Seit September 2015 versuche ich immer wieder — theoretisch wie praktisch — zu verstehen, was eigentlich Klangkunst ist; was ist Klang? Was macht dieser mit uns? Eine Überlegung jagte die andere; dazwischen reale Experimente und reale Auftritte. Es gab auch lange ‚Stillstandszeiten’…. Bei einem Klangkunstkonzert am 11.Juni 2024 im Mousonturm in Frankfurt hat es in meinem Kopf zu einer bestimmten grundlegenden Frage ‚Klick‘ gemacht und mit einem Male wurde mir die Besonderheit der ‚kollektiven menschlichen Intelligenz‘ in Konfrontation mit sogenannten ‚intelligenten Maschinen‘ irgendwie ’neu‘ klarer.
Dieser Beitrag in einem assoziierten Blog handelt von Menschen und Maschinen, mit denen Klang erzeugt werden kann.
Auslöser war eine Klangkunst-Veranstaltung im Mousonturm zu Frankfurt am Main am 11.Juni 2024.
SKIZZE :Mousonturm, kleiner Veranstaltungsbereich rechts vom Eingang mit kleiner Bühne. Einige Akteure hervorgehoben. Ausführlicher Infos zur Veranstaltung findet man auf der Seite von XEROX EXOTIQUE (xeroxex.de)
(Start: 10.Juni 2024, Letzte Änderung: 10.Juni 2024)
Ausgangspunkt
Sowohl im Abschnitt ‚Reden über die Welt‘ wie auch im Abschnitt ‚Überprüfbare Aussagen‘ blitzt immer wieder das Moment der ‚Veränderung‘ auf: unsere alltägliche Welt zeichnet sich dadurch aus, dass sich alles, was wir kennen, ‚verändern‘ kann, auch wir selbst verändern uns, dauernd, vielfach unbewusst; es passiert einfach. Im Kontext von Menschen, die versuchen, sich gemeinsam ein Bild von der Welt zu machen, die vielleicht auch versuchen, ‚Pläne‘ zu schmieden, was gemeinsam unternommen werden sollte, um für möglichst viele eine möglichst gute Lebenssituation in der Zukunft zu erreichen, stellt das Phänomen der ‚Veränderung‘ eine ambivalente Herausforderung dar: gäbe es überhaupt keine Veränderung, dann gäbe es auch keine Zukunft, nur ‚Gegenwart‘; mit dem Stattfinden von Veränderung wird es aber schwierig, ‚in die Zukunft zu schauen‘. Wie können wir wissen, in welchen zukünftigen Zustand uns die Summer aller Veränderungen führen wird? Haben wir überhaupt eine Chance?
Veränderungen
Motivation
Für die aktuelle Situation halten wir das Szenario bei, dass wir als Kontext Menschen voraussetzen, die versuchen, sich gemeinsam ein Bild von der Welt zu machen, die vielleicht auch versuchen, ‚Pläne‘ zu schmieden, was gemeinsam unternommen werden sollte. Dabei ist es natürlich bei der Suche nach den ‚relevanten‘ Themen nicht egal, mit ‚welchen Menschen‘ man arbeitet, da jede Gruppe in einer Gesellschaft sehr wohl ‚eigene Perspektiven‘ haben kann und auch oft hat. Und es sind nicht nur ‚autokratische‘ Gesellschaftssysteme, in denen die Perspektiven von Bürgern leicht unter die Räder kommen können; wir haben genügend Beispiele von offiziell ‚demokratischen‘ Gesellschaftssystemen, in denen die Belange von Bürgern auch ‚unter die Räder‘ kommen, was genauer zu analysieren ist.
An dieser Stelle geht es zunächst um die elementaren Mechanismen von ‚Veränderungen‘, hier um die ‚gemeinsame Beschreibung‘ von Veränderungen. Das Motiv für diese Gewichtung folgt aus dem Sachverhalt, dass verschiedene Menschen sich für ein ‚gemeinsames Verhalten‘ nur dann ‚abstimmen (koordinieren)‘ können, wenn es ihnen zuvor gelingt, sich im Rahmen von ‚Kommunikationsprozessen‘ mindestens über die ‚Inhalte ihres Verhaltens‘ zu ‚verständigen‘.
Während dies bei einfachen Sachverhalten oder wenigen Teilnehmern noch rein mündlich funktionieren kann, braucht man in den meisten Fällen aber ‚geschriebene Texte‘ (Dokumente). Im letzteren Fall hat man gegenüber der direkten Sprache aber ganz schnell den Nachteil, dass ein ‚Text‘ in einer Situation ‚gelesen‘ werden kann, in der der ‚Leser‘ sich aktuell nicht direkt in jener Situation befindet, über die der Text schreibt. Im Sinne der ‚Überprüfbarkeit von Aussagen‘ stellt dies eine reale Herausforderung dar: jeder Text hat aufgrund der ‚gelernten Bedeutungsbeziehungen‘ für einen Leser automatisch eine ‚Bedeutung‘, die ‚im Kopf des Lesers‘ aktiviert wird, aber für eine ‚Bedeutung im Kopf‘ ist in jedem Fall zu klären, ob es dazu auch eine ‚reale überprüfbare Entsprechung‘ zu der im Text ‚beschriebenen Situation‘ gibt.
Wenn wir voraussetzen, dass die Gruppe von Menschen ernsthaft über eine ‚Zukunft‘ nachdenken will, für die diese Menschen annehmen, dass Sie ‚eher eintreten wird als nicht‘, und zwar nicht nur ‚gedacht‘ sondern ‚real‘, dann muss es eine Chance geben, die Beschreibung einer ‚Ausgangslage‘ so zu gestalten, dass alle Beteiligten eine Chance haben, das ‚Zutreffen im gemeinsam geteilten Alltag‘ überprüfen zu können.
(Start: 7.Juni 2024, Letzte Änderung: 9.Juni 2024)
Ausgangspunkt
Sprechen im Alltag bringt es mit sich, dass wir durch unsere Art und Weise zu sprechen, die Wahrnehmungen unseres Umgebung ordnen, allein durch unser Sprechen. Diese Ordnung findet durch das Denken statt, das sich im Sprechen manifestiert. Wie schon zuvor geschildert, ist die Fähigkeit zum Sprechen uns Menschen zwar angeboren, nicht aber die Art und Weise, wie wir unser Sprechen benutzen. Im Sprechen schaffen wir automatisch eine Ordnung, aber ob diese Ordnung tatsächlich den Gegebenheiten unserer Alltagswelt entspricht, erfordert eine zusätzliche Überprüfung. Diese Überprüfung geschieht aber nicht automatisch, wir müssen dies ausdrücklich wollen und konkret durchführen.
Überprüfbare Aussagen
Wenn man den Ausgangspunkt akzeptiert, dass sprachliche Äußerungen, die unser Denken möglich macht, im Ansatz zunächst ’nur gedacht‘ sind und einer zusätzlichen ‚Überprüfung im Alltag‘ bedürfen, um einen minimalen ‚Geltungsanspruch auf Zutreffen‘ im Alltag verdienen, dann kann man diese Grundidee als Ausgangspunkt für das Konzept einer ‚empirischen Überprüfbarkeit‘ benutzen, welches hier als einer von mehreren ‚Bausteinen‘ für das umfassendere Konzept einer ‚empirischen Theorie (ET)‘ gesehen wird.
Sprache ohne Zahlwörter
Hier einige Beispiele aus dem Alltag, mit denen einige Aspekte des Konzepts ‚empirische Überprüfbarkeit‘ erläutert werden können[1]:
Fall 1: Es gibt ein Objekt mit bestimmten Eigenschaften, das die beteiligten Personen sinnlich wahrnehmen können. Dann kann eine Person A sagen: „Da gibt es ein Objekt X mit Eigenschaften Y“. Und eine andere Person B kann sagen: „Ja, ich stimme zu“.
Fall 2: Ein bestimmtes Objekt X mit Eigenschaften Y kann von den beteiligten Personen sinnlich nicht wahrnehmen werden. Dann kann eine Person A sagen: „Das Objekt X mit Eigenschaften Y ist nicht da“. Und eine andere Person B kann sagen: „Ja, ich stimme zu“.
Fall 3: Es gibt ein Objekt mit bestimmten Eigenschaften, das die beteiligten Personen sinnlich wahrnehmen können, das sie vorher noch nie gesehen haben. Dann kann eine Person A sagen: „Da gibt es ein Objekt mit Eigenschaften, das kenne ich noch nicht. Das ist für mich neu“. Und eine andere Person B kann dann sagen: „Ja, ich stimme zu“.
Die gemeinsame Grundstruktur aller drei Fälle ist, dass es mindestens zwei Menschen gibt, welche die ‚gleiche Sprache sprechen‘ und die sich in einer ‚gemeinsam geteilten Situation‘ im Alltag befinden. Ein Mensch — nennen wir ihn A — startet jeweils ein Gespräch mit einer ‚Aussage über ein Objekt mit Eigenschaften‘, wobei die Aussage je nach Situation variiert. In allen vier Fällen kann der angesprochene Mensch — nennen wir ihn hier B –den Aussagen von A ‚zustimmen‘.
Die drei Fälle unterscheiden sich z.B. darin, wie das Objekt ‚vorkommt‘: Im Fall 1 ist ein Objekt ‚einfach da‘, man kann es ‚wahrnehmen‘ und das Objekt erscheint als ‚bekannt‘. Im Fall 2 ist das Objekt bekannt, aber nicht da. Im Fall 3 gibt es auch ein Objekt, man kann es wahrnehmen, aber es ist ’nicht bekannt‘.
Für das konstruktive Gelingen des Feststellens einer Übereinstimmung, die zwischen mehreren Menschen Zustimmung findet, werden am Beispiel der drei Fälle folgende Elemente angenommen:
Die Teilnehmer verfügen
über eine ’sinnliche Wahrnehmung‘, die Ereignisse der Umgebung dem Wahrnehmenden erkennbar macht.
über ein ‚Gedächtnis‘, das Wahrgenommenes speichern kann.
über die ‚Entscheidungsfähigkeit‘ darüber entscheiden zu können, ob entweder (i) das Wahrgenommene schon mal wahrgenommen wurde oder ob (ii) das Wahrgenommene etwas ‚Neues‘ ist oder ob (iii) ein Objekt ’nicht mehr da ist‘, was ‚vorher‘ da war.
über eine hinreichend ähnliche ‚Bedeutungsbeziehung‘, welche die Menschen in die Lage versetzt, zwischen den Elementen der gesprochenen Sprache und den Elementen sowohl der Wahrnehmung wie auch der Erinnerung eine aktive Beziehung zu aktivieren, wodurch Sprachelemente auf Inhalte verweisen können und umgekehrt Inhalte auf Sprachelemente.
Nur wenn alle diese vier Komponenten [2] in jedem Menschen gegeben sind, der an der Situation beteiligt ist, kann der eine dem anderen sprachlich etwas über seine Wahrnehmung von Welt in einer Weise mitteilen, dass der andere zustimmen kann oder nicht. Fehlt eine der genannten Komponenten (Wahrnehmung, Gedächtnis, Entscheiden können, Bedeutungsbeziehung), ist die Prozedur des Feststellens einer Übereinstimmung bei der Benutzung eines sprachlichen Ausdrucks nicht möglich.
[1] Es gibt sehr viele unterschiedliche Fälle!
[2] Diese vier Konzepte (Wahrnehmung, Gedächtnis, Entscheiden können, Bedeutungsbeziehung) sind ‚aus sich heraus‘ nicht verständlich. Sie müssen im weiteren Verlauf durch einen geeigneten Kontext erklärt werden. Sie werden hier im aktuellen Konzept ‚überprüfbare Aussagen‘ in einem funktionalen Kontext benutzt, welcher das Konzept ‚überprüfbare Aussage‘ charakterisiert.
Sprache mit Zahlwörtern
In der Regel enthalten heute Alltagssprachen auch Zahlwörter (z.B. eins, zwei, 33, 4400, …, 1/2, 1/4, ), wenngleich mit unterschiedlichem Umfang.
Solche Zahlwörter beziehen sich in der Regel auf irgendwelche ‚Objekte‘ (z.B. drei Eier, 5 Rosen, 33 Kartoffeln, 4400 Einwohner, … 1/2 Pfund Mehl, 44 Liter Niederschlag in einer Stunde, …), die sich in einem bestimmten Raumgebiet befinden.
