Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild ISSN 2365-5062
21.Okt. 2017
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Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de
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ÜBERSICHT
Ausgehend von dem Artikel von Prof. Kiefer zum Phänomen der Sucht und den Suchtauslösern wird sein Erklärungsmodell aufgegriffen, diskutiert und in einigen Aspekten philosophisch übergeleitet zu einem grundsätzlichen Modell eines freiheits-basierten Wissens-, Welt- und Lebensmodells. Sucht erscheint dann nicht mehr als etwas sehr Spezielles, sondern als eine systemisch naheliegende Fehlform einer freiheitsbasierten Lebensform, der die Wissenschaft den Namen homo sapiens gegeben hat.
SUCHT
In einem Artikel in der FAZ vom 18.Oktober beschreibt Prof. Dr. Falk Kiefer vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit (Mannheim) auf Seite N1 das Phänomen der Sucht. Ausgehend von den Befunden des neuesten Suchtberichts der Regierung vom Juli 2017 beginnt er bei den typischen Verhaltensmerkmalen, anhand deren sich das, was man wissenschaftlich als ‚Sucht‘ bezeichnet, manifestiert (siehe dazu Bild 1).
Entsprechend der Tradition der experimentellen Psychologie seit dem Beginn des 20.Jh gilt das beobachtbare Verhalten als Ausgangspunkt einer empirischen psychologischen Untersuchung. So macht Prof. Kiefer darauf aufmerksam, dass Menschen mit einem Suchtverhalten dazu tendieren, den Raum ihres möglichen Verhaltens zunehmend einzuschränken. Aufgrund der als positiv erlebten Wirkungen eines Suchtmittels beginnen Menschen die Weltwahrnehmung einseitig zu interpretieren, so dass nach und nach immer stärker nur noch die Dinge wahrgenommen (und erinnert) werden, die sich mit den erlebten positiven Wirkungen des Suchtmittels verknüpfen. Daraus entsteht ein Tunnelblick, der die möglichen Alternativen immer weiter abschwächt und die sucht-bezogenen Inhalte einseitig verstärkt.
Zu Beginn halten sich die möglichen negativen Auswirkungen auf den Körper, die Psyche und das soziale Umfeld noch im unauffälligen Bereich, aber im Laufe der Zeit kann es hier zu massiven ‚Abweichungen von der Norm‘ kommen, die zu vielfältigen negativen Gefühlen für den Süchtigen führen können (‚Problemdruck‘). Bisweilen hilft dieser erlebte Problemdruck, das Verhalten entsprechend zu ändern, aber in vielen Fällen — und offensichtlich in jenen Fällen, in denen Sucht kontinuierlich manifest wird — schaffen es die Betroffenen nicht, diesen Wahrnehmungs- und Erlebens- und Handlungskreislauf zu durchbrechen. Als Süchtiger ist man Teil dieser inneren Bewertungsschleife, ist man in ihr drin. Gerade darin besteht ja die Krankheit: die zunehmende Blindheit für den ‚größeren Zusammenhang‘ und die subjektiv erscheinende Unfähigkeit, sich da wieder heraus zu lösen.
Mit einer Referenz an die Neurowissenschaften berichtet Prof. Kiefer von den neuesten Erkenntnissen zu den neuronalen Mechanismen der Belohnung und der Verhaltenskontrolle. Im Kern schält sich heraus, dass es ein Belohnungssystem im Gehirn gibt, das vorzugsweise mit dem Botenstoff Dopamin arbeitet und ein Verhaltenskontrollsystem, das vorzugsweise mit dem Botenstoff Glutamat arbeitet. Die genauen Details dieser Systeme sind bislang noch nicht klar. Allerdings gibt es eine auffällige Häufung von Dopaminvorkommen im Kontext der Suchtmittel sowie eine Veränderungen von Synapsen von Nervenzellen in der Kontrolle des Verhaltens. Diese beobachtbare Korrelationen erklären im eigentlichen Sinne nicht viel, aber sie können helfen, Arbeitshypothesen zu entwickeln und zu präzisieren.
