Umstand geschuldet, dass dem Autor die Tragweite des Ereignisses im Moment des Schreibens so recht bewusst wurde. Bei allen Unzulänglichkeiten der aktuellen Programme mit Beinamen Künstliche Intelligenz hat es die Firma IBM offensichtlich geschafft, eine erste Generation von kognitiven Softwareprogrammen zu produzieren, die sich in vielen beruflichen Kontexten mit Menschen scheinbar normal unterhalten können und dann auch die richtigen Schlüsse ziehen, in sogenannter Echtzeit. Das Gesamtprodukt aus Software und Hardware sind dann kognitive Computer oder Intelligente Maschinen. Das Einsatzpotential erscheint riesig; die Zahl von geplanten Kooperationen mit Firmen aus anderen Produktbereichen wächst täglich.
Maschinenwerdung des Geistes? Ist die Dynamik des Vorgangs ein Anzeichen für ein tiefliegendes biologisches Bedürfnis?
Maschinenwerdung des Geistes? Ist die Dynamik des Vorgangs ein Anzeichen für ein tiefliegendes biologisches Bedürfnis?
  1. Interessanterweise pendelte das Gespräch nur relativ kurz um die Technologie der kognitiven Maschinen selbst. Nach dem schnellen Zugeständnis, dass diese Maschinen dem Menschen in Wissensfragen durch ihre Verknüpfung mit Datenbanken und schnelle Algorithmen deutlich überlegen sind, verhakelte sich das Gespräch alsbald in die Frage der emotionalen-ethischen Seite des maschinellen Gegenübers: kann die Maschine Emotionen? Kann sie Empathie? Braucht Sie überhaupt Empathie? Wieweit kann die Maschine mit Ausnahmen umgehen? Könnte sie sich selbst organisieren, selbst eine soziale Bewegung gründen?
  2. Es bildete sich ein Konsens, dass die Maschinen aktuell zwar schon beeindruckende Leistungen in reinen Wissensfragen zeigen können, bei emotionalen und empathischen Zusammenhängen aber noch nichts bieten. Auch eine echte Selbstorganisation mit oder soziale Bewegungen erscheinen aktuell als noch nicht eingelöst.

EINSATZSZENARIEN VON KOGNITIVEN MASCHINEN

  1. Bei dem zunehmenden Einsatz von kognitive Maschinen in Krankenhäusern stellen sich viele Fragen: neben Qualitäts- und Haftungsfragen und der Frage der emotionalen Wirkungen auf Seiten der Menschen wurde auch stark auf die leitenden Interessen abgehoben. Es bestand der Eindruck, dass bei den Krankenhausleitungen immer mehr nur ein wirtschaftliches Interesse dominiere; der Patient mit seinen Bedürfnissen bleibe auf der Strecke.
  2. Dem wurde entgegen gehalten, dass nicht unbedingt die handelnden Klinikleitungen die primäre Steuerungsfunktion ausüben, sondern die Politik, deren Rahmensetzungen Geld verknappe und Qualitätsanforderungen herunterschraube.
  3. Dies führte zu noch grundsätzlicheren Überlegungen des wirtschaftlichen Gesamtmodells, das möglicherweise ein zu vereinfachendes Wertschema bereitstelle, um genügend zu differenzieren. Es fielen Worte wie Neoliberalismus und Raubtierkapitalismus. Letztlich möglicherweise Chiffren für die Ängste, dass die Wirtschaft die Belange des Menschen eigentlich schon längst ausgedampft habe.
  4. Ferner wurde daran erinnert, dass sich ein Wandel im Rollenverständnis von Medizin und ihrem Personal wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht; dazu der Fortschritt in der Technik, der der Medizin ja auch neue Flügel verliehen hat im Umgang mit vielen Defiziten und Erkrankungen.

DER MENSCH SELBST – EMOTIONEN …

  1. Und, wie von magischer Hand gezogen, verschob sich die Diskussion immer mehr zum Menschen selber.
  2. Ein Trigger war das vermeintliche Fehlen von Emotionen, Gefühlen und Empathie auf Seiten der kognitiven Maschinen.
  3. Emotionen auf Seiten des Menschen wurden als zentral bezeichnet, können sämtliche andere Funktionen beeinflussen, bis hin zu schwerer Krankheit und Tod.
  4. Die neue Umwelt, neue Arbeitssituationen, die Medien, der Computer wirken auf die Emotionen ein. Es war nicht ganz klar, ob nur negativ (Stichwort: Spielesucht). Auf jeden Fall kann über die Medien und den Computer ein starker Einfluss auf die Emotionen, die Psyche, überhaupt auf das Denken, ausgeübt werden. Ist dies nur negativ (wie manche Untersuchungen nahe zu legen scheinen), oder kann es auch positiv sein? Die intensive Nutzung rund um die Uhr spricht eher für eine intensive Befriedigung vieler menschlicher Bedürfnisse durch die Maschinen.
  5. Zugleich ist klar, dass der Mensch mit seinen Emotionen und Empathien nicht nur gut ist: viel Gewalt, Folter, Kriege markieren eine deutliche Spur in der Geschichte (und der Gegenwart); der Mensch kann sehr grausam sein und erweist sich bis heute als sein eigener größter Feind. Vor diesem Hintergrund wirken Maschinen eher neutral; sie erscheinen als Werkzeuge, die man so oder so nutzen kann.

