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MENSCHENBILD IM WANDEL – Vortrag 24.Nov.2011

In Ergänzung zu diesem Block findet ein öffentlicher Vortrag statt:

Vortragsankündigung

GOTT MISSBRAUCHEN

(1) Insofern es ‚Gott‘ als ‚Erstes‘, ‚Höchstes‘, ‚Lebenswertestes‘ usw. gibt, ist die Art und Weise, wie Menschen über dieses ‚Erste‘, ‚Höchste‘ usw. reden, nicht ganz egal. Es ist eine reale Möglichkeit, dass Menschen über ‚Gott‘ in einer Art und Weise reden, die die Sache ‚Gottes‘  ‚falsch‘ darstellt. Es ist eine reale Möglichkeit, dass Menschen ihre individuellen Bilder  und Interessen haben, die NICHT die Sache Gottes sind, und dass diese Menschen etwas ganz und gar Falsches und Schlechtes als die Sache Gottes vorgeben.

(2) Insofern ‚Gott‘ der ‚Schöpfer‘ von allem ist, kann man das ‚Ganze‘, zu dem zwangsläufig auch das Universum gehört, nicht gegen Gott ausspielen! Wer sich für den REALEN Gott interessiert, der muss sich auch für das REALE Universum interessieren. Das Wissen um das Universum, das Wissen um die REALE Welt, kann in keiner Weise gegen Gott gerichtet sein, sondern ist ein solches Wissen, das das ‚wahre Wesen‘ Gottes in diesem Bereich (der möglicherweise nur ein Teil ist) ‚enthüllt‘.

(3) Wer ‚Gott‘ suchen will, muss sich davor hüten, den ‚falschen‘ Bildern hinterher zu laufen, muss sich vor den ‚falschen‘ (natürlicherweise ’selbsternannten‘) Propheten hüten. Nur weil einer behauptet, ‚über Gott‘ zu sprechen, muss er nicht wirklich ‚im Namen Gottes‘ sprechen; nur weil jemand besonders ‚laut‘ und ‚radikal‘ auftritt, ist er nicht automatisch ein ‚wahrer‘ Verkünder. Salbungsvolle Worte, das Drücken auf die Tränendrüsen, stimmungsvolle Inszenierungen, das Einfordern von Hab und Gut, die Einschränkungen von persönlichen Freiheiten, das Verbieten anderer Denkweisen, der Appell an eine formale Autorität, das Schlecht-Reden anderer Menschen, all dies sind Gegebenheiten, die mehr als nur besondere Aufmerksamkeit fordern.

(4) Natürlich kann es passieren, dass Menschen ‚über Gott‘ sprechen und diese sind subjektiv sogar der Meinung, dass das, was sie sagen, auch ‚wirklich wahr‘ sei (obwohl es tatsächlich falsch ist). Dies ist ein schwieriger Fall. Woran können diese Menschen ‚erkennen‘, dass ihr ‚Bild von Gott‘ falsch ist? Sind Sie sich selbst bewusst, dass Sie sich selbst ‚irren‘ können?

(5) Wir als Menschen sind zwar einerseits ein unauflöslicher Teil des umspannenden Phänomen des Lebens auf dem Planeten Erde, wir weisen aber auch die Besonderheit auf, dass unsere Körper ein Gehirn besitzen, das uns in die Lage versetzt, kontinuierlich (und ‚vollautomatisch‘) ‚Bilder‘ von uns selbst und der umgebenden Welt zu haben. Diese Bilder –soviel wissen wir heute– sind nicht die Welt selbst, sondern –wie das Wort schon sagt– sind ‚Bilder‘, ‚Konstruktionen‘ unseres Gehirns auf der Basis der Ereignisse, die unsere Sinnesorgane von den Ereignissen ‚außerhalb‘   und ‚innerhalb‘ unseres eigenen Körpers liefern. Für einfache Verhaltensweisen (wie z.B. sich richtig bewegen) sind diese Bilder ausreichend geeignet. Für kompliziertere Sachverhalte sind diese Bilder schnell ‚unscharf‘, ‚missverständlich‘, ‚falsch‘.  Wer ernsthaft daran interessiert ist, dass diese seine eigenen Bilder von der Welt (und sich selbst) möglichst wenig ‚falsch‘ sind, ist herausgefordert, sich darum zu kümmern, wie er sich selbst vor der ‚Falschheit seiner eigenen Bilder‘ ’schützt‘.