THERAPIE
Sofern die bisherige Interpretation stimmt — und davon geht Prof. Kiefer aus –, stellt sich natürlich aus Sicht einer Psychotherapie die Frage, wie man diese selbstzerstörerische Tendenz des Gehirns aufbrechen kann. Denn, wie alle Daten zeigen, stoppt man das Gehirn nicht, mit solch einem stark selektiven System der Wahrnehmung und des Handelns zu arbeiten, führt dies zu einer körperlichen, sozialen und psychischen Zerstörung des Betroffenen.
Die Arbeitshypothese von Prof. Kiefer geht in die Richtung, dass die Suchtmittel an bestimmte auslösende Reize (alles, was mit der Verfügbarkeit und Einnahme des Suchtmittels zu tun hat) gekoppelt sind, die dann, wenn sie zur Einnahme des Genussmittels führen (auch ein Reiz), zu Suchtmittel-spezifischen Empfindungen führen können, die als positiv erlebt werden (zunächst). Diese Verknüpfung ist nicht angeboren, sondern sie wird ‚gelernt‘. In dem Maße, wie immer mehr Reize in den Kontext der Suchtmittel-spezifischen Empfindungen gelangen, und dadurch andere, alternative Reize immer mehr zurücktreten, abgeschwächt werden, entsteht dieses ‚innere Gefängnis‘, eine quasi neuronal-psychologische Fußfessel‘, die festbindet.
Es liegt nahe, zu fragen, ob und wie man solch eine Kopplung von Reiz und positiver Verstärkung schwächen oder gar aufbrechen kann.
Was schon die Lebenserfahrung durch viele Jahrhunderte und Jahrtausende gezeigt hat, wird durch die moderne Psychotherapieforschung erneut bestätigt und partiell präzisiert (siehe Bild 2).
Die allgemeine Lebenserfahrung hat schon immer gewusst, dass man Einseitigkeiten in der Welterfahrung nur aufbrechen kann, wenn man der betreffenden Person hilft, zu alternativen Erfahrungen zu kommen. Neben Abstinenz (Entzug) von den als schädlich erkannten Reizen gehörte dazu auch schon immer der berühmte ‚Tapetenwechsel‘ (andere soziale Kontexte, andere Orte,…), andere Lernerfahrungen, anderes und intensiveres Freizeitverhalten, der — zumindest ein einigen Kulturen — verstärkte Einsatz von Meditationstechniken zum Unterlaufen falscher Wahrnehmungsmuster, oder auch — rabiat und doch wirksam — Umerziehungslager.
Die moderne Psychotherapie sagt nichts wirklich Neues, wenn sie solche — oder ähnliche — therapeutischen Maßnahmen empfiehlt. Die Grundidee besteht in allem darin, durch ein verändertes Lernverhalten die alten Reiz-Belohnungsschemata abzuschwächen, aufzulösen bei und durch gleichzeitigem Aufbau neuer alternativer Reiz-Reaktionsschemata neue Handlungsansätze zu ermöglichen.
Prof.Kiefer berichtet von Experimenten, deren Daten (ergänzt durch bildgebende Verfahren) darauf hindeuten, dass schon wenige alternative Lernerfahrungen (er spricht von 9 Sitzungen) zu nachweisbaren Veränderungen in den Aktivitätsmustern des Gehirns führen können, was auch von den Betroffenen entsprechend berichtet wird.
Prof. Kiefer sieht dies als Beleg dafür, dass die allgemeine Lernfähigkeit des Menschen in der Lage ist (bei hinreichender sozialer Unterstützung) , ‚falsch gelernte Verhaltensmuster‘ aufzubrechen, abzuschwächen und sie simultan durch ’neue, alternative‘ zu ersetzen.
FREIHEIT
In diesem Zusammenhang spricht Prof. Kiefer auch von der ‚Selbstreflexion‘ des Menschen und seiner ‚Freiheit‘, die den Menschen in besonderer Weise befähigen, solch ein Um-Lernen in Gang zu setzen. Es bleibt im Artikel aber unklar, was genau mit diesen Begriffen gemeint ist und wie sie funktionieren.