WAHRE INTELLIGENTE SELBSTORGANISIERENDE MASCHINEN

  1. Offen blieb die Frage, wie weit die Maschinen in ihrer Fähigkeit zur Selbstorganisation und ausgestattet mit eigenen Emotionen und Werten kommen können. Und, selbst wenn die Maschinen rein auf sich gestellt es nicht schaffen könnten – werden die ungestillten Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen nicht selbst jene Motive und Kräfte liefern, die aus neutralen Maschinen emotionale Monster machen, die als zigfache Verstärker menschlicher Gedanken und Wünsche dann ins überdimensionale wachsen und zu selbstorganisierenden Monstern mutieren, weil die Menschen es so wollen? Sind die Monster der Science Fiction nicht letztlich die ungestillten Machtbedürfnisse der Menschen selbst?

OFFENE FRAGEN

  1. Unklar blieb, warum Maschinen überhaupt solche Verhaltensweisen ausbilden können, die dem Menschen so ähneln. Wie ist das möglich?
  2. Unklar blieb, wie genau das Moment von Technik innerhalb der Evolution des Biologischen gedacht werden kann bzw. gedacht werden soll? Es sind biologische Systeme, die Maschinen erfunden haben, sie planen, sie bauen, sie benutzen. Wie muss man sich diesen Aspekt der biologischen Evolution denken? Was ist das Biologische an den Maschinen? Verstehen wir uns selbst noch gar nicht? Haben wir bislang das Biologische falsch erstanden?
  3. Auf der gleichen Linie liegt die Frage nach dem neuen Verständnis von unbelebter und belebter Materie: wenn das Biologische als belebte Materie sich aus der unbelebten Materie entwickeln konnte, wieweit kann man dann die unbelebte Materie wirklich als unbelebt bezeichnen? In formalen logischen Systemen kann man nur das ableiten, was in den Voraussetzungen schon drin steckt. In der Physik geht man auch davon aus, dass aus Nichts nichts entstehen kann. Wenn nun etwas Biologisch-Lebendiges entsteht, dann müssen die ‚Grundmaterialien‘, aus denen dies entstanden ist, mindestens so viele Eigenschaften enthalten, wie jene, die dann im Prozess sichtbar werden. Es wäre dann nicht etwas ganz Neues, sondern nur das Alte eventuell in einer anderen Zustandsform. Das Belebte wäre dann nur eine andere Zustandsform des Unbelebten; letztlich wäre alles gleichwertig. So kann ja auch etwas Belebtes wieder in die Zustandsform des Unbelebten zurückkehren (wir nennen das Sterben, Tod).
  4. So wie ja grundsätzlich eine Äquivalenz von Energie und Materie in Bewegung angenommen wird, Materie in Bewegung als eine andere Zustandsform von Energie, so entsteht das Belebte aus der Kombination von Materie und freier Energie; nicht beliebig, nicht immer, nicht überall, sondern unter bestimmten Rahmenbedingungen kann freie Energie Materie dazu bringen, weitere Zustandsänderungen vorzunehmen, die dann in hochkomplexen biologischen Strukturen enden (ein einzelner menschlicher Körper hat etwa die 1000-fache Komplexität einer einzelnen Galaxie!).
  5. Wenn nun biologische Strukturen andere Materie mit Hilfe von Energie zu Strukturen umformen, die wir Computer nennen, und durch Hinzunahme weiterer Energie zu Transformationen bringen, die menschliches Verhalten imitieren und in vielem übertreffen (Schach spielen, Go spielen, Quizfragen beantworten, selbständig ein Flugzeug steuern, …), dann erscheint dies fast ’normal‘: biologische Strukturen übertragen ihre Fähigkeit zur Transformation von Materie mittels Energie auf andere materiellen Bereiche und können diese wiederum dazu nutzen, sich selbst weiter zu transformieren.
  6. Wo führt dies hin?
  7. Warum das Ganze?
  8. Gibt es hier irgendeinen nachvollziehbaren Sinn?
  9. Diese Fragen gelten natürlich auch ungebremst für das Universum selbst: wozu ist das Ganze gut?

THEMA NÄCHSTE SITZUNG

  1. Am Schluss gab es keine klare Formulierung für das nächste Thema. Irgendwo liegt der Brennpunkt in diesem Spannungsfeld von biologischen Systemen (Menschen, Tiere) und nicht-biologischen Systemen (Maschinen). Warum können die Maschinen all das? Wo liegen natürliche Grenzen? Was sagen diese Maschinen und ihre intensive Nutzung durch den Menschen über den Menschen? Sind wir nicht letztlich mit unsren Zustandsänderungen von Materie mittels Energie nicht auch nur Maschinen, die sich in den neuen Maschinen quasi zu kopieren versuchen?

LEICHTE TERMINÄNDERUNGEN !!!

  1. Bei den noch ausstehenden Treffen am 15.Mai und 12.Juni 2016 treffen wir uns NICHT erst um 16:00h sondern schon um 15:00h, dann bis 18:00h.

Einen Überblick über alle bisherigen Blogeinträge zur Philosophiewerkstatt bzw. zum Philosophiesommer 2016 finden sich HIER.

MASCHINENWERDUNG DES GEISTES – Thema des PHILOSOPHIESOMMER 2016 in der DENKBAR Frankfurt am So, 10.April 2016

Entsprechend dem Plan vom 9.Februar 2016 kommt hier die Einladung zur nächsten Sitzung des PHILOSOPHIESOMMERS 2016 in der

DENKBAR Frankfurt

Spohrstrasse 46a

(Achtung: Parken schwierig! Man muss wirklich im Umfeld suchen)

THEMENSTELLUNG

Wie der Bericht vom letzten Treffen am So 13.März 2016 erkennen lässt, hatte sich die Gruppe für das Treffen am So 10.April ein einzelnes Thema besonders ausgewählt: der mögliche Ersatz von Ärzten in Diagnose und Therapie durch den Einsatz von Software. Diese Entscheidung war mit motiviert durch eine aktueller Pressemeldung seitens der Rhönklinik, ein System des kognitiven Computings in Gestalt des IBM-Programm Dr.Watson einzusetzen. Es soll das Krankenhaus und die Ärzte unterstützen. Sofort stellten sich viele Fragen, z.B.: Was heißt dies? Was kann solch ein Programm? Was heißt dies für uns Menschen sowohl als Patient als auch als Arzt, der ersetzt wird? Was bedeutet dies für das Krankenhaus der Zukunft? usw.

