Archiv der Kategorie: Poesie

Magie der Worte – Kein Fake. Notiz

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062, 26.April 2019
URL: cognitiveagent.org
Email: info@cognitiveagent.org
Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de

KONTEXT

In diesem Fall ist es die letzte der vielen spontanen Produktionen aus meinem seit Jahren andauerndem RUM- Experiment (radically unplugged music), die als Anlass für einen Eintrag dient. Das Experiment ereignete sich gestern Abend. Im Nachhinein, heute Morgen, trafen sich die Wirkungen mit vielen grundlegenden Überlegungen der letzten Zeit zu der Art und Weise, wie unterschiedliche Menschen ihr Wissen, ihre Erfahrungen, aus dem Dunkel ihres Unbewussten hervor holen können, um sich in gemeinsamen Resonanzereignissen wechselseitig anregen — stimulieren — zu können, im Rauschen der Worte das scheinbar Unsagbare doch irgendwie zu sagen. Was als merkwürdiges Geplapper anfangen kann, als Stammeln von Worten, als lyrische Wortfetzen, als poetisch reguliertes ‚Irgendwie‘, als Strom von Klängen mit innewohnenden Worten, das kann sehr wohl in noch mehr regulierte Wortstrukturen übergehen, in Texte, die mehr Konkretheit, mehr Klarheit an sich tragen, die im engeren Sinne wahrheitsfähig erscheinen und als solche dann auch funktionieren. Die sich so entbergende Wahrheiten werden dann zu jenen Kletterhaken unseres Geistes, an denen wir steile Wände erklimmen können, die ansonsten nur ferne, eher ungewiss zu erahnen sind.

THE FLYING DANCER – Soundereignis

Wie gesagt, ich führe seit Jahren ein Experiment durch, das sich Radically Unplugged Music (RUM) nennt. Es geht darum, welche Klänge, Sounds, Musikstücke entstehen, wenn man selbst weder richtig ein Instrument spielen kann, noch singen, noch Zeit hat, zu üben, keine Noten benutzt, keine fertigen Texte, sondern sich einfach nur hinsetzt, die Aufnahmegeräte einschaltet, und dann anfängt zu spielen bzw. zu sprechen… und dies mehrfach in dem Sinne, dass z.B. im Stück genannt The Flying Dancer erst Schlagzeug gespielt wird, dann ein Elektro-Bass, dann ein Elektro-Klavier, und schließlich dazu gesprochen wird.

Die Stimme beginnt mit einer Entschuldigung, weil der Sprecher gerade die Distanz zum Hörer unterbricht, möglicherweise störend, weil er bei seiner Betrachtung der Welt, von seinem speziellen Standpunkt aus, etwas wahrnimmt, das er mitteilen möchte.

Die Stimme spricht vom Staub der Zeit, vielleicht meint er auch so etwas wie Nebel, worin er die Schatten von Lichtern zu erkennen meint, die das Auge durchdringen. Und in diesen Schatten von Lichtern im Staub der Zeit scheint er viele wahrzunehmen, die gehört werden wollen, und es stellt sich die Frage, ob das, was da zu Gehör kommen soll, wichtig ist? Hilfreich? Und in all dem sieht er dann den fliegenden Tänzer, zwischen allem, mit sich ändernden Farben, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, auf- und absteigend im Gewoge der Ereignisse; wie auf einer Welle reitend. Die Stimme wiederholt diese bisherigen Eindrücke, und bemerkt dann zum fliegenden Tänzer noch, dass dieser schaue als ob er etwas weiß von hinter den Oberflächen der Dinge, die sich zeigen, und er schaut Dich an… und der Klang schwebt dahin, entschwebt, als ob nichts war.

LYRIK – POESIE – MAGIE DER WORTE …

In der Hetze des Alltags, können solche Worte leicht überhört werden, selbst, wenn Sie in Klänge eingehüllt daher kommen. Wir hören — und sehen — heute so Vieles, dass das Erklingen von Etwas weit weniger Aufmerksamkeit erzeugt als das Nicht-Erklingen, das Schweigen, die Stille. In der Stille, in der vermeintlichen, oft beschworenen, ist es dann aber real, tatsächlich, gar nicht still … es ist anders. Wir nehmen anders wahr, Anderes, was sonst im Getöse des Alltags schlicht untergeht, weil die anderen, lauteren Klänge die leisen übertönen, kaschieren, oder maskieren, wie die Tontechniker sagen.