Eine nachvollziehbare Überprüfung hängt dann von folgenden Faktoren ab:
Lässt sich die angegebene Anzahl oder Menge in diesem Raumgebiet direkt feststellen (es muss eine klare Zahl heraus kommen)?
Falls die Anzahl oder die Menge zu groß ist, um sie in dem Raumgebiet direkt abschätzen zu können, gibt es dann ein nachvollziehbares Verfahren, mit dem dies möglich ist?
Wie hoch ist der Zeitaufwand, um die Feststellung in dem Raumgebiet durchführen zu können (z.B. Minuten, Stunden, Tage, Wochen, …)?
Falls der notwendige Zeitaufwand immer größer wird, dann wird es immer schwerer, die Aussage für einen bestimmten Zeitpunkt zu machen (z.B. die Anzahl der Einwohner in einer Stadt).
Diese Beispiele lassen erkennen, dass die Frage der Überprüfung sehr schnell immer mehr Aspekte umfasst, die erfüllt sein müssen, damit die Überprüfbarkeit einer Aussage von allen Beteiligten nachvollzogen und akzeptiert werden kann.
Sprache mit Abstraktionen
Eine andere durchgehende Eigenschaft von Alltagssprachen ist das Phänomen, das sich im Kontext von Wahrnehmung und Gedächtnis (Speichern und Erinnern) automatisch abstrakte Strukturen bilden, die als solche auch in die Sprache abgebildet werden. Hier einfache Beispiele:
BILD : Vier Arten von Gegenständen, die jeweils als konkrete Beispiele einer abstrakten Art (Klasse) gesehen werden können.
Im Alltag haben wir für die wahrgenommenen Objekte der Art 1-4 jeweils ein Wort, obwohl die konkrete Vielfalt jedes Objekt anders aussehen lässt: Im Fall der Objekte der Gruppe 1 können wir von einer ‚Uhr‘ sprechen, im Fall von Gruppe 2 von einer ‚Tasse‘, bei 3 von ‚Kugelschreibern‘ und im Fall von 4 von ‚Computermäusen‘, kurz ‚Mäusen‘. wobei jeder aufgrund des Kontextes weiß, dass mit ‚Maus‘ hier keine biologische Maus gemeint ist sondern ein technisches Gerät im Kontext von Computern. Obwohl wir ’sinnlich‘ jeweils etwas ‚anderes‘ sehen, benutzen wir jeweils das ‚gleiche Wort‘. Das ‚eine Wort‘ steht dann für potentiell ‚viele konkrete Objekte‘, mit der Besonderheit, dass wir ‚implizit wissen‘, welches konkrete Objekt mit welchem Wort zu verknüpfen ist. Wären wir nicht dazu in der Lage, viele konkrete verschiedene Objekte jeweils mit ‚einem Wort‘ zu benennen, dann wären wir nicht nur außer Stande, so viele verschiedene Worte zu erfinden, wie wir bräuchten, sondern die Abstimmung untereinander würde vollständig aus dem Ruder laufen: wie sollten sich zwei verschiedene Menschen darauf einigen können, was sie ‚in gleicher Weise‘ wahrnehmen, wenn jedes Detail der Wahrnehmung zählen würde? Das gleiche Objekt kann ja je nach Sichtwinkel und Licht schon sehr verschieden aussehen.[1]
Das Geheimnis dieser Zuordnung von einem Wort zu vielen sinnlich unterschiedlichen Objekten liegt allerdings nicht in der Zuordnung von Worten zu Wissenselementen, sondern das Geheimnis liegt schon eine Stufe tiefer, dort, wo die Ereignisse der Wahrnehmung in Ereignisse des Gedächtnisses transformiert werden. Vereinfachend kann man sagen, dass die Vielzahl der sensorischen Ereignisse (visuell, akustisch, geschmacklich (gustatorisch), berührungsmäßig (taktil), …) nach ihrer Umwandlung in chemisch-physikalische Zustände von Nervenzellen Teile von neuronalen Signalflüssen werden, die vielfachen ‚Verarbeitungen‘ unterliegen. Im Ergebnis wird die ‚Vielfalt der Signale‘ in ‚abstrakte Strukturen‘ kondensiert, die als eine Art ‚Prototyp‘ funktionieren, die dann mit vielen konkreten ‚Varianten‘ verbunden sind. Es gibt also so etwas wie ‚Kerneigenschaften‘ die verschiedenen Wahrnehmungsereignissen wie ‚Tasse‘ ‚gemeinsam‘ sind, und dann viele ’sekundäre Eigenschaften‘, die auch auftreten können, aber eben nicht immer, die Kerneigenschaften schon. Im Fall der ‚Uhr‘ können z.B. die beiden Zeiger samt der kreisförmigen Anordnung von Marken solche ‚Kerneigenschaften‘ sein. Alles andere kann stark variieren. Außerdem bilden sich die ‚Muster von Kerneigenschaften und sekundären Eigenschaften‘ nicht einmalig, sondern als Teil von Prozessen mit vielfältigen Aspekten (z.B. möglichen Veränderungen, mögliche zeitlich parallelen Ereignissen usw., die als ‚Kontexte‘ funktionieren können (z.B. der Unterschied zwischen ‚technisch‘ und ‚biologisch‘ im Fall des der Bezeichnung ‚Maus‘).
Die Benutzung eines Wortes wie ‚Uhr‘ oder ‚Tasse‘ beinhaltet also — wie zuvor besprochen — einmal den Bezug zu Gedächtnisinhalten, zu Wahrnehmungsinhalten, zu erlernten Bedeutungsbeziehungen sowie die Fähigkeit, zu ‚entscheiden‘, welche der konkreten Wahrnehmungsmuster zu welchem gelernten ‚Prototypen‘ gehören. Je nachdem, wie diese Entscheidung ausfällt, sagen wir dann eben ‚Uhr‘ oder ‚Tasse‘ oder etwas entsprechend Anderes. Diese Fähigkeit unseres Gehirns zu ‚abstrahieren‘, indem es automatisch prototypisch ‚Muster‘ generiert, die exemplarisch für viele sensorisch verschiedene Einzelobjekte stehen können, ist für unser Denken und Sprechen im Alltag fundamental. Nur aufgrund dieser Abstraktionsfähigkeit kann Sprache funktionieren.
Nicht weniger beeindruckend ist es, dass diese grundlegenden ‚Abstraktionsfähigkeit‘ unseres Gehirns sich nicht auf die Beziehung zwischen den beiden Ebenen ’sinnliche Wahrnehmung‘ sowie ‚Speichern im Gedächtnis‘ beschränkt, sondern überall im Gedächtnis zwischen beliebigen Ebenen funktioniert. So haben wir kein Problem, verschiedene einzelne Uhren aufgrund von Eigenschaften weiter zu ‚gruppieren‘ z.B. zu ‚Armbanduhren‘ und ‚Wanduhren‘. Bei Tassen wissen wir, dass sie als Teil von ‚Trinkgefäßen‘ oder als Teil von ‚Küchengeschirr‘ gesehen werden können. Kugelschreiber ordnet man zu den ‚Schreibgeräten‘ und ‚Computermäuse‘ sind Teil von ‚Computerzubehör‘, usw.
Oft spricht man bei solchen Abstraktionsleistungen auch von ‚Kategorisierungen‘ oder ‚Klassenbildung‘ und die Objekte, die solchen Klassenbezeichnungen zugeordnet werden, bilden dann den ‚Klasseninhalt‘, wobei der ‚Umfang‘ einer Klasse ‚fließend‘ ist. Ständig können neue Objekte auftreten, die das Gehirn der einen oder anderen Klasse zuschlägt.
Bei dieser Vielfalt von ‚Abstraktionen‘ wundert es nicht, dass die Zuordnung einzelner Objekte zu einer dieser Klassen ‚fließend‘ ist, ‚unscharf‘. Bei den hunderten oder mehr verschiedenen Formen von Stühlen oder Tischen, die es mittlerweile gibt, ist es bisweilen schwierig, zu entscheiden, ist das noch ein ‚Stuhl‘ oder ein ‚Tisch‘ im ‚ursprünglichen Sinne‘ [2] oder eher ein ‚Designprodukt‘ auf der Suche nach einer neuen Form.
Für die leitende Frage nach der Überprüfbarkeit von sprachlichen Äußerungen, die Abstraktionen enthalten (und dies sind fast alle), ergibt sich nach den vorausgehenden Überlegungen, dass die ‚Bedeutung eines Wortes‘ bzw. dann auch die ‚Bedeutung einer sprachlichen Äußerung‘ niemals nur durch die Worte alleine ermitteln lässt, sondern fast immer nur durch den ‚Kontext‘, in dem die sprachliche Äußerung stattfindet. So, wie schon die Beispiele mit den ‚Zahlworten‘ aufleuchten lassen, so muss bei einer Bitte wie „Kannst Du mir meine Tasse rüber reichen“ sehr wohl wissen, welche der verschiedenen Tassen denn die ‚Tasse des Sprechers‘ war. Dies setzt die Situation voraus und ‚Wissen um die Vergangenheit dieser Situation‘: welche der möglichen Objekte hatte er als seine Tasse benutzt?[3]
Oder, wenn Menschen versuchen die Beschreibung einer Straße, eines Stadtviertels, eines einzelnen Hauses und dergleichen mit Sprache zu geben. Aufgrund der allgemeinen Bedeutungsstrukturen kann sich jeder Leser beim Lesen zwar ein ‚einigermaßen klares Bild‘ ‚in seinem Kopf‘ machen, aber nahezu alle Details, die nicht explizit beschrieben wurden (was im normalen Fall fast ausgeschlossen ist), sind im rekonstruierten ‚Bild im Kopf‘ des Lesers dann auch nicht vorhanden. Aufgrund des ‚Erfahrungswissens‘ der Sprachteilnehmer kann natürlich jeder sich sein ‚Bild im Kopf‘ zusätzlich ‚ausmalen‘.[4]
Will man als eine Gruppe von Menschen sicher sein, dass eine Beschreibung ‚hinreichend deutlich‘ ist, muss man für alle wichtigen Elemente des Berichts, die ‚vieldeutig‘ sind, zusätzliche Informationen bereit stellen. Man kann die beschriebenen Objekte z.B. gemeinsam besichtigen, untersuchen und/ oder man kann zusätzliche spezielle Beschreibungen erstellen, eventuell ergänzt um Bilder, Tonaufnahmen oder sonstigen Hinweisen.
Wenn es um Details geht, dann reicht die Alltagssprache alleine nicht aus. Es bedarf zusätzlich spezieller Maßnahmen.[5]
[1] Ein Problem, mit dem die maschinelle Bilderkennung von Anfang an zu kämpfen hatte und bis heute kämpft.
[2] Der ‚ursprüngliche‘ Sinn, also jenes Prinzip, das der Abstraktionsleistung ‚zugrunde‘ liegt, ist in jenen neuronalen Mechanismen zu suchen, die für diese Prototyp-Bildung zuständig sind. Die ‚innere Logik‘ dieser neuronalen Prozesse ist bislang noch nicht vollständig erforscht, aber ihre ‚Wirkung‘ kann beobachtet und analysieren. In der Psychologie gibt es seit den 1960iger Jahren viele Modellbildungen, die dieses Verhalten anzunähern versuchen, mit zum Teil beachtlichen Erfolgen.
[3] Algorithmen der generativen Künstlichen Intelligenz (wie z.B. chatGPT), die über keinen realen Kontext verfügen, die auch über kein ‚körperbasiertes Wissen‘ verfügen, versuchen das Problem dadurch zu lösen, dass sie extrem große Mengen von Worten durch die Zerlegung von Dokumenten in ihre Wortbestandteile samt möglichen Kontexte jedes Wortes so analysieren, dass sie über diese Wortdatenbank mögliche ‚formale Kontexte‘ erschließen, die sie dann als ‚Quasi-Bedeutungskontexte‘ fungieren. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert dies mittlerweile recht gut, aber eben nur in einem abgeschlossen Wortraum (closed world).
[4] Ein bekanntes Beispiel aus dem Alltag hierzu ist der Unterschied, der entstehen kann, wenn jemand einen Roman liest, sich dazu Vorstellungen in seinem Kopf bilden, und irgendwann gibt es einen Film zum Roman: inwieweit korrespondieren dann die Vorstellungen, die man sich von einzelnen Personen gemacht hat, mit denen im Film?