MASCHINENWERDUNG DES GEISTES – EIN EPOCHALES EREIGNIS

Bei allen Fragen, die sich angesichts solch einer Meldung stellen, bei allen möglichen Ängsten und Kritiken, muss man sich klar machen, dass diese Meldung nur eine Begleiterscheinung eines Ereignisses ist, das den Beinamen epochal sehr wohl verdient. Vom ersten messbaren Auftreten unseres Universums vor ca. 13.8 Mrd Jahren bis zu den ersten Spuren des biologischen Lebens auf der Erde hat es ca. 9.8 – 10 Mrd Jahre gedauert; bis zu den ersten Pflanzen und Tieren nochmals ca. 3.5 Mrd Jahre; bis zum Auftreten des homo sapiens (sapiens) ’nur noch‘ ca. 500 Mio Jahre, und dann jetzt zu den ersten Maschinen, die als kognitive Maschinen offiziell als Produkte und Dienstleistungen zu kaufen sind ’nur noch‘ ca. 200.000 Jahre (hervorgebracht von Menschen).

Vom BigBang zum homo sapiens zu den kognitiven Maschinen
Vom BigBang zum homo sapiens zu den kognitiven Maschinen

Jetzt kann man viel darüber streiten, was man unter Geist verstehen will. Rein empirisch, handlungsbezogen, äußert sich Geist – seit den Tagen der griechischen Philosophie – in typischen Verhaltensweisen von Lebewesen, insbesondere des Menschen. Mit der modernen Psychologie, Biologie und Hirnforschung können wir wissen, dass die äußerlich beobachtbaren mit Geist verknüpften Verhaltensweisen mit messbaren Gehirnaktivitäten korrelieren. Und seit dem Auftreten der ersten digitalen elektronischen Computer (ab ca. 1970) wissen wir, dass wir mit Hilfe von elektrischen Schaltungen (und zusätzlicher Programmierung) beobachtbare Verhaltensweisen hervorbringen können, die denen von Menschen immer mehr soweit ähneln, dass man vielfach nicht mehr unterscheiden kann, ob diese geistigen Verhaltensweisen von einem biologischen oder von einem nicht-biologischen (maschinellen) System hervorgebracht wurde/ wird. Waren die Bilder von intelligenten Maschinen in der Frühzeit des modernen Computers (ca. 1930 – 1950) weitgehend noch Visionen von Mathematikern, Logikern und Ingenieuren, so trat spätestens mit dem Supercomputer Deep Blue von IBM im Februar 1996 eine Maschine auf die Bühne, die einen amtierenden Schachweltmeister besiegen konnte. Konnte man dies noch einem Spezialbereich zuordnen, so war der Auftritt des Programms Dr. Watson im Februar 2011 im Rahmen einer nationalen Quizsendung der USA gegen zwei menschliche Konkurrenten mitten im Zentrum jener Verhaltensweisen, die wir gewöhnlich nur intelligenten Menschen vorbehalten. Hier von einer Maschinenwerdung des Geistes (in Anlehnung an das religiöse Bild von der Menschwerdung Gottes) zu sprechen, ist schwer abweisbar.

MARKETING FÜR KOGNITIVE COMPUTER WOHIN?

Während für die meisten Menschen – auch in Deutschland – kognitive Computer (bzw. intelligente Maschinen) noch eher unwirklich erscheinen, irgendwo noch im Bereich der Sciene Fiction angesiedelt sind, tritt die Vorstandsvorsitzende des internationalen Computerkonzerns IBM, Ginni Rommetti, öffentlich auf und verkündet Produkte und Dienste mit kognitiven Computerleistungen im Weltmaßstab (siehe z.B. den Auftritt 6.Januar 2016 und 12.Oktober 2015). Ihr Credo lautet, dass im allgemeinen Digitalisierungsprozess die Verfügbarkeit von kognitiven Computerleistungen den entscheidenden Unterschied bildet. Am Beispiel der Fitness-Firma underarmour versucht Rommetti zu verdeutlichen, dass das allgemeine Produkt der Fitness-Firma durch die Verbindung mit Dr. Watson zusätzliche Beratungsleistungen ermöglicht, die für den Kunden von Vorteil sind. Ähnlich argumentiert sie bei dem Medizindienstleister medtronic am Beispiel des Monitoring von Diabetespatienten. Während diese Beispiel noch bemüht klingen können, ist das Beispiel mit der Kooperation mit dem japanischen Roboterhersteller softbank und dessen Roboter Pepper schon sehr eindringlich. Dieser Roboter kann sich bewegen (wenn auch einfach) und sich anscheinend normal mit Menschen unterhalten. Durch die Verbindung mit dem Programm Dr. Watson arbeitet er schon als Finanzberater, als Empfangsdame in einem Hotel, und als Bedienstete in einer Kaffeebar. Weitere Einsatzweisen werden vorbereitet. Dabei ist zu beachten, dass das Programm Dr. Watson vollständig von Englisch auf Japanisch umgestellt wurde. In dieser Marketingshow waren kritische Überlegungen ausgeklammert. Alles wird mit der neuen Technologie besser.