Und einzelne Klänge, Töne, einzelne Worte entfalten plötzlich eine eigene Resonanz mit unserem Inneren… und wie von Zauberhand steigen Bilder, Erlebnisse, andere Töne und andere Worte aus dem Dunkel des Unbewussten auf, wie von Geisterhand, und beginnen die scheinbare Stille zu füllen mit ihrem eigenen Geschmack, ihrem eigenen Anfühlen, und diese aufsteigenden Ereignisse rufen weitere, andere wach, und so entsteht ein bunter Strom an Farben, Gestalten, Tönen, Gerüchen, Geschmäckern, Worten, aus dem scheinbaren Nichts des Unbewussten, das sich als gar nicht so unbestimmt, leer erweist, als das es im ersten Moment erscheinen mag.

Fokussieren wir uns in diesen aufsteigenden Gestalten auf die Worte, Wortfetzen, Satzfragmenten, dann haben diese eine eigentümliche Zwitterstellung: ja, es sind Fragmente, herausgerissen aus etwas möglichem Größeren, lassen — noch unbewusst, unsichtbar — ein schwer Bestimmbares und doch irgend ein angefühltes Anderes in einem anklingen, das aus diesen Wortfetzen gefühlt mehr macht als sie als Worte darstellen. Dies kann die Wurzel, der Ur-Grund von Lyrik sein, von Poesie, wenngleich der eine oder die andere möglicherweise Worte wie Lyrik und Poesie noch mit weiteren Eigenschaften aufladen möchte, z.B. mit noch mehr Eigenschaften des rein Sprachlichen.

Ich bevorzuge bei solchen sprachlichen Ereignissen im Kontext von Lyrik, Poesie und RUM die Fokussierung auf den Charakter der Gratwanderung, des Ambivalenten, des Fragmentarischen, das davon lebt, dass Worte jeglicher Art diese besonderen Boten des Zwischen sind, zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten, die möglichen Brücken zwischen bloßem Schall und möglicher Bedeutung. Es ist genau diese Mittlerrolle die unseren Worten eine Magie verleihen, weil sie quasi aus dem Nichts, aus der völligen Bedeutungslosigkeit, auferstehen können mit einer möglichen Botschaft zunächst zwischen dem eigenen Unbewussten und dem eigenen Bewusstsein, dann aber auch, vielleicht, im glücklichen Fall, zwischen verschiedenen Gehirnen, die in verschiedenen Körpern wohnen und sich nur über die Magie der Worte miteinander koordinieren können (ein Thema, das in diesem Blog schon mehrfach behandelt wurde, und das beliebig komplex gedacht werden kann).

MYSTIK

Im Kontext von Lyrik und Poesie muss man die Mystik nicht erwähnen. Mystik lebt primär nicht vom Wort, von Wortfragmenten, Sätzen. Mystik nährt sich vom Ereignis, das aus den Weiten des Unbewussten, des nicht direkt Wahrnehmbaren, auf uns zukommt, uns packt, uns auf vielerlei Weise berührt, anrührt, bewegt, erfüllt, aufregt, bewegt, erleuchtet, … das Vielerlei der Worte, das Menschen (Mystiker) bemühen, um das irgendwie Unsagbare doch irgendwie zu sagen, deutet an, lässt anklingen, dass wir es hier mit Urereignissen des Erlebens zu tun haben, für die Worte zu finden, die diesem Urerleben gerecht werden und sich dann irgendwie mit anderen bekannten Erlebnissen verknüpfen lassen, schwer bis unmöglich ist. Letztlich bleibt einem nur Worte zu benutzen, die irgendwie aus anderen Kontexten schon eine gewisse Bedeutung und Bekanntheit haben, und man dann diese geliehene Bedeutung benutzt, um etwas von dem neuen Erleben anzudeuten, das sich da zur Erfahrung gibt. In diesem sehr speziellen Sinne hat die Sprache der Mystik Ähnlichkeiten mit der Sprache der Lyrik und Poesie bzw. zeigt sich im Grenzfall des mystischen Erlebens die Magie der Worte in ihrem absoluten Grenzfall: man möchte etwas sagen, was eigentlich nicht sagbar ist, und benutzt dazu Worte aus anderen Zusammenhängen, die, je für sich zu ernst genommen, falsch sind, aber doch, gerade in ihren verschiedenen Verschränkungen zwischen den Zeilen, indirekt, etwas anklingen lassen können, was derjenige, der dann Ähnliches erleben kann, möglicherweise wiedererkennt.