[5] Einige kennen vielleicht noch Texte aus sogenannten ‚heiligen Schriften‘ einer Religion (z.B. die ‚Bibel‘). Das grundlegende Problem der ‚Vieldeutigkeit‘ von Sprache wird im Falle historischer Texte natürlich verstärkt. Mit dem zeitlichen Abstand verliert sich das Wissen um die jeweilige Alltagswelt, in der ein Text entstanden ist. Dann kommt bei älteren Texten meist ein Sprachproblem hinzu: die ursprünglichen Texte wie z.B. der Bibel waren in einem alten Hebräisch (‚Altes Testament‘) bzw. in einem alten Griechisch (Neues Testament‘) abgefasst, dessen Sprachgebrauch oft nicht mehr bekannt ist. Zusätzlich wurden diese Texte in unterschiedlichen Textformen abgefasst, beim Alten Testament zudem zu verschiedenen Zeiten, wobei Text auch immer wieder umgearbeitet worden sind (was vielfach auch noch damit verbunden ist, dass nicht klar ist, wer jeweils genau die Autoren waren). Unter diesen Randbedingungen eine ‚genaue‘ Bedeutung zu erschließen, ist mehr oder weniger eingeschränkt oder unmöglich. Dies mag erklären, warum in den ca. 2000 Jahren ‚Bibelauslegung‘ die Interpretationen zu allen Zeiten sehr unterschiedlich waren.
Unter der Überschrift ‚STÄNDIGE WIEDERGEBURT – Jetzt. Schweigen hilft nicht …Exploration‚ ( https://www.cognitiveagent.org/2023/08/28/staendige-wiedergeburt-jetzt-schweigen-hilft-nicht-exploration/ ) hatte ich darüber nachgedacht, wie es in ‚unserem Innern‘ aussieht, bevor wir etwas Schreiben, Sagen oder sonstwie etwas Tun. Es ist der Ort, aus dem letztlich alles in uns entsteht, natürlich nicht losgelöst von der Alltagswelt, die uns umgibt. Am Donnerstag, 14.September 2023 wurde ein lieber Freund beerdigt, ein wunderbarer Mensch, ein realer Künstler. In den letzten Jahren hat er viel ‚Neues‘ aus seinem Innern heraus geschaffen, etwas, was es so vorher noch nicht gab. Und am Sonntag 24.Februar 2023 versuchen wir im Rahmen der Initiative ‚Bürger im Gespräch (BiG)‘ uns als Bürger einer konkreten Gemeinde der Frage nach einer möglichen Zukunft dieser Gemeinde ( https://www.oksimo.org/zukunfts-planung/ ) stellen. Wie hängt dies alles zusammen?
Aktive Suche
Im Falle meines Freundes konnte ich erleben — auch unterstützt durch viele Gespräche — wie dieser ‚Prozess in ihm‘ für ihn zwar nicht erklärbar war, sich einer sprachlichen Formulierung entzieht, aber er war ‚erlebbar‘, war ‚in ihm ‚ eine ‚Wirklichkeit‘, ein ‚Gefühl‘, eine ‚Spannung‘, auf jeden Fall etwas, was ihn dazu ‚drängte‘ zu handeln, ohne genau zu wissen, was da ‚heraus kommen würde‘.
Im Prinzip kennt jeder Mensch diese inneren Zustände. Und bei vielen — den meisten? bei allen? — lösen sie Ängste aus: man weiß nicht genau was es ist. Was kann da heraus kommen? Wenn es schief geht? Was sagen die anderen? Kann dies meine aktuelle Situation verändern? und Ähnliches mehr.
Dass er schnitzen konnte, das wusste mein Freund schon von der Jugendzeit her. Dass er aber anfing, diese seine Fähigkeit bewusst ‚anzunehmen‘ und Aufmerksamkeit, Energie, Zeit darauf verwendete, das geschah erst irgendwann ab 2009/ 2010. Er besuchte Kurse, schnitze weiter, beteiligte sich an Kunstvereinen und trat ab 2015 regelmäßig in Ausstellungen auf. Natürlich spielte die persönliche positive Umgebung (Ehefrau, Freunde, Bekannte…) eine Rolle, aber dies erklärt und ersetzt nicht sein individuelles Innere; das musste er selber verantworten, managen.
Das durchgehende Motiv seines inneren Prozesses war ein ständiges Ringen, Aushalten, Annehmen und nach ‚Ausdruck mit den Händen am Holz‘ suchen. Und bei ihm kann man sehr genau beobachten, wie sich seine ‚Formenwelt‘ vom alltäglich Bekanntem zu ‚überformten Alltäglichen‘ hin zu ’neuen Gestalten‘ entwickelte. [1]
[1] Mit Untersützung seines Sohnes und einer guten Freundin entstand eine wunderbare Webseite ( https://karaczun.art/ ), auf der man viele seiner geschaffenen Formen betrachten kann.
In Uns
Wie gesagt, jeder Mensch trägt diese Fähigkeit der ‚Transformation‘ in sich, gepaart mit unterschiedlichen individuellen Fähigkeiten. Jeder findet in sich aber auch eine vielfältige, intensive Gefühlswelt vor, die nach vielen, z.T. konträren ‚Seiten drängt‘. Woher weiß man, was ‚richtig‘ ist?
Es scheint, dass man es nicht absolut wissen kann. Bevor mein Freund sein ’nächstes Werk‘ nicht geschaffen hatte, konnte er nicht wissen, was wirklich entsteht, wie es sein wird, was es bewirkt.
Solange man nach einem fertigen Rezept arbeitet mit bekannten Materialien, solange kann man in etwa voraus sehen, was entsteht wird.
Wenn ich mich aber auf ein ‚offenes Ergebnis‘ einlasse, etwas weitgehend Unbestimmtes, dann kann man es nicht wissen.
Ingenieure erleben dies, wenn Sie etwas Neues entwickeln müssen; Wissenschaftler, wenn sie auf der Suche nach den ‚unbekannten Zusammenhängen‘ sind, die die Phänomene des Alltags ‚aus der Unsichtbarkeit heraus beeinflussen‘; Kinder erleben dies, wenn Sie die für sie neue Welt ‚erkunden‘; alle Menschen erleben dies, wenn sie sich auf eine neue ‚Beziehung‘ einlassen; … und, ja, wir als Bevölkerung einer Kommune, eines Landkreises, eines Kontinents, der Erde erleben dies täglich, weil neben dem Vielen, was wir bislang irgendwie ‚geregelt‘ haben, sehr viel eben nicht geregelt wurde oder sich gar nicht so einfach regeln lässt:
Eine Kanalisation ist schön, wenn aber ein Starkregen in kurzer Zeit alle Kapazitäten überflutet, hilft uns dies für diesen Moment nicht. Wenn ungewöhnlich hohe Temperaturen ganze Wälder wie Zunder brennen lassen, unterstützt von starken Winden; wenn Erdbeben flächendeckend ganze Städte in Schutt verwandeln; wenn der nächste Vulkanausbruch den Himmel verdunkelt; wenn die unendliche Not in manchen Ländern die Menschen die Menschen zur Flucht treibt, dann werden jene Länder, die gerade noch irgendwie in Takt sind, sich dagegen auf Dauer nicht erwehren können. Wenn Flüsse vertrocknen, die ganze Länder bewässert haben; wenn die wichtigsten Wälder des Planeten in Rauch aufgehen, wenn die Ozeane versauern, überhitzen, an Plastik ersticken, wenn … diese Liste wird täglich immer länger.
All dies findet täglich statt.
Jeden Tag stehen wir vor der Frage: ist hier etwas, was ich ernst nehmen muss oder kann ich es beiseite schieben?
In den letzten Jahrzehnten ging es uns zumindest in Europa gut bis sehr gut. Selbst den Ärmsten bei uns geht es besser als den Fürsten vergangener Jahrhunderte.
Jetzt aber verdichten sich die Anzeichen, dass unsere Erfolge, die schönen Seiten unseres Lebens, einen Preis zu haben scheinen, den wir lange übersehen haben, weil er nicht so ohne weiteres direkt sichtbar war. Vieles war weit weg; es waren die anderen, die Probleme hatten. Heute ist doch noch alles gut, was kümmert uns das Morgen? Und wenn wir jetzt anfangen, die anderen machen doch eh nur weiter.
Öffnen wir unsere Augen und unseren Verstand oder tun wir weiter so, als ob nichts ist?
[2] Ein wunderbares Buch zu den aktuellen globalen Problemen und zu der psychologischen Seite, wie wir als Menschen gewohnt sind, mit Problemen umzugehen, ist das Buch „Das Experiment sind wir“, 2020, von Christian Stöcker, Leiter des Studiengangs ‚Digitale Kommunikation‘ der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg. Ein selten gutes Buch; sehr gut lesbar. Danach sieht man die Welt definitiv mit anderen Augen.
Wiederentdeckung des WIR?
Die eben angesprochenen Probleme werden ja schon — mit unterschiedlicher Intensität — seit einige Jahren öffentlich diskutiert. Und es gab eine Strömung in der Öffentlichkeit, die Verantwortung für all dies dem ‚einzelnen und seiner ‚Verantwortung‘ zuzuschieben. Einzelne können zwar tatsächlich Kleines bewirken, aber die großen Probleme lassen sich nur lösen, wenn ganze Staaten auf globaler Ebene kooperieren. Auf diesem ‚Spielplatz der Staaten und global operierender Konzerne‘ gibt es bislang kaum Neigungen, sich der Selbstzerstörung des Planeten ernsthaft in den Weg zu stellen.
In dieser Situation ist es wenig hilfreich, wenn wir Bürger anfangen, uns gegenseitig zu beschuldigen und zu verteufeln. Stattdessen müssen wir neu lernen, unsere individuellen Ängste und unsere individuelle Verantwortung in ein gemeinsames Fühlen und Denken verwandeln. Zusammen können wir viel Gutes erreichen. Allerdings, Gefühle alleine werden nicht reichen; wir benötigen viel Erfahrung, viel Wissen, und, ja, auch viel Mut gemeinsam neue Wege zu gehen. Von anderen Ländern können wir da einiges lernen.[3]
[3] Beeindruckend die Niederlande: einerseits haben Sie schon jetzt Trinkwasserprobleme, andererseits haben sie aber auch schon jetzt in manchen Bereichen ‚zu viel Wasser‘. Sie haben aber schon vor Jahren angefangen, neue Wege zu gehen, neue Organisationsformen zu finden, haben neue Regelungen getroffen, und zeigen mit Mut und Kreativität, dass man gemeinsam etwas bewegen kann.
BiG Zukunft Planen
In der Gemeinde Schöneck versuchen wir über die Initiative ‚Bürger im Gespräch (BiG)‘ seit Anfang des Jahres 2023 neue Wege angesichts einer herausfordernden Zukunft zu gehen. Durch neue Gesprächsformate versuchen wir am Beispiel von Themen wie ‚WALD‘, ‚WASSER‘, Geoinformationssystem (GIS) und jetzt “Zukunft Planen’ZUKUNFT PLANEN‘ uns gegenseitig zu helfen, neue, hilfreiche Gedanken zu finden, die uns gemeinsam helfen, uns der sich nähernden Zukunft in konstruktiver Weise zu begegnen.
Im Nachklang zur Diskussion um chatGPT [1] habe ich angefangen, einen Beitrag zu schreiben, in dem aufgezeigt wird, wie die Eigenschaft der ‚Intelligenz‘ sich möglicherweise (eine Arbeitshypothese) als letztlich ‚planetarische‘, wenn nicht gar ‚kosmologische‘ (das ganze Universum betreffende) Eigenschaft erweisen lässt.
Eine solche Arbeitshypothese ist nur möglich, wenn man die methodisch beschränkten Perspektiven der ‚Einzelwissenschaften‘ verlässt, und einen ‚Standpunkt im Denken‘ einnimmt, in dem jede Einzeldisziplin zwar vorkommt, aber nicht ‚absolut‘, sondern als ‚Teil‘ eines begrifflichen Rahmens und als Teil von Methoden, die einen ‚transdisziplinären‘ Standpunkt erlauben.
In der Geschichte des Denkens mit seinen unterschiedlichen Wissensformen samt seinen unterschiedlichen Alltagsformaten, die diese Wissensformen eher ermöglicht oder eher unterdrückt haben, gab und gibt es dazu die Meinung, dass man solch ein ‚eher umfassendes‘, ’nicht eingrenzendes‘ Denken und Wissen eingebettet in ein zugehöriges Alltagshandeln mit charakteristischen Emotionen ‚Philosophie‘ nennen sollte.