FRAGEN DARF MAN STELLEN

Bei aller Würdigung für den historischen Moment des ersten Auftretens von kognitiven (intelligenten) Maschinen seit 13.8 Mrd Jahren stellen sich viele Fragen, die nicht beantwortet sind. In der TV-Show vom Oktober 2015 gab es immerhin einige Fragen (wenn auch sehr zurückhaltend). Eine ging auf die Zukunft der Arbeit: Was geschieht mit all den Menschen, die jetzt ihre Arbeit verlieren werden? Welches Konzept einer veränderten Gesellschaft gibt es? Diese Fragen bog Rommetti sofort ab. Die neue Technologie der kognitiven Maschinen soll Menschen nicht ersetzen, sondern soll eine neue Mensch-Maschine Partnerschaft ermöglichen interaktiv, dialogisch, soll zur Verbesserung der Qualität führen. Dass tatsächlich ja schon ganze Branchen unter dem Ansturm der neuen digitalen Technologien zusammenbrechen blieb außen vor.

Unbeachtet blieben auch Fragen der Qualität und Qualitätskontrolle: immer mehr, überall, auch im Bereich der Bildung und Erziehung soll Dr. Watson die Rolle des Trainers/ Lehrers/ Beraters übernehmen. Wer kontrolliert eigentlich Dr. Watson? Wer weiß eigentlich was Dr. Watson letztlich vermittelt, mit welchen Werten? Wie sieht es mit der Haftung aus? Was ist mit den sehr persönlichen sensiblen Daten?

Während die Menschheit sich seit einigen Jahrhunderten aus einem naiven Autoritätsdenken befreit hatte, unbefragtes Wissen durch aufklärerisches, wissenschaftliches Wissen ersetzt hatte, soll jetzt plötzlich jeder ganz neu, ganz naiv alles glauben, was Dr. Watson sagt und das zentralisiert als globales Über-Ich, als globaler Super-Gott. Was ist dies für ein Wissenskonzept? Welches Bild einer Gesellschaft wird hier unterstellt? Die vielen Videos und Webseiten sind alle monoton Produktorieniert, ohne einen Funken von Selbstreflexion, Kritik, ohne gesellschaftliche Verantwortung. Man könnte meinen, IBM heilt nun alle und jedes. Die ganzen Wertekonflikte, die menschlche Gesellschaften seit jeher prägen, scheinen im Bereich des kognitiven Computings nicht zu existieren.

TECHNOLOGIE

Auffällig ist, dass man nirgends brauchbare Daten zur genauen Technologie von Dr. Watson findet. Das White Paper von 2010 bleibt sehr im Allgemeinen. Für Experten kann man aus diesen Angaben zwar einige (sogar weitreichende) Schlüsse ziehen, aber für eine detaillierte Bewertung reicht dies natürlich nicht aus. Unter Experten wird z.B. diskutiert, ob die bei Dr. Watson zum Einsatz gekommene Technologie verglichen mit der google-Technologie veraltet sei, aber auch im Falle von google weiß man nichts Genaues. Die veröffentlichten Algorithmen und SW-Bibliotheken bilden ja nur Teilausschnitte aus einem größeren Ganzen und gemessen an den kognitiven Aufgaben eines Dr. Watson bleibt google – zumindest in der Öffentlichkeit – noch zurück. Der Auftritt von googles intelligenter Maschine AlphaGo als Go-Meister ist zwar beeindruckend, aber ersetzt keine dialogbasierte Interaktionen. Auch die sprachbasierten Dienste operieren bislang nur an statistischen Oberflächen und können wenig überzeugen. Sind das nur Kinderkrankheiten? Dr. Watson kann man so deuten, dass es nur Kinderkrankheiten sind, keine wirklichen Grenzen für das neue Kommende.

Auffällig ist jedenfalls, dass die Technologiefirmen das Eindringen in die kognitive und damit psycho-soziale Dimension von Gesellschaft, in die Welt des Wissens bislang genau so behandeln wie einfache technische Produkte. Psychologische, soziale, politische, kulturelle, werthafte Aspekte werden einfach ausgeklammert. Ist das die Selbstabschaffung des Menschen?

In der Sitzung am So 10.April 2016 wollen wir uns diesen Frage stellen.

PROGRAMMFORMAT

Moderation: Gerd Doeben-Henisch

16:00 Begrüßung

16:05 Kurze Einführung ins Thema

16:05 Gemeinsamer Diskurs I, Sichtbarmachung von Positionen

17:30 Blubberpause (Jeder kann mit jedem reden; Essen und Trinken)

18:00 Gemeinsamer Diskurs II, erste Zusammenfassungen, Tendenzen

18:45 Schlussstatements und Thema für das nächste Treffen

19:00 Ende

Langsames Wegdiffundieren der Teilnehmer ….

Hier der Bericht zum Treffen.