Ist es schon in der offiziellen Wissenschaft heute nicht ganz einfach, ja, sogar schwer, zwischen wahrer Wissenschaft und Fake-Wissen zu unterscheiden, so geraten wir im Bereich der Mystik, der mystischen Sprache, in einen Bereich, wo eine Bewertung des Wahrheits- und Sinngehaltes letztlich — und auch dann nur ansatzweise, versuchsweise — gelingt, wenn man selbst hinreichend ähnliche Erlebnisse, Erfahrungen machen konnte, die sich über viele Zeitpunkte in verschiedenen Kontexten erstrecken. Trotz dieses schwer fassbaren Gehalts an Wirklichkeit sind solche Erfahrungen dennoch von großem Wert, da sie etwas über uns, unsere Wirklichkeit erkennen lassen, das deutlich über die grobkörnigen Alltagsereignisse hinausreicht (auch eine moderne Physik lebt von zahllosen grenzwertigen Phänomenen, die sich in keiner Alltagserfahrung erfassen lassen, nur mit aufwendigsten Messvorrichtungen, die jede für sich eine Vielzahl komplexer Theorien voraussetzen, um sie zu interpretieren). Und die mystische Erfahrung in dieser Form ist in keiner Weise beliebig! Ihr Charakter gleicht jener der härtesten empirischen Erfahrung, ist nicht manipulierbar, und macht ausdrücklich, was eine Quantenphysik nur sehr indirekt vermitteln kann: der Grundcharakter aller Wirklichkeit ist nicht deterministisch sondern Freiheit. Die mystische Erfahrung enthüllt in der Art und Weise, wie sie in jedem von uns stattfinden kann, neben ihrer Ur-Realität eine Nicht-Erzwingbarkeit. Es kann stattfinden, es muss aber nicht. Dies ist schwer verstehbar; aber der Grundcharakter der quantenmechanisch enthüllten empirischen Wirklichkeit als solcher ist auch nicht wirklich verstehbar. Wie denn auch? Wir kennen nichts Vergleichbares.

Wenn man bedenkt, dass die Menschen aus allen Zeiten, aus denen wir Zeugnisse haben, den mystischen Charakter ihres Grunderlebens schon immer entdeckt und genutzt haben (nicht zu verwechseln mit den vielfältigen Ideologien unterschiedlichster Religionen, die wenig mit Mystik zu tun haben), dann könnte man sagen, dass die moderne Physik die späte Rekonstruktion dieser Ur-Phänomene mit empirisch-formalen Mitteln ist. Leider hat die offizielle Physik den Kontakt mit ihren eigenen humanen Wurzeln weitgehend verloren; selbst der unverzichtbare Beobachter wird aus theoretischen Betrachtungen weitgehend eliminiert, was die physikalischen Theorien in gewisser Weise in die Sphären von irrationalen Wortgebilden entrückt. Aber diese Blickrichtungen sind grundsätzlich korrigierbar.

KEIN FAKE

Unsere Zeiten erleben die Praxis von Propaganda, Desinformationen und Fake-News mit einer neuen, bislang kaum gekannten Wucht, vor allem nicht in der Art, dass Regierungen und Öffentlichkeiten selbst in sogenannten demokratischen Staaten meinen, dass dies doch kein Problem sei. Dass wir als Menschen uns auf diese Weise großflächig, ja, man könnte sagen, in einem industriellem Maße, den Zugang zur Wirklichkeit, zur Wahrheit verschütten, verbauen, unkenntlich machen, und uns als Gesellschaften damit die Basis für eine rationale Zukunftsgestaltung entziehen, scheint aktuell immer weniger Menschen zu kümmern.