Es soll also hier der Versuch unternommen werden, die Eigenart eines ‚philosophischen Standpunkts‘ zu beschreiben, der in der Lage ist, unter Kenntnis und Anerkennung der vielen bekannten einzelnen Wissensformen fachübergreifende Aspekte auf eine Weise zu artikulieren, die ein ’nachprüfbares Mehr‘ an ‚Erkenntnissen‘ ermöglichen, die ansonsten im ‚Verborgenen des nicht Gedachten‘ verbleiben würden. Etwas, was ’nicht gedacht‘ wird, kann allerdings sehr wohl unabhängig von einem individuellen Denken ‚existieren‘ und sogar ‚reale Wirkungen‘ entfalten, wenn es sich um Eigenschaften jener ‚realen Welt‘ handelt, die unseren eigenen Körper und damit unsere eigenes Gehirn im Körpern ermöglicht. Im Denken entscheiden wir also nicht darüber, ‚ob es etwas überhaupt gibt‘, sondern wir lassen nur zu, ob das, was es ‚vor unserem Denken‘ ’schon gibt‘, in unserem Denken einen ‚angemessen Raum‘ und eine ‚angemessene Form‘ findet. Dazu gehört nicht nur das, was es ‚aktuell‘ gibt, sondern auch das, was es ‚zeitlich vorher‘ — für uns im Modus des ‚Erinnerbaren‘ — schon gegeben hat, und ansatzweise auch das, was es — für uns im Modus des ‚Denkbar möglichen‘ — noch geben könnte.
Diese ‚philosophisch genannten‘ Überlegungen sollen in ihrem ‚Zutreffen‘ daran ‚gemessen‘ werden, ob und wie es gelingt, einen nachfolgenden Beitrag über ‚Intelligenz als planetarische Eigenschaft‘ als ‚rational‘ (= gedanklich nachvollziehbar und empirisch plausibel) erscheinen zu lassen.
Biologische Elementar-Fusion von Weltwissen
Versucht man sich dem Phänomen ‚Wissen‘ zu nähern, so kann man in den ‚Bibliotheken‘ dieser Welt, und in den heutigen ‚Datenbanken‘ Jahrelang herumirren, Terra-Bytes an sogenannten ‚Daten‘ anhäufen, sie auf nahezu unendliche viele Weisen kombinieren, assoziieren, statistisch validieren, kreuz-korrelieren, … und man wird doch, am Ende dieses ’symbolischen Sturms‘, möglicherweise nichts ‚in den Händen halten‘, was irgendetwas mit ‚Erfahrungsgetränktem‘ Weltwissen‘ zu tun hat.
Hält man in diesem Treiben für einen Moment inne und fragt sich, ‚wer‘ denn eigentlich hier ’sucht‘, dann kann man feststellen, dass wir es mit Exemplaren der biologischen Lebensform ‚homo sapiens‘ zu tun haben, die seit ca. 300.000 Jahren auf dem Planet Erde vorkommen, und die — alles deutet darauf hin — ‚biologische Vorläufer‘ haben, die mehrere Millionen Jahren ‚früher‘ — beschreibbar mit Hilfe einer ‚konstruierbaren technischen Zeit‘ — gelebt haben müssen. Auch diese Vorläufer hatten ‚ihre Vorläufer‘, und diese …
Im Lichte der heutigen empirischen Wissenschaften kann man Exemplaren der homo-sapiens Lebensform viele Eigenschaften aufgrund von Beobachten, Vergleichen, Rekonstruktionen, funktionalen Experimenten …. ‚zuschreiben‘. In vielen dicken Büchern findet man lange Listen von solchen Eigenschaften. Ob man nun von den kleinsten biologischen Einheiten, den ‚biologischen Zellen‘ ausgeht — die selbst natürlich noch in viele weitere elementarere Strukturen analysiert werden können –, oder ob man sich das Zusammenspiel dieser Zellen in größeren Strukturen anschaut — Organe, Blutkreislauf, Gehirn, Immunsystem, Energieversorgung, … — man wird einer schwer fassbaren Komplexität begegnen, deren Grundzustand das ‚Prozesshafte‘ ist: kein einziger dieser Mikro- oder Makro-Zustände ist ’statisch‘! Alles befindet sich beständig in ‚Bewegung‘, im Modus des sich ‚Veränderns‘, im ganz Kleinen wie im ganz Großen.
Betrachtet man nicht nur ein einziges — technisch definierbares — ‚Zeitintervall‘, sondern viele Zeitintervalle hintereinander, dann kann man im ‚lebenden biologischen Organismus‘ eine Vielzahl von Veränderungen beobachten, die Mathematiker gerne mit ‚funktionellen Zusammenhängen‘ beschreiben, etwa „Werte einer Art beeinflussen Werte einer anderen Art auf ‚festgelegte Weise'“; so z.B, die Aufnahme von ‚Nahrung‘, deren ‚Zerlegung‘ in wichtige ‚Bestandteile‘, die dann als ‚Energie‘ einzelnen Zellen verfügbar werden, so dass diese dann bestimmte ‚Arbeiten‘ verrichten können. In der Zell-Galaxie eines homo-sapiens Körpers, der etwa so viele Zellen umfasst, wie ca. 450 Galaxien im Format der Milchstraße ‚Sterne‘ haben, gibt es eine schwer fassbare Anzahl solcher funktionaler Zusammenhänge, die zeitgleich, parallel stattfinden, und die sich untereinander — auf bis heute kaum entschlüsselte Weise — beeinflussen können und beeinflussen.
Viele dieser genannten ‚funktionalen Zusammenhängen‘ lassen sich direkt mit ‚empirisch messbaren Eigenschaften‘ von ‚empirischen Substanzen‘ — global ‚Materie‘ genannt — verknüpfen. Dazu gehört u.a. auch jener interessante Prozess, der als ‚Wachstum‘ bezeichnet wird: ausgehend von einer Zelle entstehen ‚im Laufe der Zeit‘ immer mehr Zellen, die miteinander ‚kooperieren‘. Aus einer Zelle werden im ’normalen Betriebszustand‘ an die 37 Billionen (10^12) Zellen gebildet, die zusätzlich ca. 100 Billionen (10^12) — oder mehr — körperfremde Zellen ‚funktional integrieren‘. Die Details dieses gigantischen Wachstumsprozesses sind bislang nur bruchstückhaft erforscht.
Im Laufe der Zeit haben die empirischen Wissenschaften herausgefunden, dass es neben den direkt ‚materiell-indizierbaren‘ Prozessen auch solche gibt, die man an den materiell messbaren Eigenschaften selbst nicht direkt erkennen kann.
Ein Beispiel bieten die funktionalen Prozesse im Kontext von Reproduktionsprozessen, bei denen bestimmte ‚Moleküle‘ mit klar identifizierbaren materiellen Eigenschaften, in einem ‚Prozess‘ vorkommen, in dem neue Moleküle gebaut werden, die nicht isoliert bleiben, sondern sich zu einer ‚funktionellen Einheit‘ organisieren, die wieder eine biologische Zelle repräsentiert. Dabei kann man beobachten, dass Bestandteile der Ausgangs-Moleküle, die ‚materiell identisch‘ sind, je nach ihrer ‚Anordnung‘ im Molekül ganz unterschiedliche ‚Wirkungen‘ auslösen können.[3] Außerdem lösen die spezifischen Anordnungen bestimmter materieller Eigenschaften nicht immer eine entsprechend spezifische Wirkung aus, sondern nur dann, wenn es einen ‚materiellen Kontext gibt‘ — z.B. im Fall der Reproduktion bestimmte andere Moleküle –, der auf die ‚jeweilige Art der räumlichen Anordnung von bestimmten materiellen Eigenschaften‘ reagiert. Ohne diesen ‚funktional komplementären Kontext‘ wird nichts passieren. Es deutet sich also an, dass es die ‚Wechselwirkung‘ zwischen einem bestimmten ‚Ausgangsmolekül‘ (oder auch mehrere davon) und einem bestimmten ‚molekularen Kontext‘ ist, ‚ob‘ und ‚was‘ passiert. Diese Wechselwirkung ist aber erst beobachtbar, wenn sie ’stattfindet‘; die einzelnen Elemente in diesem Wechselspiel ‚für sich genommen‘ zeigen diese Wirkung nicht. Verschiedene Forscher sprechen daher in diesem Fall von einer ‚emergenten Eigenschaft‘. [4]
Das Auftreten solcher emergenter Eigenschaften speziell im Kontext biologischer Organismen stellt die Ausformulierung einer ‚empirischen Theorie‘ vor eine sprachliche Herausforderung: eine ‚gegebene Situation‘ wird — für einen ‚Beobachter‘! — erst dann erkennbar als ‚auslösendes ‚Element‘ für ein ‚emergentes Phänomen‘, wenn ‚zeitlich spätere Phänomene‘ in eine ‚funktionale Beziehung‘ zu ‚zeitlich vorausgehenden Phänomenen‘ gesetzt werden können.[5]
Da in einer realen Situation in der Regel nicht nur zwei klar unterscheidbare Phänomene beobachtbar sind, sondern sehr viele Phänomene gleichzeitig, muss es also ‚im beobachtenden Organismus‘ sowohl eine — wie auch immer geartete — ‚Repräsentation‘ genau jener empirischen Phänomenen geben, die im Rahmen einer ‚emergenten Beziehung‘ einen funktionalen Zusammenhang erkennen lassen, sondern es muss zusätzlich auch eine ‚Repräsentation der spezifischen emergenten Beziehung‘ geben, auf die es dem Beobachter ankommt. Das gleiche ‚auslösende‘ empirische Phänomen kann ja — je nach Kontext — die ‚Wirkung A‘ oder die ‚Wirkung B‘ auslösen. Sofern die Wirkungen A und B hinreichend unterscheidbar sind, kann es Sinn machen, für jede dieser unterscheidbaren Wirkungen eine ’spezifische Wirkbeziehung‘ anzunehmen, die ’sprachlich unterschieden‘ wird.
— noch nicht fertig —
ANMERKUNGEN
[1] Siehe G.Doeben-Henisch, Februar 2023, „chatGPT – Wie besoffen muss man sein?„, https://www.cognitiveagent.org/2023/02/13/chatgpt-wie-besoffen-muss-man-sein/ . Dazu auch: G.Doeben-Henisch, Jan-Februar 2023, „chatGBT. Different Findings„, https://www.uffmm.org/2023/02/23/chatgbt-different-findings/
[2] Siehe den Beitrag G.Doeben-Henisch, 2015, „DIE HERRSCHER DER WELT: MIKROBEN – BESPRECHUNG DES BUCHES VON B.KEGEL – Teil 1“, zu einem Buch von B.Kegel (2015), Die Herrscher der Welt, Wie Mikroben unser Leben bestimmen, Köln: Dumont: https://www.cognitiveagent.org/2015/12/06/die-herrscher-der-welt-mikroben-besprechung-des-buches-von-b-kegel-teil-1/
[3] Eine solche ‚positionsabhängige Wirkung‘ hat viele dazu angeregt, von ‚Information‘ zu sprechen, die im auslösenden Molekül ‚vorhanden sei‘. Dies ist aber möglicherweise eine unglückliche Begriffswahl, nicht nur, weil der Begriff der ‚Information‘ in keiner Weise einheitlich definiert ist. Die Bezugnahme auf Claude Shannon (siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Claude_Shannon) erklärt nur einen Teil des Phänomens, in Verbindung mit dem der Begriff/ die Begriffe ‚Information‘ benutzt wird (siehe z.B.: https://en.wikipedia.org/wiki/Information_content).
[4] Siehe z.B. ‚Emergenz‘ in der wkp-de: https://de.wikipedia.org/wiki/Emergenz
[5] Zum Zeitpunkt der emergenten Wirkung kann das ‚auslösende Phänomen‘ möglicherweise partiell oder ganz schon wieder ‚verschwunden‘ sein.
DER AUTOR
Einen Überblick über alle Beiträge von Autor cagent nach Titeln findet sich HIER.