(6) Die grundlegende Herausforderung besteht darin, dass jeder die ‚automatisch erstellten Bilder‘ ‚in seinem eigenen Kopf‘ auf auch für andere nachvollziebare, transparente Weise mit den Gegebenheiten seines eigenen Körpers und den Gegebenheiten außerhalb seines Körpers  ‚vergleicht‘. In manchen Fällen ist dies einfach (z.B. bei der Frage, ob das Geld für alle eingekauften Lebensmittel ausreichend ist), in anderen Fällen kann dies beliebig schwierig werden (dreht sich die Erde um die Sonne oder die Sonne um die Erde; ist das Elektron eine Welle oder ein Teilchen….). Von daher ist es vielleicht kein Zufall, dass sich das, was wir neuzeitliche Wissenschaft nennen, erst mit dem Jahrhundert Galileis so langsam zu entwickeln begann und es mehrere hundert Jahre gebraucht hat, bis die sogenannten Methoden der empirischen Wissenschaften ansatzweise ‚global‘ bekannt sind und auch angewendet werden. Dass aber selbst mehr als 400 Jahre nach Galilei  mindestens die Hälfte aller Menschen diese Methoden immer noch nicht wirklich kennt und verstanden hat und diese sogar als ‚Bedrohung‘ der eigenen Bilder von der ‚Welt‘ und von ‚Gott‘ empfindet, zeigt, wie schwer wir Menschen uns tun, die Besonderheiten unseres menschlichen Wissens soweit zu verstehen, dass wir verstehen, warum und wie unser aktuelles Wissen immerwährend gefährdet und vom Ansatz her eher falsch als richtig ist (und zwar gerade da und dort, wo es ‚interessant‘ wird).

(7) Dass jemand ‚falsche‘ Bilder in seinem Kopf mit sich herum trägt ist von daher wahrscheinlicher als dass er ‚richtige‘ Bilder hat. Den ‚wahrheitsliebenden‘ Menschen (Philosoph = philos, sophia = Freund der Weisheit) kann man vor diesem Hintergrund daran erkennen, dass er um seine grundsätzliche und andauernde ‚Bedrohung‘ durch ‚falsche‘ Bilder weiß und er grundsätzlich offen dafür ist, sich von anderen ‚Rat‘ zu holen, sich mit anderen abzustimmen, seinen Wissen immer und immer wieder neu bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu überprüfen. Ein wahrer Philosoph würde NIEMALS behaupten, er sei im Besitz der Wahrheit!!!, weil er weiß, dass ‚wahre Wahrheit ein kontinuierlicher Prozess der Annäherung der subjektiven Bilder an die Gegebenheiten jenseits des Gehirns ist, und dieser Prozess ist solange unvollendet, als wir Erkenntnissuchende in diesem konkreten Körper mit diesem konkreten Gehirn sind.

(8) Solange Menschen um diese ihre ‚ihnen innewohnende‘ Unvollkommenheit wissen, sich aber gegenseitig wert schätzen und sich wechselseitig helfen, die individuellen Unvollkommenheiten durch gemeinsame Verständigung ‚auszugleichen‘, sind Menschen zu erstaunlichen Erkenntnissen und darauf aufbauenden (komplexen) Handlungen fähig. Das Gebäude der neuzeitlichen Wissenschaft mit der damit verwobenen Technologie und vielfältigsten ökonomischen, sozialen, politischen, kulturellen und sonstigen Leistungen ist atemberaubend (insbesondere, wenn man dies auf einer Zeitachse betrachtet und sieht, wie viele tausende, zehntausende und gar hundert tausende Jahre nichts Vergleichbares stattgefunden hat). Verkennen wir Menschen  aber unsere individuellen Grenzen und Unvollkommenheiten, dann verfestigen sich Fehler, Unvollkommenheiten, Falschheiten, verstärken sich sogar und führend zwangsläufig zu falschen Bildern, nicht selten dann sogar zu Unheil.