Der bewusste Umgang mit der realen Welt im Lichte des eigenen Erlebens, und gerade auch im Grenzbereich der Magie der Worte und der mystischen Erfahrung, ist dagegen keine Flucht aus der Wirklichkeit, ist kein Fake, sondern die einzige Möglichkeit, den instrumentalisierten Fakes eines global ferngesteuerten Alltags ein kleines Stück echter Wirklichkeit entgegen zu setzen. Einzelne Elementarteilchen scheinen bedeutungslos zu sein, aber im Verbund von Atomen, Molekülen und Zellen entwickeln sie eine Kraft, die dabei ist, das gesamte Universum zu verändern. Fake News sind dagegen eine kognitive Krankheit, eine Art kognitiver Krebs, der daherkommt wie Wahrheit aber tatsächlich mögliche Wahrheit im falschen Gewand der Wahrheit zersetzt, zerstört, und damit unsere Brücken zur realen Welt und zueinander zerstört.

THE FLYING DANCER

Ist der fliegende Tänzer nur ein unwirkliches Fantasiegebilde oder irgendwie mehr?…

Einen Überblick über alle Blogeinträge von Autor cagent nach Titeln findet sich HIER.

Einen Überblick über alle Themenbereiche des Blogs findet sich HIER.

POETISCHE MOMENTE UND WAHRHEIT – oder: WAHRHEIT UND POETISCHE MOMENTE

Letzte Änderung: 16.März 20:15, 23:23h (Hinzufügung von Soundtracks zu den beiden poetischen Texten)

1. Getrimmt auf Präzision, auf formale Präzisierung, auf Strukturenwahrnehmung in der Gegenwart besteht schon die Gefahr, bisweilen, Zwischentöne zu verpassen. Denn unser ‚Verstand‘, diese geheimnisvolle Fähigkeit des ‚Ordnens‘ von Phänomenen, besitzt auch einen Modus der ‚Selbstwahrnehmung‘, die etwas über ihn selbst verrät; etwas, nicht alles; aber immerhin.

2. So kann es z.B. zu folgender Beobachtung kommen:

funken des anderen?

das lachen klang nach
verlor sich im raum
der angst, die hervorkroch
aus dem dunkel des unbekannten.
ein lichtstrahl erlosch, kaum
das er aufgeblitzt war,
als die angst hervorkroch
aus dem dunkel in dir.
bleibst du stehen, dann?
verharrst du im schweigen?
wie gelähmt von dir selbst?
oder hast du in dir
diesen funken des anderen,
dieses glühen von vertrauen
das zugeht auf dunkelheit,
das aus sich leuchtet, stark,
und du schaust wo der schalter ist
für mehr licht in unserem leben?
hast du das?

Hier eine Vertonung von ‚funken des anderen‘.

3. Poetisierende Texte sind vieldeutig. Klingen an, lassen anklingen, inspirieren. In der Tat gibt es viele alltägliche Situationen, in denen wir manchmal bewusst, meist eher unbewusst, an Punkte geraten, wo wir zurückzucken, einen Gedanken nicht denken wollen, einen Tat nicht tun wollen, weil in uns dieses diffuse, schwer fassbare Gefühl auftaucht, das uns warnt, Angst macht; was, wenn es schief geht? Was werden die anderen denken? Machen sie sich dann lustig über mich? Bin ich dann der Dumme?

4. Dies trifft jeden, überall, auch – und gerade? – renommierte Wissenschaftler. Wie viele zentrale Probleme schleppt die Wissenschaft seit Jahrzehnten mit sich herum, und doch – wie bei unsichtbaren schwarzen Löchern – meiden alle bestimmte Überlegungen, meiden alle bestimmte Methoden, meiden alle bestimmte Fragen, weil niemand der erste sein will, da er / sie sich ‚verbrennen‘ könnte.