Diesem Text ging eine philosophische Reflexion zum Buch von Glaubrecht „Ende der Evolution. …“ voraus, insbesondere Teil 2 der Reflexion.[1]
Der erste Elefant
Dabei wurde sichtbar, dass sich all die großen globalen — und auch vielfach dann regionalen — Probleme auf einen ‚Elefanten im Raum‘ zurückführen lassen: auf die Menschheit selbst. Man hat den Eindruck, dass die Menschheit — zumindest teilweise — zu begreifen beginnt, dass es überhaupt globale Probleme gibt, auch, dass wir als Menschen — so richtig klar ist es den meisten dann doch nicht — irgendwie dafür verantwortlich sind, aber über ‚Wunschvorstellungen‘ hinaus, wie es dann doch vielleicht anders sein sollte, kommen wir kaum hinaus. Die tausenden Seiten der internationalen Klimaforschungs Experten kann ein Nicht-Experte ernsthafterweise nicht wirklich verstehen, nur glauben. Und dann ist die Veränderung des Klimas ja nicht das wirkliche Problem (wenngleich unangenehm in seinen zunehmend verheerenden Auswirkungen), sondern eine Folge von anderen Faktoren, die — so deutet es sich an — wir als Menschen weltweit beeinflusst haben und weiter beeinflussen. Aber wer kennt sich tatsächlich aus mit der Bevölkerungsentwicklung global und regional? Wieso und wie beeinflussen die Menschen ein katastrophales Artensterben weltweit? Was heißt dies genau? Wenn tatsächlich — wie behauptet wird — Gase wie z.B. CO2 die Atmosphäre so beeinflussen, dass sie zu einer deutlichen Erwärmung der Erde beitragen, was vielfältige Veränderungen im Gesamtklima und damit auf der Erdoberfläche, in den Ozeanen, in den Wetterphänomenen hat, was bedeutet dies dann für die Biosphäre als Ganze mit der Teilpopulation des homo sapiens? Energie verbrauchen ohne klimaschädliche Gase? Wie? Was ist überhaupt ‚Energie‘? Wie viel brauchen wir davon? Wo nehmen wir sie her? Wie können alle daran teilnehmen? Und was heißt ‚alle‘? Wer sind die ‚alle‘. Wie verträgt sich die tief sitzende ‚Angst vor Fremden und Neuem‘ in den Menschen mit der Vorstellung, dass ‚alle‘ teilhaben sollen? Wer redet hier mit wem? Wie organisieren sich die Menschen regional, national, global, um zu gemeinsamen Sichten und Vereinbarungen zu kommen? Braucht es dafür nicht ein abgestimmtes, koordiniertes Verhalten von allen? Wo kommen die ‚Leitbilder in den Köpfen‘ der Menschen her, die solch ein koordiniertes gemeinsames Handeln ermöglichen? Nur ein kurzer Seitenblick auf die bekannten ‚Weltbilder‘ in den Köpfen der Menschen offenbart, dass es noch immer in allen Nationen stark abweichende Anschauungen darüber gibt, was wichtig ist, wer ein ‚Freund‘ ist, wer ein ‚Feind‘ ist, wie eine ’nationale Zukunft‘ aussehen soll. Menschen werden verfolgt, unterdrückt, gefoltert, getötet; Kriege sind nicht ausgestorben sondern werden mit Begründungen geführt, die bizarr erscheinen. Es gibt Ungleichheiten, die krasser kaum sein könnten.
Der zweite Elefant …
Diese Skizze von Problemstellungen, denen wir als Menschen ausgesetzt sind, ließe sich nahezu beliebig erweitern. Sie deutet aber auf einen zweiten Elefanten im Raum hin: der erste Elefant ist die Menschheit selbst; der zweite Elefant ist das Medium der sprachlichen Kommunikation, die alle einzelnen Gehirne zu einer gemeinsamen Sicht der Welt und — darauf aufbauend — zu einem gemeinsamen koordinierten Verhalten führen kann, aber nicht muss! Wir empfinden es toll, wenn wir uns mit anderen Menschen ‚verstehen‘; es bereitet uns aber schlechte Gefühle vielfältigster Art, wenn wir den Eindruck gewinnen, dass wir uns ’nicht verstehen‘. Ein Nicht-Verstehen, was stattfindet, was andauert, was den Eindruck erweckt, dass es ‚unlösbar‘ sei, kann — und ist es auch meistens — der Ausgangspunkt für negative Gefühle sein, für aggressives Verhalten, für ‚Feindbilder im Kopf‘ sein. Es kann Menschen temporär oder dauerhaft ‚entzweien‘. Statt sich gegenseitig zu helfen, sich aneinander zu freuen, beginnt man sich das Leben wechselseitig schwer zu machen, leidet aneinander, beginnt sich womöglich konkret zu verfolgen und zu bekriegen.
Gibt es noch einen dritten Elefanten?
Wenn man ansatzweise zu begreifen beginnt, was ‚Kommunikation‘ ist, sprachliche Kommunikation, wie sie funktioniert, dann kann eine Ahnung von einem ‚dritten Elefanten‘ entstehen. Jeder hat dies in seinem Alltag schon erlebt und erlebt es vermutlich täglich immer wieder neu; obwohl es Menschen gibt, die man länger kennt, mit denen man sich ‚meistens‘ zu verstehen scheint, mit denen man schon vieles gemeinsam erlebt hat, kann es Situationen geben, in denen plötzlich ein ‚Widerspruch‘ in der Sache entsteht, scheinbar ‚aus dem Nichts‘: A will das eine, B will etwas anderes. Manchmal findet man zu einer ‚Einigung‘, manchmal nicht. Ein festgestellter Unterschied muss kein Problem sein, aber er kann. Und wenn festgestellte Unterschiede sich nicht leicht wieder auflösen lassen — z.B. durch einfaches Akzeptieren des Unterschieds, durch ein Reden miteinander, welches ein neues Verständnis der Sache ermöglicht –, dann kann dieser eine Unterschied wechselseitig zu Anfeindungen, Trennungen, Gewalttätigkeiten führen. Und damit entsteht ein zwischenmenschliches Problem, das Ursache für eine ganze Kette von Problemen ist, die — in der Geschichte — sogar zu Kriegen geführt haben, zu sinnlosen Kriegen, nur weil zwei Menschen plötzlich ‚den Eindruck‘, ‚das Gefühl‘ hatten, es gäbe einen ‚Gegensatz zu einem anderen Menschen‘.
Dieser ‚dritte Elefant‘ residiert ‚im Menschen selbst‘, in seinem ‚Inneren‘, das — was wir heute wissen können — weitgehend ‚unbewusst‘ ist. Das ‚Innere des Menschen‘ — seine Organe mit den Stoffwechselprozessen, sein Gehirn mit dem Nervensystem — arbeitet 24 Stunden durchgehend, ohne dass wir in dem, was wir unser ‚Bewusstsein‘ nennen, davon irgendetwas mitbekommen. Nur ab und zu, ganz punktuell, lässt das Gehirn uns für einen kurzen Moment in unser eigenes Inneres schauen. Wir nehmen etwas wahr und es tauchen dann plötzlich — wie aus dem Nichts — ‚Erinnerungen‘ auf, ‚Assoziationen‘, was uns das Gefühl vermittelt, dass wir das Wahrgenommene ‚kennen‘. Wir schlafen mit einer Problemstellung im Kopf ein und morgens, beim Aufwachen, sehen wir ganz klar eine mögliche Lösung. Wir versuchen als Kinder Schwimmen und Fahrradfahren zu lernen. Am Anfang funktioniert es überhaupt nicht. Aber, wenn wir nicht sofort aufgeben, dann stellt sich nach einiger Zeit die Erfahrung ein, dass wir ‚es können‘. Warum genau wissen wir nicht; wir können es einfach. Bevor ein Mensch zum ersten Mal so richtig ‚verknallt‘ war in einen anderen Menschen, wusste er nicht, dass er solcher Emotionen fähig war, aber dann weiß er/sie/x es. Dann ist klar, dass unsere ‚Inneres‘ so reagieren kann; das gleiche gilt für viele andere Emotionen: Trauer, Wut, Schwermut, Beschwingt sein, sich ‚toll‘ fühlen, usw. Unser Inneres ist — poetisch formuliert — wie ein ‚tiefer Ozean‘, den wir nie ganz ‚durchschauen‘, den wir nie ganz ‚beherrschen‘ können, der umgekehrt aber, uns sehr wohl beherrschen kann und uns täglich beweist, dass wir in unserem täglichen Verhalten fast vollständig von diesem ‚tiefen Ozean in uns‘ dirigiert werden. Nicht allzu viele Menschen sind sich dessen bewusst; wenige nur können mit diesem ‚inneren Ozean‘ bewusst umgehen. Psychologie und Gehirnwissenschaften haben in den letzten 100 bis 150 Jahren viele wichtige Erkenntnisse zu Teilaspekten dieses inneren Ozeans zu Tage gefördert, aber eine voll befriedigende ‚Theorie‘ dazu gibt es noch nicht. Wir setzen hunderte von Milliarden Euro für alle möglichen Forschungsprojekte ein, aber die Erkundung unseres eigenen inneren Ozeans, der uns voll im Griff hat, steht selten auf der Liste. Wir reden von ‚psychischen Erkrankungen‘, wir konstatieren ein starkes Anwachsen von ‚psychischen Störungen‘, Menschen nehmen Unmengen von ‚Medikamenten‘, um sich von empfundenen ‚Störungen ihre inneren Ozeans‘ zu befreien, aber ‚Verstehen‘ tun wir diesen ‚inneren Ozean‘ noch nicht wirklich. Wenn aber der innere Ozean sowohl unser individuelles Leben wie auch unser Miteinander im Alltag, in der Gesellschaft, global so eindringlich stören kann, bis dahin dass wir uns selbst und unseren Planeten gleich mit zerstören, dann kann man sich fragen, warum wir uns nicht endlich mal diesem dritten Elefanten stellen?
Jemand, der eine Reise machen will, sagen wir 1000 km, und dessen Fahrzeug (Bahn, Auto, Motorrad, Fahrrad, …) kaputte Räder hat, wird bekanntlich nicht weit kommen.
Seit dem 12.Januar 2021 hat in diesem Blog eine Serie von Beiträgen begonnen, die sich von allen vorausgehenden Beiträgen unterscheiden (siehe die Übersicht nach Titeln HIER). So, wie wenn zwei Galaxien aufeinandertreffen — etwa Andromeda und Milchstrasse in 2.7 Milliarden Jahren von heute aus — , so existierte mein philosophisches Denken und mein Denken als Computerwissenchaftler und Ingenieur gut 20 Jahre nebeneinander, bis es dann passierte, dass sich die Themen so stark annäherten, dass es schließlich — so sieht es momentan aus — zu einer Art Synthese gekommen ist. Eine Synthese allerdings, die nicht ganz ruckelfrei ist. Die konstruktiven Elemente überwiegen bislang. Dabei ist mir eine Problemstellung aufgefallen, die mir erst jetzt, während des Vorgangs des ‚Synthetisierens unterschiedlicher Paradigmen‘, langsam klar geworden ist (vielleicht noch nicht ganz). Deswegen schreibe ich diese Zeilen.
DESIGN EINES ZIELES
Wenn Ingenieure Probleme lösen, dann folgen sie weltweit einem mehr oder weniger standardisiertem ‚Protokoll‘, das im Englischen Sprachraum das Label ‚Systems Engineering‘ trägt. Im Protokoll wird festgelegt, wie man vom Problem zu einer funktionierenden Lösung kommen kann. Diese Lösungen (Ziele, Visionen, …) sind der zentrale Gegenstand dieser Prozesse. Ob es um ein neues Auto, ein Flugzeug, ein Kraftwerk, um ein Verkehrskonzept, um ein Sicherheitskonzept für einen Stadtteil, um ein Schutzkonzept gegen Wilderer in einem Nationalpark, um Verbesserung der Qualität in einem Krankenhaus geht …, es geht um eine konkrete Lösung innerhalb eines vorgegebenen Rahmens. Dass zur Erreichung dieses Zieles viel Aufwand getrieben werden muß (in Kommunikation, Dokumentation, Recherchen, Entwürfen, Tests usw.) wird vorausgesetzt, ist aber selbst nicht unbedingt Thema des Prozesses. Der Prozess lebt davon, dass der Prozess selbst, das Protokoll, viele Standards, die Rollen der Beteiligten vorausgesetzt wird.
Dies ist die Welt des Engineerings.
Es gibt aber auch noch eine andere Welt, die umfassendere Gesellschaft, innerhalb deren Engineering Prozesse stattfinden können (und sollen).
Diese Gesellschaft folgt keinem einheitlichen Protokoll, sondern ganz vielen Protokollen gleichzeitig, oft verworren oder widersprüchlich. Diese Gesellschaft hat auch Rollen, die — entsprechend der verworrenen Gesamtlage — unterschiedlich und widersprüchlich sein können.
Da heute Gesellschaften aus historischen Gründen immer noch nach ‚Nationen‘ organisiert sind — trotz Verdichtung der Interaktionen zwischen den Nationen, vergrößert sich die Vielfalt — und auch Verwirrung — zusätzlich.