(9) Die ‚Liebe zur Wahrheit‘ (wahre Philosophie) verlangt also aufgrund der Art und Weise, wie wir Menschen ‚gebaut‘ sind, dass wir nicht nur um unsere eingebauten Grenzen und Unvollkommenheiten wissen, sondern dass wir auch  mit diesen Grenzen und Unvollkommenheiten in der rechten Weise umgehen. Es gibt KEIN EINZIGES BILD (kein einziger Gedanke) in unserem Kopf, der einfach AUS SICH HERAUS ‚wahr‘ ist. ALLE unsere Bilder (Gedanken) sind Konstruktionen unseres Gehirns, die letztlich (am besten mehrfach, und immer wieder) überprüft werden sollten. In diesem Zusammenhang führt ‚Selbstverliebtheit‘, ‚Eitelkeit‘, ‚Hochmut‘ und dergleichen mehr direkt und unweigerlich in die ‚Nacht der falschen Bilder‘.

(10) Es gab –und gibt– immer wieder Menschen, die an das ‚Wunder der direkten umfassenden Wahrheit‘ glauben. Sie glauben (‚Intuition‘, ‚Genie‘, ‚Offenbarung‘,…), sie könnten den langen beschwerlichen Weg der Erkenntnis, bei dem jeder allen anderen ‚dient‘ (und damit umgekehrt von allen anderen sehr viel bekommt) durch etwas ‚Wundersames‘ umgehen; durch den ‚großen Trick‘, durch das ‚Wunder schlechthin‘, durch ‚Magie‘, durch ‚Zauber‘, usw. Dies alles scheint –nach heutigem Wissen–  falsch zu sein.

(11) ALLE Menschen sind ‚Blüten‘ am ‚Baum‘ des Lebens auf dem Planeten Erde, wo schon die materielle Struktur dieses Lebens das bisherige menschliche Begreifen überfordert und bislang nur Raum für grenzenloses Staunen und Wundern läßt. Das Durchdringen der erkennbaren materiellen Strukturen und ihrer atemberaubenden Dynamik von ’scheinbarer Planlosigkeit‘ hin zu immer komplexeren Strukturen, die jeder mathematischen  ‚Zufälligkeit‘  ‚zuwiderlaufen‘, dieses ‚geistige Durchdringen‘ in Richtung eines ‚tieferen‘ und ‚umfassenderen‘ Verstehens hat bislang kaum begonnen. Viele (die meisten?) Menschen sind noch so sehr mit den ‚alten‘ und ‚falschen‘ Bildern in ihrem Kopf beschäftigt, dass sie die atemberaubende Perspektive eines umfassenden Lebensprozesses noch nicht einmal ansatzweise wahrgenommen haben. Manche reden von ‚Gott‘ als dem ‚Schöpfer‘ von allem, haben sich aber noch nie mit der Schöpfung so beschäftigt, dass Sie zu ahnen beginnen könnten, wie ‚in‘ und ‚hinter‘ dem Allem die ewige Präsenz des wahren Schöpfers spürbar wird, der soweit all unseren kleinlichen und unvollkommenen Bilder des Lebens übersteigt, dass das Reden eines einzelnen Menschen über ‚den‘ Schöpfer zwangsläufig zu einer Karikatur zu werden droht, die mehr ‚falsch‘ als ‚wahr‘ ist.

(12) Es gehört zum Geheimnis des Lebens, dass der einzelne angesichts des großen Ganzen wie ‚Nichts‘ erscheint, dass aber das große Ganze ohne jeden einzelnen tatsächlich Nichts ist…..

(13) Ein weiteres Geheimnis ist, dass niemand gezwungen ist, die Wahrheit zu suchen (eine Form von ‚Freiheit zur Unwahrheit’…); ohne die Wahrheit kann das Leben auf dem Planeten Erde allerdings untergehen….

WIR SIND NICHT NICHTS — Oder: Zur Ethik des Lebens

(1) Die meisten Menschen haben wenigstens einmal im Leben in den nächtlichen Sternenhimmel geschaut. manche vielleicht mit einem Fernglas oder einem Teleskop verstärkt….Der Blick in dieses Meer an Sternen, Sonnen, Galaxien kann verwirren. Milliarden von Sonnen sollen da draußen sein. Ein beständiges Kommen und Gehen noch heute. Wir, am Rande der Milchstraße, eine von vielen Millionen Galaxien, auf der Flucht voreinander, seit 13 oder mehr Milliarden Jahren…Wen beschleicht da nicht das Gefühl einer großen Verlorenheit, eine Winzigkeit in einem schier unendlichen Raum, wo kein noch so lautes Lachen das Vakuum des Weltraums überwinden kann, das uns allenthalben umgibt….