QUELLEN/ LINKS

  • Rhönklinik Mitteilung: http://www.management-krankenhaus.de/news/rhoen-klinikum-kooperiert-mit-ibm-bei-optimierung-der-patientensteuerung
  • Handelsblatt, Digitaler Doktor: https://global.handelsblatt.com/edition/402/ressort/companies-markets/article/the-digital-doctor-in-the-house
  • Deep Blued Febr 1996: https://en.wikipedia.org/wiki/Deep_Blue_(chess_computer)
  • Dr.Watson – Jeopardy Quizsendung Febr.2011: https://de.wikipedia.org/wiki/Watson_(Künstliche_Intelligenz)
  • Watson – White Paper 2010: http://www-05.ibm.com/de/watson/pdf/POW03061DEDE.PDF
  • Rommetti Januar 2016: https://www.youtube.com/watch?v=VEq-W-4iLYU&ebc=ANyPxKpossms1mhki8rBfOPcpWdipFKj3-3LVd2jW2V5MsXOC0AyKXri4TuuerLhoD2esbLhuSpP&nohtml5=False
  • Rommetti Oktober 2015: https://www.youtube.com/watch?v=bMLYKhiZCVI&ebc=ANyPxKowbTytZ9AS9lIvHC8cHbFJsDXe67X-YcAY9vLk4ZhOjeHptZFTbUJt6rKZqisxfEv4RVqVFFe_C3RHrQcgEF3HCWetmA&nohtml5=False
  • Fitness-Firma underarmour: https://www.underarmour.com/en-us/
  • medtronic: http://www.medtronic.com/us-en/index.html?cmpid=mdt_com_orcl_us_home_f52_plc_home&utm_source=mdt_com_orcl_us_home&utm_medium=f5_redirect&utm_campaign=PLC_Launch_2015
  • Roboter Pepper von der Firma softbank: http://www.softbank.jp/en/robot/
  • Google-SW AlphaGo: http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/alphago-gegen-lee-sedol-partie-vier-geht-an-den-go-profi-a-1082068.html

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BLITZMEMO PHILOSOPHIESOMMER SITZUNG 13.März 2016

Gedankenfeld Philosophiesommer 14.März 2016
Gedankenfeld Philosophiesommer 14.März 2016

1. Heute hier nur ein Blitzmemo zur Sitzung gestern. Nächstes Mal wieder länger.
2. Das gewählte Thema lautete ‚Was macht das alles mit uns?‘ und bezog sich auf das breite Problemspektrum, das die Digitalisierung in den modernen Gesellschaften mit sich bringt.
3. In der Einführung wurde mit Bezug auf die Blogbeiträge VERSCHRÄNKUNG VON REALITÄT UND VIRTUALITÄT – ZUKUNFT ODER ENDE DES MENSCHEN? – Randbemerkungen zu einer Veranstaltung des DAM Frankfurt 2.März 2016 , DIGITALISIERUNG UND DIE RELIGIONEN, sowie DENKEN UND WERTE – DER TREIBSATZ FÜR ZUKÜNFTIGE WELTEN (Teil 1) eine Reihe von Auswirkungen der Digitalisierung auf uns vorgestellt. Dies führte dann unmittelbar zur Fortsetzung des gemeinsamen Diskurses.
4. Wie die Gedankenskizze erkennen lässt, gab es einige größere Themenkomplexe.
5. Es wurden verschiedene Beispiele geschildert, wie Teilnehmer die Digitalisierung negativ erleben, speziell auch im Arbeitsbereich. Ein großes Thema hier die zunehmende Überwachung und Kontrolle, sogar initiiert von Mitarbeitervertretungen. Zum anderen die weitere Automatisierung des Gesundheitswesens. Prominentes Beispiel die Ersetzung von Ärzten in der Diagnose durch ein Computerprogramm.
6. Auf der anderen Seite mögliche Gegenreaktionen über mehr Aufklärung, Boykott von Dienstleistungen, Veränderung der öffentlichen Debatte über Werte und gesellschaftliche Rahmenbedingungen.
7. Generell empfinden alle die Digitalisierung als etwas Reales, eher Bedrohliches, Angst auslösend.
8. Ein anderer Tenor ging in die Richtung, dass diese Entwicklung möglicherweise evolutionär ‚erzwungen‘ ist mit der offenen Frage, wie man diese Entwicklung gestalten kann. Letztlich sind wir Menschen die Handelnden und es liegt an uns, wie wir damit umgehen. Sollen die Menschen letztlich abgeschafft werden oder kann es nicht – analog der alten Visionen von Asimov (und anderen) – neue Gesellschaftsmodelle geben, in denen Menschen ein lebenswertes Leben auch ohne Arbeit führen können? Automatisierung als gesellschaftliches Projekt, das die Kreativität des Menschen ganz neu freisetzen könnte?
9. Die neuen Erkenntnisse aus dem Bereich der Mikrobiologie deuten in die Richtung, dass das entscheidende Erfolgsrezept der Evolution bei der Entwicklung immer komplexerer biologischer Strukturen das Prinzip der Kooperation ist. Der Körper des homo sapiens ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür: wir erleben einen einzigen Körper, dieser besteht aber aus vielen Billionen einzelnen Zellen, jede individuell, autonom, und doch wirken sie zusammen. Da können wir sicher noch eine Menge lernen.
10. Beim Ausblick auf das nächste Mal wollte die Gruppe sich ein einzelnes Thema genauer herausgreifen und dieses philosophisch reflektieren. Ausgewählt wurde – aufgrund aktueller Pressemeldungen – der angekündigte Einsatz eines Computerprogramms in der Marburger Klinik, das die Ärzte im Bereich Diagnostik ersetzen soll. Was heißt dies? Was kann solch ein Programm? Was heißt dies für uns Menschen sowohl als Patient als auch als Arzt, der ersetzt wird? Was bedeutet dies für das Krankenhaus der Zukunft? usw. Die Frage soll am Beispiel des IBM-Programms Dr.Watson diskutiert werden.