GEMEINSAMES FINDEN EINES WEGES
Angeregt durch das Beispiel der Engineering Prozesse stelt sich die Frage, wie man in den Bereichen außerhalb des klassischen Engineerings Zukunftt planen kann, wenn man (i) die Zukunft grundsätzlich nicht kennt, es (ii) mindestens viele verschiedene Protkolle gibt, nach denen verschiedene Gruppen in einer Gesellschaft — national wie global — vorgehen, und (iii) es eine Vielzahl von — z.T. konfligierenden — Rollen gibt?
Will man nicht — und meistens kann man dies auch nicht — einzelne Rollen von vornherein bevorzugen, sondern akzeptiert man die Vielfalt als gegebenen Ausgangspunkt, dann braucht man ein Protokoll (ein Verfahren, eine Vorgehensweise, …), bei dem alle gleichermaßen mitwirken können, aber so, dass es doch insgesamt ein konstruktiver Prozess ist, der mindestens die Chance bietet, den Ansatz eines Weges in eine — vorher unbekannte — gemeinsame Zukunft aufzuzeigen.
Obwohl dieser allgemeine Weg der Zielfindung im Kern einem Engineeringprozess ähnelt — und vielleicht im weiteren Verlauf in mindestens einen Engineering-Prozess münden kann — unterscheidet er sich dennoch markant.
Applied Collective Man-Machine Intelligence by Design [ACM2ID]
Das ‚Applied‘ ist hier besonders wichtig: es geht nicht nur um irgendwelche Gedanken oder eine Theorie, sondern darum, dass diese Überlegungen eine reale Praxis sein können, eine praktische Form, wie wir alle miteinander das, was wir haben an Ideen, Erfahrungen, an Motiven … teilen, und zwar in einer Form, die von sich aus (by design) Zukunft sichtbar und überprüfbar macht.
Alles andere führt ins Chaos und zum baldigen Untergang angesichts eines Planeten und eines Sonnensystems, die ihren eigenen Gesetzen folgen. Dass Menschen bereit sind, für ihre Überzeugungen freiwillig in den Tod zu gehen, deutet an, zu was wir fähig sind, wenn wir wollen. Aber warum diese Fähigkeit des Menschen dazu vergeuden, zu zerstören, statt aufzubauen? Miteinander etwas aufzubauen war und ist die größte Herausforderung die wir als einzelne und dann als Gemeinschaft meistern können. Das Wunder des Lebens ist keineswegs ein zufälliges Nichts. Es ist das größte Wunder im gesamen bekannten Universum; vielleicht zu ungeheurlich für viele, es zu begreifen… Intelligenz schützt nicht automatisch vor Dummheit …
DER AUTOR
Einen Überblick über alle Beiträge von Autor cagent nach Titeln findet sich HIER.
Im vorausgehenden Beitrag wurde das Kommunikations- und Planungs-Programm oksimo vorgestellt und mit einem ersten einfachen Beispiel begonnen. Dieses wird in diesem Text weiter entwickelt, um weitere Aspekte des oksimo Paradigmas zu illustrieren. Das ganze Beispiel zeigt einen einfachen linearen Prozess ohne Wiederholungen auf.
IN RICHTUNG ZIEL
Im vorausgehenden Beitrag wurde als Letztes ein erstes Ziel in Form einer Vision eingeführt.
Gerd ist nicht hungrig.
Dies bedeutet, der Prozess ist im Lichte dieses Ziels zu Ende/ am Ziel, wenn eine Situation/ ein Zustand S vorliegt, in dem es heißt: Gerd ist nicht hungrig. Der bislang erreichte Zustand S war wie folgt:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Man muss sich also überlegen, was kann die Person Gerd unternehmen, damit sie nicht mehr hungrig ist. Unter der Vielfalt der möglichen Maßnahmen tendiert die Person Gerd dazu, ganz schlicht, etwas zu Essen, was es bei dem Griechen um die Ecke gibt. Dazu muss er aber erst mal beim Griechen um die Ecke ankommen und etwas bestellen, damit er etwas essen kann. Also versuchen wir das mal. Dazu editieren wir eine neue Regel:
BestellungGriechen1:
[{'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'Gerd bestellt ein Gyros.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}]
Die Regel benutzt als Bedingung die Aussage, dass Gerd zum Griechen um die Ecke geht, bringt dann die neue Feststellung ins Spiel, dass er ein Gyros bestellt, und dass die bisherige Feststellung verschwinden soll, dass er zum Griechen um die Ecke geht. Überprüfen wir, was jetzt passiert. Wir starten eine neue Simulation:
Die Zutaten für die neue Simulation sind dieses Mal eine echte Vision V, der bisherige Ausgangspunkt S und zwei Regeln.
Enter maximum number of simulation rounds
6
Your vision:
{'Gerd ist nicht hungrig.'}
Round 1
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.'}
Applied rule:
[{'Gerd ist hungrig.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'none'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Round 2
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Applied rule:
[{'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'Gerd bestellt ein Gyros.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
Set S given:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
Applied rule:
[{'Gerd ist hungrig.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'none'}]
Set S after Remove:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Round 3
Set S given:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Applied rule:
[{'Gerd ist hungrig.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'none'}]
Set S after Remove:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Set S after Union:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Set S given:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Applied rule:
[{'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'Gerd bestellt ein Gyros.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}]
Set S after Remove:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Save Simulation [S], Rerun simulation? [R] or exit [leave blank]:
6
WIEDERHOLUNG EINER REGEL
Schaut man sich den Verlauf der Simulation an, dann verläuft Runde 1 wie gedacht. In Runde 2 kann man aber beobachten, dass zwar die neue Regel zum Einsatz kommt (das Gehen zum Griechen um die Ecke führt zu einer Bestellung…), aber die erste Regel wird auch nochmals angewendet. Dies führt zu einer Wiederholung des Gehens zum Griechen. Wirkt irritierend, ebenso auch in Runde 3.
VARIATION IN DER ABFOLGE DER REGELANWENDUNG
Hier wird zudem noch Folgendes sichtbar: die Reihenfolge der Regelanwendung kann variieren. In Runde 1 ist die Abfolge der Regelanwendung (2,1), in Runde 3 ist die Abfolge (1,2).
Der Hintergrund für die variierende Abfolge in der Anwendung der Regeln liegt darin, dass zum gleichen Zeitpunkt nur eine Regel bearbeitet werden kann. Ist aber zum gleichen Zeitpunkt mehr als eine Regel anwendbar (in der Realität: mehrere Ereignisse gleichzeitig), dann wird dies hier so gelöst, dass alle in einer Runde anwendbaren Regeln per Zufall sortiert werden und dann in dieser zufälligen Abfolge abgearbeitet werden, allerdings alle in ein und derselben Runde.
Ein Ergebnis dieser zufälligen Abarbeitungs-Ordnung ist, dass Regeln, die sich in ihren Wirkungen untereinander beeinflussen können, auf diese Weise in ihren Wechselwirkungen sichtbar werden können. Da man Simulationen wiederholen kann, kann man auf diese Weise feststellen, ob die unterschiedlichen Variationen immer die gleichen Ergebnisse liefern oder sich unterscheiden.
KEINE WIEDERHOLUNG EINER REGEL?
Die Wiederholung einer Regelanwendung kann grundsätzlich erwünscht sein (wir werden später solche Fälle betrachten), aber es gibt Fälle, wo man dies nur eingeschränkt wünscht. Im Falle der Maßnahme, zum Griechen um die Ecke zu gehen, ist dies ein vorübergehendes Ereignis, um etwas bestellen zu können und es macht keinen Sinn, es immer wieder zu wiederholen. Im Falle unserer Körperwelt gibt es Abfolgen von Ereignissen, die nicht umkehrbar sind. Will man die Aktivierung der Regel 1 (Wenn Gerd hungrig ist,…) einschränken, dann kann man dies u.a. dadurch erreichen, dass man die Bedingung selektiver macht. Dies ist aber nur möglich, wenn man auch die Beschreibung der Ausgangssituation verfeinert. Aktuell wird für die Ausgangssituation ja nur festgestellt, dass die Person Gerd hungrig sei, und dieser Zustand dauert natürlich solange an, bis die Person Gerd etwas gegessen hat. Es stellt sich dann die Frage, welche zusätzliche Eigenschaft könnte/ sollte die Ausgangslage haben, so dass sie nach dem Losgehen zum Griechen eine andere ist als zuvor?
Eine Möglichkeit besteht darin, die Ausgangslage zu verändern. Zusätzlich zur Feststellung, dass die Person Gerd hungrig ist kann man noch festhalten, dass Gerd beschließt, zum Griechen um die Ecke zugehen.
Your final state document is now:
Name: GerdHungrig2
Expressions:
Gerd ist hungrig.
Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.
Entsprechend kann man jetzt die Veränderungsregel in ihrem Bedingungsteil verfeinern:
Summary:
Rule:ZumGriechen2
Conditions:
Gerd ist hungrig.
Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.
Probability:
1.0
Positive Effects:
Gerd geht zum Griechen um die Ecke.
Negative Effects:
Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.
Der Trigger, der in der vorausgehenden Version die zweite Regel wiederholt ausgelöst hatte, ist jetzt eliminiert, da der Beschluss zum Griechen zu gehen, mit der Ausführung wieder verschwindet.
Enter maximum number of simulation rounds
6
Your vision:
{'Gerd ist nicht hungrig.'}
Round 1
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.'}
Applied rule:
[{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Round 2
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Applied rule:
[{'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'Gerd bestellt ein Gyros.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Round 3
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None> 6
Damit scheint das Ziel schon in greifbarer Nähe zu sein. Jetzt müsste man nur noch feststellen, dass Gerd das Gyros isst und dadurch keinen Hunger mehr hat.
Summary:
Rule:HungerGestillt4
Conditions:
Gerd bestellt ein Gyros.
Probability:
1.0
Positive Effects:
Gerd isst das Gyros.
Gerd ist nicht hungrig.
Negative Effects:
Gerd ist hungrig.
Gerd isst das Gyros.
Gerd bestellt ein Gyros.
Mit der neuen Regel wird positiv festgestellt, dass Gerd das Gyros isst und danach nicht mehr hungrig ist. Zugleich werden Merkmale der alten Situation gelöscht. Damit sollte es möglich sein, das Ziel zu erreichen.
Enter maximum number of simulation rounds
6
Your vision:
{'Gerd ist nicht hungrig.'}
Round 1
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.'}
Applied rule:
[{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'Gerd beschliesst, zum Griechen um die Ecke zu gehen.'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Round 2
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Applied rule:
[{'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'Gerd bestellt ein Gyros.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Round 3
Set S given:
{'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.'}
Applied rule:
[{'Gerd bestellt ein Gyros.'}, {'Gerd isst das Gyros.', 'Gerd ist nicht hungrig.'}, {'Gerd bestellt ein Gyros.', 'Gerd ist hungrig.', 'Gerd isst das Gyros.'}]
Set S after Remove:
set() /* 'set()' bedeutet, dass die Menge leer ist */
Set S after Union:
{'Gerd isst das Gyros.', 'Gerd ist nicht hungrig.'}
100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
{'Gerd ist nicht hungrig.'}
Round 4
100.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
{'Gerd ist nicht hungrig.'}
Save Simulation [S], Rerun simulation? [R] or exit [leave blank]:
6
Das Ziel findet sich zu 100% im aktuellen Zustand.
FORTSETZUNG 2
Weitere Fortsetzungen gibt es nicht in diesem Blog sondern in dem neuen Blog oksimo.org im Kontext der oksimo Software.
DER AUTOR
Einen Überblick über alle Beiträge von Autor cagent nach Titeln findet sich HIER.
Wenn verschiedene Experten (Bürger, …) beschließen, ihre Erfahrungen, ihr Wissen im Dienste von Zielen auszutauschen und mit Blick auf ein Gelingen dieser Ziele gemeinsam nach Wegen suchen, wie dies gelingen könnte, dann kann dieses Vorhaben recht schnell anspruchsvoll werden, so anspruchsvoll, dass die Beteiligten das Gefühl haben, sie verlieren den Überblick. Dies wäre schade, da wir es als Bürger natürlich schaffen sollten, ein Stück gemeinsamer Zukunft auch tatsächlich soweit klären zu können, dass wir wissen, ob es geht und unter welchen Randbedingungen.