(2) Ein Resümee dieser Art von Betrachtung kann sein: Wir sind buchstäblich ‚Nichts‘. Die Wahrheit aber ist: Wir sind nicht Nichts!

(3) In dem Moment in dem einer diese meine Worte liest, muss er sich sagen, dass er ‚lebt‘; nur deswegen kann er diese Worte lesen.

(4) Dass jemand ‚lebt‘ bedeutet, dass er  einen ‚Körper‘ hat, der weit mehr als 100 Milliarden Zellen hat, wo jede Zelle in sich ein kleiner Kosmos ist mit einer Komplexität, die bis heue noch nicht vollständig erforscht ist. Viel wichtiger noch: diese Zellen sind selbst ‚lebendig‘: unfassbar viele chemische Prozesse finden in ihnen statt, in jedem Moment. Sie tauschen ‚Botschaften‘ aus, sie koordinieren ihre Prozesse. Sie formen unterschiedliche Funktionseinheiten von einer Komplexität, die sich dem Begreifen bislang weitgehend widersetzt. Die Physiologen sprechen von ‚Organen‘ (Leber, Niere, Herz, Blutkreislauf, Gehirn, Immunsystem,….), aber das Wort ‚Organ‘ sagt so gut wie garnichts; eher verdeckt es das ungeheuerliche Geschehen, was sich hier kontinuierlich ereignet. Außerdem, beständig sterben Zellen auch wieder ab und neue bilden sich; ein ‚Kommen‘ und ‚Gehen’….Kein einzelner Mensch kann bislang umfassend begreifen, was hier geschieht. Es gibt nicht nur ‚Galaxien da draussen‘, es gibt solche ‚Galaxien‘ auch  ‚in uns’……

(5) Zudem, ein biologisches Lebewesen ‚entsteht‘: es beginnt als eine einzige Zelle, die anfängt, sich zu teilen, immer mehr, unaufhaltsam; gleichsam ‚aus dem Nichts‘ entsteht etwas, ein Symphonie an Zellen, die sich in einem besonderen ‚Rhythmus‘ teilen, aber nicht ‚planlos‘, sondern einer ‚inneren Stimme‘ in Form von chemischen Regeln folgend, die mehr und mehr eine ‚Ordnung‘ erkennen lassen, mehrere Ordnungsebenen, aufeinander aufbauend, jede dieser über hundert Milliarden Zellen weiß, ‚was sie zu tun hat’….

(6) Diese Entstehung ‚lebender Strukturen‘ läuft den Gesetzen der Physik bis zu einem gewissen Grad zuwider. Nach dem Gesetzt der Entropie soll sich die Energie in einem geschlossenen System auf Dauer ausgleichen. Die Bildung eines lebenden Systems ist aber das genaue Gegenteil: an einem bestimmten Punkt im System wird Energie in Form von Zellverbänden ‚angehäuft‘, ‚verdichtet‘. Die Physik hat dafür noch kein Gesetz. Fakt ist aber, dass dies im großen Maßstab geschieht; es muss also ‚Gesetze‘ geben, die dies beschreiben. Die Physik läßt uns hier bislang im Stich.

(7) Wir wissen heute, dass es bis zur Entstehung unseres Sonnensystems mit der Erde und dem Mond ca. 10 Mrd Jahre gebraucht hat; weitere ca. 3.5 Mrd Jahre hat es gedauert, bis das Lebens aus ersten RNA- und DNA-Molekülen sich bis zur heutigen Form ‚hochgearbeitet‘ hat. Zeiträume, die für uns, die wir bislang ca. 50-70 Jahre im Schnitt leben, jenseits aller Vorstellungskraft sind. Und dennoch, die entscheidende Botschaft ist, dass wir mit unserem unglaublich fantastischem Körper nur deshalb existieren, weil wir Teil eines umfassenden gigantischen  Prozesses sind, innerhalb dessen sich Miliarden unterschiedlichster biologischer Körper in Form von Tieren, Pflanzen, Mikroben, Bakterien usw.  als eine ‚Arbeitsgemeinschaft‘ auf dem Planet Erde so eingerichtet hat, dass jeder auf seine Weise Energie aus der Umgebung entzieht und wiederum Energie dem anderen in irgendeiner Weise ‚zuspielt‘, sehr oft zum Preis des eigenen ‚Todes‘! Kein Körper kann alleine existieren! Leben heißt ‚per se‘, dass man aus anderem Leben hervorgegangen ist und dass man nur im Zusammenspiel mit anderen Lebensformen selber leben kann!