Der Definitionsvorschlag von Prof. Kiefer für den Begriff ‚Freiheit‘ z.B. als der Fähigkeit, „Handlungsoptionen … wahrnehmen“ und sich „Handlungsoptionen bewusst zuwenden zu können“ ist sehr abstrakt. Dies muss allerdings kein wirklicher Gegeneinwand sein, da ja (formal, mathematisch) ‚Freiheit‘ offensichtlich nicht ein einzelner Gegenstand ist, sondern eher — im alltäglichen Bild von ‚die Summe ist mehr als ihre Teile‘ — einen Funktionszusammenhang manifestiert, in dem Verhaltensmuster entstehen können, die sich aus den einzelnen identifizierbaren ‚Komponenten‘ des beobachtbaren Verhaltens alleine nicht zufriedenstellend ableiten lassen. In Verhaltensmustern zeigt sich — wenn man die Arbeitshypothese ‚Freiheit‘ zulässt — dann eine ‚Dynamik‘, die über die jeweils bekannten Mustern hinaus in der Lage ist, immer wieder neue Muster hervor zu bringen. ‚Freiheit‘ in diesem Sinne würde damit eine grundlegende Form von ‚Kreativität‘ markieren, die endliche Muster, die offensichtlich schädlich sein können, ‚in der Wurzel‘ aushebeln kann.
Allerdings, das zeigt die Kulturerfahrung seit Jahrtausenden, können sich Menschen in eine individuelle ‚interne Interpretationsschleife‘ festfahren, aus der sie nur mit massiver Hilfe von außen wieder heraus kommen können. Es scheint daher so zu sein, dass die grundlegende Fähigkeit zu ‚Freiheit‘ und ‚Kreativität‘ ‚verschüttet‘ werden kann.
Wenn man allerdings nüchtern sieht, wie die Menschen, die Menschheit in vielen Jahrtausenden massiv demonstriert, dass sie neben der klassischen Form der Sucht auch andere interpretationsbedingte Verhaltenseinstellungen (Fundamentalismus, Fanatismus, Dogmatismus, …) in großer Breite praktizieren kann und praktiziert hat, nicht selten bis zum bitteren Ende eines sozialen, politischen und/ oder wirtschaftlichen Zusammenbruchs, dann wird man nicht zu optimistisch sein, was die ‚Selbstheiligungskräfte‘ von Menschen und Gesellschaften bzgl. einer nachhaltig realistischen, weltangemessenen, und pluralistischen Lebenseinstellung betrifft. Das Phänomen der Sucht erscheint vor diesem Hintergrund nicht so außergewöhnlich, nicht so sonderbar wie es oft dargestellt wird. Sucht scheint eher jene Form alltäglicher Welteinschränkung zu sein, die sich in einer ‚Erfahrungsnische‘ verfangen hat, aus die das individuelle System mit eigener Kraft kaum noch herauskommt. Die Tatsache, dass bei vielen Suchtformen chemische Prozesse im Gehirn beteiligt sind, ist dabei keineswegs notwendig, betrachtet man die vielfältigen Formen von manifester Spielsucht.
FREIHEIT, SUCHT UND ROBOTER
Die Naturwissenschaften unserer Tage tendieren dazu, in der Zersplitterung der Sichten und der Überbetonung der Details den Blick für das Ganze eines Systems, speziell des Menschen, des homo sapiens, zu verlieren. Vielleicht noch der nachhallende Reflex zur Haltung der Geisteswissenschaft in den Jahrhunderten zuvor, die den Menschen völlig kritiklos als ein Wesen des Geiste über alles und jedes gehoben hatten. Psychologie und Psychotherapie nehmen hier eine eigentümliche Zwitterstellung ein. Als empirische Wissenschaften unterwerfen sie sich den Spielregeln empirischer Wissenschaften, denen ganzheitliche Systembildungen biologischer Systeme bislang eher fremd sind. Insofern sie sich aber dem Phänomen Mensch in seiner ganzen Breite und empirischen Realität stellen, sind sie mit Phänomenen konfrontiert, die sich nicht so einfach mit den üblichen Klassifizierungsreflexen verrechnen lassen.