Genau für dieses gemeinsame Gelingen wurde in den letzten Jahren von Philosophen, Informatikern und Sozialwissenschaftler mit Unterstützung von Bürgern einer Stadt mit 15.000 Einwohnern und Studierenden von zwei Universitäten nicht nur ein theoretisches Modell entwickelt, wie man dabei vorgehen könnte bzw. sollte, sondern seit Herbst 2020 auch eine neuartige Software, die solche Experten, die dies konkret versuchen, praktisch unterstützen soll. Die Entwicklung dieser Software steht zwar noch am Anfang, aber das erste Grundmodul kann schon benutzt werden. Die Bedienung dieser Software wirkt auf den ersten Blick noch recht archaisch, bietet aber schon ungewöhnlich innovative Eigenschaften.
In diesem — und in einigen weiteren – Text(en) wird anhand einfacher Beispiele gezeigt, wie diese Software die Überlegungen von realen Experten unterstützen kann.
KOLLEKTIVE INTELLIGENZ
In einer Gruppe von Experten*innen hat jeder einzelne individuelle Erfahrungen, individuelles Wissen, aber — typischerweise — so, dass dieses Wissen sich nicht vollständig überlappt: jeder weiß um Dinge, die der andere nicht notwendigerweise kennt. Dazu kommen noch die unterschiedlichen Fähigkeiten, aus gegebenem Wissen Folgerungen zu ziehen oder gar neue, alternative Konfigurationen zu denken. Zusätzlich gibt es unterschiedliche emotionale Einschätzungen von Situationen, also insgesamt eine Vielfalt Gedanken, Fakten, Einschätzungen und Vorgehensweisen, die sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln könnten.
Jede Gruppe hat ihr eigenes Kreativ-Potential. Aus dem Alltag wissen wir, dass dieses Potential in den meisten Fällen nur zu einem geringen Teil genutzt wird. Die Gründe dafür sind vielfältig, entscheidend ist die Wirkung: von — sagen wir — 100% Möglichkeiten der gesamten Gruppe werden geschätzt nur 10-20% genutzt.
In einem ganz anderen gesellschaftlichen Kontext, wo es anscheinend um nichts geht, haben sich seit vielen Jahrhunderten, ja, eher sogar Jahrtausenden, einfache Regeln ausgebildet, wie man einen maximal großen Möglichkeitsraum absichern kann. Gemeint ist der Bereich der Spiele: jene Verhaltensweisen, die im Prinzip freiwillig sind, die Spaß machen sollen, wo es interessanterweise überwiegend ums Gewinnen geht (wenn man von reinen Rollenspielen absieht), und wo klar ist, dass alle Beteiligten die gleichen Chancen haben müssen, sonst wird keiner mitspielen.
Was sich im Bereich der Spiele extrem bewährt hat, findet im übrigen Alltag wenig bis gar nicht statt. Umso mehr Geld es geht, um so mehr versucht man diese Prozesse zu regeln, zu Hierarchisieren,so dass von gleichen Chancen kaum gesprochen werden kann. Dazu kommt, dass in industriellen, in wirtschaftlichen, aber auch in politischen Prozessen so viele Vorgaben zu berücksichtigen sind, dass es vor lauter Vorgaben nicht leicht ist, die wenigen freien Räume für kreative Innovationen zu identifizieren und zu gestalten.
Idealerweise muss man also einen Kompromiss finden zwischen Rahmenbedingungen (= gesetzten Vorgaben) und einem möglichst offenen Prozess.
PROZESSFORM PLANSPIEL
Bei der Entwicklung der Rahmentheorie wie auch bei der Entwicklung der Software für ein gemeinsames kreatives Suchen und Konstruieren einer möglichen Zukunft war neben dem allgemeinen Systems-Engineering und dem Mensch-Maschine Paradigma (siehe dazu [6]) insbesondere das Konzept des Planspiels sehr einflussreich (siehe dazu z.B. [3], [4], [5], [7], [8]). Dieses Konzept ist viele Jahrhunderte alt, findet in immer mehr gesellschaftlichen und Wissens-Bereichen Anwendung, und umfasst typischerweise die folgenden Komponenten:
Experten entwickeln ein Planspiel.
Die Experten selbst oder andere spielen das ausgearbeitete Planspiel.
Die Erfahrungen beim Spielen werden ausgewertet.
Aufgrund der Auswertung wird das Spiel möglicherweise modifiziert.
(1) – (4) kann vollständig oder teilweise wiederholt werden
Der entscheidende kreative Akt findet offensichtlich bei der Konstruktion des Spiels statt. Hier kann die volle Breite der Erfahrungen, des Wissens, der Emotionen der beteiligten Experten samt den akzeptierten Rahmenbedingungen einfließen.
Die aktuelle Version der oksimo Software vom 3.Januar 2021 bietet im Kern vier Komponenten an:
In der Visions [V] Komponente kann man beliebige Ziele und beliebige sonstige Rahmenvorgaben formulieren.
In der Situations [S] Komponente — auch Zustands (= state) Komponente genannt — kann man beliebig viele Ausgangssituationen beschreiben, auch gerne parallel.
Die dritte Maßnahmen [X] Komponente ermöglicht die Erstellung eines Katalogs von Veränderungs-Regeln, die als Aktionen, Handlungen, oder Ereignisse eine gegebene Situation S in mindestens einer Eigenschaft so abändern, dass eine neue Situation als Nachfolge-Situation S‘ entsteht.
Der Simulator [SIM] hat zwei Realisierungsweisen: (i) Im passiven Modus wendet er die Maßnahmen auf die jeweils aktuelle Situation an und wertet dann aus, wie viel Prozent der im Visions-Dokument aufgezählten Ziele und Vorgaben in der jeweils aktuellen Situation schon umgesetzt wurden. Danach arbeitet er weiter, bis 100% Umsetzung erreicht wurden oder ein anderes Stopp-Signal erfüllt wurde. (ii) Im aktiven Modus fragt der Simulator in jeder Runde angemeldete Spieler, welche der vereinbarten Regeln Sie jetzt wie anwenden wollen.
Bis auf weiteres betrachten wir nur Beispiele, die mit dem passiven Simulationsmodus arbeiten.
ALLTAGSSPRACHE – DEUTSCHE SPRACHE
Zu Beginn dieses Blogeintrags heißt es ja zum Kontext, dass „… verschiedene Experten (Bürger, …) beschließen, ihre Erfahrungen, ihr Wissen im Dienste von Zielen auszutauschen …“. Austausch verweist auf Kommunikation, und die mit Abstand wichtigste Form von Kommunikation ist sprachliche Kommunikation. Es gibt bekanntlich viele Sprachen, die auf diesem Planeten benutzt werden.[10] Eine Grundsatzentscheidung für die zu benutzende Software ist, dass die Anwender keine spezielle Programmiersprache lernen müssen, sondern einfach ihre gewohnte Alltagssprache wie gewohnt benutzen können.[11]
ZUR SYSTEMATIK DER BEISPIELE
Da die Anzahl der möglichen Beispiele praktisch unendlich ist, soll hier eine einfache Systematik als Orientierungsrahmen für die ersten Beispiele dienen.
Wie im vorausgehenden Schaubild aufgezeigt wird, sind die wesentlichen Komponenten die V-, S- X- und SIM-Komponenten. Ihr Zusammenspiel ermöglicht die Erarbeitung und den Test von komplexen dynamischen Prozessen, beschrieben in Alltagssprache.
Die nachfolgenden Beispiele folgen folgender Ordnung:
Einfache Zustandsbeschreibungen [S]
Einfache Veränderungsregeln [X]
Die Anwendung von einfachen Veränderungsregeln X auf einfache Zustände S mittels des Simulators X
Die Einbeziehung von einfachen Visionen (Zielen, Vorgaben) [V]
Durch die Einbeziehung von Visionen (und Vorgaben) wird eine Richtung in den Prozess eingeführt und ein Bewertungsmaßstab; dadurch kann der Simulator nach jeder Runde feststellen, wie viel % von der gesetzten Vision schon erreicht wurde.
DIE SOFTWARE: OKSIMO
Wie schon oben erwähnt bekam die Software den Namen ‚oksimo‚ in Erinnerung an ein gleichnamiges Projekt des Autors vor 12 Jahren.[9] Aktuell gibt es eine Internetseite oksimo.com, über die man sich einloggen kann (bislang nur ausgewählte Testpersonen/ -Gruppen).
EINFACHE ZUSTANDSBESCHREIBUNG S
Alle folgenden Beispiele benutzen die deutsche Alltagssprache. Man könnte aber genauso gut Englisch, Französisch, Italienisch … benutzen. Der Software ist dies egal …
Das erste Beispiel nehmen wir aus dem Alltag. Was jeder Mensch täglich irgendwie immer wieder mal erlebt, ist ein Hungergefühl. Unsere Beispielperson heißt Gerd und wir nehmen einfach mal an, dass sie sich gerade in dieser Situation befindet: Gerd ist hungrig. Das geben wir ein:
Wir belassen es erst mal bei dieser lapidaren Feststellung, dass Gerd hungrig ist, und überlegen, was kann Gerd jetzt tun, um sein Hungergefühl zu bedienen. Da Gerd nicht dafür bekannt ist, dass er freiwillig fastet, wird er versuchen, etwas zu Essen zu bekommen. Im Beispiel wird angenommen, Gerd befindet sich auf dem Gelände der FUAS (Frankfurt University of Applied Sciences). Und nehmen wir an — wir sind Optimisten –, dass die Corona Einschränkungen zumindest einen Straßenverkauf zulassen. Es gibt da nämlich direkt bei der FUAS einen sehr beliebten Griechen, der so etwas anbietet.
EINFACHE VERÄNDERUNGSREGEL X
Man muss der Regel einen Namen geben, hier ‚ZumGriechen1‘. Dann muss man eine Bedingung angeben, wann diese Regel aktiv werden soll. In unserem Beispiel heißt es ja ‚Gerd ist hungrig.‘. Also nehmen wir diese Eigenschaft als Bedingung für unsere Regel im Sinne von ‚Wenn Gerd hungrig ist, dann …‘.
Die Sache mit der Wahrscheinlichkeit ist aktuell noch ein ‚Fake‘. Man muss zwar eine Zahl zwischen 0 (= 0 %) und 1 (= 100%) eingeben, aber diese Zahl wird noch nicht ausgewertet. Also kann man irgendeine Zahl eingeben. ‚1‘ ist OK, da die Regel bislang tatsächlich immer angewendet wird, wenn die Bedingung erfüllt ist.
Der Positive Effekt (Eplus) besagt, dass alles, was unter positiver Effekt gelistet wird, durch den Simulator dem aktuellen Zustand S im Übergang zum Nachfolgezustand S‘ hinzugefügt werden wird, also in unserem Fall die Aussage Gerd geht zum Griechen um die Ecke.
Der negative Effekt (Eminus) ist das genaue Gegenteil von Eplus: Alles, was hier aufgelistet wird, wird von dem aktuellen Zustand S im Übergang zum Nachfolgezustand S‘ weggenommen. Im Beispiel wird nichts weggenommen. Man kann dies dadurch ausdrücken, dass man einfach nichts eingibt oder dass man, wie der Autor dies tut, ausdrücklich das Wort ’none‘ eingibt. Dieses (englische) Wort hat in diesem Kontext keinerlei Bedeutung, macht aber kenntlich, dass keine Eingabe vorliegt.
SIMULATION MITTELS SIMULATOR SIM
Ein einzelner Zustand und eine einzige Veränderungsregel sind — für sich genommen — zwei tote Gegenstände. Denkt man sich aber einen Kontext, in dem ein Zustand S im Lichte einer Veränderungsregel X zu einem Nachfolgezustand S‘ umgeändert werden kann, dann haben wir das Fragment eines dynamischen Prozesses vorliegen, durch den der Zustand S und die Veränderungsregel X plötzlich eine Bedeutung innerhalb eines Prozesses bekommen. Probieren wir dies aus.
Mit der Nummer ‚6‘ können wir eine neue Simulation auswählen und auf Nachfrage vom Simulator als Ausgangszustand den Zustand GerdHungrig1 eingeben und als einzige Regel die Regel mit Namen ZumGriechen1.
Wie Sie als Leser sicher bemerken, kommt in der Auflistung der Zutaten für die Simulation auch noch die Vision DummyVision vor, obwohl wir ja bislang noch gar keine Vision verfasst haben. Dieses Phänomen klärt sich dadurch auf, dass (i) der Simulator standardmäßig eine Vision verlangt, da er nur dann eine Bewertung für einen aktuellen Zustand abgeben kann. Für experimentelle Zwecke — wie jetzt hier — wollen wir aber noch gar nicht bewerten. Für diesen Zweck hat der Autor zuvor (ii) ein Visions-Dokument mit dem Namen DummyVision erstellt mit dem Nichtssagenden Inhalt ‚VVVVV‘.