(8) In dem Masse, wie einem diese Zusammenhänge klar werden, verliert der einzelne seine ‚isolierte Winzigkeit‘ sondern es wird deutlich, dass es tatsächlich in erster Linien nur ein einziges großes Projekt gibt, das planetenumspannende Projekt Leben, das alle Tiefen (Erdreich, Ozeane) und Höhen (Luftschichten Atmosphäre) umfasst, das auf dem Prinzip der ‚Weitergabe von Generation zu Generation‘ beruht, das an ‚Extremen‘ (Hitze, Kälte, Trockenheit) geschult wurde, und das auf Effizienz basiert, da alle Ressourcen grundsätzlich knapp sind (dass wir ‚Menschen‘ als selbsternannte ‚Ego-Idioten‘ in der Lage sind, in wenigen Jahrtausenden alles zu zerstören, was in vielen Milliarden Jahren aufgebaut wurde, soll hier jetzt kein Thema sein).

(9) Obgleich schon die bisherige Betrachtungsweise viele Hinweise liefert, die den Gedanken unterstützen, dass wir als Teil des ‚Projektes Leben‘ Teil von etwas sind, das Milliarden Jahre  überdauern kann und dazu einen kompletten Planeten bis zu einem gewissen Grad verändern konnte –und wir in diesem Sinne keinesfalls ‚Nichts‘ sind–, ist dies noch nicht die ganze Geschichte. Denn, alle diese wunderbaren Eigenschaften, die uns am Beispiel der biologischen Strukturen  ins Auge fallen, kommen ja wiederum nicht aus dem ‚Nichts‘, sondern gründen darauf, dass  die Bestandteile von Molekülen, die Atome, selbst keine ’neutralen, blassen Nichtse‘ sind sondern in sich eine reiche –wiederum höchst komplexe– Struktur besitzen, die so ist, dass jedes Atom –bildlich gesprochen– ein Bündel von spezifischen Eigenschaften verkörpert, verschiedene ‚Farben‘, die nach bestimmten ‚vorgegebenen Gesetzen‘ (!) auf unterschiedliche Weise in ‚Wechselwirkung‘ treten. Atome als Atome können ’nicht Nichts‘ sein in dem Sinne, dass Sie die anderen Atome nicht ‚wahrnehmen‘ würden; ein Atom ist quasi dazu ‚verurteilt‘, mit einem anderen Atom in Wechselwirkung zu treten. In diesem Sinne sind Atome keine ‚geschlossenen‘ Systeme, sondern ‚offene‘ Systeme: sie tauschen zwangsläufig Eigenschaften aus und formen so systemische Einheiten ‚oberhalb‘ der Organsationsebene ‚Atom‘. Dies bedeutet, was immer wir an Atomverbindungen vorfinden bis dahin, dass wir Moleküle haben, die RNA- und DNA-Moleküle bilden können, diese Verbindungen  quasi ‚erzwungen‘ sind aufgrund der Eigenschaften, die einzelne Atome ‚charakterisieren‘. Dies bedeutet, in dem Moment wo es überhaupt solche Atome gibt wie jene, die unser Universum charakterisieren, in dem Moment ist der Weg zu komplexeren Einheiten angelegt.  Dass es bislang in dem uns bekannten Weltall nur einen einzigen Ort gibt, an dem diese ‚Kondensierung von komplexen lebensfähigen Strukturen‘ tatsächlich stattgefunden hat, zeigt –unbeschadet der Möglichkeit, dass wir noch woanders im Weltall irgendwann Lebensformen finden können– dass diese Lebensform, von der wir ein Teil sind, etwas extrem Seltenes ist! In anderen Zusammenhängen sprechen Menschen gerne davon, dass etwas ‚kostbar‘ sei und man deswegen dafür ein ‚hohen Preis zu zahlen bereit wäre‘. Im Falle des biologischen Lebens im Weltall, das an Kostbarkeit kaum zu überbieten ist, verhalten wir uns bislang eher als grenzenlose ‚Verächter‘ und treten es (und damit uns selbst) in  einer Weise mit Füßen, die kaum zu überbieten ist.