5. Oder all die religiös Überzeugten, die über nichts diskutieren wollen: sie verteidigen eine Wahrheit, von der niemand weiß, ob sie stimmt, weil niemand bereit ist, sie zu überprüfen. Man kann zwar andere verurteilen, ihnen die Köpfe abschlagen, sich selbst aber eine einfache Frage zuzumuten, das kann man nicht.

6. Da die ‚innere Angst‘ vor dem unbekannten Scheitern sich wie ein roter Faden durch alle Menschen und damit alle menschliche Situationen zieht, habe wir hier eine unsichtbare Realität, die sich dahingehend auswirkt, dass die ‚reale‘ Realität dadurch verzerrt wird. Nicht nur die ungeheure Masse eines physikalischen schwarzen Lochs kann das Licht ablenken, auch die psychischen Ängste in jedem von uns können unsere Wahrnehmung der Welt, des anderen, beeinflussen, und auch unsere Taten. Damit entsteht in jedem Augenblick ein Stück Verzerrung, die sich milliardenfach vervielfacht und eine Welt in den Augen der Betrachter erscheinen lässt, die es so vermutlich gar nicht gibt, nicht als reale Welt, aber als eingebildete.

7. Die schier unfassbare Maschinerie allein der US-amerikanischen Geheimdienste ist ‚rational‘ betrachtet ‚irrational‘, aber vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen ‚inneren Angst‘ naheliegend und unausgesprochen ‚plausibel‘. Wer ‚aus der Angst‘ lebt, der kann sich nicht vorstellen, dass es anders sein kann, dass die ‚reale‘ Welt vielleicht ganz anders ist.

8. Und die vielen unfassbaren Grausamkeiten, die weltweit zu beobachten sind, deuten an, dass die ‚innere‘ Angst umfassend und mächtig ist.

9. Wir wissen, dass ein menschliches Leben letztlich nie isoliert möglich ist; wir hängen nahezu vollständig von einem komplexen Netzwerk von Voraussetzungen ab (selbst der sprichwörtliche ‚Einsiedler‘ braucht für seine physische Existenz alleine viele Billionen Bakterienzellen in und auf seinem Körper, er braucht die Luft, die komplexen Bedingungen unterliegt, das Wasser, usw. usw.). Bewusst, aktiv und verantwortungsvoll können wir nur ‚miteinander‘ leben, wenn wir ‚kommunizieren‘. Und im digitalen Netzzeitalter durch das Medium des Digitalen:

‚MailFail‘ – Digitales Schweigen

deine worte sind zum sprung bereit –
doch der mund, der digitale, öffnet
sich nicht: ‚technische störung‘
heisst es; deine worte frieren ein.
niemand hört dich.
niemand sieht dich.
du bist allein.
deine 4 billionen körperzellen
sind da, bersten vor leben, vibrieren,
aber niemand hört dich.
du bist allein, außerhalb des
digitalen kosmos; kein einziges bit.
es strömt, und summt, läuft heiß,
energie verraucht, aber
niemand hört dich,
du bist allein.

Hier in einer digitalen Vertonung (mit erweitertem Text)

10. Wenn man mit anderen Menschen zusammen ist und jemand schweigt, kann man nachfragen. Wenn die Mails nicht mehr fliegen, gibt es nur noch das große Schweigen. Ja, gewiss, man kann noch andere Mailkanäle haben, dazu SMS, soziale Netze …. doch diese kann man leicht unterbrechen; jeder Admin kann manipulieren, was er will; von den Geheimdiensten wollen wir gar nicht sprechen. Und was google, amazon, facebook und Co alles mit unseren Daten machen, mit ‚uns‘, das weiß letztlich keiner (das, was bislang in Erfahrung gebracht werden konnte, ist Grund genug, das aller Schlimmste zu befürchten). Wider Willen sind wir ‚digitale Sklaven‘, deren Rechte hohnlächelnd beiseite gewischt wurden.