Damit kann man die Simulation starten. Da man im allgemeinen Fall nicht ausschließen kann, dass eine Regelkonstellation vorliegt, die die Simulation länger laufen lässt als man vielleicht wünscht, kann man eine maximale Rundenzahl — hier 3 — eingeben. Spätestens bei Erreichung dieser Rundenzahl wird die Simulation stoppen.
Enter maximum number of simulation rounds
> 3
Your vision:
{'VVVVV'}
Round 1
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.'}
Applied rule:
[{'Gerd ist hungrig.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'none'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.'}
Set S after Union:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
NoneRound 2
Set S given:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Applied rule:
[{'Gerd ist hungrig.'}, {'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}, {'none'}]
Set S after Remove:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Set S after Union:
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
0.00 percent of your vision was achieved by reaching the following states:
None
Ausgehend von dem Ausgangszustand
{‚Gerd ist hungrig.‘}
erzeugt die Anwendung der Veränderungsregel in der ersten Runde den neuen Zustand
{‚Gerd ist hungrig.‘, ‚Gerd geht zum Griechen um die Ecke.‘}
In der zweiten Runde verändert sich nichts mehr. Die Simulation stoppt.
FORTSETZUNG MIT VISION
Man könnte jetzt beliebig fortsetzen. Um dem ganzen eine kleine Richtung zu geben, könnten wir jetzt doch eine erste Vision hinzufügen. Da Gerd offensichtlich stark auf seinen Hunger hört (für ‚Vielfraß‘ gibt es den lateinischen Fachausdruck ‚gulo gulo‘) definieren wir als Vision kurzerhand, dass der erwünschte Zustand heißt: Gerd ist nicht hungrig. Also:
Your final vision document is now:
Name: GerdNHungrig1
Expressions:
Gerd ist nicht hungrig.
Damit ist klar, dass der bislang erreichte Zustand
{'Gerd ist hungrig.', 'Gerd geht zum Griechen um die Ecke.'}
Noch nicht das gewünschte Ziel V enthält.
Wie können wir das Ziel erreichen?
Dies — und vieles mehr — wird in der Fortsetzung beschrieben.
QUELLENANGABEN
[1] Kollektiver Intelligenz als Leitbegriff, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Intelligenz
[2] Quantenverschränkung als zentraler Begriff der Quantenmechanik, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Quantenverschr%C3%A4nkung
[3] Gerd Doeben-Henisch, 30.November 2019, PLANSPIELE für MEHR BÜRGERBETEILIGUNG. Entwurf. Version 1.2, https://www.cognitiveagent.org/wp-content/uploads/2019/11/planspiel-v1-2.pdf
[4] Dietmar Herz und Andreas Blätte, 2000, Simulation und Planspiel in den Sozialwissenschaften. Eine Bestandsaufnahme der internationalen Diskussion. LIT Verlag, Münster – Hamburg – London
[5] Stefan Rappenglück and Andrea Petrik, 2017, Handbuch Planspiele in der politischen Bildung. Number 81 in Politik und Bildung. Wochenschauverlag, Schwalbach
[6] Gerd Doeben-Henisch, 12.Januar 2021, Ingenieure und das Glück, https://www.cognitiveagent.org/2021/01/14/ingenieure-und-das-glueck-online-vortrag-vom-12-1-2021/
[7] Gerd Doeben-Henisch, 2.Januar 2020, Review of Cathy Stein Greenblat’s book ’Designing Games and Simulations.An Illustrated Handbook’, (1988). A Review from the Point of View of the DAAI Paradigm, https://www.uffmm.org/wp-content/uploads/2019/06/review-greenblat-1988-1-2.pdf
[8] Cathy Stein Greenblat, 1988, DESIGNING GAMES and SIMULATIONS. An Illustrated Handbook. Sage Publication
[9] oksimo Software, älteres Projekt um [2009]. Die Absicht damals war ähnlich, aber das Software-Konzept war völlig verschieden: https://de.wikipedia.org/wiki/Oksimo
[10] Liste der gesprochenen Sprachen, Wikipedia [DE]: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_meistgesprochenen_Sprachen
[11] Gerd Doeben-Henisch, 29.Januar 2021, SPRACHSPIEL und SPRACHLOGIK – Skizze. Teil 1, https://www.cognitiveagent.org/2021/01/29/sprachspiel-und-sprachlogik-skizze-teil-1/
In einem kürzlichen Beitrag in diesem Blog mit dem — für die meisten — nichtssagenden Titel REAL-VIRTUELL. Ein Einschub [1] hatte ich speziell jene beiden Sachverhalte herausgearbeitet, die im Kontext der biologischen Evolution die fundamentalen Innovationen beschreibt, die mit dem homo sapiens — also mit uns — auf diesem Planeten stattgefunden haben. Während der heutige Mainstream von publizierten Ideen sich eher dem Gedanken hinzugeben scheint, dass das mit dem Menschen auf dieser Erde wohl doch keine so gute Idee war, dass dieser homo sapiens eher unendliche Probleme statt lebbare Situationen schafft, dass er gegenüber den — laut Marketinggetöse — sagenumwobenen intelligenten Maschinen schon jetzt ausgedient habe, legt eine nüchterne Betrachtung der strukturellen Eigenschaften des homo sapiens im evolutionären Kontext eine Perspektive frei, die sehr wohl nicht nur eine ganz andere Deutung zulässt, sondern sie letztlich erzwingt.
VIEL LICHT – VIEL SCHATTEN
Die beiden grundlegenden Eigenschaft der homo sapiens Lebensform, (i) Realität in Virtualität zu transformieren, und (ii) Virtualität im Innern des einen Organismus mit der Virtualität in einem anderen Organismus koordinieren zu können, diese Eigenschaften sind fudamental anders als alles, was es bis dahin — immerhin mit einer Vorgeschichte von ca. 3.5 Milliarden (10^9) Jahren — gab und bis heute gibt. Durch die Existenz des homo sapiens kann das gesamte biologische Leben auf der Erde sich selbst auf eine neue Stufe katapultieren, in einer Weise, die die bisher erforschten kognitiven Problemräume um Dimensionen übersteigt.
Wie aber jeder leicht feststellen kann, kommen diese neuen fundamentalen Eigenschaften des Lebens nicht zum Nulltarif. Ein Blick zurück in der Geschichte wie auch in unserer globale Gegenwart zeigt unmissverständlich, dass wir als homo sapiens ein großes Problem haben: wir könnten zwar — im Prinzip — gemeinsam unvorstellbar mehr erkennen als je zuvor; wir könnten unvorstellbare weitreichende Taten vollbringen — bis hin zur Umgestaltung selbst des ganzen Universums — als homo sapiens haben wir begleitend zu diesen unfassbar neuen Handlungsmöglichkeiten aber eine strukturelle Schwachstelle: die Virtualität unserer individuellen Weltbilder begünstigt den individuellen Glauben, nur weil man im eigenen Kopf ein Weltbild hat, kontinuierlich befeuert durch das eigene Gehirn, habe man auch schon ein richtiges und ein vollständiges Bild von der Welt.
Zwar könnte jeder leicht überprüfen, dass dies so nicht stimmen kann, aber de facto wachsen Menschen so auf, dass sie eher glauben, dass das Bild in ihrem Kopf auf jeden Fall das richtige und vollständige Bild ist. Und wie wir leicht sehen können, ist die Geschichte der Menschheit voll davon, dass Menschen alleine und gemeinsam die verrücktesten Ideen zu Leitbildern für ein richtiges Leben erhoben haben und immer noch erheben.
Die einzige Möglichkeit, sich gegen diese strukturelle Schwäche zu wappnen, den Irrtum der Massen so klein wie möglich zu halten, geht nur über eine Kultur des minimalen Irrtums. Damit ist der Sachverhalt angesprochen, dass die individuelle Schwäche in der Struktur eines homo sapiens Organismus nur dadurch überwunden werden kann, dass man die neue Stärke des Schwarms, der Population aktiviert, dass man durch spezifische Formen einer gemeinsamen Koordinierung gemeinsame Kommunikations- und Handlungsformen kultiviert, die einen kontinuierlichen gemeinsamen Abgleich der individuellen Virtualität mit der umgebenden Realität und der Realitäten der eigenen Virtualität ermöglicht.
KULTUR DES MINIMALEN IRRTUMS
Ziel müsste es sein, eine Kultur des minimalen Irrtums aufzubauen, zu praktizieren, die den individuellen Schwächen einen konstruktiven Gegenpart bieten kann.
Die bisherigen Ansätze einer empirische Wissenschaft und von demokratischen Gesellschaftsformen deuten in die richtige Richtung, aber die reale Praxis weltweit zeigt unmissverstänlich gravierende Schwächen auf. Im Alltag wirken diese Mechanismen noch viel zu wenig. Ideale Bilder erzeugen nicht automatisch eine entsprechend reale Praxis. Wenn jeder beliebige Schwachsinn flächendeckend mehr Anerkennung finden kann als mühsam erarbeitete Wahrheiten ist klar, dass wir noch in einem sehr labilen Zustand leben.
FUNDAMENTAL FREI
Für die Gestaltung einer Kultur des minimalen Irrtums ist allerdings zu berücksichtigen, dass wir es — wie in dem Beitrag Gedanken und Realität. Das Nichts konstruieren. Leben Schmecken. Notiz [2] dargelegt — im Falle des biologischen Lebens mit einem fundamentalen Freiheitsprozess zu tun haben. Die politischen und geisteswissenchaftlichen Konzepte von Freiheit sind nur schwache Abbilder dieser grundlegenden Freiheit, die dem Phänomen des Biologischen voraus geht: wie die Quantenmechanik zeigen kann (nicht muss, da Interpretationsabhängig und die wiederumn ruht in der Freiheit…), ist die Grundverfasstheit aller bekannten Realität ihre grundlegende Unbestimmbarkeit durch ihre Potentialität. Dieser grundsätzliche Sachverhalt schlägt auf allen Komplexitätsebenen durch, also auch in allen Formen biologischer Komplexität. Über Atome, Moleküle, Zellen, Zellverbände, Organismen konkretisieren sich zwar die Randbedingungen dieser Freiheit immer mehr, aber die grundlegende Freiheit ist fundamental für alle jemals denkbare Randbedingungen.
Wenn also das biologische Lebens als Ganzes und die Lebensform des homo sapiens als Teil davon grundsätzlich über eine Fundamental-Freiheit verfügen, dann gibt es zu jeder positiven Handlungsmöglichkeit immer auch eine negative Handlugsmöglichkeit. Potentiell können wir Wunder vollbringen, aber auch das schlimmste Grauen verbreiten. Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif.
Zur aktuellen Lage könnte man sehr wohl sagen, wir stehen — wie immer — ganz am Anfang von …. man wird sehen.
INTERESSANTE KOINZIDENZ
Das im obigen Text beschrieben generelle Schema einer Kultur des minimalen Irrtums hat nahezu unendliche viele mögliche konkrete Ausformungen. Ein Grundsatzartikel von Prof. Vardi, dem vormaligen Chefradakteur der Communications of the ACM (die ACM ist die größte Vereinigung von Informatikern weltweit) in der aktuellen Ausgabe der Communications [3] scheint mir aber erwähnenswert. Er analysiert in diesem Beitrag die offensichtlichen Unzulänglichkeiten des bisherigen wissenschaftlichen Publikationssystems der Informatik (wobei sich diese Beobachtungen sicher bei vielen anderen Disziplinen in gleicher Weise bestätigen lassen würden) und stellt heraus, dass dieses systemische Versagen sich nicht durch heroisches Verhalten einzelner Individuen beheben lässt — er kritisiert dabei ein verbreitetes kulturelles Muster in der US-Amerikanischen Kultur –, sondern nur durch eine kollektive Anstrengung, wie sie gerade durch die gesamte ACM möglich wäre. Und in der Tat, die Leitung der ACM bereitet eine entsprechende Arbeitsgruppe vor.
[3] Moshe Y.Vardi, Reboot the Computing-Research Publication System, Communications of the ACM, Januar 2021, Vol.64, Nr.1, S.7: https://cacm.acm.org/magazines/2021/1/249441-reboot-the-computing-research-publication-systems/fulltext
DER AUTOR
Einen Überblick über alle Beiträge von Autor cagent nach Titeln findet sich HIER.