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PHILOSOPHIESOMMER 2016 IN DER DENKBAR FRANKFURT – Einladung für So, 13.März 2016

Entsprechend dem Plan vom 9.Februar 2016 kommt hier die Einladung zum nächsten Treffen in der

DENKBAR Frankfurt

Spohrstrasse 46a

(Achtung: Parken schwierig! Man muss wirklich im Umfeld suchen)

Wie der Bericht vom letzten Treffen am So 14.Februar 2016 erkennen lässt, hat sich die Gruppe beim letzten Mal tief in viele schwierige Fragen verstrickt, aus denen es keinen leichten Ausweg zu geben scheint. Muss man dies als Indiz dafür werten, dass unsere Gegenwart in einen geistigen Taifun geraten ist, der vieles Vertraute hinweg fegt und das Neue bislang nur in Umrissen erkennen lässt?

Von den vielen Fragen, die am Schluss im Raum standen:

  • Was macht das alles mit uns?

  • Hat der homo sapiens noch eine Chance?
  • Ist er überflüssig geworden?
  • Gibt es die intelligenten Maschinen, die den homo sapiens ersetzen sollen, wirklich?
  • Ist dies aller nur ein Propagandatrick der Medien und einiger globaler Konzerne?
  • Sind google, facebook und Co morgen schon pleite, weil sie ihre eigenen Algorithmen nicht mehr unter Kontrolle haben?
  • Was wird uns PHILOSOPHY-IN-CONCERT zum Nachdenken geben?
  • Könnten uns intelligente Maschinen sogar helfen?
  • Was ist mit der Maschine als Therapeut und Partner?
  • Was ist mit den technischen Erweiterungen des Körpers?
  • Was ist mit den möglichen genetischen Veränderungen: warum wollen wir sie nicht?
  • Wo liegt unsere Zukunft? In der bloßen Wiederholung des Alten oder in einem real Neuem? Wie kommen wir dahin? Wer sind unsere Ratgeber? Müssen wir auf unsere Enkel hoffen, dass die es dann schon richten, weil wir zu dumm und träge sind?

wurde eine besonders favorisiert:

Was macht das alles mit uns?

Wir wollen uns dieser Frage stellen.

PROGRAMMFORMAT

Moderation: Gerd Doeben-Henisch

16:00 Begrüßung

16:05 Zur Einstimmung wieder eine Performance aus dem PHILOSOPHY-IN-CONCERT Experiment

16:15 Einladung zum persönlichen Brainstorming

16:30 Zunächst sucht jeder in seinem Erfahrungsraum nach passenden Phänomenen und notiert sie auf seinem Zettel (modernere Mittel sind nicht verboten :-))

17:00 Zusammentragen der Befunde (simultan Erstellung eines Begriffsnetzwerkes)

17:30 Blubberpause (Jeder kann mit jedem reden; Essen und Trinken)

18:00 Offene Gesprächsrunde zu den Phänomenen (simultan Erstellung eines Begriffsnetzwerkes)

18:45 Schlussstatements

19:00 Ende

Langsames Wegdiffundieren der Teilnehmer ….

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START DES PHILOSOPHIESOMMERS 2016 IN DER DENKBAR FRANKFURT – Nachhall zum 14.Februar 2016

START GELUNGEN

Nach einer Unterbrechung von mittlerweile fast 6 Monaten hat sich die Philosophie in der DENKBAR zurückgemeldet.  Aufgrund der Einladung vom 9.Februar 2016 hatte sich eine sehr interessante Gruppe  zum Re-Start versammelt. Und der gedankliche Austausch nahm seinen Lauf.

EIN HAUCH VON PHILOSOPHY-IN-CONCERT

Wie angekündigt wurde ein kleines Hörstück vom PHILOSOPHY-IN-CONERT Experiment eingespielt, dazu ein Bild von der – noch – leeren virtuellen Insel aus einer virtuellen Welt.

cagent vor leerer PiC-Insel 14.Februar 2016
cagent vor leerer PiC-Insel 14.Februar 2016

PHILOSOPHY-IN-CONCERT versteht sich als Versuch, die Fragestellung von der Zukunft des Menschen in Wechselwirkung mit der neuen Technologie der intelligenten Maschinen aus philosophischer und wissenschaftlicher Sicht künstlerischer erlebbar zu machen. Wie das genau geschehen wird, ist Teil des laufenden Experimentes. Erste Gehversuche fanden in öffentlichen Veranstaltungen am 1.Dez. 2015 und am 12.Dez. 2015 statt. Daraus stammt das Hörstück, das an diesem Abend gespielt wurde.

 

Dieses Stück kann uns daran erinnern, dass wir uns ohne Gebrauchsanleitung vorfinden und seit vielen tausend Jahren auf der Suche nach uns selbst, nach dem inneren Drehbuch von allem sind. Alle Kulturen haben ihre eigene Version erzählt, die vielen Religionen, die Philosophen, die moderne Wissenschaft liefern ständig neue Varianten. Welche ist nun die richtige? Woran können wir die richtige erkennen?

Zwei der Stimmen im Hörstück sind vom Computer generiert. Die gesamte Musik ist vom Computer generiert. Wir erleben einen realen Klang, der von Algorithmen erzeugt wurde. Auch das Bild, das in der Live-Schaltung sehr realistisch wirkte (z.B. mit Wellenbewegungen und Lichtreflexen) war komplett vom Computer generiert, ein Virtuelles als Reales, Virealität …

DIE AUSGANGSLAGE

Damit waren wir bei der Ausgangslage angekommen.