(10) Es wird heute immer noch die Meinung vertreten, dass es aufgrund der Größe des Weltalls mit höchster Wahrscheinlichkeit noch an vielen anderen Stellen im Universum Leben gibt und dass dieses Leben auch ganze andere Formen haben könnte als jene, die wir bislang kennen. Angesichts der immer mehr bekanntwerdenden Komplexität von Leben und der Entwicklung des Lebens auf der Erde in diesem Sonnensystem in dieser unserer Galaxie ist die mathematische Wahrscheinlichkeit, dass ein ähnlich komplexer Prozess irgendwo anders auch nochmals stattfinden konnte statistisch so gering ist, dass die angeführte Größe des Universums dafür mathematisch keinen Ausgleich liefern kann. Was den  anderen Punkt mit der möglichen anderen Form von Leben betrifft, so läßt die bis heute bekanntgewordene Struktur der Atome keine anderen Molekülformen zu; wenn sich Moleküle bilden, dann nur die, die bislang bekannt geworden sind. Auch wenn die mathematischen Modelle zur Beschreibung von Atomen statistischer Natur sind, die letztlich wirkende ‚Eigenschaftsstruktur‘ der Atome ist nicht ‚beliebig‘ sondern eher deterministisch und –sofern sich überhaupt komplexere Lebensformen bilden– der ‚Bootstrapping‘-Prozess von Leben ist damit weitgehend vorgezeichnet (wenn er gelingt).

(11) Völlig offen ist, welche Formen Leben annehmen kann, wenn es –wie auf der Erde geschehen– sich bis zur Struktur von modellhaftem Denken, symbolischer Kommunikation, Selbstbewusstsein ‚hochgearbeitet‘ hat und durch  Verfügbarmachung geeigneter Werkzeuge (Technologien)  auf die Struktur der Materie ‚zurückwirken‘ kann; Genetik und Kernphysik bilden den Ausgangspunkt zu Organisationsformen, die es so noch nie gab. Allerdings weiß auch bislang niemand, in welche Richtung die Entwicklung gehen sollte. Die Menschen sind bislang noch so sehr mit sich selbst, lächerlichen Alltagsproblemen oder gegenseitiger Vernichtung beschäftigt, dass kaum Potential verfügbar ist, die eigentliche ‚Mission Leben‘ in Angriff zu nehmen.  Eine erste Bewährungsprobe entsteht in den nächsten 25 Jahren z.B. dann, wenn die Weltbevölkerung die verfügbaren Ressourcen in Punkto Ernährung überschritten haben wird. In ein paar Millionen Jahren wird der Mond die Erde tanzen lassen, weil er sich dann weit genug von der Erde entfernt hat; sollten wir das in den Griff bekommen (im Prinzip nicht unmöglich) bleiben dem Leben noch ein paar hundert Millionen Jahre, bis die Sonne alles zum Verdampfen bringen wird; auch dies ist prinzipiell nicht unlösbar (auch wenn man sich angesichts unserer heutigen Alltagsformen und alltäglichen Vorstellungswelten nicht so recht vorstellen kann, wie eine solche Mentalität dies in den verfügbaren Zeiträumen schaffen soll).

Selbstbewusstsein – Bewusstseinsinhalte – Schlüssel zur Welt

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062

31.Dezember 2009
URL: cognitiveagent.org
Email: info@cognitiveagent.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de

(1) Wenn wir davon ausgehen, dass das Selbstbewusstsein eine Funktion des Gehirns ist, dann muss mit jedem wahrnehmbaren Aspekt des Selbstbewusstseins ein neuronaler Prozess korrelieren (Üblicherweise spricht man bei Phänomenen des Selbstbewusstseins von ‚mentalen‘, ‚phänomenalen‘, ‚psychischen‘ oder ‚geistigen‘ Phänomenen).

(2) Da die gleiche Funktion von unterschiedlichen Strukturen realisiert werden kann muss die Zuordnung von  ‚geistigen‘ Phänomenen zu korrelierenden neuronalen Strukturen nicht eindeutig sein.

(3) Viele Fakten sprechen dafür, dass die ‚mentalen‘ Phänomene nicht einer einzelnen neuronalen Struktur zugeordnet sind, sondern sehr vielen verschiedenen neuronalen Strukturen gleichzeitig.