11. Offiziell gibt es Menschenrechte; die ‚Menschenwürde‘ ist sogar das Fundament des deutschen Grundgesetzes. Dazu gehört die Wahrung der Authentizität des einzelnen. Durch die – technologisch und lebensstilmäßige bedingte – Verknüpfung von Authentizität und technologisch vermittelter Kommunikation und Informationsbeschaffung haben sich die Grenzen des ‚Privaten‘ mit dem ‚Öffentlichen‘ vermischt. Hat sich mit der Digitalisierung des Privaten damit das Private ‚aufgelöst‘. Brauchen wir keine Menschenwürde mehr weil es keine privaten Individuen mehr gibt?

12. Wenn man die Praxis der Wirtschaft betrachtet und die Tendenz der Gesetzgebung (vor allem auch in den USA), dann kann man sich des Eindrucks nicht verwehren, dass die alten Werte, die Menschenwürde, schrittweise einem globalen Kapitalinteresse geopfert werden, die in keiner Weise eine nachhaltige demokratische Gesellschaft unterstützen. Dass sogenannte ‚demokratische‘ Politiker dieser Aushöhlung demokratischer Grundrechte nichts Entschiedenes entgegen setzen, ist auffällig; fällt aber auch ein wenig auf uns selbst zurück: warum haben wir solche Politiker?

Einen Überblick über alle Blogeinträge von cagent nach Titeln findet sich HIER.

65 – ALTWERDEN (2) – POETISCHE VARIATIONEN

1. In einem vorausgehenden Beitrag zum ‚Altwerden‘ ab 65 hatte ich spontan einen Zusammenhang hergestellt zwischen dem individuellen ’sich Verändern‘ (‚Altwerden‘ genannt) und dem universellen Veränderungsprozess, innerhalb dessen das Phänomen des ‚Geistigen‘ nur dem kein ‚Rätsel‘ ist, der keine Fragen stellt (Frage: Warum stellen einige keine Fragen?)
2. Eine Sache ist es, diese Veränderungsprozesse mit ihren besonderen Eigenheiten so zu beschreiben, ‚wie sie sind‘ (immer relativ zu dem Wissen, das man hat und den verfügbaren Beobachtungsmöglichkeiten). Eine andere Sache ist es, mit dem, was einem als gegeben erscheint, ‚herum zu spielen‘, es kreativ zu verändern, und darin, in den bewusst herbeigeführten veränderten Formen eines ‚poetischen Raumes‘ die scheinbare Unüberwindlichkeit des aktuell Gegebenen ansatzhaft, spielerisch zu überwinden, zu transzendieren, Möglichkeiten jenseits des Aktuellen sichtbar zu machen.
3. Das Poetische ist eine Urkraft des menschlichen Geistes seit je her, und wären wir heutige nicht oft so dogmatisch, blickmässig eingeschränkt, wir könnten in den denkerischen Experimenten der modernen Wissenschaften sehr wohl eine Spielart des Poetischen erkennen.
4.

Poetische Variation eines realen Bildes durch 48 verschiedene Künstler, die individuell jeweils nur einen kleinen Ausschnitt gemalt haben, ohne das ganze Bild zu kennen: 'emergente Malerei'?
Poetische Variation eines realen Bildes durch 48 verschiedene Künstler, die individuell jeweils nur einen kleinen Ausschnitt gemalt haben, ohne das ganze Bild zu kennen: ‚emergente Malerei‘?