So wird zwar aufgrund der Tradition und alltäglicher Phänomene im Fall von Menschen von der ‚Freiheit des Menschen‘ gesprochen und in allen juristischen Konzepten als gegeben unterstellt, aber im Lichte der empirischen Wissenschaften tut man sich schwer, dieser Rede von der Freiheit eine befriedigende theoretische Begründung zu geben.
Die Formulierung von Prof.Kiefer erscheint mir in diesem Zusammenhang symptomatisch: Ja, ‚Freiheit‘ beim Menschen ist ‚mehr‘ als nur die beteiligten chemischen Substanzen; aber, was ist dieses ‚Mehr‘? Für einen Neurowissenschaftler, der nur in Kategorien von Neuronen, Synapsen, chemischen Botenstoffen, elektro-chemischen Potentialen, genetischen Kodierungen zu denken gewohnt ist, fällt es naturgemäß schwer, jenseits dieser Mikrostrukturen größere Konzepte zu denken. Die Komplexität des Gehirns erzwingt zwar letztlich dann doch die Formulierung größerer Strukturen, in denen sich Millionen bis Milliarden Neuronen zu unterschiedlichen ‚funktionellen Zusammenhängen‘ zusammen finden, aber was sind diese ‚Funktionen‘ ‚für sich‘ genommen, ohne die beteiligten Neuronen? Kommt einer komplexen Funktionen von vielen Neuronen eine ‚eigenständige Wirklichkeit‘ zu, eine eigene ‚Ontologie‘, wie es die traditionellen Philosophen sagen würden, oder auch die modernen Wissenschaftsphilosophen, die diese Aussage allerdings in mathematische Sprechweisen kleiden, die sich anders ‚lesen‘, aber letztlich das Gleiche ‚meinen‘?
Diese sehr grundlegende und offensichtlich nicht leichte Fragestellung erscheint in einem zusätzlichen Licht, wenn man die Forschungen zu den sogenannten intelligenten selbstlernenden Maschinen bzw. zu den sogenannten intelligenten selbstlernenden Programmen in die Diskussion einbezieht.
Schon von Beginn der Forschungen zur künstlichen Intelligenz war bekannt, dass die Frage der ‚Bewertung‘, der ‚Präferenz‘ eine wichtige Rolle zukommt. In den letzten Jahren hat sich diese Problemstellung zugespitzt und verschärft. Bei dem Versuch, Roboter zu entwickeln, die den Status von dummen Industrierobotern überwinden und eher wie menschliche Kinder ‚von sich aus‘ ‚in der ganzen Breite‘ lernen, schälte sich heraus, dass die Frage der geeigneten Präferenzen für ein ‚weltoffenes Lernen‘ eine absolut nicht-triviale Problemstellung ist.(Siehe den Überblickartikel von Merrick (2017))
Woher kann ein Roboter, der selbständig lernen können soll, wissen, was für ihn in irgendeinem Sinne ‚zu bevorzugen ist‘? Zwar lernen auch junge Menschen vielfach durch Feedback von ihrer sozialen Umwelt, aber sie besitzen — ’normalerweise‘ — auch die Fähigkeit, aus der Vielfalt der Präferenz-Angebote auf Dauer ’selbständig‘ jene auszuwählen, die sie ‚für sich‘ für ‚am besten‘ finden (was nicht ausschließt, dass sie sich im Nachhinein als ‚weniger optimal ‚ erweisen). Diese grundlegende Fähigkeit, vorgegebene Muster in ’neuer‘ Weise ‚kreativ‘ zu überwinden, bewusst in ein ‚Risiko‘ hinein gehen zu können, dies können ansatzweise Tiere und in noch stärkerem Umfang Menschen. Neben dem möglichen realen Scheitern eröffnen sich durch dieses Verhalten auch mögliche reale Chancen, die für das Überleben wesentlich sein können. Während vergangene Erfahrung und ihre Erfolge helfen können, Dinge zu ‚bewahren‘, die sich bewährt haben, bilden sie zugleich eine dauernde Gefahr. Der ‚alltägliche Tunnelblick‘ ist dem Tunnelblick des Suchtkranken nicht unähnlich. In einer dynamischen, sich rasch entwickelnden Welt kann das Bewahren eine riskante Strategie sein.