(4) Die konkrete aktuelle Zusammensetzung jener neuronalen Substrukturen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt mit dem  ‚Selbstbewusstsein‘ korrelieren, ist ‚dynamisch‘, d.h. sie verändert sich beständig, abhängig von körperlichen Zuständen und wahrgenommenen Umgebungsmerkmalen.

(5) Neben den veränderlichen physiologischen und sensorisch erfassbaren Umweltzuständen ist das Gehirn grundsätzlich ‚lernfähig‘; dadurch verändert sich das Gehirn beständig und ist zu keinem Zeitpunkt im gleichen Zustand wie vorher.

(6) Bis zum Tod des Trägerorganismus ist das Gehirn ferner dem ‚ontogenetischen‘ Prozess unterworfen; dies impliziert Wachstumsprozesse, die niemals vollständig zum Stillstand kommen.

(7) Die individuelle Ontogenese ist eingebettet in die ‚Phyologenese‘ der betreffenden Art. Diese beinhaltet evolutionäre Elemente, die zur Veränderung des grundlegenden genetischen Bauplans mit beitragen.

(8) Zu keinem Zeitpunkt sind alle neuronalen Substrukturen gleichzeitig im Selbstbewusstsein präsent.

(9) Was Inhalt des Selbstbewusstseins sein kann hängt von seinen verschiedenen ‚Modi‘ ab: ‚Wachzustand‘, ‚Schlafzustand‘, ‚Träumen‘, ‚Meditieren‘, “Ekstase‘, und vieles mehr. Alle diese verschiedenen Bewusstseins-Modi weisen charakteristische reproduzierbare Eigenschaften auf, durch die sie sich unterscheiden lassen.

(10) Abhängig von den verschiedenen Bewusstseinsmodi ändern sich die ‚Bewusstseinsinhalte‘.

(11) Während schon im Wachzustand der ‚Schluss‘ von einem bestimmten ‚Bewusstseinsinhalt‘ auf eine ‚Eigenschaft der umgebenden Welt‘ nicht unproblematisch ist und immer überprüft werden muss, stellt sich die Frage des Zusammenhanges zwischen einem Bewusstseinsinhalt und einer darüber hinausweisenden (transzendenten) Realität jenseits des Bewusstseins im Falle der anderen Bewusstseinsmodi  verschärft. Selbst schon die Frage, welchem Bewusstseinsinhalt welcher körperliche Vorgang korrespondieren kann ist in der Regel nicht leicht zu beantworten.

(12) Die Fähigkeit des Gehirns, zu ‚lernen‘, indem Wahrnehmungsmaterial zu allgemeineren Mustern (Modellen) verarbeitet werden, die zu späteren Zeitpunkten benutzt werden können, um aktuelle Wahrnehmungsmuster zu ‚interpretieren‘, ist einerseits eine große Hilfe, kann aber auch zur ‚Last‘ werden, wenn aktuelle Wahrnehmungsmuster ‚falsch‘ gedeutet werden (dies bezieht sich sowohl auf ‚Deutung‘ der ‚umgebenden‘ Welt wie auch auf Deutungen des ‚Ich‘, d.h. des ‚eigenen Organismus‘).

(13) In den ‚Inhalten‘ des Bewusstseins zusammen mit den ‚Formen des Auftretens‘ reproduzieren sich die grundlegenden ‚Verarbeitungsweisen‘ der zugrunde liegenden neuronalen Strukturen. Diese waren –aus der Innensicht des Bewusstseins– immer wieder Gegenstand erkenntnistheoretischer Analysen im Rahmen der klassischen Philosophie (z.B. Descartes, Locke, Hume, Kant, Berckeley, usw.). Besonders die Überlegungen von Kant in seiner ‚Kritik der reinen Vernunft‘ erscheinen auf der Basis der modernen Hirnforschung und Neuropsychologie in neuem Licht.

(14) Während eine Aufklärung dahingehend, wie welche neuronale Strukturen alle diese komplexen mentale Phänomene erzeugen können sicher mehr als spannend ist (und ganz in den Anfängen steckt), kann diese interessante Problemstellung möglicherweise aber ablenken von der viel fundamentaleren Fragestellung, warum und wieso sich diese komplexen geistigen Strukturen aus den bekannten materiellen Strukturen ‚herausbilden‘ können und was dies wiederum für das Ganze des Kosmos sagt.