5. Im Bild der 48 Künstler vom 12.Oktober 2013 ist ein Bild entstanden (handgemalt, 48 verschiedene Personen), die eine poetische Variation haben entstehen lassen zu einem Realen, das jeder nur in einem kleinen Ausschnitt kannte. Es ist anders als das vorgegebene Original, aber es ist etwas Eigenes, Neues, für sich Stehendes, das ein Kopf mit Hut zeigt, ein Gesicht von eigener Ausdruckskraft. Dieses ‚poetisch Neue‘ kann die Betrachter anregen zu Gedanken, die sie vor dem poetischen Ereignis nicht gehabt hätten, nicht hätten haben können. Vielleicht führen die neuen Gedanken nicht weiter, vielleicht aber regen sie zu wenigstens einem weiteren neuen Gedanken an, der irgendwie ‚belebt’…
6. Einen anderen poetischen Zusammenhang spannt die Hintergrundmusik Not Completely Anarchistic vom 6.November 2012 auf. In ihrer radikalen Hinwendung zu einem Experiment mit bestimmten Klängen eröffnet sie einen Hörraum, der für die meisten ‚fremd‘ ist, ‚unangenehm‘, Abwehr erzeugt, für andere ist es erholsam, aufweckend, anregend. Als cagentArtist diese Musik einspielte, wusste er nicht, dass diese Musik ein Jahr später von anderen für ein anderes poetisches Experiment genutzt werden sollte.
7. Am 12.Oktober 2013 führten drei Personen (M.G., M.S., U.K.) ein Stück auf basierend auf dem Plot eines Vierten (A.B.), das mit den Titeln dieses Blogs poetisch frei spielten. Parallel hörte man die Musik des obigen Stücks.
8. Regieanweisung: Wir setzen uns auf umgedrehte Stühle, in bestimmter Kleidung. Unsere Schatten sind an der Wand zu sehen. 15 Sekunden Musik und Visualisierung spielen lassen. Musik sehr leise drehen, Visualisierung weiter laufen lassen. Los geht’s. Langsam, deutlich, laut lesen und dabei Blickkontakt zu den anderen haben.

POETISCHE VARIATIONEN ZU DEN TITELN
PROLOG:
Querfeldein denken.
Mit Unsinn experimentieren.
Lust auf Neues.
Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder!
Die wunderbare Welt des cagent.
Eine philosophische Retroperspektive.