Eine grundsätzliche Analyse dieser Situation zeigt, dass wir es hier mit einem fundamentalen Problem zu tun haben, das ‚in sich‘ keine vollständige Lösung bieten kann. Da biologischen Systeme ‚offene‘ Systeme sind, kann eine ‚gute‘ Lösung immer nur im Zusammenspiel von individuellem System und Umwelt gefunden werden. Jede Form von Abschottung ist im Ansatz ein Todesurteil. Da aber grundsätzlich das verfügbare Wissen unvollständig ist, trägt diese offene Lernsituation den ‚Keim des Risikos‘ von vornherein ‚in sich‘. Wer dieses leugnet, begeht schon im Ansatz ‚Weltflucht‘. Eine lebenszugewandte Kultur übt also, ‚Freiheit‘, ‚Umgang mit Risiko‘ und ‚Kreativität‘ als Grundeigenschaften des Daseins wahrzunehmen, anzuerkennen und zu praktizieren. Die Populisten, Dogmatiker, Fundamentalisten, Propagandisten aller Jahrhunderte waren von daher immer schon im Ansatz Boten eines kommenden Scheiterns. Leider, viel zu oft, kam es dann auch dazu. Es stellt sich die Frage, wie kann sich die Menschheit auf Dauer von diesem ‚internen Weltvernichtungs-Mechanismus‘ besser bewahren?
TYPEN VON FREIHEIT
Mit Blick auf den Alltag und seinen vielen Spielarten, das Geschenk der Freiheit zu kaschieren, es zu vertuschen, es zu lähmen usw. bietet sich rein pragmatisch folgende Fallunterscheidung an:
- Blockierte Freiheit: verschiedene objektive Faktoren verhindern ein Ausleben der Freiheit.
- Manipulierte Freiheit: verschiedene Kräfte versuchen, so auf eine Freiheit einzuwirken, dass diese aufgrund von falschen Informationen und/ oder falschen Gefühlen nicht das tut, was ‚eigentlich‘ das ‚Bessere‘ wäre.
- Inspirierte Freiheit: die gesellschaftliche Wirklichkeit erlaubt jedem, seine Freiheit weitestgehend auszuleben, bietet vielfältige Anregungen, viel ‚gutes‘ Wissen, ausreichende ‚Freiräume‘, um ausreichend Lernen zu können.
Systemtheoretisch haben alle jene Gesellschaften die größten ‚Erfolgsaussichten‘ in der Zukunft, die ein Maximum an inspirierten Freiheiten zulassen. Dies verlangt allerdings auch von jedem einzelnen, seine Freiheit real und konkret in dem Sinne ‚auszuleben‘, dass er die umgebende Welt und sich selbst intensiv weiter erforscht und entwickelt. Philosophie, Kunst und Wissenschaften bilden hier einen mehrdimensionalen Raum, der sich nicht — wie heute meistens — gegeneinander abschottet, sondern sich wechselseitig herausfordert, inspiriert.
Die Dimension ‚Gott‘ ist in der Variante einer ‚inspirierten Freiheit‘ nicht ausgeschlossen sondern letztlich konstitutiv, aber anders, als die Religionen unserer Tage dies propagieren und praktizieren. Die Religionen unserer Tage (ich meine mindestens den Hinduismus, den Buddhismus, das Judentum, das Christentum und den Islam) gehören — zumindest so, wie sie sich heute zur Erfahrung bringen — eher zur manipulierten oder gar zur blockierten Form von Freiheit. Damit verdunkeln sie das Bild Gottes in einer Weise, die Gott eher unkenntlich macht. Gott selbst schadet dies nur insofern, als es den Menschen schadet, die Gott in diese grundlegende Form von Freiheit hineingesetzt hat.
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