(15) Nachdem die modernen Wissenschaften die klassischen Ausdrucks- und Interpretationsformen der religiösen Erlebnis- und Erfahrungsformen der Menschheit einige zeit ‚hinter sich‘ gelassen hatte, scheint es nun so zu sein, dass es gerade die ‚vorderste Front‘ der modernen Wissenschaften ist, die die Fragen nach dem ‚Gesamtzusammenhang‘ des Kosmos mit einem ‚innewohnenden geistigen Prinzip‘ von neuem geradezu aufzwingt: diese mögliche neue ‚Kosmologie‘ nimmt dabei die ‚alte‘ ‚theologia naturalis‘ in sich auf und macht die lang gepflegte Gegenübersetzung von ‚Wissenschaft‘ und ‚Theologie‘ obsolet. Visionen wie die von z.B. Teilhard de Chardin –wenngleich mit Modifikationen– könnten eine nachträgliche Rechtfertigung bekommen.

(16) Das gern gepflegte Stereotyp von der ‚ich-zentrierten westlichen Rationalität‘ gegenüber der ‚ich-freien östlichen Spiritualität‘ würde in diesem Zusammenhang auch als überholt eingeordnet werden innerhalb eines dynamischeren Konzeptes von ‚Bewusstsein‘, ‚Geist‘ und ‚Materie‘ (zumal auch innerhalb der westlichen Mystik (jüdisch, christlich und muslimisch!) die ‚Auflösung‘ des ‚Ich‘ innerhalb einer dynamischen Einheit von ‚Schöpfer und Geschöpf‘ schon immer bekannt war, wenngleich von der institutionalisierten Religion in Form von institutionellen Hierarchien  mehr unterdrückt als gefördert wurde).

(17) Audio-Datei: Hier

Consciousness as part of the brain

Some soundexperiment from the past …

Die direkte Fortsetzung zu diesem Beitrag findet sich HIER.

Hinter den Phänomenen

Journal: Philosophie Jetzt – Menschenbild, ISSN 2365-5062

21.Dezember 2009
URL: cognitiveagent.org
Email: info@cognitiveagent.org

Autor: Gerd Doeben-Henisch
Email: gerd@doeben-henisch.de

(1)Das, was ein Mensch als erstes von der Welt bewusst erlebt, das sind die Zustände seines Bewusstseins (Consciousness)
(2)Das Bewusstsein ist eine Funktion des Gehirns, das Teil eines Körpers ist.
(3)Der Körper hat eine lange Geschichte hinter sich (Evolution).
(4)Ein Körper integriert viele komplexe Organe, die aus komplexen Substrukturen bestehen, die letztlich auf der Integration von vielen Zellen beruhen.
(5)Zellen repräsentieren komplexe Organisationen von Molekülen.
(6)Moleküle sind komplexe Organisationen von Atomen
(7)Atome sind Abstraktionen von komplexen Strukturen mit subatomaren Partikeln
(8)Der Bereich der subatomaren Partikeln läßt sich mit allgemeinen Gesetzen beschreiben (Materie, Energie, Symmetrien…)
(9)Eines der bekannten Gesetze ist das Gesetz der Entropie.
(10) Die Bildung von Strukturen, die über Atome hinausgehen, repräsentieren lokale Ordnungen, die der Entropie widersprechen.
(11) Oberhalb der Molekülstrukturen gibt es Strukturen (DNA), die Informationen repräsentieren und die als ‚Bauanleitungen‘ funktionieren können.
(12) Das, was wir als ‚Leben‘ bezeichnen, widerspricht allen bislang bekannten Gesetzen des Universums (wir kennen möglicherweise noch zu wenig(e)).
(13) Jenseits der DNA gibt es mehr und mehr komplexe Strukturen, die eine dynamische  Kodierung von Informationen erlauben.
(14) Eine Struktur der Informationsrepräsentation und -verarbeitung is das Gehirn. Seine Komplexität  widersetzt sich bislang unserer Fähigkeit, sie zu verstehen.
(15) Eine Eigenschaft des Gehirns ist der Raum des bewussten Erlebens, der sich beständig verändert.
(16) In der Interaktion von menschlichen Gehirnen haben sich Formen ausgebildet, die Artifakte beinhalten, die wir ‚Kultur‘ nennen.
(17) Die Formen des Lebens sind vielfältig, und bilden eine Kette von Emmanationen, die eher andeuten als enthüllen.
(18) Audio-Datei: Hier

The Emergence of Life

Die direkte Fortsetzung findet sich HIER.