In unserem Alltag erfahren die, die Arbeit haben, oft (meistens?), dass sie zu viel Arbeit haben. Sie drehen in ihrem Rad und schaffen es kaum noch, jenseits der beruflichen Routine andere Aspekte des Lebens breit und differenziert aufzunehmen. Zugleich hat man das subjektive Gefühl, die Ereignismenge nimmt beständig zu, die Änderungen werden schneller. In all dem ist eine Entwicklung unübersehbar: die fortschreitende, mittlerweile umfassende, Digitalisierung des gesamten Lebens. Im Beruf, in der Freizeit, öffentlich und im Privaten, überall begleiten uns mittlerweile Computer, die mit Netzwerken verbunden sind. Vielfach sind sie schon nicht mehr erkennbar, da sie die Gestalt von Alltagsgegenständen angenommen haben, sie Teil von Wohnungen und Gebäuden sind, überall in den Verkehrsmitteln eingebaut sind, Teil von öffentlichen Räumen …. noch weniger kann man die Aktivitäten in den Netzwerken und Datenbanken wahrnehmen. Das globale Geschäft mit den privaten (und kommerziellen und institutionellen) Daten brummt; einige wenige werden immer reicher, viele andere werden jeden Tag schleichend entwertet. Der Staat scheint zu versagen; es wirkt, als ob er seine Bürger den Datenkraken und den außer Rand geratenen Geheimdiensten überlässt. Privatheit war einmal. Industriespionage scheint mittlerweile der Standard sein, vorpraktiziert von den staatlichen Geheimdiensten selbst, wenn man den Quellen trauen kann.

Erleben wir einen epochalen Umbruch? Was ist mit den traditionellen Wertelieferanten, den bekannten Religionen? Was ist mit den Wissenschaften? Sind Menschen nur ein zufälliges Ereignis der Evolution, eine biochemische Masse, die alsbald wieder vergeht? Sind die Menschenrechte nur noch gut für Sonntagsreden, aber ansonsten im Alltag blutleer, wert-los? Warten alle nur noch auf die Erlösung durch die Roboterfabriken und intelligente Maschinen, die dann alles lösen werden, was der Mensch nicht lösen konnte?

Was ist mit den globalen Konzernen, die ihr Geschäft auf Algorithmen basieren, die die globalen Datenmengen auswerten und hochrechnen: sind sie morgen bankrott, weil sie ihre eigenen Algorithmen nicht mehr unter Kontrolle haben? Lassen die anwachsenden Bot-Armeen die Daten von twitter, facebook, google und Co zu Schrott werden?

GEDANKENSTURM

Dies sind einige der Gedanken, die eingangs geäußert wurden, und die dann zu einem intensiven Gedankenaustausch führten.

Gedankensturm vom 14Febr2016 - ungeordnet
Gedankensturm vom 14Febr2016 – ungeordnet

Im Gegensatz zu sonst fiel es dem Protokollanten schwer, diese vielen Aspekte sofort in eine Struktur einzupassen. Dies kann auch ein Anzeichen dafür sein, dass wir es hier mit einem qualitativ neuem Gesamtphänomen zu tun haben. Alle bisher benutzten Muster greifen nicht mehr so richtig.

Am erfolgversprechendsten erschien dann die Perspektive, dass wir den Menschen, uns, viel radikaler als bislang als Teil eines evolutionären Prozesses sehen müssen, der uns dorthin gebracht hat, wo wie heute stehen. Dies intensiviert die Rückfragen an diesen Prozess. Welche Rolle spielt dann der berühmte Zufall bei der Entstehung des bekannten Universums und der bekannten Lebensformen. Ist alles nur Zufall oder ist Zufall nur ein Moment an einem komplexeren Geschehen? In der Wissenschaft haben einige gemerkt, dass der Zufall insofern nur ein – wenngleich sehr wichtiges – Moment des Geschehens ist, da bei der Entwicklung des biologischen Lebens die Speicherung bisheriger Erfolge im DNA-Molekül wesentlich ist. Nur durch diese Speicherung (Erinnerung, Gedächtnis) wurde eine Zunahme von Komplexität möglich. Der Zufall variiert, das DNA-Gedächtnis gibt eine Richtung. Dieser Prozess ist sehr langsam. Erst mit dem Auftreten des homo sapiens als Teil dieses Prozesses gab es eine Revolution: die Gehirne des homo sapiens können mit ihren elektrischen Zuständen Eigenschaften der Umgebung und sich selbst zu Modellen formen, mit diesen virtuellen Modellen elektrisch spielen und auf diese Weise in sehr kurzer Zeit hochkomplexe Alternativen erkunden, verwerfen oder ausprobieren. Dies führt zu einer extremen potentiellen Beschleunigung der Evolution. Veränderungen, die zuvor vielleicht tausende, zehntausende von Generationen gebraucht haben, können nun innerhalb von Jahren, Monaten, Tagen … gedacht und gestartet werden. Die Erfindung des Computers (eine 1-zu-1 Kopie der Struktur, die dem Kopiervorgang von biologischen Zellen zugrunde liegt!) erscheint in diesem Kontext folgerichtig, dazu Netzwerke und Datenbanken. Aus Sicht der Evolution ist es die Befreiung der Materie in frei konfigurierbare Zustände mit extremer Beschleunigung.

Für die agierenden Menschen, Mitglieder der Gattung homo sapiens, scheint dies aber zu einer Zerreißprobe zu werden, zur Krise der alten Weltbilder die – stimmt das neue Bild – sowieso falsch waren. Wer sind wir wirklich? Was soll das Ganze? Kann es in diesem kosmischen Gesamtgeschehen überhaupt so etwas wie einen Sinn für einzelne Individuen, für einzelne Generationen geben? Wie können wir in all dem, was diese neue Entwicklung mit uns macht, ein Muster erkennen, irgendetwas, was über puren Zufall hinausweist? Oder brauchen wir das alles nicht, ist es sowieso egal? Soll jeder halt die Zeit seines Lebens nutzen so gut es geht, ohne Rücksicht auf Verluste? Sind die Menschen, nachdem sie die Evolution durch Computer, Netzwerke und Datenbanken neu entfesselt haben, sowieso überflüssig geworden? Homo sapiens hat seinen Job gemacht; die Zukunft liegt jetzt nur noch in Hand der intelligenten Maschinen?