ÄUßERUNGEN
1. Hinter den Phänomenen wie Körper, Gehirn, Bewusstsein steckt der monadische Charakter des Bewusstseins.
Der subjektive Rahmen der objektiven Welt, wie Fitness Materie und Geist schlagen sich in der Denkmaschine von wissenschftlichem und phenomenologischen Denken.
2 wendet sich zu 3. Dazu gehören: die Religion, die Erfahrung, deren Deutung als intelligente Körper, in Emmergenz und Cognition.
3. Hinzu kommt: Hinter den Kulissen sind wir nicht nichts. Hinter den Kulissen der Grammatik des Sinns steckt eine universelle semiotische Maschine, die Gott missbraucht und das Wunder des Lebens im Menschenbild des Wandels betrachtet.
1. Dazu lass ich neulich, dass Leben, Mensch, Gott und Universum Teile von Hoffmanns Erzählungen sind, die als neues Vertonungsexperiment aus Ägypten und Tunesien stammen. Weil es nämlich Sinn gibt, kann sich Wissen akkumulieren und zwar jenseits des Wärmetodes.
2. Heißt das, solange ich an Gott glaube, und weiß was die komplizierten Wissenschaften brauchen: nämlich die Sexualität von gestern, Morgen und übermorgen. Ist das nicht die Wahrheit im Alltag?
3. Die Entmystifizierung dieses Ethikrates, quasi die Metamorphose der Demokratie ist eine Herausforderung und Chance – genau das hat der Bundestag verdient.
1. Gen Mem und Sem: ist das die Emergenz des Geistes? Nimmt die Verantwortung der Menschen dadurch zu? Oder stirbt die Freiheit als Kriterium.
2. Nun ja – Es gibt keine absolute Moral, sondern nur die Vereinigung von Philosophie und Wissenschaft, als phänomenologisches Denken der kartesianischen Meditationen. Hierbei verweist cagent auf die Teile 6,7, und 8 der cartesianischen Meditationen, quasi einer formalen Theorie des Bewusstseins oder bewusstseinsbasierter Agenten.
3. Man nehme nur die aktuelle Diskussionen über das Snowdon Syndrom.
1. Ja, so ist es. Ich bin noch bei der Philosophie der Zukunft und ihren Teilen: Einleitung, Interdisziplinäre Größen und gewordene Realität usw.
2. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Überlegungen zu Hartmanns Metaphysik der Erkenntniss. „Aposteriori, Apriori und Transcendenz“ sind eine philosophische Büttenrede. Quasi gnoseologische, ontologische und teleologische Wahrheiten im Sinne einer Rückkehr der Metaphysik.
3. oder aber der Natur als Offenbarung. Diese Offenbarung, oder wie er sie nennt auch die andere Differenz, ja, steht im Kontext der Philosophie und sagt nichts anderes als Sinn, Sinn, und nochmals Sinn.
1. In einem anderen philosophischen Kontext laut sie IRRTUM. Die Wahrheit ist aber eine Überlebensnotwendigkeit . Sie ist die Weisheit als Strategie. Dieses stößt jedoch, und man sollte dies bedenken, an gewisse Grenzen…
2. …an die Grenzen der Offenbarungsreligionen. Mit Ihrem vollen Programm: Dem paradoxen Mensch.
3. Reden wir nicht drumherum und überwinden wir den Status der Monaden.
1. Wann ist ein Mensch eigentlich authentisch? Diese Wahrheit ist ganz und gar nicht käuflich und folgt der Frage nach dem Ursprung und der Bedeutung des Lebens. In diesem Zusammenhang kommen wir auf den Missbrauch des Propheten und die Unbegreifbarkeit des Menschen.
2. In anderen Worten, man spricht über das Reingeneering von Goethes Faust. In dem viele Phänomene und Erkenntnisse , die Positionen eines physikalischen Reduktionismus in Frage stellen.
3. Im Auge des Betrachters zeigt sich die reduktionistische Seele als Wahrheit versus Kapital. Wie eine Welt ohne Seele und freiem Willen, ein Gott ohne Kirche .
1. Haben wir damit ein Problem? Ein Problem mit den fliegenden Gedanken der beharrenden Realität, der neuen Ethik, dem Reduktionismus? Oder eher starke Argumente von seiten der Nichtergodizität des Universums?
2. An dieser Stelle sehe ich eine Interdependenz mit der kulturellen Autoimmunreaktion, einem gewissen Kontrollwahn, oder der Angst um sich selbst.
3. Ja! Erinnern wir uns an das Beispiel der Hobbits, das Böse, und Wir, dem Avatar. Kulturelle Immunreaktionen sind ein Phänomen des Deontologismus und des Konsequenzialismus. Sie sind der Schlüssel zum Pareto-Optimum. Sie sind Gott und Heiligkeit in personam.
1. Im autokatalytischen Modellierungsversuch sind diese Systemelemente nicht abbildbar. Längere Diskussionen zur Algorithmisierung und Nichtalgorithmisierung offenbaren die kognitiven Grenzen des kreativ evolutionären Geschehens.
2. Die Sichtbarmachung des Geistes in all seinen Facetten würde das Ende des Individuums bedeuten.
3. Wie auch immer: Trotz Reduktionismus, Emergenz, Spiritualität usw. bleibt was bleibt: Nämlich die Frage: Warum wir sind, wer wir sind, und was das bedeutet.
1+2+3 zusammen:
Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so wird euch nichts offenbart.
Regieanweisung: Ton wieder laut drehen.

NACHBEMERKUNG
Wenn jemand die Titelüberschriften nicht kennt oder, er kennt sie, aber versteht sie nicht, dann ist die Menge der Worte aus den Originalüberschriften und die Menge der Worte aus diesem poetischen Spiel kaum unterscheidbar; ihnen fehlt ein greifbar konkreter Sinn, der ihr Auftreten ‚ordnet‘; etwas erscheint als ‚Unordnung‘ wenn wir mit dem Aufscheinenden keinen ‚Sinn‘ verknüpfen können. Für diejenigen, die die Titel kennen und meinen, mit ihnen einen bestimmten ‚Sinn‘ verknüpfen zu können, kann dieses poetische Wortspiel ‚prickelnd‘, ‚anregend‘ wirken, kann zu Schmunzeln und ausgeprägten Lachreaktionen führen. Als cagent saß ich im Publikum und wusste nicht, was kam. Ich brauchte einige Zeit, um zu merken, dass es um ein poetisches Spiel mit den Worten ging und erkannte nicht, dass es Musik von cagentArtist war (bei über 300 Stücken auch nicht ganz einfach).