WIE GEHT ES WEITER?

Am 13.März 2016 treffen wir uns zur weiteren Verhandlung in Sachen homo sapiens.

  • Was macht das alles mit uns?
  • Hat der homo sapiens noch eine Chance?
  • Ist er überflüssig geworden?
  • Gibt es die intelligenten Maschinen, die den homo sapiens ersetzen sollen, wirklich?
  • Ist dies aller nur ein Propagandatrick der Medien und einiger globaler Konzerne?
  • Sind google, facebook und Co morgen schon pleite, weil sie ihre eigenen Algorithmen nicht mehr unter Kontrolle haben?
  • Was wird uns PHILOSOPHY-IN-CONCERT zum Nachdenken geben?
  • Könnten uns intelligente Maschinen sogar helfen?
  • Was ist mit der Maschine als Therapeut und Partner?
  • Was ist mit den technischen Erweiterungen des Körpers?
  • Was ist mit den möglichen genetischen Veränderungen: warum wollen wir sie nicht?
  • Wo liegt unsere Zukunft? In der bloßen Wiederholung des Alten oder in einem real Neuem? Wie kommen wir dahin? Wer sind unsere Ratgeber? Müssen wir auf unsere Enkel hoffen, dass die es dann schon richten, weil wir zu dumm und träge sind?

Einen Überblick über alle vorausgehenden Sitzungen der Philosophiewerkstatt findet sich HIER.

PHILOSOPHIESOMMER 2016 IN DER DENKBAR FRANKFURT

Alltag, Visionen der Wissenschaft, und die antike Philosophie: müssen hier Köpfe rollen oder gibt es neue gedankliche Fusion?

Sind Sie neugierig, oder meinen Sie, etwas beitragen zu können?

Kommen Sie dazu.

Geben Sie ihrer Eitelkeit drei Stunden Urlaub und lassen Sie zu, dass Sie in der Andersartigkeit vielleicht etwas Neues entdecken.

ORT:

DENKBAR Frankfurt
Spohrstrasse 46a

(Achtung: Parken schwierig! Man muss wirklich im Umfeld suchen)

PROGRAMMFORMAT

Moderation: Gerd Doeben-Henisch

16:00 Begrüßung

16:05 Kleine Performance aus dem PHILOSOPHY-IN-CONCERT Experiment

16:15 Eingangsüberlegungen

16:30 Erste offene Gesprächsrunde (simultan Erstellung eines Begriffsnetzwerkes)

17:30 Blubberpause (Jeder kann mit jedem reden; Essen und Trinken)

18:00 Zweite offene Gesprächsrunde (simultan Erstellung eines Begriffsnetzwerkes)

18:45 Schlussstatements

19:00 Ende

Langsames Wegdiffundieren der Teilnehmer ….

ERINNERUNGEN…

In der Regel erscheint im Anschluss an eine Sitzung ein Bericht im Blog cognitiveagent.org, der auch Gelegenheit bietet, sich durch Kommentare oder eigene Beiträge an der Diskussion zu beteiligen.

INHALTLICHE LINIE

Da der Gesprächsprozess – abhängig von den Teilnehmern! – seine eigene Dynamik gewinnt, lässt sich keine genaue Prognose für alle kommenden Themen geben.

Das Rezept für den Start orientiert sich einmal an unseren alltäglichen Erfahrung einer Menschheit im Fiebertaumel zwischen Gewalt, Krieg, Katastrophen auf der einen Seite, eingespannt in ein umfassendes Räderwerk von Wirtschaft, Verwaltungen, Medienströmen, Politikbetrieb, Anwachsen von ‚tiefem Staat‘ mit mittlerweile grenzenloser Überwachung andererseits; dazu eine scheinbar entfesselte Wissenschaft, die – abgeschottet von der Öffentlichkeit – immer neue Details der Materie enthüllt, den Menschen als biochemische Masse sieht, deren Tage gezählt sind, und in automatisierten Produktionsprozessen denkt, die mit bekannten Wertesystemen kaum noch etwas zu tun haben. Und dann, man wagt es kaum zu sagen, gab es einen alten, sehr alten Philosophen, der mindestens 1800 Jahre lang das Denken In ganz Europa (Westen wie Osten; christliche Theologie genauso wie die islamische Theologie!) geprägt hat, Aristoteles, der heute auf allen Gebieten als abgeschrieben gelten kann. Und doch, schaut man sich die großen Lücken an, die die moderne Wissenschaft mit sich herumschleppt, kann man ins Grübeln kommen. Die Zukunft ist niemals einfach nur die Wiederholung des Gestern. Aber sie ist auch niemals das total ganz andere. Die biologische Evolution praktiziert das Modell der Zähmung des Zufalls durch Erinnerung; das Ergebnis nach ca. 4 Mrd Jahren sind u.a. wir, der homo sapiens. Es ist schwer zu verstehen, bis heute. Manche wollen es auch gar nicht verstehen…

ARCHIV

Wer sich für die bisherigen philosophischen Gespräche unter der Überschrift ‚Philosophiewerkstatt‘ interessiert, ist eingeladen, die Erinnerungsseite zu besuchen. Hier gibt es Berichte von den zurückliegenden Diskursen.